Kapitel 11

Kapitel 11

Damian

Verschlafen wachte ich in einem leeren Bett auf und wurde von dem massigen glatzköpfigen Dämon mit einem nichtssagenden Grunzen begrüßt. Ansonsten war die riesige Wohnung verwaist, als die Mittagssonne durch die bodentiefen Fenster bis zu meinen Fingerspitzen flutete die sacht Tristans Kissen berührten. Zu Sonnenaufgang hatte er noch neben mir gelegen und mich fest an seine warme Brust gepresst. „Schlaf weiter." hatte er sanft in mein Ohr gebrummt und mein ausgebrannter Geist war erneut in einen Traumlosen Schlaf abgedriftet.

Erschöpft setzte ich mich auf und strich ein paar verirrte Strähnen aus meiner Stirn. „Wo ist er?" fragte ich forsch. Obwohl ich den großen Dämon schlecht einschätzen konnte. Er schwieg lieber und beteiligte sich selten an den Gesprächen der anderen. „Unterwegs." knurrte er ohne aufzublicken.

Ich schaute ihn einige Zeit an, doch er ignorierte mich beflissentlich. Vorsichtig stieg ich aus dem Bett und ging in die kalte sterile Küche. Erfreut stellte ich fest das sich die Hälfte des Dämonenbräus in Wasser verwandelt hatte. Wann war Tristan zu Jesus mutiert?

„Wie lange ist er schon weg?" forschte ich weiter um einen unbeteiligten Ton bemüht.

„Ein paar Stunden." erwiderte er und blätterte in Zeitlupe ein Sportmagazin durch. Dabei fiel mein Blick auf sein Handgelenk dort trug er das magische Armband welches ein Ebenbild von meinem war. Mein Herz sank bei diesem Anblick. Ich hasste dieses Armband, letztendlich war es auch nur ein Gefängnis. Nur mir war es lieber ich war Tristans Gnade ausgesetzt, als dem grobschlächtigen Krieger. Er hatte bereits das verzauberte Band vor einem Tag getragen. Während Tristan John heimsuchte. War er erneut zu einer Befragung aufgebrochen?

„Das Unterhaltungsprogramm kommt gleich." murrte er genervt. Und wie von Zauberhand erklang ein zaghaftes Klopfen. Ich machte keine Anstalten mich der Tür zu nähern. Schwerfällig erhob sich Dom und ging mit langen Schritten auf das Ungetüm aus Metall zu. Schwungvoll zog er das große Türblatt zur Seite und enthüllte Adrian und Julian. Der schwarzhaarige musterte eingehend das Apartment bevor er über die Schwelle trat.  Er warf mir nur einen kurzen gründlichen Blick zu, bevor er mich vollends ignorierte und sich Dom gegenüber auf das Sofa fallen lies. Julian schaute verlegen zu mir und hauchte mir ein sanftes „Hy" zu. Ohne die geringste Kraftanstrengung schloss er die Tür. Was war dieser schüchterne Junge? Er war mir ein Rätsel.

„Tristan meinte du hättest etwas auf dem Herzen und wir zwei sollten uns unterhalten." sprach mich der schwarzhaarige an mit einem gequälten Gesichtsausdruck, als hätte ihm jemand vergorene Milch angeboten.

„Ich wüsste nicht worüber." antwortete ich defensiv und verschränkte die Arme vor der Brust. Er warf Julian einen fragenden Blick zu, wie um Bestätigung zu erhalten. Dieser lächelte ihn aufmunternd an. Und der Ausdruck des gefährlichen Kriegers wurde weicher. Die Zuneigung der Beiden war fast greifbar und ich beneidete sie darum.
So unterschiedlich sie auch waren die Beiden ergänzten sich perfekt. Julian schaute den gut aussehenden Dämon voller Wärme an und dieser schenkte ihm ein so aufrichtiges Lächeln das ich glaubte das innige Band zwischen den Beiden sehen zu können. Das war Liebe in ihrer aufrichtigsten Form zwischen zwei so gegensätzlichen Seelen die ein perfektes Ganzes bildeten.

Adrian stand auf und nahm das hübsche Gesicht des Jungen in beide Hände, dann gab er ihm einen zärtlichen Kuss. Bei dessen Anblick mir Hitze in die Wangen stieg. Sahen Tristan und ich auch so aus? Wahrscheinlich nicht, denn ich fühlte mich nicht im mindesten glücklich, obwohl sich meine derzeitige Lebenssituation zum besseren geändert hatte. Ich hatte schlimmeres ertragen als in einem großen weichen Bett aufzuwachen.

