Kap.3 - „Hast du mich vermisst?"

Montag.

Mein Wecker klingelte wie immer um 6:30. Ich stöhnte auf. Warum war es auch schon wieder Montag? Ich ging direkt ins Badezimmer und zog mich um. Der Tag sollte etwas kühler werden, weshalb ich mich neben einer Jeans für einen hellblauen Pulli entschied. Meine Haare kämmte ich wieder nur. Ich machte nie viel mit meinen Haaren. Sie reichten mir etwas über die Schultern und waren dunkelbraun, fast schwarz. Ich mochte sie, aber sie ließen sich schlecht stylen, weshalb ich es meistens bleiben ließ. Beim Makeup entscheid ich mich für mein Standardmakeup mit pfirsichfarbenem Lidschatten. Ich liebte den Look einfach.

In der Küche saßen meine Mum, Michael und Tyler bereits am Küchentisch.
Wir begrüßten uns und ich holte mir eine Tasse mit Kaffee.

„Sagt mal ihr zwei könntet doch eigentlich gemeinsam zu Uni fahren. Ihr habt ja eh denselben Weg", schlug Michael vor. Ich schaute zu Tyler und wartete seine Antwort ab.

„Von mir aus", meinte dieser und stand auf.
Ich ließ meine noch fast volle Tasse auf dem Küchentresen stehen, warf ihr einen traurigen Blick zu und folgte ihm zur Garage. In dieser standen 6 Autos. Wer brauch denn bitte so viele Autos? Tyler merkte meine Verwirrung und klärte mich auf. „Das sind Dads Porsche Cayenne, sein Maybach und sein Lamborghini. Mit dem fährt er allerdings selten, weil ihn dann alle anstarren. Das ist Max Audi A8 in schwarz und der von Chris in weiß." wir blieben vor dem letzten Auto stehen. „Und das ist mein Aston Martin", grinste er stolz.

„Du willst mit so einem Auto zur Uni fahren?", wunderte ich mich.

„Warum denn nicht?", fragte er verwirrt. „Ich liebe diesen Wagen nun mal."

„Mehr als dich?", meinte ich lachend und stieg auf der Beifahrerseite ein. Es war von innen wirklich traumhaft.

„Nein natürlich nicht. Das Auto ist natürlich noch schöner, wenn ich drinsitze", bemerkte er und zwinkerte mir zu.

Oh man, wie mich dieses Zwinkern anmachte. Ich musste es versuchen zu ignorieren. Leider machte er es mir nicht leicht, denn er trug seine Haare wieder etwas fransig und von seinem Outfit brauchte ich eigentlich gar nicht anfangen. Das weiße T-Shirt passte ihm so perfekt und betonte seinen muskulösen Oberkörper. Ich realisierte, wie ich ihn anstarrte und schaute schnell aus dem Fenster. Wir waren schon fast an der Uni angekommen und ich merkte wie die anderen Studenten uns oder besser gesagt Tylers Auto nachschauten. Allein aus diesem Grund würde ich mir nie so ein Auto holen, aber ihm schien es zu gefallen.

Tyler parkte direkt vor dem Gebäude und öffnete mir gentlemanlike die Türe. „Ich fahre um 16:00 wieder heim, also sei rechtzeitig am Auto." Mit diesen Worten verschwand er im Getümmel der Studenten.

Meine erste Vorlesung heute war kreatives Schreiben und ich musste meinen Text abgeben. Er diente zum Glück nur zur Einschätzung der Leistungen und floss nicht mit in die Endnote ein.

„Sag mal wer war eigentlich der heiße Typ mit dem du heute zur Uni gefahren bist?", fragte mich meine Kommilitonin Ava.

„Du hast das mitbekommen?", fragte ich sie.

„Jeder hat das mitbekommen. Der Aston war wohl kaum zu übersehen", lachte sie.

„Das war mein zukünftiger Stiefbruder", antwortete ich ihr schließlich.

„Uhh", sie wackelte etwas ungekonnt mit den Augenbrauen, sodass ich laut loslachen musste. Dafür erntete ich einen bösen Blick meines Professors.

„Mal schauen was noch passiert. Er ist wirklich nett", meinte ich zu ihr.

„Hoffentlich wird das was. Das würde dir mal wieder guttun", stellte sie fest.

