Kapitel 1

Als morgens der Wecker klingelte, will ich ihn gegen die Wand werfen. Ich hasste es morgens aufzustehen, da konnte man nichts mit mir Anfangen. Doch dann fällt mir ein, was heute für ein Tag ist. Ich werde heute meine neue Schule kennen lernen. Die St. Andrews School, ein Internat für reiche britische Mädchen und Jungen und dank meiner Großeltern werde ich meine letzten beiden Schuljahre dort verbringen. Die Schule hat einen sehr guten Ruf und ist wahrscheinlich meine einzige Möglichkeit an der Oxford Universität angenommen zu werden.

Meine Großeltern Lizbeth und Micheal Williams haben eine Menge Geld und wollen für mich und meinen älteren Bruder Chris die besten Ausbildungen. Chris ging nach seinem Abschluss an der St. Andrews nach Harvard wo er immer noch studiert und bald als Arzt zurück nach England kommen wird. Ich habe mich lange geweigert die Schule zu wechseln, ich war der festen Überzeugung das ich es auch an der Städtischen Schule zu einem guten Abschluss bringen konnte. Letztes Jahr hatten meine Großeltern mich einfach angemeldet, und da mir die Vorteile einer Elite Ausbildung durch aus bewusst waren, konnte ich nicht nein sagen. Somit werde ich heute, nach einer zwei Stündigen Fahrt mit meinen Großeltern und meiner Mom, Liz Evans, zu mittagsessen und dann mein Zimmer an der St. Andrews Schule beziehen.

Ich beschließe erst einmal in Ruhe zu duschen, ich habe noch zwei Stunden Zeit bis wir losfahren. Unter der warmen Dusche werde ich richtig wach und gehen noch einmal in Gedanken durch welche Dinge ich einpacken muss. Vor dem Spiegel bürste ich meine langen braunen Haare und binde sie, nach dem trocknen, zu einem Knoten zusammen. Meine glatte, recht reine Haut benötigt kein Make-up, nur meine grünen Augen schminke ich mit etwas Wimperntusche. In meinem Zimmer ziehe ich die Klamotten an, die ich mir gestern schon rausgelegt habe. Der Rest meiner Sachen ist bereits in meinen drei Koffern verteilt. Eine dunkel blaue Jeans und einen einfachen türkisen Pullover, dazu weiße Sneakers. Ich räume die letzten Sachen in den offenen Koffer und trage ihn runter. Als ich die Treppe unseres kleinen Hauses runterkomme begrüßt mich meine Border Collie Hündin Mika. Sie werde ich am meisten vermissen. Seit vier Jahren sind wir nur während der Schulzeiten getrennt.

„Möchtest du etwas essen bevor wir losfahren?" fragt meine Mom aus der Küche. Eigentlich habe ich keinen Hunger aber ich gehe zu ihr. Sie sitzt am Tisch und trinkt ihrem morgendlichen Tee. Das tut sie schon so lange wie ich denken kann. Meine Mom ist eine schöne große Frau von schlanker Gestalt. Meine langen braunen Haare habe ich von ihr, obwohl sie sie mittlerweile kürzer trägt und meistens hochgesteckt. Meine grünen Augen habe ich jedoch von meinem Dad, Bill Evans. Von ihm habe ich mich bereits gestern Abend verabschiedet. Er muss morgens immer schon früh raus um auf unserem Hof zu arbeiten. Er züchtet eine seltene Schafrasse, auf die er sehr stolz ist. Meistens ist er schon lange bevor das restliche Haus wacht auf den umliegenden Feldern unterwegs. Heute ist er zu einer Ausstellung gefahren, wo er unsere besten Schafe ausstellt.

Ich esse zwar nichts aber ich nehme mir einen Kaffee und setzte mich neben meine Mom und schaue aus dem Fenster. Wir haben einen schönen großen Hof mit zwei Scheunen, in dem einen schlafen die Schafe und die andere dient als Lager und Atelier für meine Mom. Sie ist Künstlerin und stellt Skulpturen her, die mittlerweile im ganzen Land verkauft werden.