Adrian gab Julian frei, der sich mit einem Seufzer von ihm löste. „Für das Gespräch brauche ich definitiv was zu trinken." Brummte er resigniert und durch suchte den Kühlschrank. Triumphierend angelte er eine Flasche Tequila aus den Untiefen. „Hoffen wir das Beste. Das eine Flasche genug ist." sprach er mehr zu sich selbst und atmete tief durch.
„Adrian hältst du das für eine gute Idee?" fragte der Blonde zögerlich.
Der große Dämon drehte sich zu seinem Gefährten und ich sah wie sich seine Rückenmuskulatur unter dem engen schwarzen Shirt mit dem unleserlichen weißen Schriftzug verspannte.
„So oder überhaupt nicht Julian." knurrte er leise.

Dann bedeutete er mir, ihm zu folgen. Durch das Treppenhaus gelangten wir auf eine weitläufige Dachterrasse und überschauten das ausgestorbene Industriegebiet. Er setzte sich in einen bequemen Lehnstuhl und legte lässig die Beine auf die niedrige Balustrade. Stumm deutete er auf den Stuhl zu seiner Rechten. Vorsichtig lies ich mich neben ihm nieder. Darauf bedacht keine hastigen Bewegungen zu machen, von einem Moment auf den anderen war er voller Anspannung. Ich ahnte das dies kein belangloser Smalltalk wurde. Entschlossen schraubte Adrian die Tequilaflasche auf und genehmigte sich einen sehr großen Schluck. Er verzog gequält den Mund als die hochprozentige Flüssigkeit sich ihren Weg durch seine Kehle suchte.

„Tristan ist der Meinung wir sollten uns über unsere Erlebnisse in Helheim unterhalten." begann er mit bitterem Ton. „Ehrlich gesagt ist es das letzte worüber ich sprechen möchte." er blickte stur gerade aus in Richtung des weit entfernten Hafens und genehmigte sich einen weiteren Schluck. Dann bot er mit die Flasche an, doch ich schüttelte stumm den Kopf und folgte seinem Blick. „Ein bisschen Tequila wird dich nicht umbringen, und er ist eine verdammt gute Hilfe beim vergessen." er holte zittrig Luft.

„Tristan hat mir erzählt wie lange du in der Hölle warst. Ich möchte mir nicht mal ansatzweise vorstellen was dir widerfahren ist." sagte er leise.
„Keiner meiner Kanpfgefährten weis was sie mir alles angetan hat. Sie haben nur das Ergebnis gesehen, als man mich bewusstlos und zerschlagen in die Zelle zurück brachte. Unser Truppführer war zu Anfang bei den Folterungen dabei, sie versuchte ihn zu erpressen. Aber leider bin ich kein besonders gutes Druckmittel. Und dann hat sie Gefallen an mir gefunden." hielt er wage inne.

„Das letzte was du willst ist ihre Aufmerksamkeit erregen." flüsterte ich leise und beendete seinen Satz. Er nickte zustimmend und setzte die Flasche erneut an. Ich zuckte zusammen als er sich abrupt erhob und sein Shirt über den Kopf zog. Schockiert stieß ich die Luft aus als ich seinen Rücken sah. Seine Haut war makellos, tiefgebräunt von der Sonne geküsst. Doch an den Rändern seines unteren Rückens sah man Fetzen von einer Tätowierung. Die wunderschönen detailreichen Federn zogen sich in chaotischen Bruchstücken über seinen Rücken und ließen ein einst beeindruckendes Tattoo erahnen. Engelsflügel.

Sacht legte ich meine Hand auf sein Schulterblatt wo eine wunderschöne Feder in zwei Hälften mit so viel Brutalität geteilt war. Das ich die Kraft des Peitschenhiebes am eigenen Leib spüren konnte. Erschöpft zog er sein Shirt wieder an und lies sich schwer in den Holzstuhl fallen. Abermals bot er mir die Flasche an und diesmal lehnte ich nicht ab.
Der Alkohol frass sich heiß durch meinen Körper.

„Zum Ende hin hat sie mich in Julians Gestalt gefoltert. Sie hatte bemerkt das er mich in meinen Träumen suchte, und indirekt Helheim betrat. Sie hat mir eingeredet das es immer sie war in meinem Geist. Und dann sah sie aus wie mein Gefährte und hat mich gefoltert. Mein Verstand hat das nicht verkraftet." mit jedem Wort war er leiser geworden. „Das hat den Berserker in mir geweckt. Eine Kraft die fast achthundert Jahre in mir ruhte. Ich hätte sie töten können." da schaute er mich das erste Mal an. Er war gebrochen und versuchte krampfhaft seine unbändige Wut über seine Hilflosigkeit im Zaum zu halten. Ich kannte dieses Gefühl nur zu gut. Die Ausweglosigkeit die dich zu begraben drohte. Erneut trank ich einen weiteren Schluck.

