Kapitel 10

Kapitel 10

Oben Damian

Damian

Das heiße Wasser strömte unablässig über meinen Rücken und ich versuchte die nagenden Selbstzweifel zu ertränken. Was konnte ich nur gegen die unbändige Anziehung tun. Tristan spukte mir unablässig durch den Kopf. Aber es war so falsch, er war der Erzfeind. Mein Vater würde ihn umbringen, allein für diesen einen Kuss. Ein Kuss voller Leidenschaft so heiß das meine Lippen noch immer brannten von seiner Berührung.

Ein kalter Hauch fuhr in die Glaskabine. „Du weißt schon das wir Verdorbenen hier unten ohne Kleider duschen." ich konnte das Lächeln in seiner Stimme hören.

„Normal Sterbliche haben Wände in ihren Wohnungen. Und geben nicht alles preis." antwortete ich kalt. Ich konnte mich nicht zu ihm um drehen. Die pure Versuchung würde uns ins Unglück stürzen. Er stützte seine Hände links und rechts neben meinem Kopf ab, so das wir beide unter dem heißen Strahl der Regendusche standen. Ich spürte seine breite Brust an meinem Rücken und wie sie sich hastig hob unter seinen schweren Atemzügen.

„Du wirst mein Untergang sein." flüsterte ich mit erstickter Stimme. „Tristan du weißt wer mein Vater ist. Warum hasst Du mich nicht?" bei diesen Worten drehte ich mich zu ihm um. „Warum willst du mich nicht umbringen? Oder ist das hier deine Rache?" ich deutete zwischen uns. „Ist das deine Vergeltung das letzte bisschen was Hel von mir übrig gelassen hat auch noch zu zerbrechen?" erschöpft sank ich zu Boden und zog die Knie an meine Brust. Ich fühlte mich als würde das Gewicht der ganzen Welt auf meinen Schultern lasten.

Jeder war ein Verräter, warum sollte ausgerechnet Tristan eine Ausnahme sein. Als er mich aus Fraser Castle stahl, vibrierte er regelrecht vor so viel Wut. Das ich glaubte ich würde diese Nacht nicht überleben. Da war kalter grausamer Hass in seinen pechschwarzen Augen an diesem Abend. Die bodenlose Schwärze verängstigte mich so sehr, das ich mich in meinem eigenen bewegungslosen Körper gefangen fühlte. Ich konnte noch immer seine riesige Pranke an meiner Kehle spüren, wie er mir langsam die Luft zum atmen Abschnitt. Warum sollte er mich nicht hassen? Unsere Rassen waren Feinde seit Jahrhunderten. So viel Blut wurde vergossen, so viel Qual und Verluste auf beiden Seiten, das ich noch immer nicht glauben konnte das noch für etwas anderes Platz sein könnte. Ich getraute mir kaum auch nur an das Wort Zuneigung zu denken, oder gar Verlangen.

Der große Dämon drehte die Dusche ab und strich sich das nasse Haar aus dem Gesicht. Seine Kleidung klebte tropfnass an seinem muskulösen Körper. Dann hockte er sich vor mich. „Genau das selbe habe ich auch gedacht. Und ja zu Anfang habe ich dich gehasst, für alles wofür du stehst. Für alles was mir Deinesgleichen angetan hat. Ich kann dir nicht deine Zweifel nehmen, davon habe ich selbst genug. Du kannst nur auf dein Herz hören. Mein Herz sagt mir wir sind mehr als nur die Söhne unserer Väter. Wir sind nicht verantwortlich für ihre Taten. Wir schreiben unsere eigene Geschichte."

Mein Herz zersprang. Ich wollte ihm glauben. Ich wollte selbstsüchtig sein, ihn für mich beanspruchen. Nach der langen Zeit der Gefangenschaft wollte ich endlich wieder einer Seele vertrauen. Ich wollte das Tristan mich beschütze und von den Selbstzweifeln befreite die Hel so tief in mein Herz pflanzte und mit Hohn und Angst nährte. Die Sehnsucht ihn zu berühren und in seinen goldenen Augen zu ertrinken schnürte mir den Hals zu. Sie leuchteten golden, nicht schwarz, das musste doch etwas bedeuten.