„Schatz, können wir jetzt los? Es wird langsam Zeit." Sagt meine Mom als sie wieder in die Küche kommt. Ich hatte nicht bemerkt das sie überhaupt aufgestanden war. Ich sehe auch die Uhr an der gegenüberliegenden Wand und bin erstaunt das ich mehr als eine halbe Stunde nur dagesessen hatte und nachdachte. „Ja, ich komme." Antworte ich und stehe auf. Meine Mom nimmt sich zwei Koffer und ich nehme den Rest und bringe sie in unseren Jeep. Ich gehe noch einmal rein um meine Jacke zu holen und mich von Mika zu verabschieden. „Meine Kleine, ich komme dich ganz oft Besuchen. Ich habe dich lieb." Sie leckt mir liebevoll über die Wange, über die mir eine kleine Träne kullerte. Es gibt nichts schlimmeres als sich von seinem Tier zu verabschieden. Ich schnappe mir schnell meine Jacke und trete aus der Tür. Mom sieht mich von Jeep aus lächelnd an. „Sie wird dich nicht vergessen!" sagt sie „und außerdem kommst du fast jedes Wochenende nach Hause." Mit diesen Worten steigt sie ins Auto und ich setze mich auf den Beifahrer Sitz.

Zwei Stunde fahren wir, bis wir an dem Haus meine Großeltern ankommen. Ein typisch britisches Cottage, mit ausladendem Vorgarten und einer großen Einfahrt. Schon als kleines Kind habe ich mich regelmäßig darin verlaufen. Vor dem Haus wartete mein Großvater Micheal bereits auf uns. Er war ein großer stattlicher Mann, der in seinem Alter einen leichten Bauch angesetzt hatte. Er trägt immer einen Anzug, passend zu dem blass rosanen Kostüm, das meine Großmutter trägt, die hinter ihm aus dem Haus kommt. Sie ist so groß wie meine Mom und hat ebenfalls die schlanke Figur. Wenn ich meine Mom und Großmutter zusammen sehen fällt mir auf wie ähnlich sich die beiden äußerlich sind. Nur in ihrem Verhalten sind beide von Grund auf verschieden. Großmutter ist einer sehr adretten Frau, sie legte immer schon viel Wert auf Etipuette, wogegen meine Mom gerne frei heraus spricht was sie denkt und fühlt und sich auch so benimmt. Für mich war das immer einfacher als das starre und etwas unterkühlte Verhalten meiner Großeltern.

Großvater öffnet mir die Tür und streckt mir die Hand entgegen um mich zu begrüßen. Schon alleine die Tatsache, dass er mich nie in den Arm nimmt um mich zu begrüßen stört mich. Die Begrüßung mit meiner Großmutter fällt etwas weniger förmlich aus, wir hatten uns beinahe ein halbes Jahr nicht gesehen. 

Das Essen fällt relativ ruhig aus, ich bin in Gedanken bereits bei meiner neuen Schule und Mom redet nie viel mit ihren Eltern. Großmutter erzählt irgendwas von neuen Nachbarn und Großvater berichtet von Geschäftsabschlüssen bei seiner Arbeit. Nach dem Essen ist noch genügend Zeit für einen Kaffee auf der Terrasse, das ist mein Lieblingsplatz in diesem Haus, denn von hier kann man den Wald sehen, der nach einigen vielen Kilometern an der Oxford Universität endet. Wenn ich hier sitzen, fühle ich mich meinem Traum, auf diese Uni zu gehen, ein Stück näher.

Budge, der schon in die Jahre gekommener Rauhaardackel meiner Großeltern kommt Schwanz wedelnd auf mich zu gelaufen. Er war scheinbar die ganze Zeit im Garten unterwegs gewesen. Er ist einfach ein unglaublich freundlicher Hund, also setzte ich mich auf dem Boden, was mir einen missbilligenden Blick von Großmutter einbringt, und streichle den kleinen Kerl. 

Das Hausmädchen serviert Kaffee und wir setzen uns. Jedoch verläuft das Gespräch auch hier sehr schleppend, was meine Mutter, bereits nach einer halben Stunde, veranlasst unseren Aufbruch anzukündigen. Bereits wenige Minuten später verlassen wir das Grundstück und wir beide entspannen uns hörbar. Es kommt mir wie das erste Mal vor, dass meiner Mom und meine Großeltern sich nicht während eines Besuches gestritten hatten, was womöglich daran lag, das der größte Teil des Gespräches um die St. Andrews ging. Der Unmut über die unausgesprochene Anmeldung meiner Großeltern für mich an der Schule war bereits bei unserem letzten treffen ausgiebig debattiert worden. 


