5 Zarte Bande
Die ersten Sonnenstrahlen fielen bereits durch das Hotelfenster und weckten Stiles, indem sie ihn auf der Nase kitzelten.
Gott!
War er hier wirklich in Dereks Armen eingeschlafen?
Stiles blickte auf den Schlafenden hinab, fuhr dann mit dem Daumen sacht über die kräftigen Brauen und streichelte den Bartschatten gegen den Strich, bis Derek langsam Augen öffnete:
„Guten Morgen! Wie schön, dass du noch da bist, Kleiner!" murmelte dieser mit einem verschlafenen, kleinen Lächeln.
Stiles errötete ein wenig:
„Das hatte ich eigentlich so nicht geplant." gestand er.
Dereks Lächeln wurde breiter:
„Kann ich mir denken. Du warst sicher getrieben von deinem Fluchtinstinkt und dennoch bist du noch hier bei mir. Ich deute das als gutes Omen."
„Lass' uns da nicht zu viel hineininterpretieren, in Ordnung?" erwiderte Stiles unbehaglich und ein wenig grob: „Ich war wohl einfach bloß müde."
„Wie du meinst!" erwiderte Derek und klang ein klein wenig verletzt.
Stiles seufzte:
„Tut mir leid!" murmelte er kleinlaut: „Du bist ein echt netter Kerl und ich bin ein kleines Arschloch, das mit Freundlichkeit nicht umgehen kann. Wenn du klug bist, hältst du dich wohl lieber von mir fern."
„Zu spät!" behauptete Derek.
Stiles traute sich nicht zu fragen, was das bedeutete. Stattdessen sagte er:
„Ich muss los! Scott erwartet mich und macht sich bestimmt schon Sorgen. Und außerdem muss ich meinen Geschäften nachgehen."
Er wollte aufstehen, doch mit einem Mal wurde er von Derek auf den Rücken gedreht und mit großer Kraft festgehalten:
„Ich lasse dich erst gehen, wenn du mir zwei Fragen beantwortest." bestimmte der Ältere: „Erstens, wer ist dieser Scott? Und Zweitens, was sind das für Geschäfte?"
Irgendwie gefiel es Stiles, so gepackt zu werden und diese Entschlossenheit zu spüren.
„Scott ist meine Familie. Er ist der Grund, warum ich lebe!" erwiderte er.
Einmal ausgesprochen erschrak Stiles davor, wie wahr diese Aussage war, aber vor allem auch davor, dass er sich Derek gegenüber einfach so dazu bekannt hatte.
Seit wann war er denn der Typ, dem Selbstbekenntnisse einfach so ohne großes Nachdenken entschlüpften?
Welchen verdammten Zauber legte dieser Derek bloß über ihn?
Er schüttelte unwillig den Kopf, denn er konnte das einmal gesprochene Wort ja nun mal leider nicht wieder zurückrufen. Stattdessen fuhr er fort:
„Über meine Arbeit spreche ich mit dir nicht! Je weniger du darüber weißt, umso besser für dich, mein Süßer. Ich habe wirklich keine Lust, einen anständigen und behüteten Kerl wie dich in Schwierigkeiten zu bringen."
„Wieso glaubst du, dass ich so anständig und behütet bin? Im Grunde weißt du doch gar nichts über mich." fragte Derek stirnrunzelnd:
„Ich merke es daran, wie du mit mir umgehst, daran dass du mir; einem Fremden deinen Schlüssel gegeben hast, daran wie du mit mir im Mondlicht Händchen hältst." erwiderte Stiles:
„Vielleicht bin ich ja auch bloß einer von denen, die schon viel erlebt, aber einfach nichts dazugelernt haben?" gab Derek geheimnisvoll zurück.
Stiles ließ seine Hand Dereks Rücken hinabgleiten, um sie dann auf seinem Gesäß liegenzulassen:
„Lässt du mich denn jetzt gehen, Großer?" wollte er wissen:
„Wieso?" fragte dieser zurück ohne Anstalten zu machen, Stiles freizulassen: „Willst du vielleicht noch einen Moment lang zu 'Scott' unter die Decke schlüpfen und dir bei ihm holen, was du von mir nicht bekommen hast?"
„Und wenn es so wäre?" fragte Stiles zurück:
„Wenn es so wäre, wünschte ich, du würdest es mir sagen, bevor ich noch tiefer in diese Sache hineingerate, als ohnehin schon." gab Derek leise zurück.
