Kap.17 - „Ich habe dich vermisst"
Die nächsten Wochen verliefen ereignislos. Ich ging zur Uni, bereitete mich auf meine Prüfungen vor und skypte ab und zu mit Noah oder traf mich mit Ally. Da ich die Zeit daheim nur noch in meinem Zimmer verbrachte, bekam ich die Anderen kaum zu Gesicht. Aber auch, weil Tyler ebenfalls für seine Klausuren und Max fürs Abi lernte. Max hatte zwar seine schriftlichen Prüfungen bereits hinter sich, aber er hatte noch die Mündlichen. In einer Woche werden wir alle mit unseren Prüfungen fertig sein und Michael plante bereits eine große Party. Die Party war natürlich primär für Max, aber wir nutzen sie auch zum Feiern von Tylers und meinem Semesterende.
Samstag.
Mein Wecker klingelte und ich schaute erfreut auf die Uhrzeit. 10:00. Ich strahlte. Gestern hatte ich meine letzte Prüfung geschrieben und heute war der erste Tag, an dem ich mal „ausschlafen" konnte. Ich hatte Michael versprochen ihm beim Aufbau zu helfen, aber ich war mit bis zehn Uhr schlafen schon mehr als zufrieden.
Da ich mich heute eh noch einmal umziehen werde, entschied ich mich bei meinem Outfit für eine Leggings und ein lockeres T-Shirt. Es war zwar nicht mega stylisch, aber sehr bequem.
Als ich nach unten kam waren die Jungs schon dabei die Tische nach draußen zu stellen. Da einige von Max Klassenkameraden und deren Eltern kommen werden, brauchten wir wesentlich mehr Sitzplätze als bei Mums Geburtstag.
Wir brauchten eine Ewigkeit, bis wir mit allen Vorbereitungen fertig waren. Es war bereits 16 Uhr und das bedeutete ich hatte noch genau 3 Stunden bis die Gäste eintreffen werden.
Ich entschied mich dazu mich erstmal hinzulegen und noch ein bisschen Schlaf nachzuholen. Allerdings stellte ich mir noch schnell einen Wecker, ansonsten werde ich wohl die ganze Party verschlafen.
Nach meinem Mittagsschlaf ging ich erstmal duschen. Unter der Dusche wachte ich erst richtig auf und entspannte mich. Endlich waren die Prüfungen vorbei und das bedeutete, dass ich bald Noah sehen werde.
Ich stieg aus der Dusche und ging direkt ins Ankleidezimmer. Mein Outfit für die Party bestand aus einem dunkelblauen Kleid, silbernen Schuhe und silbernem Schmuck. Nachdem ich mich umgezogen hatte schminkte ich mich und lockte meine Haare.
Als ich fertig war klopfte Chris an meiner Türe und fragte mich, ob ich fertig wäre und ihm beim Buffet helfen könnte. Ich stand auf und folgte ihm. Er trug eine Jeans und ein simples T-Shirt und sah wie immer sehr gut aus. Als Mann war es einfach viel unkomplizierter und man sah immer gut aus, stellte ich fest.
Nachdem wir gemeinsam die Platten auf die Tische trugen, klingelten auch schon die ersten Gäste.
Ally war eine der ersten und kam freudenstrahlend auf mich zu.
„Ich hab dich so vermisst", sagte sie und schloss mich in ihre Arme.
„Und ich dich erst", meinte ich und lachte.
Es kamen immer mehr Leute und nach kurzer Zeit war das komplette Haus und der Garten voll mit Menschen.
Ally und ich hatten die Tanzfläche in Beschlag genommen und tanzten, tranken und lachten den ganzen Abend. Aber auch die anderen schienen Spaß zu haben.
„Hast du Durst?", fragte ich Allison nach einer Weile. Ich war durch das Tanzen schon ganz ausgetrocknet und brauchte mal etwas, das keinen Alkohol enthielt.
„Nein", antwortete sie mir. „Hol dir was, ich bleibe solange hier", sagte sie und tanzte weiter. Ich hatte bemerkt, wie sie bereits während des Tanzens den Blick auf einen mir unbekannten Jungen geworfen hatte und versuchte sie daher nicht zu überreden mitzukommen.
In der Küche angekommen stellte ich fest, dass es keinen Sprudel mehr gab. Ich überlegte kurz Leitungswasser zu trinken, aber da ich Wasser ohne Kohlensäure hasste, machte ich mich auf den Weg in den Keller, um mir dort eine Flasche zu holen.
Auf dem Weg in den Keller musste ich mich am Treppengeländer festhalten. Ich hatte wohl doch etwas mehr getrunken als ich dachte. Als ich mich gerade zu einem Kasten Sprudel hinunterbeugte, um mir eine Flasche herauszuholen, spürte ich zwei Hände an meinen Hüften.
„Hey", raunte mir Tyler ans Ohr.
„Was willst du?" Ich versuchte mich zusammenzureißen. Anscheinend hatte seine Nähe immer noch eine Wirkung auf mich.
„Ich habe dich vermisst", sagte er und ich merkte an seiner Stimme, dass auch er schon einiges getrunken hatte.
