Kapitel 23


Kapitel 23

Oben Tristan / Stone Sour „Wicked Game"

Damian

Nach dem Luzifer mir das alte Buch in den Schoß gelegt hatte kreisten meine Gedanken unablässig um die prophetischen Worte.

Einst wird die Tugend die Sünde finden. Beide Sprössling eines Erzengels. Der eine schillernd hoch im Himmelreich, der Andere tief gefallen in Ungnade zu seinem Schöpfer. Ihre Kinder werden das zerrissene Band neu knüpfen mit Liebe und Hingabe...

Tristans Vater meinte es wären die verrückten Prophezeiungen eines wahnsinnigen Mönches aus dem achten Jahrhundert nach Christie. Völlig vereinsamt schrieb er diese Worte in einem abgelegenen Kloster in den Pyrenäen, nachdem seine Brüder alle der Pest zum Opfer gefallen waren. Niemand schrieb seinen Worten auch nur einen Funken Bedeutung zu. Kannte mein Vater diese Schrift? Das musste ich Luzifer unbedingt fragen.

Was kam noch? Als nächstes würde er mir noch mitteilen Ganesha wäre meine Großmutter. Aber was machte das mit Tristan und mir? Im übertragenen Sinne waren wir Cousins, unsere Väter waren auf eine verrückte Art Brüder. Ihre Ähnlichkeit sprach Bände, auch wenn es nur ihr Äußeres betraf und nicht ihren Charakter.

Ein lauter Knall erschreckte mich, als ich grübelnd in dem einsamen dunklen Gästezimmer lag. „Tiefer Adrian..." hörte ich Julians weiche Stimme, gefolgt von einem weiteren Schlag. Holz traf auf die gegenüber liegende Zimmerwand. Die an Adrians Schlafzimmer grenzte. „Oh verdammt härter, lass dich gehen..." keuchte der hübsche Blondschopf wie von Sinnen. Der Dämon antwortete ihm mit einem animalischen Knurren. Nun war das aufeinandertreffen von Haut zu hören und trieb mir die Schamröte ins Gesicht.

„Härter härter härter... oh verdammt das fühlt sich so guuuut an." schrie Julian voller Leidenschaft und generierte Bilder in meinem Kopf die nicht meiner Fantasie entsprangen.

„Dreh dich um." erscholl Adrians überraschend tiefe autoritäre Stimme. Ich versuchte krampfhaft ihre Privatsphäre zu wahren und nicht diesem intimen Moment der Zweisamkeit zu lauschen. Doch die Beiden machten es mir nicht besonders leicht.
„Oh... verdammt genau da. Tu es nochmal... ja ja." trieb der Junge den großen Dämon schamlos an.

„Adrian!" entrang sich der Name seine Liebhabers seiner geschundenen Kehle.

„Ich bin noch nicht fertig mit dir." kam die triumphierende Antwort und Julians beglücktes Keuchen war zu hören.

Ich trat resolut den Rückzug an, wollte keine Minute länger die Beiden belauschen. Und so fand ich mich vor Tristans Zimmertür wieder, am Ende des Familienflügels. Unschlüssig hob ich zaghaft die Hand und brachte es doch nicht über mich zu klopfen. Die Kälte der beigen Fliesen kroch mir in die bloßen Füße und ich stieß frustriert den Atem aus.

Plötzlich öffnete sich die Tür vor mir wie von selbst. Tristan stand verschlafen im Türrahmen nur mit einer tief sitzenden Haremshose. „Was machst du hier, es ist mitten in der Nacht?" wieder seiner harten Worte öffnete er die Tür weiter und bedeutete mir einzutreten.

„Julian und Adrian sind etwas zu aktiv um diese Uhrzeit und ich kann nicht schlafen." verlegen fuhr ich mir durch meine bereits wilden Haare und hoffte er sah nicht die Röte auf meinen Wangen.

Tristan grinste amüsiert „Das glaube ich ungesehen. Du kannst hier schlafen wenn du möchtest?" er musterte mich zurückhaltend und deutete auf das Bett. Ich glaubte nicht das es eine gute Idee war nach unserem heutigen Streit hier zu sein. Aber mein Körper hatte auf Autopilot geschaltet und war seinem Instinkt gefolgt. Und der trieb mich immer wieder in Tristans Arme.

„Woher wusstest du das ich vor der Tür stand?" fragte ich kleinlaut und blickte mich unsicher in dem spärlich beleuchteten Raum um.