Stiles wusste eine Weile lang nicht, was er darauf antworten sollte.
Schließlich sagte er:
„Ich liebe niemanden auf der Welt so sehr wie Scott, aber wir sind kein Paar."
Derek atmete ein wenig auf, doch Stiles war noch nicht fertig:
„Es gibt Männer, mit denen ich schlafe, aber da ist niemand von Bedeutung."
„Warum tust du es dann?" wollte Derek wissen:
„Warum stellst DU mir so schwierige Fragen?" grummelte Stiles.
Derek antwortete darauf nicht, sondern blickte ihn bloß aus diesen großen grünen Augen an, bis er irgendwann nicht mehr standhalten konnte und die Frage beantwortete:
„Ich tue es, weil ich es brauche! Ich tue es, weil es MIR gefällt, wenn ich IHNEN gefalle! Ich tue es, weil ich es immer schon so gemacht habe! Ich tue es, weil ich es einfach gut kann!"
Derek sagte immer noch nichts, nahm auch den Blick nicht von Stiles und dieser konnte nur ahnen, was hinter dessen Stirn vorgehen mochte.
Irgendwann senkte Derek den Kopf und küsste ihn, ehe er ihm endlich doch noch erlaubte aufzustehen.
Stiles hätte liebend gern noch einmal die Dusche benutzt, doch er wollte Scott nicht noch länger warten und sich sorgen lassen.
Derek brachte ihn noch zur Tür und verabschiedete ihn mit den Worten:
„Für den Augenblick kann ich mit der Situation leben, so wie sie ist, aber irgendwann werde ich mehr als das brauchen!"
Stiles hatte keine Ahnung, was das bedeuten sollte, doch er hatte Angst davor, danach zu fragen, denn irgendwie klangen Dereks Worte nach Endgültigkeit, Fesseln und verriegelten Türen.
Auf dem Heimweg besorgte Stiles Brot, Käse und ein paar Äpfel zum Frühstück und in ihrer Herberge wurde er von einem Scott begrüßt, der mit zu wütenden Schlitzen zusammengekniffenen Augen und vor der Brust verschränkten Armen auf dem Bett saß. Noch ehe Stiles irgendetwas sagen konnte, begann sein bester Freund auch schon zu zetern:
„Ich hoffe, du hattest den besten Sex deines Lebens und das war es wert, das ich die ganze Nacht kein Auge zugetan habe. Ich habe gedacht, Peter hätte dich und diesen Derek erwischt und er hätte euch beiden das Hirn weggeblasen. Ich hatte so eine verdammt große Angst Stiles!"
Nun liefen Scott auch schon die Augen über:
„Ich hab' doch bloß DICH auf der Welt!" fügte er mit erstickter Stimme hinzu.
Stiles legte seine Einkäufe ab, setzte sich rittlings auf Scotts Schoß und küsste ihn auf die Nasenspitze:
„Ist gut Bruder!" murmelte er: „ Ich bin hier und es geht mir gut!" versicherte er: „Ich hab' dich lieb!"
Scott schlang die Arme um Stiles mageren Oberkörper und trocknete seine Tränen an dessen Hemd.
Stiles erwiderte die Umarmung und streichelte Scott durch das dunkle Haar. Sie steckten die Köpfe zusammen wie Verschwörer.
Nachdem sie eine Weile lang so dagesessen hatten, fragte Scott mit verheultem Gesicht, aber schon wieder in der Lage zu einem kleinen Grinsen:
„Hat dieser Hale dich also endlich rangelassen?"
Stiles schüttelte den Kopf:
„Nein, der Mistkerl verweigert sich mir noch immer. Wir haben bloß geschlafen."
Dann vergrub er sein Gesicht in Scotts Hals und murmelte sehr leise und undeutlich:
„Aber das war echt schön!"
Scott hatte ihn trotzdem verstanden und blickte ihn fassungslos an.
Dann kniff er ihm verspielt in die Seite:
„ENDLICH! Du bist also tatsächlich verliebt, Mann!" zog er ihn auf, woraufhin Stiles Scott ins Bett drückte und zu kitzeln begann:
„Das nimmst du sofort zurück!" befahl er.
Die heutige Lieferung an Deaton zu machen gestaltete sich nicht ganz so schwierig, wie die Übergabe an Peter am gestrigen Tage, einfach deshalb, weil die zu überbringende Menge übersichtlicher war.
