Kapitel 14
Kapitel 14
Oben Damian / City State „Pray for me"
Damian
Adrian hatte nur zustimmend genickt als ich meinen Wunsch äußerte. Er hatte einen kurzen Anruf getätigt und dann entschlossen seine große Pranke auf meine Schulter gelegt.
Ich sah den verzauberten Armreif an seinem Handgelenk aufblitzen. Nicht einmal in meiner größten Not ließ mich Tristan frei. Wohin sollte ich den fliehen? Völlig aufgelöst in mitten einer Panikattacke und er dachte nur daran das ich nicht weg lief. Damit er mich eintauschen konnte? Für den höchstmöglichen Preis? Gott ich war so dumm, ich war nicht mehr als eine Trophäe für ihn.
Was hatte ich mir von dem Dämon erhofft? Vertrauen? Zuneigung? Zwischen uns war etwas, nicht greifbar aber doch stark genug das ich mich völlig Machtlos in Tristans Anwesenheit fühlte. Und den unbändigen Wunsch in mir trug mich dem starken Krieger hinzugeben. Doch die Anziehung beruhte wohl nicht auf Gegenseitigkeit, er war wesentlich kontrollierter und berechnender.
Adrian translozierte sich mit mir in einem Laubwald der von dickem Nebel durchzogen war. Es war kurz vor der Dämmerung und ich konnte kaum etwas sehen, dafür war der schwere erdige Duft nach Pilzen und verrottenden Holz übermächtig. Ein ungutes Gefühl beschlich mich als der Wind durch die bereits vergilbten Blätter strich.
„Wo sind wir?" flüsterte ich leise. Adrian legte den Zeigefinger an die Lippen und bedeutete mir zu schweigen. Kurz darauf hörte ich ein Knacken im Unterholz. Vorsichtig drehte ich mich um meine eigene Achse, immer darauf bedacht dicht an der Seite des Dämons zu bleiben.
Etwas ungestümes kam näher und raschelte bedrohlich zwischen den eng beieinander stehenden Bäumen. Dann brach Jax dicht gefolgt von Tristan durch das Dickicht. „Verdammt Adrian du hättest etwas präziser sein können mit deinen Ortsangaben." zischte ihn sein älterer Bruder an. Adrian lächelte humorlos und überging seinen wütenden Tonfall. Stattdessen steuerte er auf Tristan zu streifte das Armband ab und legte es wortlos in seine ausgestreckte Hand.
Ich betrachtete Tristan angespannt und blieb hinter Adrian zurück. Der große dunkle Dämon hatte seine Lippen fest zusammen gepresst und studierte mich eingehend. Brüsk strich er sich seine dunkelbraunen Locken aus dem Gesicht und streifte den Armreif über. Dann glitten seine Finger blitzschnell über die goldenen Glieder und ich spürte wie die Macht mich brutal zu ihm zog. Ich griff Halt suchend nach Adrians Unterarm, aber die Magie war stärker.
Mit einem leisen Aufkeuchen wurde ich gegen Tristans breite Brust gepresst. „Hältst du das wirklich für eine gute Idee?" zischte er mich warnend an. Seine Augen funkelten bedrohlich mit so viel unterdrückter Wut.
„So kurz nach deinem Zusammenbruch?" Er war so nah das ich den leichten Minzgeruch in seinem Atem roch, der warm über mein Gesicht strich. Tief einatmend verlor ich kurz die Orientierung, seine Nähe und sein unverwechselbarer Duft überforderten meine aufgewühlten Nerven.
„Ich will Antworten und die kann mir nur John geben." erwiderte ich zwischen zusammengebissenen Zähnen, während Gänsehaut über meinen Körper raste bei seinen scharfen Worten.
„Und was ist wenn Adrians Vater dich zurück verlangt?" Gab er ernst zurück und ich sah wie der Muskel in seinem Kiefer pulsierte.
„Du wirst schon einen Weg finden Anspruch auf mich zu erheben. So wie immer." spie ich ihm mit soviel Wut ins Gesicht. Das ich selbst erschrocken war über meine Worte. Woher kam dieser unbändige Trotz?
