Vier
Meine Hände, die bandagiert und zu festen Fäusten geballt waren, schlugen heftig auf den roten Boxsack vor mir ein.
Schweißtropfen perlten an meinem überhitzten Gesicht hinab und meine Schultern, wie auch meine Oberarme, protestierten mittlerweile heftig. Die Haut an den Knöcheln meiner Finger, die eigentlich geschützt war, fühlte sich dennoch rau und geschwollen an.
Und trotzdem schlug ich weiter zu. Immer und immer weiter.
Mom hatte mir gestern Abend geschrieben, es gab Neuigkeiten. Welche Art von Neuigkeiten, wusste ich nicht. Noch nicht.
Sie wollte mich anrufen, sobald die Therapie, die Untersuchungen, die Gespräche und die Tests für heute beendet waren.
Ich konnte kaum schlafen und trotzdem war ich voller Energie, die raus musste. Und heute Morgen war mir nichts Besseres eingefallen, als hier her zu kommen.
»Hey, Sinclair«
Ich zuckte zusammen, machte aber noch zwei weitere Schläge.
»Mach mal eine Pause. Du massakrierst seit bald zwei Stunden den armen Sack«, ertönte es erneut von irgendwo aus der leeren Boxhalle.
Zwei Stunden? Wie war das möglich?
Wie konnte ich ihn nicht bemerkt haben?
Ich hielt inne und drehte mich einmal um die eigene Achse, bis ich Eric Traynor sehen konnte.
Ich hatte doch vor fünf Minuten erst angefangen, mich aufzuwärmen.
»Traynor. Hey, Mann...Ich dachte, du wärst den Sommer wieder bei deinem Cousin«, sagte ich erstaunt und schüttelte nebenbei meine verkrampften Hände etwas aus. Es half nichts.
Eric, der am Rand des Rings in der Mitte der Halle lehnte, lächelte zögernd. Verdammt, wie lang hatte ich ihn nicht gesehen? Mit ihm gesprochen?
»War so angedacht, aber nachdem ausgerechnet du gestern geschrieben hast, dass du dich wieder in der Halle blicken lässt, wollte ich mich selbst davon überzeugen«, gestand er und kam näher.
Seit wir uns das letzte Mal gesehen hatten, war viel passiert.
Zum Beispiel Moms Lungenkrebs, der wieder ausgebrochen war und diesmal auch andere Organe befallen hatte.
Der Eric vor meiner Nase ähnelte dem Eric vor dieser Zeit kein Stück mehr.
Sein Haar trug er nun ganz kurz geschoren, es war Silber gefärbt und sein Körper war übersät mit wilden Tattoos, die man von der Weite nicht definieren konnte.
Er war breiter geworden, hatte an Muskelmasse zugelegt. Von dem damaligen Basketballspieler war nichts mehr zu erkennen.
Würde ich genau heute mit ihm in den Ring steigen, würde es keine fünf Minuten dauern und ich läge auf dem harten Boden. Früher sah das anders aus. Doch die Dinge hatten sich verändert. Wir hatten uns ganz offensichtlich verändert. Mein Körper hatte sich verändert.
»Tja, hier steh ich«, gab ich lahm von mir und griff nach dem kleinen Handtuch, welches am Boden, neben meiner Trinkflasche lag. Ich fuhr mir damit über mein tropfendes Gesicht und warf das Handtuch über meine Schulter.
»Das sehe ich. Heißt das, du bist wieder zurück?«, wollte Eric wissen und stand mittlerweile in meiner direkten Nähe.
Ich musterte ihn und während ich ihn so musterte, wurde mir eines ziemlich schnell klar.
Das Boxen hatte ich wirklich vermisst. Und ihn vielleicht auch.
»Du meinst Wettkämpfe? Nein. Ich habe mich die letzten Monate sehr wenig bewegt. Das müsste ich alles erst wieder aufbauen«
Daraufhin betrachteten wir beide meine Oberarme eine Weile, die nicht mehr so muskulös waren, nicht stark genug für den Ring. Den Rest versteckte ich unter meinem weiten Shirt.
Eric kratzte sich am Nacken.
»Ich meinte nicht die Wettkämpfe, ehrlich gesagt. Ich wollte wissen, ob ich dich in der Halle wieder öfter trainieren sehen werde. Und...ob du wieder ansprechbar bist«
Eric klang beinahe schüchtern, was mich schlucken ließ.
