Neun
Ich hatte im Augenwinkel durch den Spiegel eine Bewegung von draußen ausgemacht.
Doch als diese Bewegung ein Gesicht bekam und mich wenig später obsidianfarbene Augen durch den Spiegel betrachteten, bekam ich Gänsehaut.
Und diese Gänsehaut breitete sich über meinem gesamten Körper aus, als ich mich zum Fenster drehte und davor tatsächlich Kane Sinclair stand, der mich aufmerksam ansah.
»Mach auf«, hörte ich ihn gedämpft sagen und war mir nicht sicher, ob ich träumte oder das der Realität entsprach.
Aber anhand des genervten Untertons und der Tatsache, dass er nicht einmal ›Bitte‹ sagte und es mir befahl, wusste ich, das passierte wirklich.
Vielleicht hätte ich die Vorhänge vor mein Fenster ziehen sollen. Vielleicht den Raum verlassen, doch dann fiel mir mein dämlicher Satz von vorhin ein, in dem ich Kanes Mutter beleidigt hatte und ich gab nach.
Durchquerte das erleuchtete Zimmer in dem ein kleines Chaos herrschte mit wenigen Schritten und öffnete das Fenster langsam.
Kane blickte mich schweigend an und es schien, als würde er überlegen, ob er lieber verschwinden sollte oder nicht.
Er entschied sich, in mein Zimmer zu klettern, das Fenster hinter sich zu schließen und sich mit dem Rücken dagegen zu lehnen.
Das schwarze Shirt, welches er trug, war kein Oversized-Shirt, welches seinen mageren Oberkörper versteckte. Es war ein ganz normales, das alles preisgab, was er womöglich zu verstecken versuchte.
Mein Blick wanderte über seine kurze graue Jogginghose und blieb bei seinen nackten Füßen hängen.
Solange, bis Kane seufzte und ein leises: »Ich wollte mich entschuldigen«, von sich gab.
Ich sah auf. In die dunkelsten Augen, die mir je begegnet waren und biss die Zähne zusammen. Ich war wütend auf ihn.
Wütend, weil ich ihn nicht verstand und es so sehr wollte, aber es ihm egal war. Er es eventuell nicht einmal bemerkte.
»Wofür genau? Den Einbruch in mein Zimmer oder dass du mich angegriffen hast?«, kam es aus meinem Mund. Kühl...sehr kühl, ehrlich gesagt. Normalerweise war ich so nicht.
Kane zog die Augenbrauen hinauf und sah mich eine ganze Weile schweigend an. Er betrachtete mein Gesicht eingehend und dann wanderten seine Augen hinab und er hielt inne an meinem Hals.
Dem es relativ gut ging. Wenn man ganz genau hinsah, erkannte man rote Spuren.
Aber die waren nicht so tragisch wie das Gefühl, das ich empfand, als Kane auf mir gesessen, und mich angesehen hatte als wäre ich der schrecklichste Mensch dem er je begegnet, war.
Ich wollte nicht, dass er das empfand, wenn er mich ansah.
»Das war kein Einbruch. Du hast mich reingelassen. Aber vielleicht ist das nicht der richtige Zeitpunkt für dieses Gespräch«
Er war unsicher. Das glaubte ich zumindest. Seine Stimme hatte beim letzten Satz gebebt und dass er andauernd seine Hände zu Fäusten an den Seiten ballte, zeigte nur, wie unwohl er sich fühlte.
Wenn ihm das dann so zuwider war...wieso war er überhaupt da? Wieso versuchte er sich zu entschuldigen, wenn sich offensichtlich alles in ihm dagegen sträubte?
Kane drehte sich bereits um, als ich meinen linken Arm aussteckte und ihn ohne groß darüber nachzudenken am Unterarm ergriff.
Seine Haut war lauwarm, die Muskulatur unter meinen Fingern spannte sich an, doch Kane hielt inne. Drehte sich mir zu und seine Augen richteten sich wieder auf mich.
Und zum ersten Mal errötete ich nicht unter der Wucht seines Blickes, sondern war mutig.
»Es tut mir leid, was ich gesagt habe. Das mit deiner Mutter und diese spöttische Bemerkung mit den Handys. Mir sind die Sicherungen durchgegangen, als du uns angeschrien hast, als wären wir Kinder. Aber das rechtfertig natürlich nicht, das zu sagen. Es tut mir wirklich leid«, sagte ich und zog die Hand wieder zurück.
Kane blinzelte, als hätte er damit nicht gerechnet. Als hätte er nicht mit einer Entschuldigung meinerseits gerechnet.