Nachdem ihr Käufer die Ware an sich genommen hatte und sie bezahlt worden waren, verkündete Deaton unvermittelt:
„Die Mengen, die ihr bisher liefert, reichen mir in Zukunft nicht mehr. Die Nachfrage steigt immer weiter, je länger diese Prohibition anhält. Als ob Alkohol interessanter geworden wäre, seit er verboten ist."
„Wir können dir nicht noch mehr liefern!" gab Stiles zurück: „Du wirst dich wohl nach anderen Quellen umsehen müssen."
Deaton schüttelte energisch den Kopf:
„Für das Abwasser, das sonst so verkauft wird, zahle ich keinen Cent. Ich will EUREN Stoff!"
„Aber das geht nicht!" beharrte Scott: „Peter erwartet von uns regelmäßig die übliche Menge und für eine größere Produktion haben wir weder die Ausrüstung, noch die Ressourcen, Deaton."
„Nicht mein Problem!" erwiderte dieser kalt: „Ihr werdet euch etwas einfallen lassen! Ihr wollt doch sicher nicht, dass der Sheriff einen kleinen Tipp bekommt? Oder Peter?"
„Ach komm Deaton; keine Drohungen, ja? Hinter Gittern bringen wir Zwei dir nichts und tot noch viel weniger, also lass' diesen Blödsinn!" bellte Stiles.
Dann fügte er noch böse hinzu: „Und außerdem; du bist nicht der Einzige, der dem Sheriff oder Peter einen Tipp geben kann, wenn du verstehst, was ich meine? Wir hängen alle in dieser Sache drin!"
Deaton hatte Stiles blitzschnell an der Gurgel gepackt und würgte ihn nun.
Scott versuchte seinem Freund beizuspringen, doch der große, kräftige Mann wischte den mageren Jungen mit dem Streich einer einzigen Hand beiseite, als sei er nichts weiter als ein Kind.
Japsend sagte Stiles:
„Peter steht auf mich, weißt du? Tu mir weh, dann wird er dir wehtun! Es ist egal, was du ihm sagst! Wem wird er wohl eher glauben, seinem Erzfeind, oder dem Kerl, der ihm süße Erlösung verschafft?"
Deaton ließ von Stiles Hals ab, drängte ihn hinter sich an die Wand und kam ihm mit dem Gesicht so nahe, dass ihre Nasen sich beinahe berührten:
„Und was soll so Besonderes an dir sein, mageres Bürschchen?" fragte er, griff nach Stiles Hüften und zog sie mit einem Ruck grob gegen seine eigene: „Vielleicht sollte ich dich einmal kosten und sehen, was mir entgeht, auch wenn Jungs eigentlich nicht mein Ding sind?"
Stiles schluckte:
„Sorry, Mann, aber du bist einfach nicht mein Typ!" erwiderte er:
„Nach allem, was man hört, bist du nicht besonders wählerisch!" gab Deaton schneidend zurück: „Also stell dich nicht so an?"
„Lass' ihn los, du Mistkerl!" rief Scott hilflos und versuchtem den großen Mann von seinem Freund wegzuziehen.
Deaton lachte hart, stieß Stiles von sich fort und brachte ihn damit zu Fall:
„Lasst euch etwas einfallen ihr Zwei. Ich brauche mehr Ware!" bellte er:
„Mir ist schon etwas eingefallen." erwiderte Stiles, als er sich wieder aufrappelte und klang dabei viel gelassener als er sich in Wahrheit fühlte: „Wir können einen ähnlichen Deal haben, wie mit Peter: Du gibst uns das Geld für eine zweite Anlage und die Rohstoffe und dann sind wir im Geschäft. Sonst läuft es nicht, kapiert?"
Er klopfte Deaton auf die Schulter, ließ ihn sprachlos stehen, schnappte sich Scott und verschwand.
„Meinst du, der Kerl wird seine Drohung wahrmachen?" wollte Scott später ängstlich wissen.
Auch Stiles steckte der Schrecken noch in den Gliedern, doch er wollte für seinen Freund tapfer und zuversichtlich sein und so straffte er sich innerlich und erwiderte:
„Nicht wenn er klug ist! Wir haben hier eine Pattsituation: Er hat seine Drohungen ausgesprochen und wir unsere. Außerdem braucht er uns doch, weil wir die Ware herstellen! Nein Bruder, er hat nur versucht, uns einzuschüchtern und wir haben ihm nun etwas zum Nachdenken gegeben. Sollte er sich wirklich darauf einlassen, wäre es das Beste, was uns passieren kann. Peter würde es zwar immer noch nicht schmecken, wenn er erführe, dass wir auch für seinen Gegenspieler arbeiten, aber wir würden ihn immerhin nicht mehr bestehlen!"
