Kap.37 - „Na komm Süße"

Samstag.

Ich hatte schon einige Kisten geschafft als Tyler in den Raum kam und damit begann ebenfalls Kisten zu sortieren.

„Was wird das?", fragte ich ihn. Ich war immer noch sauer auf ihn und hatte eigentlich keine Lust auf seine Hilfe.

„Ich helfe dir", sagte er feststellend.

„Aha. Warum der Sinneswandel? Ich dachte der blöden Tuss willst du nicht helfen." Meine Konfrontation schien er nicht erwartet zu haben, denn er zuckte zusammen.

„Das hast du gehört?", fragte er.

„Jap." Ich widmete mich wieder meiner Kiste.

„Hey Jacky." Er nahm meinen Arm und drehte mich zu ihm. „Es tut mir leid. Ich hätte das nicht sagen sollen. Es war ja auch eigentlich nicht für deine Ohren bestimmt."

„Warum hast du es denn gesagt?", fragte ich ihn sauer. Ich war entsetzt über seine Aussage. Meinte er damit, dass er nur hinter meinem Rücken so über mich reden wollte? Das machte es ja nicht besser.

„Ich weiß es nicht. Ich fühlte mich so komisch als du wiederkamst und wusste nicht, wie ich mich verhalten soll. Noch nie in meinem Leben hatte ich solche Gefühle gehabt und ich dachte, dass es das Beste wäre, wenn ich dir aus dem Weg gehe. Ich wusste nicht, wie ich mit diesen Gefühlen umgehen sollte", erklärte er mir.

„Aha", meinte ich nur. „Aber dass du damit meine Gefühle verletzt, hast du nicht mit einberechnet?"

„Jacky, es tut mir leid. Ich hatte ja gestern schon meine Lektion und weiß, dass das nicht der richtige Weg war." Natürlich wusste ich, dass er hierbei auf den Kuss mit Ashton anspielte.

Er sah mir in die Augen „Ist wieder alles in Ordnung zwischen uns?"

„Um ehrlich zu sein weiß ich es nicht." Ich setzte mich auf den Boden und lehnte ich an einer der Kisten an. Er tat es mir gleich.

„Weißt du Tyler. Ich weiß genauso wenig wie du, was ich mit diesen Gefühlen anfangen soll und was sie uns sagen wollen. Aber ich glaube es ist das Beste, wenn wir uns eine Zeitlang einfach normal gegenüber verhalten und einfach schauen was passiert. Ich will es auf jeden Fall nichtmehr so angehen, wie am Anfang."

„Du meinst nur Sex?", fragte er mit einem schelmischen Grinsen auf den Lippen.

„Tyler!" Ich schlug ihm gegen die Schulter. „Du weißt doch was ich meine."

„Ja, aber ich wollte es aussprechen", meinte er grinsend.

„Gut, das heißt wir lassen es einfach auf uns zukommen was noch passiert. Find ich gut." Er stand auf und hielt mir die Hand hin, um mir zu helfen.

„Jetzt wo das geklärt ist können wir uns ja wieder diesem Chaos widmen", lachte ich.

Ich sortierte meine Kiste zu Ende und holte mir dann die Nächste. Als ich diese öffnete, wusste ich nicht wirklich, was ich damit anfangen sollte, denn die Kiste war voller Frauenklamotten.

„Äh Tyler, was ist das?", fragte ich ihn etwas verwirrt.

Tyler stockte, als er den Inhalt der Kiste erkannte.

„Das kann weg", sagte er trocken.

„Von wem sind die?" In dem Moment, in dem ich diese Frage stellte, wusste ich, dass es keine gute Idee war.

„Geht dich nichts an", sagte er genervt.

„Ok. Tut mir leid", entschuldigte ich mich.

„Ach Quatsch, ist doch ok. Tut mir leid. Das kannst du doch nicht wissen." Er nahm mir die Kiste ab und stellte sie zu unserm „Müllhaufen".

„Das sind noch Kleider von meiner Mum. Als sie damals ging hatte sie nicht alles mitgenommen. Wir haben sie zwar ein paarmal gesehen, aber von uns hat keiner einen wirklich guten Draht zu ihr. Daher haben wir ihr das nie zurückgegeben."

„Achso", meinte ich nur. Ich wollte nicht noch weiter nachhacken. Von meiner Mum wusste ich, dass die Mutter der Jungs sie und Michael von einigen Jahren verlassen hatte. Mein Vater war für mich auch kein wirklich gutes Thema, deshalb ließ ich es sein.

Wir sortierten den restlichen Tag alle Kisten, sodass der Raum nun komplett leer war. Morgen ging es dann ans Putzen und die Planung des Zimmers. Ich war so müde, dass ich nach dem Abendessen direkt in mein Zimmer ging und mich hinlegte. Zwischen Tyler und mir war über den Tag nichts mehr passiert, war aber auch gut so war. Ich wollte mit ihm einfach nochmal ganz neu anfangen.

Sonntag.

„Aufstehen Schlafmütze!" Ich spürte, wie mir die Decke weggezogen wurde.

„Was soll das?", fragte ich gähnend und schnappte nach der Decke, um mich wieder zuzudecken.

Die Matratze wurde heruntergedrückt als sich jemand neben mich setzte.

„Na komm Süße. Es ist schon 9 und wir wollten heute doch weitermachen", sagte Tyler. Schon 9? Hatte er sie noch alle? Ich hatte immerhin noch Ferien.

„Hmm", brummte ich nur.

„Ich werde so lange hier sitzenbleiben bis du aufstehst", meinte er. Damit hatte ich kein Problem. Das hinderte mich ja nicht am Weiterschlafen. Ich kuschelte mich in die Decke und schloss meine Augen.