Aber wenn ich schon bei der Wahrheit war...
»Du bist einfach so verflucht unhöflich mir gegenüber... Ich komme damit nicht klar, Kane«, gestand ich leise.
Ich nannte ihn bei seinem Namen. Ein unterschwelliges Friedensangebot.
Doch er war scheinbar ein begnadeter Kämpfer, denn er entschied sich nicht für einen Waffenstillstand.
Vielleicht kannte er außer dem Kampf nichts anderes.
»Warum? Gibt es in deiner kleinen, heilen, perfekten Welt nur nette Menschen?«, fragte er und obwohl er höhnisch klang, sah ich für den Bruchteil einer Sekunde etwas in der Dunkelheit seiner Augen aufblitzen.
Schmerz.
Ihm war nicht bewusst, was er mir mit dieser Aussage offenbarte.
»Deine Welt ist nicht so heil und perfekt, richtig? Deswegen hasst du mich so. Weil du denkst, meine Welt wäre genau das. Heil und perfekt«, murmelte ich und spürte am Rande, wie ein Schauder an meinem Rücken hinab glitt und die kleine Schnittwunde zu schmerzen begann.
Ich hatte sie mir bei meinem Sturz durch Kanes plötzlichen Angriff zugezogen. Irgendwas war da im Sand gelegen.
Kane zog die Augenbrauen zusammen. Eine steile Falte machte sich dazwischen breit und seine linke Wange zuckte zweimal.
War es Frustration, weil ich womöglich ins Schwarze getroffen hatte?
War es Angst?
Was hatte ich, dass er nicht besaß?
Was schmerzte ihn so?
War es möglich, dass das bei Kane wirklich alles nur Fassade war?
»Meine Welt geht dich nichts an, Heaven«, zischte er, aber...da fehlte irgendwie die Überzeugung. Als hätte er keine Ahnung, was er sagen sollte.
Mir fielen Noahs Worte ein. Er hatte gesagt, ich wäre ehrgeizig. Und damit hatte er recht.
»Warum geht mich deine Welt nichts an?«
Eine einfache Frage.
Und dennoch war Kane so still wie noch nie.
Alles was er tat, war sich noch mehr gegen das Glas der Scheibe zu lehnen und mich anzusehen, als hätte er eine komplizierte Matheaufgabe vor sich, an der er scheiterte.
Kane schwieg, aber meine Gedanken waren so laut, dass ich sie nicht in mir behalten konnte. Ich musste es loswerden.
»Was macht meine Welt in deinen Augen denn heil und perfekt?«, fragte ich leise. Wenn alles so still war, wollte ich nicht unnötig laut sein.
Kane räusperte sich und schob seine Fäuste in seine Hosentaschen. Er versteckte sie, aber ich hatte sie gesehen. Klar und deutlich bemerkt, wie sich seine Haut über die Knochen spannte und weiß wurde, weil er so viel Kraft hineingab.
»Ich bin hergekommen um mich zu entschuldigen. Nicht, um mit dir über mich zu sprechen. Es tut mir leid, was da vorhin passiert ist. Das wird nicht mehr vorkommen«, meinte er schließlich und ich hatte Angst, dass er sich in der nächsten Sekunde doch noch umdrehte und verschwand, denn...das wollte ich nicht.
Ich wollte, dass er blieb.
Dass er sich mit mir unterhielt.
Denn gerade eben war Kane sehr erträglich.
Und das ließ nicht nur mein Herz schneller schlagen, sondern auch meine Hände schwitzen.
Er gefiel mir.
Auf irgendeine mir unerklärliche Art und Weise gefiel mir dieser rebellische Kerl. Vielleicht, weil ich ihn nicht verstand.
Weil er mir nichts offenbarte und ich forschen musste.
»Du hattest da vorhin ganz schön viel Kraft in deinen Händen. Machst du irgendeinen Sport oder so?«, fragte ich also, um den Abschied hinauszuzögern. Um ihn kennenzulernen, zumindest ein winziges bisschen.
Kanes Mundwinkel zuckten. Nur kurz, aber auch das hatte ich gesehen. Egal was er tat, ich sah hin. Betrachtete seine langen, dunklen Wimpern und die helle Haut, die ein wenig verschwitzt schien.
»Ich boxe...nimmst du die Entschuldigung jetzt an oder wechselst du weiterhin das Thema?«, blieb er beharrlich.
Ein Fetzen von seiner Welt.
Er boxte. Dass sein Körper dazu in der Lage war?
Ich musste überlegen.
