Kapitel 19
Kapitel 19
Tristan
Ein wölfisches Grinsen umspielte Uthreds Lippen als wir die letzten Details der bevorstehenden Schlacht gegen den Erzengel Michael und sein Heer durchsprachen. „Wir werden diese Bastarde ungespitzt in den Boden rammen das ihnen Hören und Sehen vergeht." selbstvergessen strich er sich das dunkelblonde leicht wellige Haar aus seinem gut aussehenden Gesicht. Er hatte so viel von unserem Vater, nicht nur das Aussehen sondern auch den unvergleichlichen Charm und die Willensstärke.
Manchmal erdrückte mich sein überbordendes Selbstbewusstsein und zwang mich in den Hintergrund. Auf meinen jüngeren Bruder Ian hatte es den gegenteiligen Effekt. Er versuchte in jeder Lebenslage Uthred nach zu eifern.
„Bitte Bruder lass mich mit kommen, du hast mich selbst ausgebildet. Ich brauche endlich praktische Erfahrung. Meine Klinge möchte endlich Blut kosten. Außerdem habe ich Tristan gestern auf dem Übungsplatz entwaffnet." sagte er triumphierend und gab mir ein überhebliches Grinsen. Womit hatte ich zwei so selbstverliebte Brüder verdient.
„Es hat rein gar nichts damit zu tun, das ich die Übung für bereits beendet erklärt hatte und die herumliegenden Waffen aufsammelte." erwiderte ich lapidar und gab meinem kleinen Bruder einen Klapps auf den Hinterkopf.
„Du kommst einfach nicht damit klar das ich mittlerweile besser werde als du Bruder." spie er mir mit so viel Arroganz ins Gesicht, das ich an mich halten musste ihn nicht für seine respektlosen Worte zu ohrfeigen. Er trat noch einen Schritt näher, so das ich die goldenen Flecken in seiner tief Grünen Augen tanzen sehen konnte. Ich stieß ihn von mir packte seinen linken Arm, wirbelte blitzschnell um ihn herum. Verdrehte Ians Arm schmerzhaft hinter seinem Rücken und schmetterte ihn ohne Reue hart auf die grob behauene Tischplatte des schweren Eichentischs.
Ich beugte mich über ihn und presste mein ganzes Gewicht auf seinen Rücken, hörbar wich ihm die Luft aus den Lungen. „Habe ich dich da etwa überrascht kleiner Bruder?" flüsterte ich ihm höhnisch ins Ohr, ich erhielt nur ein wütendes Schnauben zur Antwort. Uthred lachte sorglos über unser kleines Kräfte messen. Aber mich trieb Ian zur Weißglut. Seine Respektlosigkeit kannte keine Grenzen, selbst Uthreds Anweisungen stellte er immer häufiger in Frage.
„Genug!" rief eine tiefe autoritäre Stimme und ich lies widerwillig von Ian ab. Dieser richtete sich brüsk auf und stieß hart gegen meine Schulter als er zu Uthred ging. Ich wand mich ruhig zu meinem Vater um, wobei ich stoisch die Arme vor der Brust verschränkte.
„Ich frage lieber nicht was hier vorgefallen ist." sprach Luzifer und musterte eingehend jeden Einzelnen von uns. „Tristan, Uthred es wird Zeit ihr müsst zu euren Truppen." befahl er und umarmte erst meinen älteren Bruder dann mich. Ich wusste es bereitete ihm Unbehagen uns Beide in die Schlacht zu schicken, doch mein Vater vertraute keinem so sehr wie seinem eigen Fleisch und Blut.
„Vater lass mich mit in die Schlacht ziehen, ich habe unermüdlich trainiert. Und sogar gestern Tristan übermannt." flehte Ian unseren Vater an wobei er mir einen provozierenden Blick zu warf. Ich schnaubte nur belustigt und warf ihm ein abschätziges Lächeln zu. Ich schaute meinen Vater an und schüttelte kaum merklich mit dem Kopf.
„Nein Sohn, du wirst an meiner Seite verweilen und für meine Sicherheit sorgen." erwiderte Luzifer sanft und legte beschwichtigend seinen Arm um Ian's schmale Schultern.