„Müssen wir jetzt öfters zu den Großeltern?" Frage ich meine Mom mit einer leicht ansäuerten Stimme. „Schatz," beginnt sie," sie bezahlen immerhin dein Schulgeld und sie werden erwarten das du ab und zu an den Wochenenden zu ihnen kommst. Sie möchten gerne eine gute Beziehung zu ihren Enkeln aufbauen. Ich weiß selber am besten das es mit den beiden nicht einfach ist, aber". Doch bevor Mom weiter spricht fall ich ihr ins Wort „Wenn du es doch selber weißt, wieso zwingst du mich dann?". „Ich zwinge dich nicht. Ich erwarte nur ein Minimum an Freundlichkeit und Zeit, die du für deine Großeltern aufbringen kannst, schließlich hast du beschlossen auf die Schule zu gehen, ich habe noch versucht dir klarzumachen das sie eine Gegenleistung erwarten werden.". Damit ist das Gespräch fürs erste beendet. Mom weiß wie anstrengend es mit ihren Eltern ist. Deshalb ist sie auch schon mit siebzehn zu meinem Vater gezogen. Lizbeth und Micheal Gilbert hatten damals getobt vor Wut und haben fast ein Jahr nicht mit Mom gesprochen. Erst als Dad kurz nach Moms achtzehnten Geburtstag plötzlich vor ihrer Tür auftauchte und sie um die Hand ihrer Tochter zu bitten, haben sie wieder eine Beziehung zu einander aufgebaut. Heute drückt sich Mom zwar gerne vor Besuchen bei ihren Eltern, erwartet aber von uns, dass wir in den Sommerferien jeweils eine Woche dort verbringen.

Nach gerade mal einer halbstündigen Fahrt zeigt das Navigationssystem an, dass wir in wenigen Minuten an der Schule angekommen werden. „Bist du aufgeregt?" Fragt Mom. „Ich kenne die Schule bereits von der Abschlussfeier von Chris und aus seinen Erzählungen." Erwidere ich. „Aber die Zimmer, die kennst du noch nicht und die sollen das schönste an der Schule sein. Zu meiner Schulzeit haben wir noch in Gemeinschafsräumen unter dem Dach schlafen müssen." Sagt Mom.

Das erzählt sie jedes Mal, wenn wir auf die St. Andrews zu sprechen kommen. Sie selbst war als junges Mädchen hier zur Schule gegangen, bis sie von zu Hause ausgezogen ist und damit auch die Schule noch vor ihrem Abschluss verlassen hat.

Als wir über die private Zufahrtsstraße auf den Parkplatz fahren kommt mir das Hauptgebäude noch größer vor als bei meinem letzten Besuch vor zwei Jahren. Das zentrale, alte Schulgebäude ist schon mehrere 100 Jahre alt. Mittlerweile hat die Schule sich vergrößere und links und recht angebaut um neue Schlafräume und moderne Klassenzimmer zu errichten. Auf dem Platz vor der Schule geht es turbulent zu, eine Menge Schüler und Eltern kommen gerade zum neuen Schuljahr an.

Mom und ich packen meine Koffer und treten durch die große, bestimmt drei Meter hohe, offene Eingangstür. Das Foyer ist ein hoher Raum, mit einer großen Treppe in der Mitte, über die man in das obere Stockwerk gelang. Mom jedoch geht zielstrebig an der Treppe vorbei und biegt in den Flur links ein. Ein Pfeil an der Wand sagt mir, dass es hier zu den Verwaltungsräumen geht. Ich folge ihr den langen Flur hinunter bis zu der einzigen Tür auf der linken Seite an dem Sekretariat in goldenen Buchstaben steht. Die Tür ist passend zum restlichen Gebäude aus schwerem dunklem Holz gefertigt. Mom kloppt an und wird augenblicklich hineingebeten. Die Dame, mit grauen hochgesteckten Haaren und einer Brille auf der Nase, lächelt uns herzlich an und scheint sofort zu wissen wer wir sind. „Aah, Catherine Evans, richtig? Ich bin Miss Howard." Begrüßt sie mich und reicht mir dir Hand über ihren Schreibtisch hinweg. Ich schüttle die Hand und bestätige ihr das sie richtig liegt mit ihrer Vermutung. „Wunderbar, Miss Evans," jetzt spricht sie zu meiner Mom „sie können direkt zu Professor Brighton durchgegen, er erwartet sie bereits. Catherine, sie können sich hier vorne hinsetzten und warten bis man sie dazu bittet." Sie deutet auf drei Stühle, die an der Wand neben der Tür mit der Aufschrift Direktor stehen. Ich setze mich und schaue mich in dem Büro um. Die Wände sind, wie im Flur, von untern bis zu Hälfte mit Holz vertäfelt und von der Mitte bis unter die Decke mit einer cremefarbenen Tapete verziert. Der Schreibtisch an dem Miss Howard sitzt ist wie die Tür und das Holz an der Wand dunkel und massiv. Durch die großen, bodentiefen Fenster wirkt der Raum trotzdem nicht dunkel.