Überlegen, ob ich es sagen sollte.
Meine Augen huschten über sein Gesicht, seine verspannten Schultern.
Mach es jetzt, denn manchmal wird aus einem ›später‹ ein ›nie‹, dachte ich mir und holte so unauffällig wie möglich tief Luft.
»Unter einer Voraussetzung«
Kanes Augen weiteten sich und ein kleiner Spalt zwischen seinen rosafarbenen Lippen entstand. Lippen, die sehr weich aussahen.
»Und die da wäre?«, hakte er nach und überraschte mich damit vollkommen. Abwartend legte er den Kopf zur Seite. Eine seiner dunklen Locken fiel ihm dabei in die Stirn und der Anblick war wunderschön.
»Wir gehen essen«, platzte es aus meinem Mund und der Spalt seines Mundes wurde größer, bis ich einen Blick auf seine Zähne erhaschen konnte. Seine Augen wanderten zwischen meinen unruhig hin und her. Es schien so, als glaubte er, er hätte sich verhört.
»Du willst ein Date?«, fragte er. Leise und mit rauer Stimme. Und ich zögerte.
Fragte mich, was passieren würde, wenn ich ›Ja‹ sagte.
Wenn ich ihn um ein Date bat.
»Nein, nur essen«, murmelte ich und bei dem letzten Wort, konnte ich mich nicht zusammenreißen. Ich hoffte, er bemerkte es nicht.
Doch er hatte es gesehen.
Sein Blick fiel auf seinen eigenen Oberkörper, den ich kurz angesehen hatte und da wusste er, was ich da versuchte.
»Ich brauche dein Mitleid nicht, Heaven. Mir geht es gut«, knurrte er mit einem Mal und da war er wieder: der allzeit bereite Krieger.
Der keine Hilfe annahm.
Ich bemitleidete ihn nicht. Wirklich nicht.
Ich sah doch wie stark er war, ohne zu wissen, wofür oder weswegen er so stark sein wollte.
Aber ich...nun, keine Ahnung, was mein genaues Ziel war. Was ich mir dabei dachte.
»Nun, wie gut, dass das kein Mitleid ist. Sieh es als deine Wiedergutmachung für den körperlichen Übergriff an mir«, sagte ich und meinte kein Wort des letzten Satzes ernst.
Er war mir nichts schuldig. Ich brauchte keine Wiedergutmachung.
Hier ging es allein um meine eigenen Bedürfnisse, was wirklich egoistisch war.
Kane zog die Hände aus den Hosentaschen und verschränkte die Arme vor der Brust. Sein Blick nahm etwas Animalisches an. Ich zählte in Gedanken 15 Sekunden, bis Kane endlich die Stille durchbrach.
»Ich werde dir kein Essen zahlen«
Mein Herz setzte einen Takt lang aus und ich musste mich zusammenreißen, um meine Kinnlade nicht auf den Boden krachen zu lassen.
Hatte ich mich verhört? War das ein indirektes ›Ja‹?!
Hatte er...oh Gott.
Cool bleiben, Sky. Jetzt verdammt cool bleiben.
»Oh, hier geht es nicht um das Geld. Ich zahle mein Essen brav selbst. Es geht um deine Zeit, die du mir schenkst«, erläuterte ich möglichst entspannt, aber ich konnte nichts gegen das kleine Beben mitten im dritten Satz tun.
Kane löste einen Arm aus der Verschränkung und fuhr sich mit der rechten Hand kurz über das Kinn, an dem ich leichte Bartstoppeln erkannte.
Er beobachtete mich, wie ich seiner Bewegung mit den Augen folgte.
Ich wollte sein Gesicht berühren, aber die Chance, dass er mir die Finger abbiss, wenn ich das tat, war hoch.
»Flirtest du gerade mit mir, Heaven?«
Ich biss mir auf die Unterlippe, um nicht laut ›Ja, verflucht!‹ zu schreien. Wenn Noah wüsste, wie richtig er mit seiner Vermutung lag.
Wie oft ich am Fenster stand, als Kane noch nicht bei den Sinclairs wohnte und sie nur gelegentlich besuchte.
Wie lang ich gewartet hatte, nur um ihn aus dem Auto aus- und wenige Stunden später wieder einsteigen zu sehen.
»Ich versuche dich zu verstehen«, meinte ich ehrlich.
Ich versuchte ihn zu verstehen und das, obwohl er so gemein mir gegenüber war.