„Vater das ist nicht fair. Ich bin ein genauso guter Kämpfer wie Tristan, wenn nicht sogar besser." Uthred drehte sich bei den Worten unseres jüngsten Bruders zur Seite und biss sich auf die Faust um nicht laut los zu lachen. Ich versteckte das meine hinter einem viel zu lauten Räuspern.
Uthred hatte sich im nächsten Augenblick wieder gefangen und zerzauste Ian liebevoll das Haar als wäre er noch ein Kleinkind. „Du musst hier bleiben und auf unseren alten Herrn aufpassen, das er nicht wieder Blödsinn anstellt." er lächelte unseren Vater gewinnend an und umarmte ihn fest das das Leder seiner Rüstung ächzte.
„Tristan komm wir müssen einen Erzengel seinen rechtmäßigen Platz zuweisen." forderte er mich auf, ich nickte meinem Vater kurz zu wobei er mir die große Hand in den Nacken legte. „Sei vorsichtig Tristan, mit Michael ist nicht zu spaßen." ich brummte zustimmend und ignorierte Ian's gehässige Miene, als ich den Raum verlies.
Ich erinnerte mich an dieses harmlose Geplänkel zwischen meinen Brüdern und mir als wäre es gestern gewesen und nicht bereits vor über achthundert Jahren. Ich vermisste Uthred. Und hätte ich zwischen meinen Brüdern wählen müssen, so hätte ich ihn zurück gewünscht.
Doch nun musste ich Damian gegen Ian eintauschen. Jeder Faser in mir widerstrebte es den unschuldigen Engel aufzugeben. Ich musste mir eingestehen es war nicht der Hass auf Michael, der mich anfangs so grausam zu Damian sein lies. Es war die verdammte Anziehung die ich vom ersten Augenblick an fühlte, als wir mit Fraser's Truppen den Steinkreis in Norwegen verließen. Und das wollte ich nicht wahr haben, ich verdiente kein Glück wenn meine Familie so unendlich litt.
Ich wusste mein Gefährte war unter Hel's Gefangenen. Dieser Umstand hatte mich zu sehr abgelenkt, das ich meinen Posten vernachlässigt hatte an Adrians Seite zu wachen. Ich war daran Schuld das Julian sich in Adrians Zimmer schlich. Es war immer meine Schuld. Mein Bruder war wegen meines Zögern gestorben, Ian konnte ich nicht vor der Gefangenschaft retten. Und nun gab ich Damian auf, ich gab uns auf für eine höhere Sache. Die mehr bedeutete als die Leidenschaft zweier gebrochener Seelen die einander brauchten um endlich zu heilen. Für einen Bruder der mir vor langer Zeit fremd geworden war. Ich gestand mir nur ungern ein das mich nur die Schuldgefühle antrieben Ian zu retten. Schuldgefühle die so schwer auf meiner Seele lasteten das ich unter ihrem Gewicht fast zerbrach.
Es war die bitterste Erfahrung meines Lebens als ich mit leeren Händen und besiegt an den Hof meines Vaters zurück kehrte.
Ich konnte die Szene noch vor mir sehen als wäre es erst gestern geschehen. Uthred war mit der Hauptstreitmacht in die Schlacht gezogen gegen das gegnerische Heer, und ich sollte mit meinen Truppen von einem höher gelegenen Hügelkette in die Flanke des Feindes stoßen.
Genau von dieser Position sah ich die mir allzu vertrauten Hiebe und Finten eines der Krieger in den vordersten Reihen. Und Uthred sah sie ebenfalls von seinem riesigen Streitross. Sein ohrenbetäubender Schrei halte bis zu meiner weit entfernten Stellung.
Erbarmungslos mähte er sich einen Weg durch unsere Feinde, um zu Ian zu gelangen. Dieser kleine Teufel hatte sich heimlich unter unsere unberittenen Soldaten geschlichen. Uthreds Pferd wurde bei seinem rücksichtslosen Vormarsch zu Fall gebracht und dieser eine Augenblick der Unachtsamkeit war sein Verhängnis.