Was bespricht meine Mom nur so lange mit Professor Brighton, doch just in dem Moment öffnet sich die Tür und ein kleiner rundlicher Mann mit Brille und grauem Bart lächelt mich an und bittet mich einzutreten.

„Catherine, bitte setzten sie sich." Er deutet mit der Hand auf den Stuhl neben meiner Mutter. „Ich habe mich bereits ausführlich mit ihrer Mutter vor einigen Tagen am Telefon unterhalten und wir haben bereits über die wichtigsten Fragen gesprochen. Du darfst dich auf dem Gelände frei bewegen und deine Mutter hat gerade unterschrieben das du auch, nach der Schule, das Gelände selbstständig und ohne Begleitung verlassen darfst. Dann wirst du keine Zimmer Kontrollen erhalten und deine Hausaufgaben werden nicht kontrolliert werden von der Hausmutter. Ist das für dich soweit in Ordnung?" Von diesen Dingen hatte meiner Mutter mir nichts gesagt, aller Dings hätte ich auch nie vermutet das sie sowas für mich gewollt hätte. Ich war immer ordentlich, habe mich an Regeln gehalten und habe meine Hausaufgaben sorgfältig erledigt. Daher sind diese ganzen Maßnahmen für mich nicht nötig. „Ja, natürlich." Antworte ich. „Wunderbar, dann wären wir hier soweit fertig. Falls sie noch Fragen haben, Miss Evans, rufen sie mich bitte an. Und ihnen Catherine wird die Hausmutter jetzt dein Zimmer zeigen und dir die wichtigsten Hausregeln erklären. Zum Abendessen wird dich dann eine Schülerin mitnehmen und dir alles Weitere erklären." Damit steht er auf und geht zu Tür um sie für uns zu öffnen. Im Vorraum, in dem ich vorhin gewartet habe, steht bereits eine große Frau, mit kurzen blonden Haaren, die sich als Miss Magda Green vorstellt. Sie schüttelt mir und Mom die Hand und bittet uns ihr zu Folgen.

Wir gehen nicht zurück in die Eingangshalle, sondern folgen ihr dem Gang links weiter und kommen an eine große Glastür, die in eine Art gläsernen Tunnel führt, die das neue, vermutlich Wohngebäude, mit dem alten Hauptgebäude verbindet. „Diese Tunnel verbinden alle neuen Gebäude mit dem alten Schulgebäude, somit kommen alle Schüler ohne Probleme zwischen allen Räumen hin und her." Erklärt sie, während wir durch den Tunnel laufen.  Wieder geht es durch eine Glastür in das Wohnhaus. Der Eingangsbereich ist wie im Hauptgebäude groß und rechts wie links sind auf zwei Ebenen Galerien. „Dies ist der Gemeinschaftsbereich, links geht es zu den Jungendzimmern und rechts schlafen die Mädchen. Unten die ersten vier Jahrgänge, darüber die Jahrgänge der achten, neunten und zehnten Klassen und ganz oben die Abschluss Klassen. Dein Zimmer ist somit im ersten Stock." Mom und ich kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Der Tunnel war schon beeindruckend und hier ist die gegenüberliegende Wand vollkommen aus Glas, bis unter die Decke und davor geht eine kleine Stufe runter hin zu einem runden Kamin um den ebenfalls Runde Sofa stehen. Miss Green wendet sich nach rechts und geht die erste Treppe hinauf. Der Flur, auf dem sich mein Zimmer befinden ist breit und lang. Wir gehen an fünf Türen vorbei, bis die Hausmutter stehen bleibt und auf die Tür mit meinem Namen darauf deutet. „Dies hier ist dein Zimmer, richte dich erst einmal ein und Beth holt dich um halb sechs zum Abendessen ab und wird dir dann alles Weitere zeigen." Mom bedankt sich freundlich bei Miss Green und auch ich schüttle ihr die Hand. Als sie sich entfernt krame ich den Schlüssel, den mir die Sekretärin Miss Howard vorhin gegeben hat, aus meiner Hosentasche.

