Kapitel 9
Die ersten Tage verbringe ich mit meinen Eltern und Chris. Es ist beinahe sechs Monate her, dass ich sie gesehen habe. Mika freut sich, wieder bei den anderen Hunden und dem auf dem Hof zu sein, sie hat sich nicht sonderlich wohl gefühlt im Haus bei meinen Großeltern. Mom und Dad erzählen viel von ihrer Reise quer durch die Vereinigten Staaten, auf ihrem Weg konnten sie endlich Chris in Harvard besuchen. Moms Ausstellung ist so beliebt, dass sie auch jetzt noch weiter ausgestellt wird.
Das wir an der Schule vier Wochen Frühlingsferien haben ist ungewöhnlich und deshalb habe ich nur zwei Wochen, die ich mit Lydia auskosten kann. Wir verbringen fast jeden Tag miteinander. Erst am letzten Tag ihrer Ferien bringe ich es übers Herz ihr alles über Alexander zu erzählen. Wir sitzen auf ihrem Bett, zwischen uns Mika, die sich genüsslich den Bauch kraulen lässt. „Und du hast jetzt nichts mehr von ihm gehört, seit Dezember nicht mehr?" Fragt sie. „Nein und er wohnt auch nicht bei neben meinen Großeltern. Ich weiß auch nicht wo genau er in London wohnt." Antworte ich und streiche Gedanken verloren über Mikas seidiges Fell. „Tja, dann musst du ihn vergessen. Es hört sich nicht so an, als würde er noch mal zurück zur Schule kommen, zumindest nicht in diesem Jahr noch." Stellt Lydia fest und drückt meine Hand, um mir ihr Verständnis mitzuteilen. „Weiß denn keiner seiner Freunde wo er steckt? Irgendjemand muss doch etwas gehört haben." Harkt sie noch einmal nach. „Nein, es weiß wirklich niemand was mit ihm ist. Sie wissen nicht mal das mit seiner Mom." Antworte ich. Lydia lehnt sich über Mika und drückt mich fest an sich. Die Tränen kann ich nur schwer zurückhalten. Ich habe seit Wochen nicht mehr wegen ihm geweint.
Die restliche Woche verbringen wir auf verschiedenen Partys, eine davon geben wir selber. Lydias Eltern sind über das Wochenende zu Freunden gefahren.
Nach den zwei Wochen bleiben mir nur noch wenige Abende mit Lydia, da sie wieder zur Schule muss und auch meine anderen Freunde und ehemaligen Schulkameraden haben nur wenig Zeit für mich. Also verbringe ich die meiste Zeit mit lernen für die Schule und mit meinen Eltern. Die beiden sind die meist unterwegs, nach ihrer langen Reise ist viel auf dem Hof liegen geblieben, worum sich nun gekümmert werden muss.
Somit bin ich beinahe froh, als auch diese zwei Wochen zu Ende sind und ich endlich wieder bei meinen Freunden im Internat sein kann. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich so wohl fühlen würde. Ich war vor vier Wochen froh gewesen, aus der Schule zukommen, in der Hoffnung weniger an Alexander zu denken. Doch jetzt vermisse ich Maggie, Jane und die anderen.