Ich drehte mich zu ihm um und schaute ihn an. Er hatte noch immer seine Hände an meinen Hüften und war so keine 10cm von mir entfernt.
„Tyler du hast eine Freundin", erinnerte ich ihn. „Und ich einen Freund", fügte ich noch schnell hinzu.
„Falsch. Cleo und ich haben uns schon vor Wochen getrennt", erklärte er mir. Oh. Ich hab also während der Prüfungsphase noch weniger von meiner Umwelt mitbekommen, als ich dachte.
„Und dein Freund ist nicht hier", sagte er und fing an meinen Hals zu küssen. Ich bekam Gänsehaut und würde ihm am liebsten direkt um den Hals fallen, doch ich musste mich zusammenreißen.
„Tyler, ich habe zwar Sexentzug, aber das geht trotzdem nicht. Ich betrüge Noah nicht", meinte ich, doch meine Stimme wurde gegen Ende immer leiser. Der viele Alkohol, welcher mich eh schon benebelte, half mir nicht sonderlich dabei überzeugend zu klingen.
Als ich schließlich in seine Augen sah, konnte ich mich nichtmehr zurück halten. Meine Lippen fanden den Weg zu seinen und ich küsste ihn stürmisch. Er erwiderte den Kuss und ich spürte wie sich seine Hände auf Entdeckungsreise machten. Ich war komplett in den Kuss vertieft als ich ein Räuspern wahrnahm. Wir unterbrachen ruckartig den Kuss und schauten zur Tür. Chris schaute uns etwas verwirrt an, doch dann entwickelte sich sein Gesichtsausdruck zu einem Grinsen.
„Ich wusste es doch", sagte er lachend und ging an uns vorbei, um sich etwas zu trinken zu holen.
„Hey Chris...", fing ich an, doch er unterbrach mich. „Schon okay Jacky, ich habe nichts gesehen." Er hob entschuldigend die Hände und ging die Treppe wieder nach oben.
Ich warf Tyler noch einen kurzen Blick zu und verließ dann ebenfalls den Keller. Wie konnte das nur passieren? Ich wollte einfach nur noch in mein Zimmer.
„Wo warst du denn so lange", rief mir Ally zu und zog mich wieder auf die Tanzfläche.
Sie tanzte um mich herum, doch ich konnte mich einfach nicht konzentrieren. Ich musste die ganze Zeit an Tyler und den Kuss denken. Wieso konnte ich mich nicht einfach mal zusammenreißen? Ich hatte Noah betrogen und fühlte mich schlecht. Egal wie lange wir uns nicht gesehen hatten, dafür gab es keine Entschuldigung. Ich hatte keine Lust mehr auf die Party. Daher verabschiedete ich mich von Ally, ging in mein Zimmer und schlief auch direkt ein.
Sonntag.
Ich wachte auf und warf einen Blick auf meinen Wecker. Es war erst 8:00 Uhr. Wer steht denn bitte sonntags um 8 Uhr auf? Ich kuschelte mich wieder in meine Kissen und versuchte erneut einzuschlafen. Nachdem dieser Versuch scheiterte, stand ich auf, um in die Küche zu gehen. Dann begann mein Sonntag heute eben etwas früher.
Als ich meine Tür öffnete, öffnete sich genau in diesem Moment die Türe gegenüber. Das war natürlich mal wieder klar.
„Guten Morgen", grüßte ich ihn.
„Morgen", antwortete er knapp. Ich wollte gerade an ihm vorbeilaufen, doch er hielt meine Hand fest. „Hast du kurz Zeit?", fragte er.
„Äh klar", antwortete ich und folgte ihm in sein Zimmer.
Er setzte sich auf sein Bett und deutete mir an mich neben ihm zu setzen.
„Ich weiß nicht, wie das passieren konnte", fing er an. „Ich sah dich in diesem Kleid und wahrscheinlich lag es auf an meinen Alkoholintus, aber ich konnte mich einfach nicht zurückhalten. Es tut mir leid."
„Ist schon ok", meinte ich. „Es gehören immer zwei dazu und ich wollte es in diesem Moment genauso wie du."
Warum passiert mir das in letzter Zeit so oft? Seit ich hier wohne habe ich gefühlt jede Woche ein Gespräch, in dem es um etwas geht, das nicht hätte passieren sollen. Vielleicht sollte ich mir sowas in Zukunft vorher überlegen, bevor ich wieder etwas Dummes tue.
„Ist alles ok zwischen uns?", fragte er.
„Ich denke schon. Nur leider weiß ich nicht, wie ich das Noah beibringen soll", sagte ich traurig.
„Wenn du es ihm sagst, würde ich es ihm persönlich sagen", riet er mir.
„Ja ich glaube das wäre das Beste", lachte ich. Wenn ich es ihm überhaupt erzähle fügte ich noch in Gedanken hinzu.
„Außerdem. Du weißt nicht, ob er dich nicht auch betrügt", sagte er und verließ mit diesen Worten sein Zimmer.