Ich legte meine zitternde Hand an seine Wange „Warum sind deine Augen Golden?" hauchte ich leise. Er zog die Augenbrauen zusammen und blickte mich fragend an. „Golden?" murmelte er und legte seine viel größere Hand über meine.

*

Ich fühlte mich unendlich müde. Tristan hatte mir aus meinen nassen Sachen geholfen und einen dicken grauen Sweater und Hosen gegeben. Erschöpft sank ich in das viel zu große Bett.
Tristan stand nur mit einem Handtuch bekleidet vor seiner Kommode und wühlte sich durch die Schubladen. Ich betrachtete fasziniert das Spiel seiner Rückenmuskeln als er sich eine enge schwarze Boxershorts anzog. Er drehte sich zu mir und blickte mich prüfend an während er sich zurecht rückte. Ich hatte seine Erregung gespürt als er mich in der Dusche von hinten in die Enge getrieben hatte.

„Was meintest du mit Golden?" fragte Er neugierig.

Ich leckte mir verlegen über die Lippen als mein Blick an seinem muskulösen Körper hinab glitt. „Nun ja" begann ich verlegen „immer wenn wir uns nahe kommen wechselt deine Augenfarbe."

„Wie meinst du nahe?" fragte er mit hochgezogener Augenbraue und kam langsam auf mich zu.

„Wenn wir uns berühren." flüsterte ich leise. Er kam noch näher und setzte sich neben mich. Entspannt stützte er die rechte Hand neben mir auf der schneeweißen Decke ab. Unter welche ich mich kurz zuvor verkrochen hatte.

„Bei einer bestimmten Art Berührung?" fragte er mit einem provozierenden Grinsen. Ich hielt die Luft an als er sich zu mir beugte und seine Lippen sanft über meine Wange strichen. „So in etwa?"

„Ich wollte nur wissen was es bedeutet." hauchte ich leise, während seine Lippen weiter zu meinem Ohr wanderte.

„Ich habe da so eine Ahnung" flüsterte er und küsste mich knapp unter meinem Ohr. Ein wohliger Schauer lief mir über den Rücken. Dann hob er den Blick und da war es wieder. Der betörende goldene Glanz. Der mich unaufhaltsam in seinen Bann zog. Dämonen wechselten ihre Augenfarbe zu vollständigen Schwarz wenn sie in Wut oder Lust gerieten. Das war allgemein bekannt. Doch Gold kannte ich nur von meinesgleichen.

„Wer bist du Dämon?" hauchte ich dicht an seinen verführerischen Lippen. „Vielleicht das wonach du nie gesucht und doch intuitiv gefunden hast, Welpe." erwidert er mit einem weichen ehrlichen Lächeln. Ich konnte mich nicht länger zurück halten. Sacht schlang ich die Arme um seinen Hals und zog ihn näher.

„Was wünscht du dir? Jetzt genau in diesem Moment?" flüsterte er zärtlich während sein warmer Atem über meine Lippen glitt, doch er kam nicht näher. Nur die unausgesprochene Aufforderung hing  schwer in der Luft. Ich schluckte nervös. Als er sich aufreizend über die Unterlippe leckte. Die Bewegung war hypnotisch und ich presste meinen Mund auf seinen. Wollte ihn wieder schmecken, spüren, seine Hitze fühlen.

Der Kuss war sanft und langsam, nicht so stürmisch wie beim ersten Mal. Sacht legte er seine Hand an mein Gesicht und strich mit dem Daumen über meine Wange. Ein Seufzer entrang sich meiner Kehle als das Kribbeln in meinem Bauch übermächtig wurde. Wie konnte er nur solch ein Verlangen in mir auslösen mit einem einzigen unschuldigen Kuss.