Dass ich ihn wie Dreck behandelt und ignoriert hatte, war mies gewesen.
Dass er mit mir nun so entspannt sprach, als wäre ich kein Arschloch, wunderte mich. Ich an seiner Stelle wäre wütend.
Doch alles was Eric tat, war sich an die elastischen Gummistränge des Rings zu lehnen und meinen Blick zu erwidern. Er lächelte sogar.
»Es ist viel passiert, aber ich will versuchen, nach vorne zu sehen. Es tut mir leid, wie das mit uns gelaufen ist«, sagte ich nun.
Eric betrachtete mich von oben bis unten und zuckte dann mit den Schultern.
»Ist okay, Sinclair. Jeder hat mal eine schlechte Zeit. Ich verurteile dich nicht, wirst schon deine Gründe gehabt haben. Willst du eine Runde probieren, solange der Rest noch nicht da ist?«, fragte er und machte eine einladende Geste in Richtung des leeren Rings.
Er wusste, mir ging es mies. Er wusste es ganz genau, weil er mich kannte. Er war mal mein bester Freund.
»Der Rest?«, hakte ich nach und sah mich in der Halle um. Sie sah ein bisschen anders aus, als in meiner Erinnerung. Als wäre sie renoviert geworden.
»Ja, mein Vater und ich haben beschlossen, die Halle nicht mehr nur für Wettkämpfe zu nutzen, sondern auch für völlige Quereinsteiger, Selbstverteidigungskurse und sowas. Es gibt etliche Interessenten, ich fange spontan heute mit ein paar Anfängern an und lerne sie ein«
Ich nickte. Das klang gut. Klang nach dem Eric, den ich kannte.
Ich konnte ihn mir gar nicht in diesem lächerlichen Basketball-Trikot seiner Highschoolzeit vorstellen, welches er mir mal gezeigt hatte. Anderson Bulldogs oder sowas.
In meinen Augen war er der geborene Boxer. Er gehörte in einen Ring, nicht auf einen Basketballplatz. Er gehörte in diese Halle.
Eric betrachtete mich komisch und ich runzelte die Stirn. Den Blick kannte ich. Er dachte über irgendwas nach und traute sich nicht recht, es mir zu sagen, was ihm auf dem Herzen lag.
»Was?«
Er räusperte sich schließlich, sah seine weißen Turnschuhe an und dann mich.
»Wärst du interessiert an einer bezahlten Position als Trainer?«
Überrascht schossen meine Augenbrauen in die Höhe.
Ein Vibrieren ertönte und der warme Schweiß auf meiner Haut fühlte sich mit einem Mal eiskalt an.
Ich fuhr mit den Händen meine Hose entlang und griff in die vordere, rechte Hosentasche meiner kurzen Jogginghose.
Als ich mein Handy in der Hand hielt und Moms Bild erkannte, huschte mein Blick panisch zu Eric.
»Tut mir leid, der Anruf ist wichtig. Bin gleich wieder da«, murmelte ich und entfernte mich von meinem damaligen besten Freund, um den Anruf entgegenzunehmen und mein Handy ans Ohr zu halten.
»Mom?«, fragte ich und hörte sie am anderen Ende der Leitung angestrengt Husten.
»Kane...Ich muss dir was erzählen«, sagte Mom aufgeregt und fuck, ich blieb wie erstarrt stehen.
Sie klang zwar atemlos, aber so aufgeregt wie ich, nach einem gewonnenen Wettkampf. Die Erschöpfung hörte ich zwar bis hier her, ohne sie zu sehen, aber diese Energie, mit der sie das gesagt hatte, ließ mein Herz laut klopfen.
»Was denn?«, hakte ich sofort nach und warf einen Blick über den Rücken, doch Eric war nunmal Eric.
Er hatte sich von mir entfernt und mischte sich nicht in meine Gespräche ein. Er akzeptierte meine Privatsphäre. Das mochte ich an ihm. Stattdessen ging er zur Musikanlage und drückte ein paar Knöpfe, bis leise Hintergrundmusik die Stille durchbrach. Damit er mich nicht hören konnte.
»Ich habe drei Stunden mit den Ärzten gestritten«, murmelte Mom am anderen Ende der Leitung.
Perplex fuhr ich mir mit der Hand über meine nasse Stirn.
Warum um alles in der Welt?