Zum Glück darf ich Moms Auto behalten und kann somit jedes Wochenende nach Hause fahren und muss nicht immer hoffen, dass mich jemand abholen kann. Als ich auf den Schülerparkplatz der St. Adrews fahre, ist erstaunlich wenig los. Die meisten Schüler werden gerade am Schulbeginn von ihren Eltern gebracht und sind somit auf dem großen Vorhof vor dem Haupteingang. Auf den Flur quer durch die Schule bis zu meinem Zimmer treffe ich viele Klassenkameraden die, wie ich, schon am Vormittag zurück sind. Ich muss im Sekretariat vorbei, da ich nun in den Flur der zwei Abschlussjahrgänge in den zweiten Stock ziehe. Wie mir per Post mitgeteilt wurde, sind meine Kleidungsstücke und persönliche Gegenstände bereits rauf gebracht worden. Jetzt muss ich nur noch den Schlüssel bekommen. Miss Howard sitzt wie immer vor ihrem Schreibtisch und lächelt herzlich. „Guten Tag Miss Evans, hier liegt ihr Schlüssel." Sie reicht mir einen Schlüssel. Ich bedanke ich und will wieder aus dem Zimmer gehen, da bereits andere Schüler auf ihre Schlüssel warten, als Direktor Brighton aus seinem Büro sieht. „Miss Evans, kommen sie doch bitte kurz herein, ich muss mit Ihnen sprechen." Ich hatte nach dem einen versuch ihn nach Alexander zu fragen nicht noch einmal aufgesucht, daher war ich gespannt ob er das Thema selber anspricht. Er bittet deutet auf die Stühle vor seinem Schreibtisch und bedeutet mir damit, mich zu setzten. Für einen kurzen Moment sieht er mich eindringlich über seine Brille hinweg an. „Miss Evans, Miss Howard hatte mir berichtet das sie vor einer ganzen Weile hier waren, um mit mir zu sprechen. Ich vermute einmal das Sie wissen möchten wo Alexander ist." Er legt eine Pause ein, vermutlich um meine Reaktion abzuwarten, doch bleibe regungslos sitzen. „Alexander wird vorerst nicht zur Schule zurückkehren. Mehr kann ich Ihnen leider nicht sagen." Nun, Direktor hatte mir jetzt nichts Mittgeleit, was ich nicht bereits vermutet hatte. Ohne eine weitere emotionale Reaktion stehe ich auf und gehe auf die Tür zu. Doch mit der Türklinke in der Hand halte ich inne und drehe mich zu ihm. „Danke Direktor." Sage ich und sehe ihn an. Er schenkt mir ein mitfühlendes Lächeln, womit ich mich umdrehe und das Zimmer verlasse. Mit einem Mal sind meine Gedanken ganz klar und ich stecke Alexander in meinem Kopf in einer Schublade und nehme mir vor, diese auch nicht so bald wieder zu öffnen.
Mein Zimmer im zweiten Stock gleicht meine vorherigen in jedem Detail, weshalb es sich nicht wie ein neues Zimmer anfühlt. Nur die Aussicht ist schöner, ich kann weiter über den Wald sehen. Erst drei Stunden nach meiner Ankunft klopft es an meinem Zimmer, Jane und Maggie stehen davor und begleiten mich zum Mittagessen. Taylor schließt sich im Gemeinschaftsbereich an und Sam treffen wir vor der Eingangstür zu Mensa. Beth wartet bereits an unserem gewohnten Tisch auf uns. Es ist schön wieder hier zu sein. Maggie und Taylor waren offenbar die vier Wochen gemeinsam erst bei ihren Eltern und dann bei seinen. Sams Ferienbericht erfreut mich am meisten. Er hat ein Mädchen kennen gelernt, bei einem Ferienkurs in Oxford und die beiden Treffen sich nun jedes Wochenende. Ich hoffe inständig, dass die Annäherung versuche von Sam nun endgültig beendet sind. Jane erzählt ebenfalls von einer neuen Liebe, die sie im Urlaub in Schottland kennen gelernt hat, er heißt Noah und soll der heißeste Typ sein, den wir je gesehen haben. Er studiert Kulturelle Kommunikation in Bristol und ist somit einige Jahre älter als Jane. Beth hat recht wenig zu erzählen. Sie war mit ihrer gesamten Familie in Ägypten gewesen und hat dort tauchen gelernt.
„Hast du etwas von Alexander gehört?" Flüstert mir Beth ins Ohr, während Jane allen ein Foto von Noah zeigt. Es ist nicht einmal drei Stunden her, dass ich beschloss nicht mehr an ihn zudenken. „Nein" Ist daher meine kurze Antwort an Beth. Schnell beteilige mich wieder an dem Gespräch, damit sie nicht weiter Fragen kann.
„Wer ist denn das?" Fragt Beth in die Runde und zeigt auf einen großen, blonden Jungen in unserer Schuluniform. „Er heißt Logan und ist aus Frankreich hier hergewechselt. Seine Eltern sind Briten, daher spricht er Englisch." Erklärt Taylor und winkt dem Jungen zu, worauf hin er sich zu uns in bewegungssetzt. „Ich betreue ihn die ersten Tage." Erklärt Taylor weiter. Logan hat kurze blonde Haare und ist zwar nicht so groß wie Taylor und Sam, aber doch größer als ich. Seine Augen sind von einem Karamellartigen Ton, was ihnen eine Wärme und Herzlichkeit verleiht. Vor dem Tisch bleibt er stehen und stellt sich allen nach der Reihe vor.
Als letztes hält er mir die Hand hin „Hallo, ich heißte Logan und bin neu hier."
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