„Du hast mir das Leben gerettet." sagte ich zaghaft.

„Wie?" fragte er verblüfft und schaute mich ernst an. Ich blickte in seine tiefschwarzen Augen und konnte den Sturm der Gefühle sehen.

Ich holte tief Luft. „Sie war so beschäftigt mit dir, das sie mich in den Klauen von Kriznak zurück ließ. Er hat mich in seine Höhle verschleppt. Er war kurz davor mich zu ..." ein Schluchzen entrang sich meiner zugeschnürten Kehle. Ich konnte nicht in Worte fassen, was mir diese Kreatur fast angetan hätte.

Stumm reichte mir Adrian abermals die Flasche. Erstaunt stellte ich fest das die Tequilaflasche nur noch zu einem Drittel gefüllt war. Der dritte Schluck ging runter wie Öl und füllte meinen Bauch mit einer angenehmen Wärme.

„Ich bezweifle das eine Flasche für solche Gesprächsthemen ausreicht." brummte er erschöpft.

„Definitiv nicht." stimmte ich ihm zu. "Als du sie angegriffen hast, hat die Machtverschiebung ganz Helheim zum erbeben gebracht und das hat mich vor dem Schlimmsten bewahrt. Wenn du nicht gewesen wärst, wäre ich höchstwahrscheinlich gestorben. Oder schlimmeres wäre mir widerfahren. Ich träume jede Nacht von Helheim ich kann ihre kalte Stimme hören, Kriznaks Klauen auf meiner bloßen Haut spüren. Manchmal wenn ich denke mein Verstand hat endlich Ruhe gefunden. Spüre ich seinen heißen fauligen Atem auf meiner Kehle. Ich habe solche Angst das er mich findet." hauchte ich erschöpft.
Er musste wissen das seine Qualen nicht umsonst gewesen waren. Das Er mich vor dem Unaussprechlichen gerettet hatte. Wir teilten uns den Rest der Flasche in einvernehmlichen Schweigen und beobachteten wie sich draußen auf dem Meer ein Sturm zusammen braute, während meine aufgewühlten Gedanken langsam zur Ruhe kamen.

Wir mussten einige Stunden hier oben zugebracht haben. Das Sonnenlicht schwand bereits und der Wind hatte zugelegt. Das Unwetter trieb den salzigen Geruch des Meeres tief in das Landesinnere.

Tristan

Ich betrachtete die beiden ungleichen Gesprächspartner eine Weile bevor ich mich räusperte. Damian zuckte erschrocken zusammen. Während sich Adrian vollkommen unbeeindruckt zeigte. Mein Kampfgefährte erhob sich katzengleich und steuerte zielstrebig auf mich zu. Er nahm mich in eine Knochen brechende Umarmung wobei mir seine beeindruckende Tequilafahne den Atem raubte.
Nun gab es zwei Möglichkeiten entweder Adrian war unberechenbar und würde mich gleich mit einem wütenden Fausthieb zu Boden strecken. Oder er war die Liebe selbst und wäre zutraulich wie ein junger Hund.

Das Zweite war der Fall. Er presste mich eng gegen seine starke Brust und flüsterte leise in mein Ohr so das nur ich ihn hören konnte. „Halt ihn von seinen Gedanken fern. Sonst werden ihn seine Erinnerungen einholen und umbringen."

Sacht löste er sich von mir und klopfte mir aufmunternd auf den Rücken bevor er im Treppenhaus verschwand. Über die Schulter rief er mir zu. „Übrigens dein Tequila ist alle, du solltest Nachschub besorgen."

Damian stand zögerlich auf und kam auf mich zu. Und wieder einmal war ich sprachlos beim Anblick seiner reinen Schönheit. Eine sanfte Röte hatte seine Wangen überzogen, gedankenverloren nahm er seine volle Unterlippe zwischen die Zähne. Noch immer konnte ich seinen weichen Mund auf dem meinen spüren. Allein bei diesem unschuldigen Gedanken hatte ich mühe die unbändige Erregung nieder zu kämpfen.
Ich nahm ihn still in meine Arme. Seine Hände schlüpften unter meine offene Jacke und trafen sich in meinem Rücken. Er barg sein schönes Gesicht an meiner Halsbeuge und holte tief Luft.

Na wer hat Adrian vermisst? Wer ist euer Lieblingsdämon? Was ist Damian in Helheim zugestoßen? Wo war Tristan?

Wenn ihr noch mehr lesen wollt. Ich habe gestern Kapitel 33 von Sky is falling veröffentlicht.

Ich freu mich über eure Kommentare und einen Stern.

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