„Es tut mir leid, dass ich so nutzlos bin." murmelte Scott unglücklich: „Wenn du nicht dagewesen wärst, hätte ich gar nicht gewusst, was ich tun soll."
Stiles griff nach Scotts Hand:
„Hör' auf so zu reden!" forderte er: „Wir sind ein Team! Du bist das Herz und ich bin die Muskeln, okay?"
Gegen seinen Willen musste Scott ein wenig lachen:
„DU bist die Muskeln? Dann sind wir aber echt verloren, Mann!" er schüttelte den Kopf: „Nein, du bist eher das Hirn. Du bist echt schlau, Mann. Aber ich bin irgendetwas Sinnloses, wie der Blinddarm, oder so. Etwas, das absolut keine Aufgabe erfüllt und sich am Ende vielleicht noch entzündet und dich umbringt."
Stiles blickte sich auf der Straße nach links und rechts um, um sich zu vergewissern, dass niemand sie beobachtete und küsste Scott dann sacht auf die Lippen:
„Red' keinen Blödsinn!" flüsterte er: „Du bist alles, was zählt, Bruder!"
Innerlich machte Stiles sich schwere Vorwürfe, weil er jemanden, der so empfindsam war wie Scott in dieses üble Leben hineingezogen hatte.
Sicher, sie hatten damals keine große Wahl gehabt, doch sein Herzensbruder war nun einmal nicht so, wie er selbst.
Scott war ein GUTER MENSCH!
Wie ein Blick in den 'Briefkasten' zeigen sollte, hatte Scott am Nachmittag eine Verabredung.
Stiles hingegen rang mit sich; bekämpfte den Impuls, schon wieder zu Derek hinüber zu gehen.
Bekämpfte ihn, solange er konnte.
Und dann konnte er eben nicht mehr!
Seine dummen Füße hatten die Entscheidung getroffen, nicht etwa sein Hirn oder sein Herz! Sie hatten sich einfach so in Bewegung gesetzt und bestimmten die Richtung. Und was konnte der Rest von Stiles da schon anderes tun, als ihnen zu folgen?
In der Lobby des Hotels tippte er sich an den imaginären Hut, als er Greenburg mit einem hämischen Grinsen begrüßte und klimperte triumphierend mit dem Schlüssel in seiner anderen Hand. Der Portier schenkte ihm von der Rezeption aus einen finsteren Blick.
Oben angekommen klopfte Stiles an Dereks Tür, doch niemand öffnete ihm. Er zögerte, seinen Schlüssel zu benutzen.
Was, wenn Derek ihn lediglich nicht gehört hatte, weil er gerade zu beschäftigt damit war, einen ANDEREN Kerl flachzulegen?
Dann wäre es doch sehr unhöflich, wenn er einfach so da hineinplatzen würde, richtig?
Er schüttelte über seine eigene Dummheit den Kopf!
Für so etwas war Derek doch gar nicht der Typ!
Und dann hätte er ihm doch auch keine Schlüssel gegeben, oder?
Ein wenig widerstrebend drehte Stiles den Schlüssel im Schloss herum, trat ein, zog die Tür hinter sich zu und rief Dereks Namen.
Er erhielt keine Antwort.
Er blickte sich um und widerstand dem Impuls, neugierig herumzuschnüffeln und Schränke und Schubladen zu durchstöbern. Stattdessen legte er sich auf das Bett, schnupperte an Dereks Kissen und errötete sofort, als er sich selbst dabei ertappte.
Es passte Stiles gar nicht, wie sehr er Derek wollte, denn er begann sich dadurch schwach und ausgeliefert zu fühlen.
Mit diesen grimmigen Gedanken fiel er in einen leichten Schlaf.
Stiles erwachte davon, dass das Bett neben ihm sich bewegte, als jemand sich zu ihm legte:
„Scott?" murmelte er verschlafen, ehe er die Augen öffnete und blickte dann in das strenge Gesicht von Derek:
„Nein, ich bin es bloß, Süßer!" grummelte er: „Bist du enttäuscht?"