Noch während er sich abrollte und den Helm verlor, war Michael über ihm und trennte sein nun unbedecktes Haupt mit nur einem Hieb seiner tödlichen Axt vom Rumpf. Fassungslos betrachtete ich die blutige Szene bis mich ein Ruck durchfuhr. Verzweifelt versuchte ich zu Ian zu gelangen um wenigstens einen Bruder zu retten, doch der Feind hatte unser Interesse gespürt. Sie entwaffneten Ian mühelos und schleiften ihn erbarmungslos hinter die feindlichen Linien. Ich wusste nicht ob es Eitelkeit oder Glück war. Dank seiner Rüstung und des Siegelringes mit dem blauen Saphire, war er leicht als Luzifers Sohn zu identifizieren. Die perfekte Geisel um meinen Vater in die Knie zu zwingen.
„Was geht dir durch den Kopf Sohn?" fragte Luzifer ruhig während er neben mich trat und in den weitläufigen Garten blickte. In der Ferne hörte man das sanfte Rauschen des Meeres, als sich die Wellen an der schroffen Küste brachen.
Wie sollte ich meinem Vater sagen das ich Damian nicht aufgeben wollte, nicht einmal für Ian. Ich schaute in seine leuchtenden Grünen Augen, die selben wie die meines kleinen Bruders mit den selben goldenen Flecken. Ich blieb ihm eine Antwort schuldig, unfähig meinen inneren Tumult in Worte zu fassen.
„Wie wird Ian wohl sein?" Überlegte mein Vater laut. „Ich denke jeden Tag an ihn wie es ihm wohl geht. Was er unter Michaels Regentschaft tut. Was für ein Mann aus ihm geworden ist. Wie das Leben im Himmelreich ihn geformt hat." fuhr er sanft fort.
„Ob er mir Vorwürfe macht das ich ihn nicht gerettet habe..." flüsterte er leise. Und mir brach es das Herz den tiefen Schmerz in der Stimme meines Vaters zu hören. Einem der mächtigsten Wesen das auf dieser Gott verdammten Erde weilte.
„Wenn er jemanden Vorwürfe macht dann mir." erwiderte ich bestimmt. Luzifer legte mir seine riesige Pranke auf die Schulter und drückte sie fest. „Tristan er wird dir nicht nachtragen was nicht deine Schuld ist. Währest du eingeschritten hätte ich auch dich verloren. Und dann hätte ich diese Gott verdammte Erde in Brand gesetzt und jedes lebende Wesen von der Oberfläche getilgt." sagte er bestimmt. Und ich wusste er meinte jedes Wort ernst.
„Vergiss nicht mit diesem Austausch wird sich das Blatt wenden. Michael hat dann keinerlei Druckmittel mehr über uns. Wir sind endlich wieder ebenbürtig. Es ist schon verrückt wie das Schicksal spielt und ausgerechnet meinem Sohn fällt Michaels Nachkomme in den Schoß." fuhr er nachträglich fort und rieb sich den Dreitagebart. Ganz davon zu schweigen das Damian mein vom Schicksal bestimmter Gefährte war. Und sobald mein Vater uns zusammen sah würde es auch ihm aufgehen.
„Wie ist Damian?" fragte mein Vater vorsichtig aufgrund meines Schweigens. Erschöpft fuhr ich mir durch meine widerspenstigen Locken. Was sollte ich ihm sagen? Das Damian begehrenswert, wunderschön und furchtbar stur war?
„Er ist nicht im geringsten wie Michael." entgegnete ich erschöpft. „Damian ist rein unschuldig, blutjung und zutiefst traumatisiert. Vater sowohl Hel als auch ihr Hauptmann haben ihn gefoltert und laut Adrian hat besagter Hauptmann ihn fast geschändet."