„Wie viel Whisky hast du getrunken? Du stinkst wie eine ganze Distillery." blaffte er mich an wobei sein Blick anklagend zu Adrian schweifte.
Dieser hob nur unschuldig die Schultern. „Eine gute Geschichte braucht ihren Treibstoff ." sagte er nonchalant und schenkte Tristan ein selbstsicheres Grinsen.
„Ich glaube es nicht das ich mich von zwei völlig Betrunkenen zu diesem Wahnsinn überreden lasse." knurrte er frustriert.
„Wo ist dein Problem es waren nur zwei Flaschen Whisky." provozierte Adrian weiter. Und ich konnte spüren wie sich Tristans Muskeln unter seinem weichen schwarzen Shirt anspannten. Besitzergreifend schlang er seinen rechten Arm um meine Taille.
„Ich habe dich nicht darum gebeten Damian abzufüllen sondern ihm zu helfen." nun brüllte Tristan fast und seine Brustkorb hob sich hektisch bei jedem wütenden Atemzug.
„Stell meine Methoden nicht in Frage, schließlich fasst er dich wieder freiwillig an." dabei grinste er überheblich und verschränkte die Arme vor der stolzgeschwellten Brust.
Tristan blickte unschlüssig auf meine Hände die gegen seine harten Bauchmuskeln gepresst waren. Und erst da bemerkte ich das ich mir nicht die Haut vom Leib kratzen wollte. Sondern mich nach der Hitze des Dämons sehnte. Vorsichtig lies ich meine Hände über seine Seiten streichen und hielt unschlüssig inne. Tristan legte mir sacht seine schwielige Handfläche an die Wange und fuhr mit dem Daumen die Linie meines Wangenknochen nach. Ich konnte nicht länger seinem glühenden Goldenen Blick stand halten. So barg ich mein Gesicht an seiner breiten Brust und lauschte seinem starken Herzschlag.
Vielleicht war es doch keine so gute Idee mit Adrian zu trinken.
„Wenn du willst skizziere ich dir eine kleine Karte mit strategischen Punkten die du meiden solltest." bot Adrian liebenswürdig an. Peinlich berührt schüttelte ich den Kopf und wagte es nicht auch nur einen der Dämonen anzuschauen.
„Bei Luzifer, du bist unausstehlich." zischte Tristan missbilligend.
„Ja ich weiß guter Service ist heutzutage schwer zu finden." seufzte Adrian und hob theatralisch die Schultern.
„Wenn ihr nichts dagegen habt würde ich gern diese Nacht und Nebel Aktion hinter mich bringen." brummte Jax genervt und machte sich auf den Weg Richtung Fraser Castle.
Tristan blieb dicht bei mir, nicht das ich eine Wahl hatte dank meiner magischen Fesseln. Doch ich war dankbar das die drei starken Krieger an meiner Seite schritten. Mein Magen kippte auf unangenehme Weise als der Geruch von Moder und Folter über mir zusammen schlug. Ich blickte zu Adrian auch dieser war nun völlig angespannt und still. Ich wusste genau wie viel Überwindung es ihn kostete einen Kerker zu betreten, auch wenn es der seines Vaters war.
Jax und Adrian blieben an der Abbiegung zu dem schmalen Seitengang zurück, der zu der einsamen Zelle am Ende des Ganges führte. Eine Zelle die mich einige Tage beherbergt hatte. Es kam mir vor als wäre es Monate her. Ich war überglücklich gewesen nach all der Zeit der Folter in Helheim endlich wieder mit meinen Wachen vereint zu sein. Im Nachhinein betrachtet fiel mir erst jetzt Elendors Reserviertheit auf.
John stand überrascht auf, als Tristan und ich die kalte Zelle betraten. Der Dämon blieb mit verschränkten Armen hinter mir stehen und lehnte sich lässig gegen die grob in Stein gehauene Wand.