„Hey! Nicht wieder einschlafen." Er begann mich zu kitzeln und zog mir nochmals die Decke weg.

„Man Tyler. Ich stehe ja schon auf", sagte ich genervt und stieg aus dem Bett.

„Sehr gut", meinte dieser.

„Würdest du dann jetzt bitte gehen, damit ich mich fertig machen kann." Ich verschränkte die Arme vor der Brust und sah ich an.

„Warum kann ich nicht einfach hierbleiben?", fragte er.

„Tyler!" Ich zeigte zur Tür „Wenn du willst, dass wir heute noch anfangen, dann geh."

„Ok. Aber beeil dich", sagte er und verschwand aus der Tür. Dieser Junge war doch wirklich ein Phänomen.

Ich ging ins Bad, duschte und machte mich fertig. Da wir heute putzen mussten zog ich mir eine Leggins und ein altes T-Shirt an.

Als ich ins Gästezimmer kam saß Tyler auf dem Boden und wartete.

„Was machst du denn da?" Ich betrat den Raum und schloss die Tür hinter mir.

„Ich warte", antwortete er.

„Du hättest doch auch schon anfangen können", meinte ich und lachte.

„Nö" Er stand auf und zeigte auf einige Putzutensilien, welche neben ihm standen.

„Ich hab und schon ein paar Sachen geholt. Besen, Staubsauger, Lappen, Wischmopp, Putzmittel und Eimer. Das müsste eigentlich alles sein, was wir brauchen."

„Wie lange habt ihr den Raum eigentlich nicht benutzt?", fragte ich ihn als ich die dicke Staubschicht auf dem Boden wahrnahm.

„Hmm. Also ich kann mich nicht erinnern, dass wir ihn jemals genutzt haben. Er diente, wie du gesehen hast, nur als Abstellfläche", erklärte er mir.

„Achso. Na dann haben wir heute einiges zu tun."

Tyler kehrte zuerst den Staub von der Decke und den Wänden. Unfassbar, wie viel Staub sich dort festsetzen kann, aber wenn wir noch streichen wollten musste alles komplett sauber sein. Währenddessen wischte ich die Türen ab und putzte die Fenster. Das Zimmer war eigentlich identisch aufgebaut wie meins, nur dass es keine Ankleide, sondern nur einen kleineren Wandschrank gab und auch das Badezimmer war etwas kleiner.

Anschließend saugte Tyler das Zimmer und ich wischte die Regale im Wandschrank aus.

Als wir fertig waren, sah das Zimmer schon fast wieder wie neu aus.

Wir putzten noch gemeinsam das Badezimmer, welches seine Farbe von grau zu weiß wechselte.

Zuletzt wischte ich noch das Badezimmer und das Zimmer selbst und wir waren fertig.

„Man war das anstrengend", sagte Tyler. „Aber es hat sich gelohnt. Es sieht richtig gut aus."

„Ja das stimmt. Wäre auch irgendwie blöd, wenn es das nicht tun würde", lachte ich. „Wie viel Uhr haben wir eigentlich?"

Er holte sein Handy raus. „14 Uhr."

„Was? Das hat 5 Stunden gedauert? Kam mir gar nicht so lange vor" Ich war etwas geschockt wie schnell die Zeit vergangen war.

„Hätte auch nicht gedacht, dass putzen mal schnell vergeht, aber mit dir hat es Spaß gemacht", sagte er. Ich musste aufpassen, dass ich nicht rot wurde und drehte mich deshalb von ihm weg.

„Wie sieht jetzt der Plan aus?", fragte ich ihn.

„Wie meinst du das?" Er schaute mich etwas verwirrt an.

„Na wir sollten uns mal überlegen, was wir hieraus machen, oder?"

„Ach ja stimmt. Wäre eine gute Idee", stimmte er mir zu.

„Ok. Also wir haben weiße Wände, hellen Parkett und ein weißes Badezimmer. Alles sehr neutral. Damit können wir gut arbeiten", meinte ich und schaute mich nochmal im Zimmer um.

„Genau. Jetzt sollten wir uns nur überlegen. Für welchen Stil wir uns entscheiden." Sein Enthusiasmus war neu für mich. Seit wann interessiert er sich denn so sehr für etwas? Obwohl, ich hab ja auch noch nie ein Zimmer mit ihm eingerichtet.

„Du machst so etwas gerne? Also ich mein Zimmer einrichten. Hätte ich irgendwie nicht von dir gedacht."

Er lachte. „Süße, was glaubst du wer dein Zimmer eingerichtet hat?"

„Das warst du?!" Ich konnte nicht glauben, dass er ein Mädchenzimmer so wunderschön einrichten konnte.

„Jap. Also ich habe gestrichen und die Jungs haben mir dann beim Möbel aufbauen geholfen", erzählte er mir.

„Und die ganze Deko und Bilder?", fragte ich.

„Hab auch alles ich ausgesucht."

„Ok das muss ich jetzt erstmal verarbeiten", lachte ich. „Das passt irgendwie gar nicht zu dir. Aber freut mich natürlich, dann habe ich Unterstützung."

„Ja denkt man nicht wirklich von mir, aber das ist eben meine verborgene Seite." Er zwinkerte mir zu. Man dieses Lächeln war einfach so wunderschön. Er war einfach so perfekt. Ich könnte ihn den ganzen Tag anstarren, aber das wäre wohl keine gute Idee. Nur komisch, dass er schon eine Weile keinen Annäherungsversuch gemacht hat. Es scheint so, als würde er es auch wirklich langsam angehen lassen wollen.

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