Kap.22 - „Machen wir einen Deal"

Samstag.

Als ich aufwachte schien bereits die Sonne in unser Zimmer. Ich war gestern direkt eingeschlafen, weil ich so müde war. Oh man. Gestern war einfach ein mieser Tag gewesen. Ich hoffte Max ist heute nichtmehr allzu sauer und redet mit mir. Ich muss ihm das einfach alles erklären. Mal schauen ob ich heute bei unserem Ausflug dazu komme. Moment... wie viel Uhr war es eigentlich? Ich schnappte mein Handy, das auf meinem Nachttisch lag. „Mist", entfuhr es mir. Es war bereits 9 Uhr und ich hatte 8 verpasste Anrufe von meiner Mum und 3 von Max.

„Tyler", sagte ich während ich ihn wachrüttelte.

„Was ist denn?", fragte er verschlafen.

„Es ist neun Uhr", erklärte ich ihm. „Die anderen sind ohne uns losgefahren."

„Fuck." Auf einmal war auch er hellwach. Er hatte ebenfalls einige Anrufe von seinem Vater auf seinem Handy.

„Wir haben wohl so tief geschlafen, dass wir weder den Wecker noch die Anrufe gehört hatten", meinte er und legte sich zurück ins Bett.

„Was machen wir jetzt?"

„Naja die anderen sind jetzt eh schon weg. Wir können ja einen Ausflug zu zweit machen. Ich habe letztens in einem der Flyer gesehen, dass es hier in der Nähe eine kleine Bucht gibt. Zu Fuß sind wir da bestimmt in einer halben Stunde", schlug er vor.

„Gute Idee. Dann mach ich mich mal fertig", sagte ich und ging ins Badezimmer.

Ich zog mir meinen blauen Bikini an und ein weißes Strandkleid darüber. Schminken musste ich mich nicht. Wir werden sicher eh ins Wasser gehen.

Nach dem Frühstück machten wir uns auf den Weg zur Bucht. Tyler hatte etwas übertrieben, denn wir liefen ganz sicher eine Stunde. Aber es lohnte sich. Die Bucht war wunderschön. Sie war zwar sehr klein, aber dafür war hier außer uns keiner.
Ich legte mein Handtuch in den Sand, legte mich darauf und genoss die Sonne. Tyler ging direkt ins Wasser.

Ich war gerade fast eingeschlafen, da spürte ich nasse Tropfen auf meiner Haut.

„Hey", rief ich und sah Tyler gespielt wütend an.

„Na komm. Das Wasser ist so schön", sagte er.

„Okay", meinte ich und folgte ihm. Ich hatte heute Nacht ja schließlich schon genug geschlafen.

Er hatte recht, das Wasser war wirklich schön warm. Ich schwamm eine Weile und setzte mich dann in den Sand am Ufer, sodass meine Füße noch das Wasser berührten. Nach einer Weile setzte sich Tyler neben mich.

„Jacky", sagte er und ich drehte mich zu ihm hin. „Ich weiß, dass das zwischen uns eigentlich nur zum Spaß war und du jetzt mit Noah zusammen bist. Aber da ist doch etwas zwischen uns, oder nicht?", sagte er vorsichtig und schaute dabei aufs Meer hinaus.

„Ich weiß es nicht. Ich mag dich, aber ich weiß nicht, ob meine Gefühle für dich darüber hinaus gehen", antwortete ich ihm.

„Okay", meinte er und es wurde still zwischen uns.

Ich wusste nicht, was ich noch sagen sollte, denn es war die Wahrheit. Ich mochte ihn, aber war das wirklich Liebe?

„Machen wir einen Deal", sagte er nach einer Weile und schaute mich mit seinen haselnussbraunen Augen an. „Wir küssen uns und wenn wir wirklich keine Gefühle füreinander haben, dann lassen wir es für immer und das Thema ist abgeschlossen."

Ihn küssen? Naja auf der einen Seite würde ich gerne, vor allem wenn ich in diese Augen sah. Doch ich war immer noch mit Noah zusammen. Aber dann könnte ich vielleicht für immer mit Tyler abschließen. Also antwortete ich bevor ich es mir anders überlegte „Deal."

Ich beugte mich zu ihm rüber, schaute ihm ein letztes Mal in die Augen und drückte dann meine Lippen auf seine. Sofort durchfuhr ein Kribbeln meinen gesamten Körper und ich wusste, dass ich nicht wieder aufhören konnte ihn zu küssen. Ich setzte mich auf ihn und nahm seinen Kopf in meine Hände, um mehr Kontrolle über den Kuss zu bekommen. Bei Noah hatte ich noch nie so ein intensives Kribbeln gespürt. Doch das versuchte ich im Moment zu verdrängen.
Unsere Lippen bewegten sich in einem langsamen Rhythmus und ich drückte seinen Oberkörper nach hinten, sodass er nun im Sand lag und ich mich über ihn beugen musste. Der Kuss wurde intensiver und ich spürte wie Tyler sich an meinem Bikinioberteil zu schaffen machte. Der Verschluss öffnete sich und mein trägerloses Oberteil fiel auf seine Brust. Doch mich interessierte das nicht. Seine Hand fing an meine Brust zu kneten und ich spürte, wie es an meinem ganzen Körper heiß wurde. Er wollte gerade seine Hand tiefer wandern lassen als eine Welle von hinten kam und über uns brach. Erschrocken löste ich mich aus dem Kuss und konnte gerade noch sehen, wie die Wellen mein Oberteil ins Meer zogen. Ich schaute Tyler etwas entsetzt an und eine Sekunde später brachen wir beide in schallendes Gelächter aus.