„Bei Gott das ist schlimmer als ich befürchtet habe." antwortete mein Vater betroffen. „Und Hel will ihn zurück um jeden Preis. Ihr Hauptmann wurde mit einigen seiner Männer kurz vor Fraser Castle festgenommen vor ein paar Tagen. Ich habe nicht viel aus ihm heraus bekommen nur das er und seine Herrin völlig besessen sind von Damian. Kriznak hatte widerliche Dinge über ihn behauptet, da ist mir der Geduldsfaden gerissen und ich habe seinen abgetrennten Schädel an Hel zurück geschickt." wiederholte ich die sich zu letzt zugetragenen Begebenheit emotionslos. Der ganzen Situation überdrüssig. Ich wollte Damian packen an das Ende der Welt verschleppen und mich mit ihm verstecken. Bis die ganze verdammte Unterwelt aufhörte nach ihm zu suchen.
„Was will sie mit ihm?" fragte Luzifer nachdenklich. „Laut Lynn braucht sie einen noch nicht unsterblichen Engel für ein düsteres Ritual. Sie hatte vor ihn von Adrian schänden zu lassen, doch er ist ihr zuvor gekommen und hat den Berserker frei gelassen. Das hat diese Hexe nicht erwartet. Sie dachte sie hätte Adrian bereits gebrochen." schloss ich stolz.
„Wer hätte erwartet das ein Berserker in Fraser's jüngsten Sohn steckt." murmelte mein Vater nachdenklich, dabei bedeutete er mir ihm zu folgen und so schritten wir über verschlungene Pfade durch den üppigen Garten.
„Vater ab wann wird ein Engel unsterblich?" diese Frage geisterte seit Tagen durch meinen Verstand und endlich wagte ich diese in Worte zu fassen. Mein Vater blickte mich nachdenklich an wobei er nach dem tieferen Sinn in meiner Frage suchte. Liebevoll strich er eine verirrte Locke aus meiner Stirn.
„Meist zwischen dem zweiundzwanzigsten und dreiundzwanzigsten Lebensjahr. Es ist nicht ganz eindeutig unter meiner Art, Gott hat sich nicht exakt festgelegt. Er war zu sehr damit beschäftigt die Menschheit zu kreieren dies war sein Hauptaugenmerk. Wir waren nur Mittel zum Zweck um seine Gesetze aufrecht zu halten. Und sieh nur was aus der Menschheit geworden ist." er lachte humorlos. Bitterkeit zeichnete seine schönen Züge. Eine Wunde so tief in seiner Seele das sie nie heilen würde. Ich hatte keinerlei Vorstellung wie herrlich das Himmelreich war und was mein Vater verloren hatte. Als Michael ihn höchst selbst verbannte und ihn verurteilte über die in Ungnade gefallenen sterblichen Seelen zu richten. In meinen Augen war Gott ein Feigling der nicht wahr haben wollte das sich seine Lieblinge in Sünde suhlten und somit ihre Seelen verdammten.
„Was denkst du wird Michael Damian jemals wieder gehen lassen, wenn er ihn erst einmal zurück hat?" ich wagte nicht meinen Vater anzublicken. Konnte ich mir doch kaum selbst die Sehnsucht eingestehen die tief in meiner Brust brannte.
„Nein" hauchte er leise. „Er wird ihn in einen goldenen Käfig sperren und nie wieder frei lassen." verzweifelt suchte ich in seinem Blick nach Spott doch er begegnete mir nur mit schonungsloser Wahrheit.
Luzifer setzte erneut zum sprechen an, doch da beschloss mein Telefon die friedliche Stille zu zerreißen. Alarmiert las ich Dom's Namen auf dem Display. „Beweg deinen Gott verdammten Arsch hier her, wir werden von Hel's Männern überrannt." brüllte mein Waffenbruder in das Handy, so das mein Vater jedes Wort mit hören konnte. „Und bring Verstärkung mit." der Anruf brach ab und Panik umschloss mein Herz mit eisernem Griff.
Heute eine kleine Reise in Tristans Vergangenheit und ihr konntet einen kleinen Einblick in die Geschwisterliebe der Brüder bekommen.
Was denkt ihr hat Doms Anruf zu bedeuten?
Und nicht vergessen morgen früh gibt es ein neues Kapitel von Payton; )
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