„Was soll das jetzt heißen?", fragte ich sie verwirrt und auch leicht genervt.

„Ach nichts" war ihre für mich nicht zufriedenstellende Antwort. Aber ich musste mich jetzt wieder auf die Vorlesung konzentrieren.

Um Punkt 16:00 Uhr stand ich an Tylers Wagen. Er war jedoch nirgends zu sehen. Ich schaute auf mein Handy, um nachzusehen, ob er mir geschrieben hatte, als ich einen warmen Atem an meinem Ohr spurte.

„Hast du mich vermisst?", fragte er.

„Warum sollte ich?" War meine Gegenfrage.

„Ich glaube das muss ich dir nicht beantworten. Wir wissen beide, wie du mich mit deinen Blicken fast ausziehst", meinte er mit einem Funkeln in den Augen.
Ich stieg in sein Auto und ignorierte diese Worte. Klar hatte er ein bisschen recht, aber wir lebten in einem Haus. Wir sollten uns zusammenreißen.

Die nächsten Tage verliefen ereignislos. Tyler und ich fuhren jeden Morgen zusammen zur Uni und wieder nach Hause. Ich mochte es in seiner Nähe zu sein, aber mir war klar, dass daraus nichts festes werden konnte. Leider...

Freitag.

Als es endlich Freitag war, war ich erleichtert. Zum Glück hatte ich keine Aufgaben für die Uni zu erledigen, weshalb ich mich schon auf ein entspanntes Wochenende freute. Ich schrieb meiner Freundin Allison und fragte sie, ob sie heute Abend vorbeikommen möchte. Natürlich sagte sie ja, denn sie war schon ganz gespannt auf mein neues Zuhause und darauf meine Brüder kennenzulernen.
Allison und ich waren seit der Grundschule beste Freundinnen und ich war so froh sie zu haben. Ich konnte mit ihr einfach über alles reden und sie brachte einen immer zum Lachen. Sie studiert Schauspielerei, weshalb es mit ihr auch nicht immer ganz einfach war.

Um 17:00 Uhr klingelte es und ich öffnete einer freudenstrahlenden Allison die Tür.

„Jacky!", rief sie und zog mich in eine feste Umarmung.

„Ally! Wie schön, dass du da bist", freute ich mich.

„Das ist ja ein krasses Haus. Krasser als in jedem Film", stellte sie fest.

„Ja, ich musste mich auch erst daran gewöhnen. Warte bis du den Kinoraum gesehen hast. Der wird dir gefallen." Ally liebte Filme genauso wie ich und dass sie Schauspielerin war machte das nicht besser.

„Jetzt bin ich aber gespannt", lachte sie und hackte sich bei mir ein. Doch bevor wir nach oben gehen konnten, kam meine Mum aus der Küche.

„Wie schön dich zu sehen, Allison. Wie geht es deinen Eltern und deiner Schwester?", fragte sie.

„Es geht ihnen gut. Lucy macht dieses Jahr ihren Abschluss. Sie ist schon sehr aufgeregt wegen ihren Prüfungen", meinte Ally.

„Ach das schafft sie schon", sagte meine Mum.

„Komm Ally ich zeig die jetzt mein neues Zimmer", sagte ich aufgeregt und zog sie am Arm. Lachend gingen wir die Treppe hoch in mein Zimmer.

„Wow! Das ist mit Abstand das schönste Zimmer, das ich je gesehen hab", strahlte Ally und drehte sich, sodass ihre langen blonden Locken wippten. Sie trug heute einen Jumpsuit, welcher ihre schlanke Figur und ihre Größe betonte.

„Du hast meins noch nicht gesehen", stellte auf einmal Tyler klar, der sich an den Türrahmen gelehnt hat.

„Ich denke nicht, dass sie das sehen will", meinte ich. „Ally das ist Tyler. Tyler das ist meine beste Freundin Allison", stellte ich sie vor.

„Hallo Tyler es freut mich dich endlich kennenzulernen", sagte Ally.

„Ach wirklich?", lachte er. „Naja ich geh dann mal ich muss nachher noch wohin." Er drehte sich um und ging in sein Zimmer.

Ally zwinkerte mir zu. „Sag mal du hast ja gesagt, dass er gut aussieht. Aber dass er soo gut aussieht hätte ich nicht gedacht."