»Wieso? Was haben die verbockt, Mom? Ich dachte, das MD Anderson Cancer Center ist eines der besten Krebskrankenhäuser, der Welt. Warum also um alles in der Welt-«
»Mein erster Zyklus der Therapie ist bald abgeschlossen, Kane. Dann habe ich einen Monat Pause, damit mein Körper sich von der Therapie erholen kann. Das weißt du ja«, ging Mom dazwischen und unterbrach meinen sich aufdrängenden Anfall der Wut.
Dass ich laut geworden war, schien Eric nicht zu stören. Ein Blick hinter mich verriet mir, dass er eher damit beschäftigt war, ein paar Menschen zu begrüßen. Keiner schenkte mir Beachtung.
Dadurch, dass ich so weit abseits stand, hatte mich sicherlich keiner gehört.
»Ja, das weiß ich, Mom. Und wir haben beschlossen, dass du auch in dieser Zeit in Texas bleibst. Damit die Ärzte deine Werte und den Verlauf, wie auch die Auswirkungen überwachen können. Damit du in guten Händen bist. In den besten Händen«, sagte ich mit Nachdruck in der Stimme.
Es dauerte kurz und ich hörte, wie Mom sich womöglich in ihrem Bett drehte. Dann räusperte meine Mutter sich. Lange und ausgiebig, bis sie laut nach Luft rang.
»Ich will in dieser Zeit zu dir, Kane. Ich will Nachhause, wenn auch nur für ein paar Wochen. Dr. McKinley beobachtet in der Zeit meine Werte, dokumentiert alles, hilft mir mit den Medikamenten und steht währenddessen andauernd im engen Kontakt zu Texas. Ich will heimkommen«
Ich blinzelte und das Handtuch rutschte lautlos von meiner Schulter, glitt zu Boden.
Ich starrte die Tür der Umkleidekabinen an und schluckte schwer.
Das klang, wie ein Traum.
Ein Traum, der wunderschön war.
Er hatte nur einen riesigen Haken.
Das Leben war nicht kostenlos - nicht einmal der Tod.
Alles kostete Geld.
Auch Ärzte wie Dr. McKinley, die zwar einen Eid abgelegt hatten, Leben zu retten, aber wie jeder andere Mensch auf ihr Geld angewiesen waren.
Und Mom war zwar nicht arm, aber diese Extrakosten...
»Mom, das sind Kosten, die...die können wir nicht stemmen, wenn dich ein Arzt begleitet. Dass dein gesamtes Erspartes-«
Wieder unterbrach mich Mom und ich wäre beinahe auf die Knie gegangen.
»Dein Vater und seine Firma haben uns eine sehr großzügige Spende gegeben, Kane. Ich wollte ablehnen, weil er schon die letzten Jahre so viel Geld gegeben hat, aber er wollte es unbedingt und hat sich nicht umstimmen lassen. Er ist so stur. Hat er noch nicht mit dir darüber gesprochen?«
Mein Körper durchströmte so viel Euphorie und Freude, dass es mir den Atem raubte.
Und in derselben Zeit erfüllte mich Traurigkeit und irgendwie auch Scham.
Ich wusste, dass Dad uns finanziell unterstützte, obwohl Mom und auch ich mehrere Male abgelehnt hatten. Er sollte seine eigene Familie versorgen, aber meine Sturheit hatte ich nicht von irgendwem.
Ich war ihm gerade sehr dankbar, dass er dafür sorgte, dass ich meine Mom sehen würde.
Aber wie sollte ich mich bei meinem Vater bedanken, wenn er andauernd in seinem Büro saß und von einem Meeting zum nächsten hetzte?
Sollte ich mich bei ihm bedanken, wenn er bei den Nachbarn saß und auf heile Welt machte?
Scheiße. Ich war so undankbar und trotzdem zerriss mich diese Situation.
Ich war sauer auf meinen Vater, weil er eine Familie hatte, in der alles in Ordnung schien.
Aber er war auch kein Scheißkerl, der Mom und mich im Stich gelassen hätte. Also tat er das einzige, was für ihn richtig erschien.
Mom zog mich groß, er übernahm sämtliche Kosten und ich durfte jederzeit zu ihm. Er bat mich, ihn zu besuchen. Er bat mich so oft darum.
Ich war derjenige, der den Kontakt zu Simon Sinclair lange Zeit verweigerte.
Und ich würde es sein, der ihm das zurückzahlte. Das Geld. Und mich bedankte.
Auch wenn mich die Summe, die Moms Therapie kostete, womöglich ohnmächtig werden ließ.