Aber das gerade eben - die Tatsache, dass er in mein Zimmer kam, um sich bei mir zu entschuldigen, dass er dazu bereit war, mit mir Essen zu gehen - als ›Wiedergutmachung‹...
Das zeigte mir nur deutlich, dass unter all der Wut, dem Temperament und der Kälte auch Jemand war, der-
»Ich bin kein Geisteskranker und du kein beschissener Psychologe. Wir gehen was essen, meinetwegen. Aber du wirst mir keine deiner dämlichen Fragen stellen und ich will nie wieder aus deinem Mund irgendwas negatives über meine Mutter hören, haben wir uns verstanden?«
Ich schluckte.
»Es tut mir leid«
Ich kannte seine Mutter nicht. Ich wusste nur von Dad, dass sie eine neue Arbeitsstelle hatte und ihren Sohn hierließ, damit er sein Verhältnis zu seinem Vater und meinem besten Freund verbesserte.
Es stand mir nicht zu, irgendwas über sie zu sagen. Ich kannte sie nicht und ich kannte die Situation zwischen Kane und ihr nicht. Aber ich...ich wollte sie kennen.
Denn wenn man Menschen interessant fand, dann wollte man mehr über sie wissen.
Nicht nur über den Menschen selbst, sondern über dessen Leben. Seine Welt.
Aber Kanes Welt war mit hohen Mauern umringt und es gab keinen Weg hinein.
Man musste erst an ihm vorbei, aber es genügte eine für ihn falsche Bewegung und er zog sein Schwert.
»War der Kratzer am Rücken meine Schuld?«
Ich schüttelte den Kopf. Wollte nicht, dass er sich dafür die Schuld gab.
»Bin zuvor gefallen«, log ich.
Ob er mir glaubte, oder nicht...er ließ es sich nicht anmerken.
Stattdessen kam der Moment, den ich vermeiden wollte.
Kane drehte sich zum Fenster, um es zu öffnen. Kurze Zeit später war er draußen.
Ich trat an die Öffnung und sah zu ihm nach draußen. Es ging ein leichter Wind, der nicht wirklich warm, aber auch nicht wirklich kalt war.
»Und du nimmst meine Entschuldigung einfach so an, ohne Bedingung?«, fragte ich in die Dunkelheit hinein.
Er hätte so vieles von mir bekommen, wenn er nur danach fragen würde.
Kane wollte scheinbar schon losgehen, als er es sich anders überlegte und mir über die Schulter einen neutralen Blick zu warf.
Als wäre all das Gesagte zwischen uns nichtig.
»Du könntest mir nichts geben, was ich wollen würde«
Ich presste die Lippen fest aufeinander.
»Mach die Wunde sauber, bevor sie sich entzündet. Und geh duschen. Du stinkst wie eine Moorleiche.«, fügte er noch hinzu.
Dann war er weg und sein Fenster schloss sich eine Minute später. Und den Vorhang zog er ebenfalls zu, während er mich mit offenem Mund stehen ließ.
Wow. Kane Sinclair hatte wirklich ein Talent dafür, unglaublich unhöflich zu sein - in egal welcher Situation man sich befand.
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Moms kritischer Blick fiel gerade zum fünften Mal in zehn Minuten auf meinen Hals, weswegen ich unruhig auf dem Stuhl am Küchentisch hin und her rutschte. Die roten Male wurden ein wenig dunkler Übernacht. Auffälliger.
Heute Morgen kam mir eine dumme Lüge in den Sinn, die ich ihr auftischen könnte, wenn sie fragte, woher die Spuren stammten.
Aber zu sagen, dass Noah und ich eine Meinungsverschiedenheit hatten und aneinandergeraten waren, schien mir jetzt nicht mehr so sinnvoll. Denn Noah fehlte nichts und ich wollte nicht als der Schwächling dastehen. Und ich wollte es nicht Noah in die Schuhe schieben.
»Die Stimmen gestern aus deinem Zimmer und jetzt dein Hals...wenn du Besuch bekommst und vor hast, sexuell aktiv zu sein, lass es deinen Vater und mich das nächste Mal wissen. Dann können wir den Abend oder so woanders verbringen. Ich weiß...du bist 18 und ich will dir hiermit keine Predigt halten. Wir waren alle mal jung...Aber ich weiß nicht, ob diese Praktik, die du da ausprobiert hast, gesund ist...«, fing Mom ein Gespräch an und mit jedem Wort das sie sagte, versank ich tiefer im Stuhl und wünschte mir, sie hätte nichts gesagt. Oh. Mein. Gott.