„Bei der Mutter Gottes, Damian wie geht es dir, bist du in Ordnung?" kam mein ehemals treuster Beschützer auf mich zu. Sollte er mich wirklich kaltblütig verraten haben? Als John Anstalten machte mein Gesicht in beide Hände zu nehmen, bleckte Tristan die Zähne und ein tiefes Knurren ertönte in dem viel zu kleinen Raum.
„Nimm die Hände runter." grollte der Furcht einflößende Krieger hinter mir. John zuckte erschrocken zurück und verzog schmerzhaft sein schmales Gesicht. Zwei unschöne Veilchen verunstalteten sein sonst so strahlenden Züge und seine Nase wies leicht nach rechts. Ich brauchte Tristan nicht zu fragen ob er für die Blessuren verantwortlich war. Seltsamerweise machte es mir nichts aus den muskulösen Dämon in meinem Rücken zu spüren, instinktiv wusste ich das er für mich im Moment keine Gefahr darstellt.
„Warum sind wir ausgerechnet in diesen norwegischen Wald gereist?" fragte ich unverblümt.
John blickte mich mit treuen braunen Augen an. „Du wolltest die Nordlichter sehen. Dort waren die besten Voraussetzungen." seine Worte klangen so ehrlich das mir schwer ums Herz wurde.
„Wofür, um von Hel's Truppen gefangen genommen zu werden?" schnaubte Tristan freudlos. Ich warf ihm einen unsicheren Blick über meine Schulter zu.
„Nein natürlich nicht. Damian ich wollte dir einfach nur deinen sehnlichsten Wunsch erfüllen. Ich bereue es zu tiefst das unser Ausflug eine solch tragische Wendung nahm." flehte er sanft und kam einen Schritt auf mich zu. Ich wich automatisch zurück so das ich gegen Tristan stieß. Er blieb dicht hinter mir stehen und verlagerte sein Gewicht auf sein rechtes Bein, so das nicht nur meine Schulter sondern mein kompletter Rücken seine stahlharten Muskeln berührte.
In Johns Gesicht flackerte kurz Verachtung und Ekel auf, als ich Schutz bei unserem Erzfeind suchte. Hatte ich mich all die Jahre in ihm geirrt? Kamen ihm die Lügen wirklich so aalglatt über die Lippen?
„Du darfst nicht den Dämonen glauben, sie sind Luzifers Brut. Die Nachkommen eines Verräters, eines Gefallenen, er wurde von Gott verstoßen für seine Lügen und seinen Verrat." flehte er mich an. Ich wollte ihm glauben, nicht wahr haben das er mich betrogen hatte.
„Spar uns die Märchen und spuck die Wahrheit aus. Oder ich helfe dir nach, wie bei meinem letzten Besuch." erwiderte Tristan spöttisch und ich musste mich nicht umdrehen um mich zu vergewissern das er ein diabolisches Grinsen auf den Lippen trug.
„Damian er spielt mit deinem Verstand und versucht einen Keil zwischen uns zu treiben. Du magst zwar nicht mehr in diesem Kerker gefangen sein. Doch trägst du noch immer seine Fesseln." redete mein ehemaliger Beschützer verzweifelt auf mich ein. Ich zuckte bei seinen letzten Satz schmerzhaft zusammen. Da war etwas wahres an seinen Worten. Doch dann kamen mir Adrians Erzählungen in den Sinn und die furchtbaren Dinge die wir Beide hatten erdulden müssen.
„Warum hat sie nur mich gefoltert und nicht einmal Hand an Euch gelegt? Wir sind von der selben Art es sollte keinen Unterschied machen." sprachlos schaute mich John an und fuhr sich fahrig durch das kinnlange hellbraune Haar.
Hektisch leckte er sich über die Unterlippe auf der Suche nach Worten. „Sie muss gespürt haben das du besonders bist."
„Oder weil sie Michaels Sohn bei euch bestellt hat und ihr ihn umgehend geliefert habt." antwortete Tristan für mich. John mied meinen Blick und schaute betreten zu Boden.
„Glaub ihm nicht er ist Elendors Mörder." erwiderte der Mann den ich schon mein ganzes Leben kannte. Ich presste eine Hand vor den Mund um den verräterischen Schluchzer zu unterdrücken.