„Ich kann dich spüren Damian." sagte er sanft und nahm mein Gesicht in beide Hände. Liebevoll strich er mit dem rechten Daumen über meinen Wangenknochen. Ich hielt den Atem an und wagte nicht zu ihm aufzublicken. „Da ist etwas das sollte ich dir über Dämonen erklären." er seufzte, dann lies er mich los und setzte sich auf die Bettkante. Tristan blickte zu mir auf und betrachtete mich eingehend. „Wir Dämonen gehen einen Bund ein für den Rest unseres Lebens wenn der Mythos uns..." er verstummte und bedeutete mir mich neben ihn zu setzten. Vorsichtig lies ich mich nieder, unabsichtlich streifte mein Knie das seine. Die unbedachte Berührung fühlte sich wie ein glühendes Eisen an und ich zuckte zurück.

„Adrian und Julian" begann er erneut, meine Reaktion beflissentlich ignorierend. „dir ist sicherlich aufgefallen das die Beiden eine sehr enge Bindung haben." ich nickte stumm.

„Nun der Mythos zeigt uns wer der richtige Partner für uns Dämonen ist. Da ist diese unbeschreibliche Anziehung die wir einfach nicht ignorieren können. Und das führt dazu das wir unseren Partner an uns binden durch einen Biss. Für alle Welt sichtbar das wir diese eine Person für uns beanspruchen." Tristans Schultern waren angespannt, doch er wich meinem Blick nicht aus.

„Warum erzählst du mir das?" fragte ich behutsam. Er schlug die Augen nieder, doch als er erneut zu mir aufblickte leuchteten sie wieder in dem warmen goldenen Glanz. „Zu Anfang habe ich es für eine List gehalten. Ich habe dich angeklagt ein Incubus zu sein." er schüttelte lächelnd den Kopf. „Bei Luzifer ich war dumm, habe die Zeichen nicht richtig gedeutet. Du bist so viel mehr. Damian du bist mein Gefährte. Ich brauche keine Prophezeiung um zu wissen das du für mich bestimmt bist."

Ich war sprachlos, natürlich war ich mir der unglaublichen Anziehung bewusst. Aber Engel lebten nicht nach diesen Regeln. Eine solche Vereinigung gab es nicht im Himmelreich. Diese Offenbarung überforderte mich, Vor allem waren wir die Söhne unserer Väter. Und in einem Punkt war ich mir sicher, mein Vater würde das nie erlauben. Selbst wenn ich ihn haben könnte wäre es unmöglich bei unserer Herkunft. Mein Vater würde mich in einem einsamen Verlies einsperren und nie wieder freilassen.

„Das heißt du willst mich beißen?" fragte ich unsicher. Nicht in der Lage hunderte von panischen Gedanken in Worte zufassen.

„Nein." lächelte er sanft. „der Biss geschieht in einer Vereinigung aus Liebe, um das untrennbare Band zu besiegeln. Ich gebe dir etwas von meiner Essenz."

Schamröte stieg mir in die Wangen und meine Gedanken kehrten zu Adrian und Julian zurück. Die sich gerade in einer leidenschaftlichen Vereinigung befanden. Tristan musste meine wilden Gedankengänge gespürt haben.

„Ich werde das erst mit deiner Einwilligung tun und wenn du unsterblich bist. Würde ich dich jetzt beißen, wärst du mit Sünde behaftet und könntest nicht nach Hause zurück kehren. Du bist mit achtzehn noch viel zu jung um eine solche weitreichende Entscheidung zu treffen." erklärte er ruhig.

„Was ist wenn ich nicht nach Hause will?" die Angst vor meinem Vater lähmte mich. Ich mochte mir die Konsequenzen meines unüberlegten Handelns nicht ausmalen. Und eine kleine innere Stimme mahnte mich an Tristans Seite zu bleiben.

„Das liegt im Moment nicht in unserer Macht das zu entscheiden." erwiderte er tonlos und lies sich rücklings auf das zerwühlte Bett fallen. „Deine Rückkehr wurde bereits in die Wege geleitet. Wir warten nur noch darauf wann der Austausch zwischen dir und meinem Bruder stattfindet."

