Kap.12 - „Da musst du jetzt durch"
Wir liehen uns ein Kanu aus und Noah half mir einzusteigen. Es war wirklich eine wackelige Angelegenheit. Noah setzte sich gegenüber von mir und jeder von uns schnappte sich ein Ruder. Weil wir uns gegenüber saßen, musste Noah rückwärts paddeln.
Durch die Sonnenstrahlen glitzerte der See wunderschön blau.
„Es ist schön mit dir hier zu sein", sagte Noah auf einmal.
„Ja es ist echt schön. Ich hätte nie gedacht, dass ich dich jemals wiedersehen werde", gestand ich und sah ihn an.
„Ich hab dich wohl wirklich verletzt", meinte Noah traurig. „Das tut mir so leid. Obwohl LA das Beste war was mit je passieren konnte, war es zugleich auch das Schlimmste dich zurückzulassen."
„Noah ist schon in Ordnung. Lass uns einfach den Moment genießen."
Ich schaute wieder auf den See und entspannte mich. Es war der perfekte Tag für einen Tag am See.
Auf einmal merkte ich, wie sich unser Kanu nur noch im Kreis drehte. Noah hatte begonnen ebenfalls vorwärts zu paddeln. Wir schauten uns an und musste lachen.
„Noah, lass das", versuchte ich ernst zu sagen, musste aber direkt darauf wieder anfangen zu lachen.
Er hörte auf zu paddeln und legte sein Ruder ins Kanu. „Du kannst mich gerne herumpaddeln, liebe Jacky", sagte er, lehnte sich zurück und schloss die Augen.
„Hey", sagte ich und legte mein Paddel ebenfalls ins Kanu. „Dann lassen wir uns eben treiben."
Ich schloss ebenfalls meine Augen und genoss sie Sonnenstrahlen. Es war so entspannend, dass ich hätte einschlafen können.
„Hattest du eigentlich einen Freund?", hörte ich ihn fragen „Also nachdem ich gegangen bin."
Ich öffnete die Augen und schaute ihn an. Warum wollte er dass denn jetzt wissen?
„Nein", sagte ich schließlich. „Nachdem du gegangen bist konnte ich keine Gefühle mehr zulassen, aus Angst nochmal verletzt zu werden. Daher konnte ich mich auch auf keine Beziehung einlassen."
„Oh." Noah schaute betrübt auf seine Hände. „Aber falls dich das tröstet, ich hatte auch keine Freundin nach dir. Ich konnte dich einfach nicht vergessen."
Ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Ich konnte immer noch nicht glauben, dass er überhaupt hier war. All die Jahre habe ich mir überlegt was ich ihm sagen und an den Kopf werfen wollte. Doch stattdessen sind meine Gedanken jetzt einfach leer und meine Emotionen wie eingefrorenen. Ich wusste einfach nicht was ich fühlen sollte, Wut oder Freude.
Auf einmal fing das Kanu an zu wackeln, da wir an einem Stein hängen geblieben sind. Ich konnte gar nicht so schnell nachdenken, da war das Kanu auch schon umgekippt. Noah und ich landeten beide im Wasser. Ich schaute ihn verwirrt an und wir begannen beiden zu lachen, sodass ich aufpassen musste kein Wasser zu schlucken. Als wir uns von unserem Lachanfall beruhigt hatten, drehten wir das Kanu wieder um. Noah kam auf mich zu geschwommen und griff nach meiner Hüfte, um mir wieder ins Kanu zu helfen. Das war das erste Mal, dass wir uns berührten, seit er wieder da war. Ein Stromschlaf durchzog mich und ich zuckte zusammen. Noah hielt in der Bewegung inne und schaute mich an. Seine blauen Augen glitzerten und ich verlor mich fast darin. Auf einen Schlag waren wieder diese Gefühle für ihn da und die letzten zwei Jahre wie weggeblasen. Noah kam näher, doch ich drehte meinen Kopf weg. Es ging einfach nicht. Ich konnte ihn nicht küssen. Nicht nach alldem was passiert war.
„Komm lass uns wieder ins Kanu steigen, nicht dass wir noch krank werden", sagte ich schnell um die unangenehme Situation zu beenden.
Wir halfen uns gegenseitig einzusteigen und setzten uns wieder gegenüber voneinander ins Kanu.
Ich schaute zu ihm rüber und wusste wieder, warum mich sein plötzliches Verschwinden so verletzt hatte. Ich hatte einfach so viele Gefühle für ihn. Wir lächelten uns an, während wir mit unseren triefnassen Klamotten im Boot saßen. Auf einmal merkte ich, wie Noahs Aufmerksamkeit abgelehnt wurde. Er räusperte sich.
„Ähm Jacky...dein Kleid ist transparent geworden", sagte er etwas verlegen.
Ich schaute an mir herunter. Der hellblaue Stoff war fast komplett durchsichtig geworden und der Stoff klebte an meinem Körper, weshalb sich meine Unterwäsche abzeichnete.