„John sag mir die Wahrheit habt ihr mich an die Göttin der Unterwelt verkauft?" fragte ich ihn mit bebender Stimme und blinzelte die hartnäckigen Tränen weg. Mein ehemaliger Vertrauter lies sich schwer auf die Steinbank fallen. „Es war Elendors Idee, er wusste von deinem Begehren den goldenen Käfig den dein Vater erbaut hatte zu verlassen. Und sie bot ihm etwas was er nicht ausschlagen konnte." flüsterte er kaum hörbar, er wagte es nicht aufzublicken.
„Was könnte sie euch anbieten, damit er einem anderen lebenden Wesen solcher Folter aussetzt?" heiße Tränen der Enttäuschung rannen meine Wangen hinab. Meinesgleichen hatte mir all das Leid und den unbändigen Schmerz angetan und mich für den Rest meines Lebens ruiniert.
„Elendor hatte es satt weiter unter Deinem herrischen Vater zu dienen und zu deiner Amme degradiert worden zu sein. Hel bot ihm an einen Halbgott aus ihm zu machen. Damit wäre er deinem Vater ebenbürtig gewesen." murmelte er tonlos an den schmutzigen Fußboden gewandt.
Ich war immer weiter zurück getreten und hatte mich an Tristans breite Brust gedrängt. Der legte mir beruhigend seine große schwielige Hand auf die rechte Schulter und rieb sacht kleine Kreise mit seinem Daumen in meine Rückenmuskulatur. Wäre er nicht bei mir gewesen wäre ich längst zusammen gebrochen.
„Warum hast du ihn nicht aufgehalten? Und mich vor Hel's grausamer Folter bewahrt?" ich war überrascht das ich noch einen zusammen hängend Satz heraus brachte.
Da schaute er mich endlich an. „Weil ich ihn geliebt habe. Und ihm alles gegeben hätte was sein Herz begehrte." sein Blick war kühl und berechnend. Sie hatten mich verkauft einfach so, weil sie meinen Vater hassten und das reichte aus um mich nach Helheim zu verschleppen. Und mein dummes naives Selbst glaubte sie würden meine Sehnsucht nach Freiheit und Abenteuer stillen.
Ich wandte mich ab ich konnte Johns Anwesenheit nicht mehr ertragen. Der Verrat wog so schwer auf meiner Seele das ich glaubte jeden Moment unter der Last zusammen zu brechen. Schwach hörte ich Tristans tiefe samtweiche Stimme. „Keine Sorge dich wird deine gerechte Strafe bald ereilen. Ich werde dich Michael auf dem Silbertablett servieren." dann schlang sich der starke Arm des Dämons um meine Schulter und leitete mich dicht an seine Seite gedrückt aus dem dunklen vor Kummer stinkenden Verlies.
Kälte hielt mein Herz in einem eisernen Griff gefangen. Und ich bemerkte erst als ich das weiche Grass unter meinen Knien spürte das wir in Jax's Garten gelandet waren. Ich blickte resigniert zu Tristan auf, der fuhr sich müde mit der Hand über seinen Dreitagebart. Erschöpft lies er sich neben mir fallen und musterte mein Gesicht. Stumm öffnete er seine Arme und bot mir eine Zuflucht an. Einige Zeit musterte ich ihn unentschlossen. Ich konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Wer war Feind? Wer war Freund? Gab es überhaupt eine Seele die aufrichtig an meinem Wohlbefinden interessiert war? Mein Geist fühlte sich so erschöpft an als wäre er einen Marathon gelaufen. Todmüde sank ich in Tristans Umarmung und lauschte nur noch dem gleichmäßigen Schlagen seines Herzens. Der stetige Rhythmus lullte mich ein und spülte die unliebsamen Gedanken hinfort.
Was haltet ihr von Johns Geständnis? Werden sich Tristan und Damian wieder annähern?
Was sagt ihr eigentlich dazu das wir schon bei Kapitel 14 sind?
Sternchen nicht vergessen ; )
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