»Das heißt, du kommst wirklich bald Nachhause?«
»Ja. Ich will bei dir sein. Ich vermisse dich, ich vermisse den widerlichen Geruch von dem Fisch, der in der Sonne liegt, wenn wir am Morgen am Hafen entlang gelaufen sind, ich vermisse den alten Leuchtturm, die besten Cocktails der Stadt...«, zählte sie all unsere Lieblingsorte auf und ich lächelte. Die Erinnerungen durchfluteten meine Gedanken und ein warmes Prickeln ging durch meinen Bauch.
»Mom«, sagte ich überwältigt und lehnte mich mit der Schulter an der grauen Betonwand an. Mein Blick glitt wie von selbst durch die Halle und es war, als würde ich jetzt erst begreifen, wo ich mich tatsächlich in diesem Augenblick befand.
»Ja?«
Ich wusste, dass sie gerade müde lächelte und wäre sie bei mir, hätte sie mir auf diese typische Art und Weise durch mein Haar gestrichen, wie nur sie es tat.
»Ich stehe in der Halle von den Traynors«, murmelte ich und hörte sie leise Husten, als ob sie versuchte, es zu unterdrücken. Dann raschelte es kurz und sie klang glücklich.
»Du warst so lange nicht mehr dort, Kane. Wie ist es?«
Ich schmunzelte und betrachtete meine freie, bandagierte Hand eingehend. Drehte sie einige Male.
»Es fühlt sich so gut an«
Mom holte Luft, aber es klang so, als hätte sie erneut Schwierigkeiten dabei. Sie hielt mehrere Male inne, bevor sie rasselnd ausatmete. Fuck. Ich ballte die freie Hand zur Faust und biss die Zähne fest zusammen, bis meine Kiefermuskulatur schmerzte.
»Du hast ja keine Ahnung, wie stolz ich auf dich bin. Wie sehr ich mich freue, dass du versuchst, zu leben«
Ich wusste nicht, wie genau sie den letzten Teil meinte, aber ich hinterfragte ihre Aussage nicht. Ich lebte doch. Auch in der Zeit, in der sie da war.
Mom deutete mein Schweigen falsch, denn sie sagte: »Ist alles okay bei dir, Kane? Sind dein Vater und der Rest nett zu dir?«
Gott, Mom. Wenn du wüsstest.
Sie sprach ihre letzte Frage aus und die erste Person, die mir dabei einfiel, war dieser dumme Stalker-Nachbar.
Und wie nett der Rest ist, dachte ich ironisch.
»Dad habe ich die letzten Wochen kaum zu Gesicht bekommen. Nur an den Wochenenden, ehrlich gesagt. Aber er gibt sich Mühe. Noah auch. Und Lea ist eigentlich auch ganz nett«
Lea - die leibliche Mutter meines Halbbruders. Alle waren nett.
Der Einzige, der nicht nett war...nun. Das war ich.
»Und was ist mit dem Nachbarsjungen? Hast du ihm eine Chance gegeben?«
Ich verdrehte die Augen, als mir Heaven wieder einfiel.
»Naja«, gab ich kritisch von mir.
»Ich habe es ihm nicht gerade leicht gemacht«, gestand ich. Und das war noch untertrieben.
»Und wie hat er darauf reagiert?«, wollte Mom wissen und es überraschte mich, wie gesprächig sie war. Wobei ich fest damit rechnete, dass es nicht lang dauerte und sie einschlief.
Die Abstände, bis sie antwortete dauerten länger und auch die Weise, wie sie sprach, war gedehnt.
Dass sie dennoch versuchte, mehr zu erfahren, zeigte nur, wie neugierig sie war.
Fast genauso, wie dieser Spinner.
»Ich hab' da so ein Gefühl, dass er nicht aufgeben wird. Zumindest nicht so schnell«, brummte ich und mein Blick fiel auf den leeren Ring.
Erinnerungsfetzen, wie Eric und ich uns ein heftiges Duell nach dem nächsten lieferten, kamen in mir hoch. Ich blinzelte und wartete darauf, dass Mom etwas dazusagte.
»Den Jungen musst du mir vorstellen«, erklang schließlich ihre erschöpfte Stimme und ich räusperte mich. Definitiv nicht.
»Mom, ich glaube du solltest dich ausruhen. Ich rufe dich später an, wenn...«
Ich wollte sagen, wenn es ihr besser ging. Welch Ironie.