Das Zimmer ist hell, die außen liegende Wand ist wie im Eingangsbereich aus Glas. An der gegenüberliegenden Wand steht ein großes Bett und vor den Fenstern befindet sich ein langer Schreibtisch. An der linken Wand hängt ein Fernseher und an der rechten Wand geht eine Tür ins Badezimmer, wie meine Mom herausgefunden hat, nachdem sie sich jede Ecke des Zimmers angesehen hat. „Wo ist denn der Kleiderschrank Mom?" Frage ich und sehen mich im Zimmer um. Ich gehe suchend zurück zu Eingangstür und erst jetzt fällt mir die Tür links daneben auf. Ich schiebe sie zur Seite und dahinter taucht ein automatisch beleuchteter, begehbarer Kleiderschrank auf. Mom quickt neben mir auf und springt in den Raum hinein. Mit so etwas hätte ich an einer Schule nicht gerechnet, so ein Schrank hätte in ein Luxus Hotelzimmer besser gepasst. „Schau mal hier Cat," sie nimmt einen Kleiderbügel von der Stange an dem bereits etwas hängt, „das muss deine Uniform sein." Ich hatte mich schon gefragt wann ich die bekommen würde, alle Schüle die wir bisher gesehen haben, hatten ihre Uniform schon getragen.

In dem Kleiderschrank hängen bereits zwei Weinrote Röcke, die etwa bis zum Knie reichen, zwei hellgraue Hosen, drei ebenfalls Weinrote Jacketts und fünf weiße Hemden. In der Schublade unter der Kleiderstange finde ich noch zwei Trainingshosen, sowohl eine lange als auch eine kurze und zwei Trainingsjacken und zwei T-Shirts, alles in Weinrot oder hellgrau. Auf jedem einzelnen Teil ist das Wappen, ein Löwe und über ihm eine Rose, umrahmt von dornigen Ranken, und der Name der Schule aufgestickt.

Nach einer Stunde haben Mom und ich endlich alles ausgeräumt und verstaut, ich hatte doch mehr eingepackt als ich vermutet habe. Da es bereits kurz nach fünf ist nimmt Mom mich in den Arm um sich zu verabschieden. „Bitte pass gut auf dich auf, sei immer freundlich und höflich zu den Lehrern und kommunikativ mit deinen Mitschülern. Ruf mich an, wenn irgendetwas ist mein Schatz." Sie drückt mir einen Kuss auf die Wange. „Ja Mom, ich werde dich mindestens alle zwei Tage anrufen und ich werde bestimmt schnell Freunde finden." Ich nehme sie noch einmal in den Arm, dann dreht sie sich um und geht hinaus.

Jetzt bin ich alleine in diesem schönen Zimmer und weiß nicht genau was ich mit mir anfangen soll. Miss Green hatte gesagt, dass ich um halb sechs abgeholt werde, nur hatte sie mir nicht gesagt ob ich meine Schuluniform auch bei den Malzeiten außerhalb der Unterrichtszeit tragen muss. Da aber alle Schüler bisher eine getragen haben, beschließe ich meine auch anzuziehen. Ich gehe in meinen Kleiderschrank und suche mir einen Rock und eine weiße Bluse heraus und gehe ins Bad. Schnell lege ich Deo auf und ziehe mich um. Wenige Sekunden, nachdem ich mich noch einmal im Spiegel betrachte, klopft es an der Tür. Schnell öffne ich und vor mir steht ein blondes Mädchen in Uniform und lächelt mich an. „Hallo Catherine, ich bin Beth und bin für die nächsten Tage deine Ansprechpartnerin. Wir haben fast denselben Stundenplan und ich werde dir hier alles zeigen." Ich lächle freundlich zurück „Nenn mich bitte Cat." Sage ich. „Alles klar Cat, ich zeige dir erstmal was du hier auf dem Flur noch sehen musst und dann gehen wir in die Mensa zum Abendessen." Schon dreht sie sich um und geht zum Anfang des Ganges. Schnell folge ich ihr und sie bleibt vor einer Tür stehen an dem Waschraum steht. Sie schließt mit ihrem Schlüssel die Tür auf und drückt sie so weit auf, dass ich hineinsehen kann. „Jede Schülerin auf diesem Flur hat hier ihr eigenes Fach in den die Hausdamen die frische Wäsche legen, unter dem Fach ich ein Beutel, in den du deine dreckige Wäsche legst. Dein Fach ist hier, es steht dein Name darauf. Jeden Mittwoch findest du hier also deine Wäsche, hinter der Tür am Ende des Raumes findest du Putzzeug, falls du dein Zimmer selber Putzen möchtest. Wenn nicht, kommt Freitagnachmittag eine Putzfrau und wird für dich das Zimmer putzen, aller Dinges nur wenn es aufgeräumt ist. Die Tür kannst du einfach mit deinem Zimmerschlüssel öffnen. Soweit alles verstanden?" Ich nicke und sie dreht sich um und bedeutet mir ihr zu Folgen. „Den Gemeinschaftsbereich hast du ja schon gesehen, er wird aber so gut wie nie genutzt. Hat deine Mom unterschrieben das du keine Zimmerkontrollen bekommst?" Wider Nicke ich. „Das heißt es wird, ohne deine Zustimmung, kein Aufsichtspersonal dein Zimmer betreten, also kannst du reinlassen wen immer du willst." Sie sieht mich dabei funkelnd an und ich bin mir nicht sicher was sie mir damit sagen will. „Jetzt gehen wir Essen, dann stelle ich dir meine Freunde vor."