„Naja", sagte ich. „Du hast mich ja auch schon mal nackt gesehen, das ist kein Problem für mich."
Er schaute an sich herunter und errötete „Für dich vielleicht nicht, aber für mich."
Ich fing an zu lachen „Na da musst du jetzt durch."
Wir warteten noch etwas, bis unsere Kleider wieder fast trocken waren und mein Kleid nicht mehr so durchsichtig. Anschließend gaben wir das Kanu wieder ab und gingen zu Noahs Auto.
„Eigentlich wollte ich mit dir noch essen gehen, aber so können wir jetzt natürlich leider nichtmehr gehen", stellte er fest. „Hast du vielleicht noch Lust mit zu mir zu kommen und dort etwas zu essen? Dann können wir uns auch etwas Trockenes anziehen."
„Warum nicht", sagte ich und stieg in den Porsche.
Ich dachte eigentlich als Noah von zu mir fahren sprach, dass wir zu seinen Eltern fahren würden, doch Noah hielt vor einem Hotel. Er öffnete mir die Türe, damit ich aussteigen konnte.
„Wohnst du nicht bei deinen Eltern?", fragte ich ihn.
„Nein mein Manager hatte mir das Hotel gebucht und meine Eltern hatten mein Zimmer bereits in ein Büro umgewandelt. Da war mir ein Hotelbett dann doch lieber als die Couch", lachte er.
Wir gingen durch das Foyer des Hotels und ich staunte nicht schlecht. Das Hotel muss wohl sauteuer sein, so wie es hier aussieht. Wohin ich blickte war Marmor. Die Möbel der Rezeption und des Wartebereichs waren aus dunklem Holz, welche mit blauen Ledersesseln kombiniert wurden.
Noahs Zimmer war riesig und ebenfalls sehr edel eingerichtet. Es erinnerte mich ein bisschen an das aus „Groupies bleiben nicht zum Frühstück". Es gab so viele Türen, dass ich wahrscheinlich nicht den Ausgang finden würde.
Noah ging direkt zu seinem Koffer und reichte mir eine Jogginghose und ein T-Shirt. Er zeigte mir, wo das Bad war, damit ich mich umziehen konnte. Das Bad sah so ähnlich aus, wie meins zu Hause. Allerdings war es um einiges größer. Ich zog mich also um und ging wieder ins Schlafzimmer. Dort saß Noah bereits auf seinem Bett und wartete auf mich. Als ich mich zu ihm setzte lächelte er.
„Hier ist die Karte vom Zimmerservice. Ich dachte wir könnten uns was Leckeres zu essen bestellen", meinte er.
„Sehr gerne. Ich hab noch nie was beim Zimmerservice bestellt", erzählte ich ihm.
„Wirklich nicht? Auf meiner Tour habe ich gefühlt nur das Essen vom Zimmerservice gegessen", lachte er.
Wir bestellten so viel Essen, dass ich bezweifelte, dass wir das alles schaffen würden. Als es ankam, wurde es auf zwei Wägen zu uns ins Zimmer geschoben.
Wir wünschten uns einen guten Appetit und begannen zu essen. Wie ich es schon vermutet hatte, schafften wir nicht einmal die Hälfte unseres Essens.
„Das ist nicht so schlimm", meinte Noah. „Ich bekomme nachts eh nochmal Hunger."
Ich musste lachen, als ich mir vorstellte wie Noah schlafwandelnd noch Essen verdrückte.
„Sag mal hast du noch Lust ein paar Filme zu schauen", fragte er.
„Aber klar. Du weißt doch wie sehr ich das liebe", lachte ich.
„Oh ja. Wie könnte ich das jemals vergessen", grinste er.
Doch es blieb nicht bei einem Film. Als ich auf die Uhr schaute war es bereits Mitternacht.
„Hey Noah. Ist es ok für dich, wenn ich über Nacht hier bleibe?", fragte ich ihn etwas verlegen. Das war eigentlich nicht mein Plan, aber ich war so müde und hatte keine Lust mehr den weiten Weg nach Hause zu fahren, denn die Thompson Villa lag am anderen Ende der Stadt.
„Klar", sagte er, doch kaufte auf seiner Unterlippe.
„Aber Jacky", meinte er nach einer Weile. „Wir wissen beide, dass wir noch Gefühle füreinander haben. Ich glaube allerdings es wäre besser, wenn wir aufpassen, dass es noch nicht soweit kommt."
„Du meinst zu Sex?", fragte ich ihn und war von mir selbst überrascht, dass ich das so direkt ansprach.
„Ja, denn sollte es wieder dazu kommt möchte ich, dass wir es langsam angehen ok?" Er fuhr sich nervös durch die Haare.
„Ja", sagte ich.
Vor dem Schlafengehen zog ich mir allerdings noch die dicke Jogginghose aus. Ansonsten würde ich heute Nacht noch vor Hitze eingehen.
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