Ich saß noch immer auf seinem Bett und starrte auf die Stelle, an der Tyler gerade noch stand. Doch je mehr ich mir Gedanken darüber machte, desto mehr verunsicherten mich Tylers Worte. Noah war ein wirklich gutaussehender Musiker und er lebte ganz allein in LA. Da war er sicher auch mal einsam. Ich schüttelte meinen Kopf und versuchte die Gedanken zu verdrängen. Nur weil ich einen Fehler gemacht hatte, konnte ich ihm nicht einfach unterstellen mich zu betrügen. Ich stand auf und machte mich auf den Weg in die Küche. Ich brauchte jetzt erstmal einen Kaffee.
Die anderen saßen bereits am Frühstückstisch und schienen auf mich zu warten.
„Setz dich", sagte Michael direkt als er mich sah.
„Also", setzte er an und schaute zu meiner Mutter. „Wir sind unglaublich stolz auch euch alle und natürlich ganz besonders auf Max. Deshalb haben Jane und ich uns etwas ganz besonderes überlegt." Er machte eine kurze Pause. „Wie werden alle gemeinsam für zwei Wochen nach Hawaii fliegen", verkündete er freudestrahlend.
„Wie cool", rief Max und auch Tyler und Chris schienen sich zu freuen.
Er drehte sich zu mir. „Es ist alles so geplant, dass du nach den zwei Wochen zu Noah nach LA fliegst und wir wieder nach Hause."
„Dankeschön", ich stand auf und nahm ihn in den Arm. Ich musste meine Freudentränen zurückhalten. Hawaii war immer Platz 1 meiner Traumreiseziele. Michael hätte uns in meinen Augen kein besseres Geschenk machen können.
„Übrigens. Unser Flug geht bereits in zwei Tagen. Das bedeutet, ihr könnt langsam anfangen zu packen", erklärte er.
Ich trank meinen Kaffee und machte mich direkt auf dem Weg in mein Zimmer. Das bedeutet ich hatte nicht viel Zeit meine Outfits für den Urlaub und die Zeit bei Noah herauszusuchen. Ich hoffe das passte alles in meinen Koffer.
Tylers Sicht.
Wow, wir werden also nach Hawaii fliegen. Das muss man Dad lassen, er hat immer die tollsten Ideen für Geschenke.
Ich wollte gerade in mein Zimmer gehen, als ich eine Hand auf meiner Schulter spürte.
„Wir müssen reden", sagte Chris und wies mir an, ihm in sein Zimmer zu folgen.
Ich hatte eigentlich gehofft, dass er es nicht tun würde, doch ich hätte mir eigentlich denken können, dass er die Sache mit Jacky nicht unausgesprochen ließ.
„Ok ich komm direkt zur Sache. Ich bin mir sicher, dass du weißt, weshalb ich mit dir reden will. Was ist da zwischen dir und Jacky?", fragte er direkt.
„Ich weiß es nicht", sagte ich wahrheitsgetreu. „Ich mein wir hatten ab und zu mal was, aber keine Ahnung was das gerade ist. Seit Noah lief eigentlich nichts mehr zwischen uns. Ich glaube das gestern war einfach nur dem Alkohol geschuldet."
„Tyler ich weiß, dass sie unglaublich heiß ist, aber wenn du etwas mit ihr anfängst, dann solltest du dir sicher sein und ihr nicht das Herz brechen. Sie wird weiterhin hier wohnen und dann kannst du ihr nicht einfach aus dem Weg gehen, wie deinen anderen Betthäschen", stellte er klar.
„Alter sag nicht Betthäschen. Das hört sich aus deinem Mund einfach nur komisch an", sagte ich lachend. „Und ich habe nicht vor ihr das Herz zu brechen", fügte ich noch etwas leise hinzu.
Er schaute mich etwas verwirrt an und dann fing er an zu grinsen. „Bedeutet das also, du magst Jacky?", fragte er grinsend.
„Klar, sie ist ja sowas wie meine Schwester", antwortete ich ihm und wusste selbst ganz genau, dass das die wohl größte Lüge war.
„Oh nein", er lachte. „Tyler mir brauchst du nichts vorzumachen, ich merk doch wie du meinem Blick ausweichst. Du magst sie, und zwar nicht wie eine Schwester".
„Keine Ahnung. Vielleicht vermisse ich auch einfach nur den Sex mit ihr und habe deshalb diese Gefühle. Ich sag dir sie ist einfach ..."
„Hör auf", unterbrach er mich lachend. „Das will ich alles gar nicht so genau wissen. Aber ich bezweifle, dass du nur den Sex vermisst. Ich glaube du vermisst sie", meinte er. „Du solltest dir darüber mal Gedanken machen. Aber bedräng sie nicht, du weißt, dass sie eigentlich mit Noah zusammen ist."
„Ja ich weiß", sagte ich und stand auf. „Behalte das bitte für dich", bat ich ihn.
„Klar", meinte er und ich verließ sein Zimmer, um endlich anfangen zu können zu packen.
Hallo ♥️
Das ist das erste Kapitel in dem ich auch aus der Sicht von Tyler geschrieben habe. Wie findet ihr es?
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