Kapitel 1

"Was hast du die letzten paar Jahre überhaupt gemacht?"
Der schwarzhaarige hatte seine Augen geschlossen.
"Du bist noch genauso schwach wie damals."
Er drehte sich zur Seite und zog die Beine an.
"Atsushi ist um einiges stärker als du."
Seine Hände griffen sich in den schwarzen Stoff seiner Decke. Nichts was er tat war jemals gut genug für den braun haarigen. Nichts.

Chuuya öffnete die Tür leicht und warf einen Blick in das dunkle Zimmer. Akutagawa hatte sein Zimmer nun schon seit zwei Tagen nicht mehr verlassen. Die Wasserflaschen stapelten sich neben seinem Bett. Er konnte sich gar nicht mehr daran erinnern, wann er ihn das letzte Mal hatte etwas essen sehen.
Vorsichtig warf der Hutträger einen prüfenden Blick in das Zimmer. Nichts regte sich. War er überhaupt hier?

"Akutagawa?", fragte er in die Stille. Auf sein Klopfen hatte er nicht geantwortet, da hatte sich der orange haarige einfach dazu entschieden hinein zu kommen. Zugegebenermaßen war die Tür geöffnet. Andernfalls hätte sich dieses Vorhaben wohl als etwas schwieriger herausgestellt.
Erneut bekam er keine Antwort. Chuuya konnte Wetten, dass irgendein blöder Kommentar von Dazai wieder einmal daran Schuld war, dass Akutagawa nicht mehr auf die Füße kam.
Wütend auf den braun haarigen, aber vor allem besorgt um das Häufchen Elend, welches die letzten paar Tage kein Sonnenlicht abbekommen hat, stieg der Mafiosi über die Glasflaschen und setzte sich an die Bettkante.
Er legte seine Hand auf die Bettdecke, welche sich langsam anhob und wieder absenkte. Behutsam strich er langsam über jene und suchte dann mit den Augen nach dem Kopf des jüngeren.
"Hör nicht auf diesen Idioten. Was auch immer er zu dir gesagt hat war ohnehin gelogen."

"Er hat mich noch nie angelogen.", murmelte der schwarzhaarige und versteckte seinen Kopf dabei etwas weiter unter der Decke.
"Er hat doch gar keinen Grund dazu."
Sein murmeln war nur schwer zu verstehen, da sein Mund mit Decke bedeckt war.

"Er hat dich nicht ein mal in Aktion gesehen. Woher soll der Kerl wissen wie gut du geworden bist? Lass dich nicht von dem Idioten herunter ziehen. Der hat doch keine Ahnung."
Der Hutträger gab sein bestes den anderen auf zu muntern. Er konnte einfach nicht mit an sehen wie er nur wegen diesem Typen depressiv in seinem Bett lag und mit keiner Seele ein Wort wechselte.

"Und ob er die hat. Genau das ist ja das Problem."
Jeder Satz, den der schwarzhaarige aussprach war noch schwerer zu verstehen als der vorherige, sodass Chuuya immer näher an ihn heranrückte. Akutagawa konnte diese Nähe allerdings nicht ausstehen und verkroch sich immer weiter unter seiner Bettdecke.
"Er hat gesagt Atsushi sei um einiges stärker als ich."
Erneut Griff er in die Bettdecke.
"Ich werde nie stark genug für ihn sein."

"Er hat die Mafia vor vier Jahren verlassen. Er hat doch überhaupt keine Ahnung mehr was du alles drauf hast. Glaub es mir ruhig. Ich weiß was du drauf hast. Du bist echt gut geworden und mit Sicherheit bist du besser als dieser möchtegern Tiger."
Akutagawa antwortete ihm nicht. Stille kehrte ein. Diese hielt für eine unangenehme Minute an, bis sich Chuuya dazu entschied auf zu stehen.
"Wenn du es mir nicht glauben willst, dann bringe ich diese elende Makrele eben dazu es dir persönlich zu sagen.", damit stapfte er auch schon in Richtung Tür.

Kaum hatte er sie hinter sich geschlossen, drehte sich Akutagawa zu jener um. Sofort beschlich ihn das ungute Gefühl, dass er sich bei ihm hätte bedanken sollen. Doch seine Beine wollten ihn nicht tragen und so gab er das Vorhaben ihm hinterher zu laufen auf, bevor er überhaupt die Decke angehoben hatte.
Der schwarzhaarige war sich dessen bewusst, dass Dazai ihm mit seinen Kommentaren die Empathie abtrainieren wollte. Doch er konnte es nicht.
Er biss die Zähne aufeinander. Dazai würde ihn nie anerkennen. Ganz egal ob er jetzt auf stand und sich bei Chuuya bedankte, oder nicht.
Sofort bekam er ein schlechtes Gewissen. Doch auch das sollte er nicht haben. Er war ein Mafiosi. Die hatten kein Gewissen.
Erneut zog er sich die Decke über den Kopf. Er wollte beim besten Willen nicht mit dem Leben konfrontiert werden. Am liebsten würde er den Rest seiner Tage in seinem Bett verbringen.

Der Hutträger stapfte den Gang entlang und zog nebenbei sein Handy heraus. Er schrieb Dazai eine Nachricht. Hätte er ihn angerufen, hätte sich der andere unmöglich mit ihm getroffen, so wütend wie er sich momentan vermutlich anhören würde.
Er wartete gar nicht erst auf eine Antwort, sondern begab sich gleich an den Platz, den er in seiner Nachricht erwähnt hatte. Ein Parkplatz, auf dem nie viel los war.

Ungeduldig tippte er mit dem Fuß auf den Boden. Er hörte erst damit auf, als er am Ende der Straße einen Mantel erblickte, der zu einer gewissen Person gehörte.
Sofort lief er auf ihn zu und traf ihn schließlich inmitten des Parkplatzes an.

"Wie konntest du ihm das nur an tun?! Was hat er dir getan?! Hast du eigentlich eine Ahnung was er wegen dir durchmachen musste?! Und jetzt sagst du ihm auch noch, dass Atsushi stärker ist als er?! Hackts bei dir?!", der Hutträger schlug dem braunhaarigen so fest auf die Wange, dass ein tief roter Abdruck auf jener zu sehen war.

Bevor er dies allerdings ein zweites Mal machen könnte, hielt Dazai ihn am Handgelenk fest und unterband sein Vorhaben so.
"Er wird niemals in meine Fußstapfen treten können, wenn er nicht ebenso emotionslos wird wie Mori und ich. Warum verstehst du das nicht?", sagte der braun haarige mit einer ruhigen Stimme.

Der Hutträger riss sein Handgelenk aus dem Griff des größeren. "Er wird niemals so sein wie du. Er ist um Welten besser als du es je sein könntest, du Teufel."
Erneut verpasste er ihm eine, sodass der Knall noch einige Straßen entfernt zu hören war, ehe er wütend den Parkplatz verließ.

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