„Zum Glück habe ich noch ein Kleid dabei", sagte ich und setzte mich wieder neben Tyler.

„Von mir aus kannst du auch so bleiben", meinte Tyler und grinste.

„Ja ich kann mir vorstellen, dass dir das gefallen würde", sagte ich lachend und verschränkte die Arme vor der Brust, obwohl ich wusste, dass es dafür eh zu spät war.

„Ich glaube wir wissen beide, dass der Deal nicht wirklich funktioniert hat", meinte er nach einer Weile.

„Ja. Aber Tyler...", ich drehte mich zu ihm. „Das mit uns wird nicht funktionieren. Ich bin mit Noah zusammen und ich liebe ihn auch. Wir müssen versuchen diese Gefühle zwischen uns abzuschalten. Siehst du das nicht auch so?"

„Ja du hast recht", meinte er und schaute wieder aufs Meer hinaus.

„Komm. Lass uns den Tag heute genießen", sagte ich und ging zurück zu unseren Handtüchern.

Ich trocknete mich ab und legte mich hin, um mich zu sonnen.
Kurz darauf gesellte sich Tyler zu mir.

„Das ist echt nicht fair", sagte er nach einer Weile.

„Hey. Ich war es nicht diejenige, die mein Oberteil dem Meer überließ", sagte ich und lachte.

„Stimmt. Eigentlich sollte ich mich nicht beschweren", meinte er grinsend.

Wir sonnten uns noch ein bisschen und machten uns dann auf den Heimweg. Natürlich zog ich mir dafür wieder mein Standkleid an.

Im Hotel angekommen ging ich zuerst unter die Dusche, um den ganzen Sand loszuwerden und zog mich für das Abendessen um. Als Tyler gerade im Badezimmer war bekam ich eine Nachricht von meiner Mum, dass sie jetzt wieder da waren und wir uns in einer halben Stunde zum Abendessen treffen würden.

„Tyler! Sie sind wieder da", rief ich zu ihm ins Badezimmer.

„Sehr gut", sagte dieser als er kurz darauf nur mit einem Handtuch bekleidet aus dem Badezimmer kam. „Mal schauen wie viel Ärger wir bekommen."

„Ich hoffe keinen", meinte ich hoffnungsvoll.

Eine halbe Stunde später trafen wir die anderen wie ausgemacht im Speisesaal.

„Hallo ihr zwei", sagte meine Mum erfreut.

„Hallo", begrüßten wir sie und setzten uns zu ihnen an den Tisch.

„Es tut uns leid", fing Tyler an. „Wir haben einfach den Wecker und eure Anrufe nicht gehört und komplett verschlafen", entschuldigte er sich.

„Ist doch kein Problem. Es war zwar schade, dass ihr nicht dabei wart, aber ihr hattet bestimmt auch einen schönen Tag", meinte Michael. Okay, mit dieser Reaktion hätte ich nicht gerechnet.

„Chris hätte übrigens auch verschlafen, wenn ich ihn nicht aus dem Bett geschmissen hätte", erzählte Max lachend.

Sie berichteten uns von ihrem Bootsausflug und wir von unserem Tag, wobei wir allerdings einige Details wegließen.

Als wir aufstanden und uns auf den Weg zu unseren Zimmern machte hielt ich Max auf.

„Können wir kurz über gestern reden?", fragte ich ihn.

„Klar", meinte er und wir gingen zusammen auf die Terrasse.

„Es tut mir leid. Ich weiß ehrlich gesagt nicht was ich sagen soll. Ich weiß, dass ich mindestens einen Fehler gemacht habe, aber..."

„Ist schon ok", unterbrach er mich. „Ich habe gestern auch etwas überreagiert, aber ich war einfach so überrascht, weil ich damit nicht gerechnet hatte. Klar wusste ich, dass ihr euch gut versteht, aber ich mein du hast mit meinem Bruder geschlafen und mit dem Anderen fast. Ich dachte wir wären so etwas wie Geschwister."

„Max. Wir beide sind Geschwister. Aber Tyler und ich, da gibt es diese Gefühle und ich..."

„Gibt?", unterbrach er mich nochmal.

„Ich weiß nicht, was das zwischen Tyler und mir ist. Ich weiß nur, dass ich mit Noah zusammen bin und solche Gefühle eigentlich nicht für Tyler haben sollte", erzählte ich ihm.

„Oh, Jacky. Ich hoffe du tust das Richtige", meinte er.

„Das hoffe ich auch."

„Aber weißt du was? Wenn Noah nicht der Richtige ist, dann ist er das nicht. Keiner würde eine Beziehung zwischen dir und Tyler verurteilen, wenn ihr euch liebt", fügte er noch hinzu.

„Ich weiß nicht, ob ich Tyler liebe und ob er überhaupt mich liebt", meinte ich.

„Dann solltest du das aber herausfinden", sagte er. „Komm lass uns auf unsere Zimmer gehen. Ich bin total müde."

Als ich in unser Zimmer kam lag Tyler im Bett und schaute in sein Handy.

„Er ist nicht sauer", sagte ich zu ihm.

„Max?", fragte er.

„Ja", bestätigte ich.

„Das freut mich, aber ich habe mir das eh schon gedacht", sagte er lächelnd.

„Mich auch", meinte ich und ging ins Badezimmer, um mich bettfertig zu machen.

„Dein Schlafanzug ist echt süß", sagte Tyler als ich mich zu ihm ins Bett legte.

„Hey", meinte ich.

„Das war nicht ironisch gemeint, der ist echt niedlich", versuchte er sich in Schutz zu nehmen.

„Ja ja", lachte ich und machte das Licht aus. „Lass uns schlafen."

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top