„Oh Ich versteht, natürlich willst du deinen Bruder endlich zurück." sagte ich kleinlaut und verfluchte mich innerlich. Wie konnte ich nur so dumm sein. Natürlich war es ihm wesentlich wichtiger endlich seinen Bruder aus den Klauen meines Vaters zu befreien als sich an mich zu binden.

„Ganz ehrlich. Es hat sich immer wie eine Pflicht angefühlt meinen Bruder zu retten. Und jetzt wo ich den Preis kenne, weis was es mich kosten wird ihn nach Hause zu holen. Bin ich mir nicht sicher ob ich das noch immer will." Sprachlos starrte ich den dunklen Krieger an, seine Augen loderten wie geschmolzenes Gold in einem Brennofen, als sie sich in meine schutzlose Seele brannten.

Tristan

Verstehen spiegelte sich in Damians schönen Zügen. Mir blieb letztendlich nichts mehr außer Ehrlichkeit. Er musste wissen was ich für ihn empfand, was er mir bedeutete. Das er wichtiger war als mein selbstsüchtiger jüngerer Bruder.

Er musste das wissen bevor wir uns auf ungewisse Zeit trennten. „Wenn ich es entscheiden dürfte, würde ich dich nie gegen Ian eintauschen Damian." flüsterte ich beschwörend und rückte näher. Der unschuldige Engel schluckte hörbar und schlug die Augen nieder.

„Nach allem was passiert ist weis ich nicht mehr wer ich bin oder wer ich sein möchte. Ich wollte nur ausziehen um die Nordlichter zu sehen. Und es endete in einem unaussprechlichen Desaster. Es kommt mir vor als hätte ich vor hundert Jahren den Himmel verlassen." ich nahm ihn in die Arme, Damian stieß zittrig den Atem aus und schmiegte sich an mich.

„Ich kann nicht ermessen was du mit achtzehn alles durchgemacht hast. Das habe ich nicht in fast tausend Jahren erleiden müssen. Damian es tut mir leid das ich dir nicht helfen konnte." wisperte ich in sein aschblondes Haar. Er setzte sich auf und blickte mich irritiert an.

„Tristan wäret ihr nicht in Helheim eingebrochen wäre ich..." seine grauen Augen schwammen in unvergossenen Tränen.

„Wir waren nutzlos dank der magischen Fesseln. Aber Adrian war es nicht. Er hat dem Martyrium ein Ende gesetzt und wäre Thor nicht dazwischen gegangen. Würden wir uns nicht mit Hel rum plagen." ein frösteln überlief Damians Körper. Und ich umarmte ihn erneut, der schutzlose Junge verschränkte die Arme in meinem Nacken und presste sich fast schmerzhaft gegen meine sich hektisch hebende Brust. Ich vergaß immer wieder wie jung er noch war. Achtzehn war ein Wimpernschlag zu einem unsterblichen Leben.

„Ich werde bis zum letzten Blutstropfen um dich kämpfen." versprach ich dem zitternden Engel in meinen Armen. Vorsichtig zog ich ihn mit mir zurück in mein Bett. Und so lagen wir eng umschlungen in der Dunkelheit. Ich hörte wie sich Damians Herzschlag langsam zur Ruhe kam und bald im Einklang mit meinem Herzen schlug.

„Weißt du was das einzige ist was ich nicht bereue?" fragte er leise nicht mehr als ein Wispern in der Dunkelheit.

„Und was ist das?" flüsterte ich leise wobei meine Lippen seine weiche Wange streiften.

„Dich kennengelernt zu haben." sagte er sanft, seine Stimme wirkte selbstsicher als er mir tief in die Augen schaute. Ein Instinkt in mir verlangte das diese Ausdrucksstarken Augen das letzte sein sollten was ich sah bevor ich einschlief und das Erste wenn ich erwachte. Ich wollte ihn so sehr das sich mein Herz schmerzhaft zusammen zog, bis ich kaum noch atmen konnte. Damian spürte meine Not und gab mir einen federleichten Kuss der all die wilden Gedanken in meinem Kopf zum verstummen brachte. Seine samtig weichen Lippen fühlten sich wie die Liebkosung eines Blütenblattes an. Ich ergab mich ihm vollends und überließ ihm die Führung. Er sollte unser Tempo bestimmen.

Der Abschied rückt näher, oder werden die Beiden doch einen Ausweg finden?

Was haben Adrian und Julian so spät in der Nacht getan? Vielleicht Möbel aus einem schwedischen Einrichtungshaus aufgebaut?

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