Wir gehen den Glastunnel zurück ins Haupthaus und weiter in die Eingangshalle, wir biegen den Gang gegenüber der Eingangstür ein. Wieder müssen wir durch einen Glastunnel und gelange in einen großen Raum, in dem viele moderne Tische in hellem Holz stehen. Dieser Raum ist optisch genauso widersprüchlich zum Hauptgebäude wie das Wohnhaus, hell und modern. An der gegenüberliegenden Seite ist ein Büfett, also gehen wir zwischen den Tischen hindurch. „Du kannst dir so viel aussuchen wie du magst, bezahlen musst du hier nicht, Getränke stehen da links" sie deutet nach links, wo es von kalten bis warme Getränke, alles zu geben scheint „den Menüplan bekommst du, jeden Samstag, per Mail zugeschickt." Ich gehe einmal das gesamte Büfett entlang, es gibt wirklich alles Mögliche hier, doch ich entscheide mich für eine Tasse Tee und ein belegtes Sandwich. Mit meinem Tablett folge ich Beth zu einem Tisch, an dem bereits drei Mädchen sitzen. „Setz dich Cat." fordert mich Beth auf „Das ist Jane." Sie zeigt auf das braunhaarige Mädchen „Sie ist erst vor zwei Jahren an diese Schule gekommen, sie war zuvor in Australien und musste wegen ihres Vaters herziehen." Jetzt deutet sie auf das Mädchen mit den lockigen blonden Haaren „Das ist Maggie, sie ist, genauso wie ich, schon von Anfang an hier und hat das Zimmer links von dir. Und Sophie ist eine Stufe über uns und wohnt demnach auch ein Stockwerk höher." "Woher kommst du Cat?" Es war Jane die mich gefragt hatte. "Aus einem kleinen Städtchen, ca ein und eine halbe Stunde von hier entfernt." Nun richtet Maggie das Wort an mich "Warst du dort auf einer staatlichen Schule?" "Ja das war ich." Meine Antwort ist knapp, denn die Frage klang mehr nach einer Analyse meiner Herkunft und nicht nach ernsthaftem Interesse an mir. Ich hatte befürchtet das ich es schwer haben würde, da ich aus einem bürgerlichen Haushalt stamme und nicht wie die meisten Kind von adligen Eltern oder der Sprössling von erfolgreichen Geschäftsleuten. Jane grinst mich herausfordernd an "Hattest du dort einen Freund?" Was für eine kindische Frage und noch bevor ich mir eine schlagfertige Antwort einfallen lassen kann antwortet Beth für ich. "Ey, lasst sie erstmal ankommen bevor ihr solche blöden Fragen stellt und außerdem geht euch das nichts an." Beth lächelt mich entschuldigend an und Jane funkelt Beth böse an, akzeptiert aber ihre Ansage. Dann lassen die Mädchen von mir ab und Unterhalten sich über ihre Sommerferien.