Sacht löste er sich von mir und presste seine Stirn an meine. „Wenn du nicht willst das dass hier überhand nimmt, sollten wir aufhören." wisperte er dicht an meinen Lippen. Meine Finger fuhren durch seine dunklen Locken und ich verlor mich in dem goldenen Leuchten seiner Iris. Abermals beugte ich mich zu ihm und brachte meinen Mund dicht vor seinen. „Nein" hauchte ich leise und streifte seine Lippen. Er öffnete seinen Mund zu einer Erwiderung. Aber ich lies ihn nicht zu Wort kommen. Ich küsste ihn voller Sehnsucht. Wollte endlich einem lebenden Wesen nahe sein dem ich etwas bedeutete. Vorsichtig schob ich meine Zunge zwischen seine Lippen, er brummte zustimmend.

Und plötzlich befand ich mich auf dem Rücken und einen ausgewachsenen Wutdämon mit lodernden Blick über mir. Der Kuss wurde fordernder, seine Zunge bahnte sich dominant einen Weg zwischen meine Lippen. Selbstsicher übernahm er die Kontrolle und sein einzigartiger Geschmack flutete meine Sinne, das mich Schwindel übermannte. Seine  raue Hand wanderte unter meinen Pullover und schob den Stoff nach oben, so das sich unsere nackte Haut berührte. Er verströmte eine so unmenschliche Hitze, das ich glaubte zu verbrennen. Ich wimmerte erschrocken „Bist du sicher das du dafür schon bereit bist?" knurrte er gefährlich über mir.

*

Tristan

Damian schlief tief und fest neben mir, völlig erschöpft von dem Gefühlschaos. Unter Aufbietung all meiner Willensstärke hatte ich von ihm abgelassen, bevor ich etwas tat wozu er weder bereit noch alt genug war. Ich lies die Gedanken schweifen und diesen seltsamen Tag noch einmal Revue passieren.

So viele Erkenntnisse hatte ich heute erlangt. Angefangen mit einer überraschenden Audienz bei Adrian's und Jax's Vater. Leider hatte ich mich etwas zu lang in John's Zelle aufgehalten und ihm meine Zuwendung zuteil werden lassen. Der verlogene Bastard würde die nächsten Tage einige Schwierigkeiten haben beim atmen. Es war ein äußerst befriedigendes Gefühl als ich seine Rippen brechen hörte. Und ich genoss das leichte Ziehen in meinen Knöcheln das ich noch immer spürte.

McKenzie hatte uns im Innenhof seines kleinen idyllischen Jagdschlosses abgepasst.
„Tristan mein Junge, was führt dich erneut in meine bescheidene Behausung?" fragte er jovial wobei mir das misstrauische Glitzern seiner blauen Augen nicht entging. Er sah so sehr wie Jax aus, kein Wunder das ihm die unschuldige Blanche of Lancaster ins Netz ging.

„Ich hatte noch einige offene Fragen." erwiderte ich mit einem freundlichen Lächeln.

„Aber, aber mein Bester ich wäre dir gern zur Hand gegangen um deine Fragen zu beantworten." bei diesen Worten legte er mir freundschaftlich den Arm um die Schultern und führte mich fort von neugierigen Ohren. Jax blickte mich durchdringend an. Und sand mir die stille Botschaft vorsichtig zu sein, mit nur einem Blick.

„Glaub nicht das mir entgangen ist, das du dich in meinem Kerker bedient hast." zischte er mich leise an. „Mein Kerker ist kein Jagdgebiet."

„Du vergisst das ich mit deinen Söhnen in Helheim gewesen bin. Ich habe mir nur meinen Anteil genommen." antwortete ich immer noch lächelnd. „Und du alter Mann vergiss nicht, das ich meinen Vater davon in Kenntnis setzen muss. Das du für unsere Familie wichtige Gefangene verheimlichst." Ich klopfte ihm beruhigend auf die Schulter und wand mich wichtigeren Dingen zu.

Doch die überraschendste Enthüllung war das Damian sich als Michael's Sohn entpuppte. Der Sohn des mächtigsten Erzengels in Gottes Heerscharen. Der Erzfeind.

Was glaubt ihr haben Damian und Tristan überhaupt eine Chance zusammen? 

Ich freu mich über eure Gedanken in Form eines Kommentars und ein Vote.

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