„Ja ich hab vielleicht ein bisschen untertrieben", lachte ich. „Komm ich zeig dir noch die anderen Zimmer."

Nach der Führung setzten wir uns in den Kinoraum und schauten Clueless. Wirklich einer meiner absoluten Lieblingsfilme.

„Schau, sie kommt auch mit ihrem Stiefbruder zusammen", stellte Ally fest.

„Das ist doch aber in einem ganz anderen Zusammenhang", meinte ich.

„Das ist so egal. Wichtig ist, dass es passiert", zwinkerte sie.

„Weißt du Ally. Ich finde ihn schon mega heiß und so, aber ich weiß nicht ob das richtig wäre. Wir wohnen hier zusammen und du weißt, dass es eh nichts festes werden würde. Ich glaube das würde am Ende nur auf Stress hinauslaufen", meinte ich und versuchte meine Traurigkeit auszublenden.

„Ich weiß doch. Aber ich kenne dich Jacky. Früher oder später wirst du es nicht verhindern können. Außerdem glaube ich, dass er es genauso wenig verhindern kann", sagte sie.

„Wer kann was nicht verhindern?", fragte auf einmal Chris, welcher zusammen mit Max im Türrahmen stand und auf uns zu kam.
Ally blickte mich an und ich wusste schon was sie dachte. Sehen die etwa alle so gut aus? So ging es mir bei der ersten Begegnung ja auch.

„Jungs das ist meine Freundin Ally. Ally das sind Chris und Max", stellte ich sie vor.

„Hey Ally", sagten die beiden im Chor.

„Hi", antworte sie noch etwas erstarrt.

„Was macht ihr so?", fragte Max.

„Wir schauen Clueless. Hat mich ja gewundert, dass ihr sowas in eurer Sammlung habt", lachte ich.

„Ja der muss wohl noch von einer Aktion übrig sein", meinte Max verlegen und kratzte sich am Kopf.

„Was für eine Aktion?", fragte ich etwas verwirrt.

„Naja du weißt doch wie das ist. Mädchen schauen solche Filme ja gerne und ähh... also", stammelte er. „Wenn einer von uns ein Mädel einlädt schauen wir meist solche Filme und was dann passiert könnt ihr euch ja denken", unterbrach ihn Chris.

„Und die Mädels fallen auf sowas rein?", fragte nun Ally, während wir beide vor Lachen fast von den Sesseln fielen.

„Ja jedes Mal", grinste Chris.

„Weshalb wir eigentlich hier sind. Wir wollte euch fragen, ob ihr Hunger habt und zum Abendessen kommen wollt?", fragte uns Max.

„Klar!", riefen wir im Chor und gingen mit den Jungs runter ins Esszimmer.

Mum und Michael saßen bereits am Tisch. „Wo ist Tyler?", wunderte ich mich.

„Der ist schon auf einer Party", antwortete Max.

Stimmt. Er sagte ja bei der Vorstellungsrunde, dass er gerne auf Partys geht. Aber wer tut das nicht.

Das Essen war mal wieder genial. Chris übertraf sich wirklich fast täglich mit seinen Gerichten. Als ich Ally später erzählte, dass Chris gekocht hat konnte sie es fast nicht glauben. Ja, er sieht nicht so aus als wäre er Koch.

„Sagmal, ist da eigentlich auch was zwischen dir und Chris?", fragte mich Ally als wir später auf meinem Bett saßen.

„Ich weiß nicht", meinte ich. „Ich verstehe mich mit beiden super und wir haben manchmal etwas anzügliche Gespräche. Aber ich glaub nicht, dass da mehr ist. Zwischen keinem von beiden." Ich wusste, dass es die Wahrheit war, die ich ihr erzählte. Doch jedes Mal, wenn ich einen der beiden sah, lag diese Spannung in der Luft, die für mich kaum auszuhalten war.

„Du musst mich auf jeden Fall auf dem Laufenden halten", grinste sie.

„Klar mach ich das".

„So, ich muss jetzt dann auch mal heim. Wir sehen uns", sagte Ally und stand auf. Ich brachte sie noch zur Tür und ging dann ins Bett.

Hallo;)
In diesem Kapitel hat Jackys Freundin Ally endlich ihre neuen Stiefbrüder kennengelernt. Was glaubt ihr, was zwischen Tyler und Jacky noch alles passieren wird?

Liebe Grüße Reese

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