Während die vier sich eine Menge zu erzählen haben sehen ich sie mir genauer an. Jane's rabenschwarze Haare gehen ihr bis zu den Schultern und sind glänzend und glatt. Ihre Augenfarbe erinnert mich an den Pool meiner Großeltern, eben so hell blau wie das Wasser darin. Ihre Nase ist etwas spitzer als bei den anderen, ihre Lippen jedoch voll und in einem tiefen Rot angemalt. Die blonden Haare von Maggie fallen ihr bis zur Rückenmitte in großen Korkenzieher Locken herunter. Ihre Augen sind von einem dunklen grün und scheinen bei jedem Lachen von ihr aufzuleuchten. Ihre Nase und Lippen haben eine absolut perfekte Form und Größe, auch ihre Haut ist annähernd perfekt und benötigen keinerlei Schminke. Sophies dunkel braunen Haare hat sie zu einem Dutt oben auf dem Kopf zusammengebunden, nur ein paar Strähnen fallen locker heraus. Auch sie scheint wie die anderen drei beinahe perfekt zu sein, was mich etwas einschüchtert. Mit einem ausgesprochen hübschen Mädchen am Tisch wäre es ja noch in Ordnung und diese Aufgabe hätte Beth bereits erfüllt. Doch jetzt sitze ich hier mit vier dieser, aus High School Filmen gesprungenen, unheimlich beliebten Mädchen, an einem Tisch und fühle mich prompt weniger attraktiv als noch vor einer halben Stunde vor dem Spiegel. Ich sehe mich weiter im Raum um, doch das gibt mir keineswegs ein besseres Gefühl. Fast alle Menschen hier waren groß, haben lange Beine und sehen aus wie Models. 

„Maggie, hast du Taylor schon gesehen?" Fragt Jane und deutet auf eine Gruppe von drei Jungs die zielstrebig auf uns zu kommen. Maggies Augen strahlen noch mehr und sie springt quiekend auf den Jungen mit der karamellfarbenen Haut und den schwarzen Haaren zu. Er fasst sie um die Taille und wirbelt sie einmal im Kreis herum. Sie küssen sich so innig, dass ich mich peinlich berührt abwende. Die anderen scheinen sich einfach über das ankommen der drei Jungs zu freuen. Nach diesem langen Kuss greift Maggie nach der Hand des Jungen und zieht ihn und seine Begleiter mit zu unserem Tisch. Der Reihe nach begrüßen zwei der drei Typen die anderen Mädchen. Nur einer, der große muskulöse Junge mit den dunkel blonden  Haaren bleibt teilnahmslos am Rand stehen.

In Gedanken noch bei dem Typ bemerke ich nicht, dass die beiden anderen mich auffordernd ansehen.

„Ich bin Sam und du heißt Cat richtig?" wieder holt er lachend noch einmal. „Ja ich bin Cat." Ich strecke ihm die Hand entgegen. Der andere Junge stellt sich als Taylor vor, was ich aber dank Jane vorherige Frage an Maggie bereits wusste. Ich wundere mich, dass den anderen Jungen keiner zu beachten scheint. Erst als Sam und Taylor sich wieder verabschieden sieht er auf und geht hinter ihnen er aus der Mensa. „Das ist Alex Brighton, der Enkel des Direktors. Er redet nur selten mit anderen als Sam und Taylor, aber wenn, dann ist er wirklich nett. Ignorier ihn einfach erstmal." Erzählt Beth, die meinen Blick in Richtung Alex gesehen haben muss. 

Nach dem Essen gehen wir vier zusammen zurück zu unseren Zimmern. Beth bleibt noch kurz vor meiner Tür stehen. „Nachtruhe ist für uns ab zehn Uhr, für die jüngeren schon ab neun und für die Abschlussklassen ab elf Uhr. Du kannst in deinem Zimmer machen was du willst, solange es nicht zu laut ist. Genau genommen ist es ab der Nachtruhe nicht gestattet Besucher im Zimmer zu haben. Aber das können sie bei den meisten nicht kontrollieren da sie nicht in die Zimmer dürfen. Wenn du noch Fragen hast," Sie gibt mir ein Zettel mit einer Nummer drauf „ruf mich einfach an oder klopf bei mir, mein Zimmer ist direkt gegenüber. Ich hole dich Morgen um halb neun zum Frühstück ab." Sie dreht sich um und verschwindet in der Tür gegenüber. Auch ich gehe in mein Zimmer. Ich fühle mich noch nicht besonders wohl und bin von dem aufregenden Tag müde, so das ich mich sofort umziehe und ins Bett steige.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top