Dabei wusste ich anhand der letzten Jahre, wie es ihr ging.
Sie übergab sich andauernd und der Schlaf in der Nacht genügte nicht. Sie war andauernd müde und ihre Stimmung schwankte. Was relativ harmlose Nebenwirkungen waren, im Vergleich zu den anderen, mit denen Mom zu kämpfen hatte.
Und das alles verschlimmerte sich nochmals, seit der Chemotherapie, wie auch der Strahlentherapie. Ich schluckte.
Die letzte Zeit meines Lebens hatte ich mehr Nächte im Internet verbracht, um mich über Bronchialkarzinom zu informieren, statt zu schlafen. Oder zu studieren, wie es andere 21-jährige Kerle taten.
»Sprich mit deinem Vater, Kane. Sag ihm, wie es dir geht und wie du dich fühlst. Er ist für dich da, ob du ihn von dir stößt oder nicht«
Ich wusste nicht so recht, wieso sie das sagte.
Vielleicht, weil sie meine Mutter war und mich kannte. Vielleicht weil sie genau wusste, dass ich Menschen von mir stieß, um nicht verletzt zu werden. Vielleicht auch, weil sie wusste, dass ich meinen Vater eigentlich liebte und mir mehr Zeit mit ihm wünschte und Angst davor hatte, eine Bindung mit ihm einzugehen, die der von Mom und mir ähnelte.
»Schlaf gut. Ich melde mich später«, war das Letzte, was ich sagte, bevor Mom auflegte.
Ich atmete tief durch und versuchte zu verstehen, was hier passierte. Mom kam bald Nachhause. Dad half uns auf seine Art.
Und Eric bot mir an, als Trainer zu arbeiten.
Ich schob mein Smartphone in meine Hosentasche und sah mich um.
Suchte nach dem Tätowierten und fand ihn in der Nähe meines vorherigen Trainingsplatzes wieder.
Er lehnte am Boxsack und tippte auf seinem Handy herum, während die Kunden sich mit der Halle vertraut machten, ein paar Dinge ausprobierten.
Erics Angebot war toll und ich wusste, er würde mich sicherlich gut bezahlen.
Aber da gab es Etwas, das auf mich wartete.
Das seit einigen Monaten »Wegen persönlicher Gründe bis auf weiteres geschlossen« war.
Moms Strandbar, die sie von meiner Großmutter - ihrer Mom - vor vielen Jahren vererbte. Die Bar, an der es die besten Cocktails der Stadt gab.
Als hätte Eric meinen Blick bemerkt, ging er auf mich zu und lächelte das unverkennbare Grinsen, welches immer ein wenig spöttisch wirkte.
Nachdem er den Mund öffnete, um etwas zu sagen, legte ich ihm eine Hand auf die breite Schulter, die von einem schwarzen Shirt verdeckt wurde.
Eric hielt inne und sah mich an und dann veränderte sich der Ausdruck in seinem Gesicht. Das Grinsen verschwand und ich glaubte zu meinen, dass er wusste, was nun kam.
»Das mit der Trainersache...klingt gut, wirklich. Aber ich kann nicht. Ich werde das Luna wieder eröffnen«, verkündete ich und als ich es ausgesprochen hatte...
Scheiße.
Es fühlte sich gut an.
So verflucht gut, dass mein Entschluss feststand.
Die Arbeit an dem Schuppen hatte ich geliebt, bevor Mom krank wurde.
Ich liebte es, Cocktails zu mischen und die Menschen zu beobachteten, wie sie sich ausgelassen unterhielten. Ich liebte es, wenn Abends der Laden manchmal brechend voll war und die Stimmung zu explodieren schien, während es an anderen Tagen nur ein paar Pärchen ins Luna zog, die zur Musik tanzten, sich unterhielten und den Ausblick auf den Strand genossen. Die Sonnenuntergänge waren das Highlight - jeden Abend.
Da konnte das Boxen, diese Halle, der Ring, die Wettkämpfe...sie konnten nicht mithalten.
Denn das Luna war ein Teil von mir.
Es gehörte Mom und somit auch mir.
»Schade, Sinclair. Wirklich schade. Aber ich wünsche dir viel Glück bei der Mission. Lass dich trotzdem hier wieder blicken, verstanden?«, sagte Eric und hielt mir seine Hand entgegen, die ich zögernd annahm und sie dankbar schüttelte.
»Ich werd's versuchen, Mann.«
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