Stiles, vom Schlafen immer noch ein wenig dumm, lächelte bloß:
„Nein, überhaupt nicht!" versicherte er, schlang die Arme um den Körper des Älteren, zog ihn auf sich und küsste ihn:
Nun fielen Derek die Würgemale an Stiles Hals auf:
„Was ist das?" fragte er entsetzt.
„Berufsrisiko!" gab Stiles nüchtern zurück.
Derek schenkte ihm einen skeptischen Blick, doch Stiles versicherte:
„Ich bin in Ordnung. Mir fehlt nichts und ich habe die Dinge im Griff, ganz ehrlich!"
Und um das Thema zu wechseln erkundigte er sich:
„Ist es überhaupt O.K., dass ich hier bin?"
Nun lächelte Derek:
„Das habe ich doch gesagt, oder nicht? Darum hast du schließlich den Schlüssel bekommen! Bist du eigentlich aus einem bestimmten Grund hier, oder hattest du einfach Sehnsucht?"
Ertappt verbarg Stiles sein Gesicht in Dereks Hemd, wie ein kleiner Junge und brachte diesen damit zum Lachen:
„Du bist wirklich unglaublich süß!" sagte dieser: „Wenn du so weitermachst, dann bin ich dir sehr bald hoffnungslos erlegen!"
Stiles mochte, wie das klang.
Und es erschreckte ihn zu Tode!
Sie lagen eine Weile auf diese Weise zusammen, umschlangen einander mit Armen und Beinen und Stiles genoss das Gewicht des viel schwereren Mannes auf sich. Er fühlte sich darunter wohlig, gewärmt und beschützt.
Um ein Haar wäre er wieder eingeschlafen, doch dann entschied er, dass sie aufstehen müssten:
„Sicher?" murmelte Derek: „Es ist gerade so nett!"
Stiles kicherte:
„Stimmt, das ist ja gerade das Gefährliche! Ich darf nicht noch einmal die ganze Nacht hier bei dir verbringen, ohne vorher Bescheid zu sagen, sonst bringt Scott mich um. Er ist gestern beinahe vor Sorge gestorben. Außerdem ist es jetzt noch früh genug, um dir etwas zeigen!"
Derek war gespannt, was es war, dass er nun so dringend sehen musste und so folgte er Stiles in der Abenddämmerung in den Wald.
Schließlich erreichten sie einen Höhleneingang und Stiles entzündete zwei Öllampen, die hier deponiert waren.
Als sie im 'Gewölbe' ankamen, stellte Stiles die Lampen auf einer tischartigen Erhöhung in der Höhlenmitte ab und fragte:
„Gefällt's dir?"
Derek nahm sich Zeit, die Stalagmiten und Stalaktiten und die wunderhübschen und interessante Formen, die sie bildeten ausgiebig zu bewundern, ehe er antwortete:
„Es ist unglaublich schön! Wie kommt es, dass ich noch nie von diesem Ort gehört habe?"
„Er ist Scotts und mein Geheimnis." erwiderte Stiles: „Wir haben ihn als Kinder irgendwann beim Spielen entdeckt. In diesen Teil der Wälder kommt ja so gut wie nie jemand. Und außerdem; selbst wenn dieser Ort nicht geheim wäre; wie solltest du davon gehört haben. Bist du denn nicht neu in der Stadt?"
Derek schüttelte den Kopf:
„Nein! Ich bin in Beacon Hills aufgewachsen und war bloß für ein paar Jahre fort."
Stiles überlegte kurz, Derek danach zu fragen, wo er in der Zwischenzeit gewesen sei, doch etwas im Tonfall des Älteren warnte ihn, dass dieser nicht darüber sprechen wollte.
Das war eine Sache, die Stiles gut verstehen konnte. Es gab schließlich auch genug, was er seinerseits zurückhielt:
„Danke, dass du diesen Ort mit mir teilst!" sagte Derek unvermittelt.
Stiles grinste:
„Du stehst doch auf Romantik und da dachte ich..."
Er kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden, denn Derek zog Stiles an sich, legte seine Lippen auf die des Jüngeren und begann, ihn hungrig zu küssen.
Stiles fühlte sich mit einem Mal wie im Fieber. Angenehme Schauer liefen seine Wirbelsäule entlang und sein Atem beschleunigte sich.