Ich tat einfach so, als hätte ich nichts gehört und aß mein Rührei weiter. Auch wenn mir jeder Bissen im Hals stecken blieb und ich kurz vorm würgen war. Verflucht.
»Bist du wieder mit Gavin zusammen?«, fragte sie nach einer Weile und ich hob das Kinn überrascht an.
Shit, das war perfekt. An meinen Ex-Freund - dieses Schwein- hatte ich gar nicht gedacht. Und wenn sie ohne hin dachte...
Doch Mom anzulügen war unschön. Aber hätte ich ihr die Wahrheit erzählt, wer weiß, wie sie reagiert hätte? Und nach dem Gespräch mit Kane...da wollte ich ihn schützen.
Nicht, weil ich der Meinung war, dass er mit meiner wütenden Mutter nicht klar kam...sondern weil ich der Meinung war, dass er es nicht verdient hatte.
»Es war ein Ausrutscher. Ich habe ihn gestern getroffen und er ist gleich danach wieder aufgebrochen. Das wird nicht mehr vorkommen«, murmelte ich und Mom brummte leise, bevor sie mir den Teller mit Käse reichte, den ich entgegennahm.
Ihr Blick sagte alles.
Sie war vollkommen verstört von ihrem einzigen Sohn und wäre ich an ihrer Stelle...ich wüsste nicht, was ich getan hätte. Wie kam sie auf sowas überhaupt?
»Schläft Dad noch?«, wollte ich kleinlaut wissen.
Weil es mich interessierte und weil ich das Thema wechseln wollte. Dringend. Denn gerade eben schämte ich mich für etwas, das ich gar nicht getan hatte.
Mom betrachtete mich und meinen Hals noch eine ganze Weile kritisch, bis sie antwortete.
»Dein Vater ist schon mit dem Rest raus auf's Meer gefahren«
Mein Dad war Fischer. Einer von vielen aus Georgetown.
Sein Geschäft lief gut. Wir waren nicht so wohlhabend wie die Sinclairs, aber der Lohn von Dad und Moms Job in einem angesehenen Autohaus der Stadt, waren vollkommen ausreichend für uns drei.
Dass ich nun einen Ferienjob bei Kane hatte und sobald der Laden eröffnete, ebenfalls ein wenig Geld verdiente, machte die Sache mit meinem anstehenden Führerschein ebenfalls leichter.
Wobei das Geld dennoch nicht meine erste Priorität war.
Es war der Laden gewesen, der mich begeisterte. Der Laden und Noahs Bruder.
»Und du? Hast du heute frei?«, erkundigte ich mich. Nicht, weil ich irgendwas geplant hatte. Nur, weil es mich interessierte.
»Willst du wissen ob du sturmfrei hast?«, fragte Mom über den Tisch hinweg. Sie trug noch immer ihren Pyjama, aber ihr Blick war ein wenig misstrauisch. Gott, vielleicht dachte sie, ich wollte es mit Gavin- oh man. Nein. Diesen Typen würde ich nie wieder freiwillig berühren.
»Ich könnte für euch kochen«, sagte ich und zuckte mit den Schultern.
»Ich, mein liebes Kind, habe heute frei und du hast einen Ferienjob zu erfüllen. Außerdem wissen du und ich ganz genau, was mit meiner Küche passiert, wenn du wieder kochst. Wie weit seid ihr drei Jungs denn bisher mit dem Laden?«, erkundigte sich Mom und nahm einen weiteren Schluck von ihrem Kaffee.
Nun, dann kein Kochen. Pech für die beiden.
»Der Boden fehlt noch, da sind einige Dielen kaputt und es muss nochmal gründlich geputzt werden. Aber ansonsten sieht es schon sehr gut aus. Ich denke, wir können das Luna bald eröffnen«, erzählte ich ihr und merkte erst viel später, wie meine Haltung sich umgehend entspannte und ein Lächeln sich auf meinen Lippen breit machte, wenn ich davon sprach.
Auch Mom bemerkte die Veränderung und schmunzelte.
»Der Job gefällt dir, hm?«
Ich biss die Zähne zusammen, als ich ihrem Blick begegnete.
Wenn es nur der Job wäre, wäre ich schon lange geflüchtet.
Aber zum Glück war es nicht nur der Job, sondern so viel mehr.
Der Laden, der Besitzer, die Zusammenarbeit mit meinem besten Freund...
»Ja, der Job hat was.«
• • •
Deine ehrliche Meinung zu Kane?
Deine ehrliche Meinung zu Skyler?
Und deine ehrliche Meinung zur Story bisher?👽
LG,
Ana ✨
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