Sowohl er, als auch Derek schickten nun ihre Hände auf Wanderschaft und es dauerte nicht lange, ehe sie begannen, sich gegenseitig auszuziehen. Als erstes fielen die Jacken zu Boden und nun knöpften sie einander die Hemden auf.
Als sie sich schließlich auch noch ihrer Unterhemden entledigt hatten stellte Derek im schwachen Lampenschein fest:
„Du bist wirklich wahnsinnig dünn, Stiles. Ich kann jeden einzelnen deiner Knochen sehen. Du musst wirklich mehr essen!"
Stiles stieß ein kleines Lachen aus:
„Ich bin ganz deiner Meinung, Kumpel!" erwiderte er mit einer gehörigen Portion Bitterkeit.
Derek begriff, was diese Aussage bedeutete und die Stimmung zwischen ihnen kippte: Aus der Erregung von gerade eben wurde Sorge bei Derek, die wiederum bei Stiles Verärgerung hervorrief:
„Warum sagst du denn nichts?" erkundigte sich Derek bestürzt: „Ich würde dir doch etwas zu essen besorgen!"
Stiles gesamter Körper versteifte sich:
„Ich komme klar!" log er: „Und ich brauche niemanden, der mich bemuttert!"
Derek atmete tief durch und dann wurde sein Blick ganz weich:
„Ist gut, Stiles!" sagte er sanft: „Ich verstehe!"
Er küsste den jungen Mann auf die Stirn und ließ seine Hände über seine Seiten fahren: „Vergiss' was ich gesagt habe! Es war dumm!"
Stiles nickte und es gelang ihm wieder, eine entspanntere Haltung einzunehmen. Er ließ seinen Kopf auf Dereks Schulter sinken und seine Lippen suchten seinen Hals. Er fror ein wenig in der feuchten, kühlen Höhle, doch Derek war so warm; unnatürlich warm irgendwie und darum rückte er immer näher an ihn heran.
Bislang hatte Stiles bloß einen einzigen Liebhaber gehabt, bei dem es genauso gewesen war. Vielleicht war das ja typisch für die Hale-Familie?
„Du zitterst!" stellte Derek fest und schlang die Arme um ihn: „Das hier ist wohl keine so gute Idee, wie?"
Er lachte leise:
„Was machen wir denn hier auch? Ich habe ein Hotelzimmer mit einem riesigen, bequemen Bett. Vielleicht sollten wir diese Sache lieber dort fortsetzen, auch wenn die Kulisse nicht ganz so beeindruckend ist."
Derek sammelte Stiles Kleider wieder auf und half ihm beim Anziehen.
Stiles war hin- und hergerissen zwischen Unbehagen, weil er solche Fürsorge nicht gewohnt war und der Sehnsucht, sich ganz und gar diesen aufmerksamen Händen zu überlassen. Er schaute den Fingern des Älteren dabei zu, wie sie ihm sein Hemd wieder zuknöpften:
„Was denn?" fragte Derek schließlich lachend: „Ich habe es schließlich auch aufgeknöpft, oder nicht?"
Schließlich war Stiles dann wieder vollständig angezogen, doch Derek stand immer noch oben ohne vor ihm:
„Frierst du eigentlich gar nicht?" erkundigte sich der Jüngere und fuhr mit den Fingern über den gestählten Torso:
„Heißes Blut!" behauptete Derek und begann dann ohne Eile damit, sich selbst wieder anzuziehen.
Auf dem Rückweg sagte Stiles bedauernd:
„Ich glaube, dass mit der Fortsetzung in deinem Bett verschieben wir besser. Es ist schon so spät und ich fürchte, ich muss zurück."
„Verstehe!" erwiderte Derek: „Darf ich dich noch nachhause bringen?"
Es war mittlerweile dunkel genug, dass Stiles sich traute, mitten auf der Straße nach Dereks Hand zu greifen:
„Gern!" erwiderte er.
Kurz vor der Tür der Herberge entdeckte Stiles etwas, auf das er sich zunächst keinen Reim machen konnte. Im ersten Moment sah es wie ein Bündel alter Kleider aus. Erst als sie näher kamen, erkannte Stiles, worum es sich handelte:
„NEIN, NEIN, NEIN!" rief er entsetzt aus, machte sich hektisch von Derek los und rannte die letzten Meter.
Als er sich neben Scott niederließ, fürchtete er das Schlimmste.
Sein bester Freund rührte sich nicht. Er war blutüberströmt und Stiles konnte nicht erkennen, ob er atmete.
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