Fünfzehn
Er hielt den silbernen Shaker in der Hand und als er begann, den Inhalt (der nur aus Wasser bestand, weil ich nichts unnötig verschwenden wollte und mir sowas schon dachte) ruckartig zu schütteln, musste ich grinsen.
»Da muss Rhythmus in deine Bewegung. Ich hab's dir doch vorhin gezeigt«, sagte ich sachlich, während ich auf dem schmalen Tresen saß und Heaven beim Verzweifeln zusah.
Das war ein außerordentlich witziger Anblick und mein Grinsen wurde mit jedem panischen Schütteln seinerseits breiter.
Er murmelte etwas vor sich hin und ich war mir sicher, dass es nicht für meine Ohren bestimmt war. Allerdings verstand ich alle drei dahin gemurmelten Worte ganz genau.
»Ich war abgelenkt«
Mein Grinsen fiel für eine Sekunde in sich zusammen, als ich verstand, was er da sagte.
»Wovon warst du abgelenkt?«, fragte ich und jegliche Entspannung wurde durch eiskalte Frustration ersetzt.
Eine Frustration, die ich nicht erklären konnte.
Heavens Wangen wurden rot, während er seine Finger stärker um den Shaker schlang, bis seine Knöchel weiß hervortraten und ich von der Platte rutschte.
Er konnte nicht von mir abgelenkt gewesen sein. Als ich vorhin den Inhalt geschüttelt hatte, hatten meine Muskeln heftiger gebrannt, als ich dachte.
Die einfachsten Aufgaben zerrten an meinem Körper. Meinem ausgelaugten Körper, der alles andere als ansehnlich war.
Wovon also sollte er abgelenkt gewesen sein, wenn es mein lächerlicher Anblick nicht sein konnte? Ich wünschte, ich hätte mich nicht so gehen lassen die letzte Zeit.
»Ich zeig's dir nochmal«, sagte ich bestimmt. Es konnte nicht sein, dass Heaven mich optisch so attraktiv fand, dass ich ihn ablenkte. Keine Ahnung warum ich es mir bei Mike McCain, dem komischen Plakat-Typ, vorstellen konnte, bei Heaven jedoch nicht. Klar lief er mittendrin rot an und manchmal starrte er oder war neugierig, aber ich glaubte eher, dass das von unserer gegenseitigen...ja, wie sollte ich das beschreiben, was wir da taten, wenn wir uns sahen? Wir stritten und trotzdem stand er hier und versuchte sein Bestes. Neckerei, vielleicht war dies das richtige Wort für unsere ungewöhnliche Form der Kommunikation, in der er mir meistens auf den Sack ging.
Aber um auf Nummer sicher zu gehen, stellte ich mich vor ihn und wollte nach dem Shaker greifen, bis er verstand, was ich begriff war zu tun, mir den Rücken zudrehte und energisch ausstieß: »Ich kann das, Nicholas. Jetzt lass mich das doch einfach machen«
Wow, er war angepisst. Schon wieder.
Seine Stimme war eine Oktave höher und warum auch immer, ich trat dicht hinter ihn und legte meine Hände wie selbstverständlich an seine Unterarme.
Heaven versteifte sich augenblicklich und sein Versuch zu mixen, brach ebenfalls ab.
Sein Rücken berührte nur ganz leicht meine Brust, aber ich nahm deutlich seine angespannte Muskulatur wahr.
»Was tust du denn? Ich habe dir gesagt, dass ich das kann«, murmelte er und ich musste mich zusammenreißen, um nicht die Augen zu verdrehen, während ich ihm über die Schulter sah.
Der Geruch von Limetten stieg mir in die Nase und ließ mich mein Vorhaben kurzzeitig vergessen. Es dauerte drei verfluchte Wimpernschläge und dann war ich wieder da.
»Und ich habe dir gesagt, dass ich es dir nochmal zeige«, beharrte ich eisern und begann seine warme Haut ein bisschen fester zu berühren. Dann gab ich Heaven einen Rhythmus vor und hörte ihn ergeben seufzen.
Er war trotzdem noch immer stocksteif und meine vorherige Frustration wie weggeblasen. Was, wenn ich wollte, dass er mich trotz meiner derzeitigen Verfassung für attraktiv befand? Was, wenn das der Grund war?
»Du musst locker dabei sein, sonst wird das nichts. Denk daran, dass du das im schlimmsten Fall den ganzen Abend tun musst«, sagte ich leiser. Mein Blick fiel von dem silbernen Behälter zu seinem Profil, das mir viel interessanter vorkam.
Heavens Wangen waren noch immer gerötet und seine Augen starr auf die Aufgabe vor sich gerichtet, während sein markanter Kiefer ununterbrochen mahlte.
Meine Nähe löste etwas in ihm aus, aber nichts, das Erregung glich.
Eher Unbehagen. Also hatte ich recht. Ihn musste irgendwas anderes abgelenkt haben. Nur was?
»Ist das richtig so?«, hörte ich ihn mittendrin fragen, was mich aus meinen chaotischen Gedanken riss und ich die Stirn runzelte.
Mit den Augen beobachtete ich, wie wir gemeinsam den Inhalt schüttelten und ich registrierte nicht, dass ich dabei vergaß, ihm zu antworten.
Wir bewegten uns synchron und harmonisch und er war nicht mehr ganz so versteift.
Mit einem Mal drehte Heaven mir sein Gesicht zu und war mir viel zu nah. So nah, dass ich derjenige war, der sich unbehaglich fühlte und von ihm abließ.
Unsere forschenden Blicke begegneten sich, als er einen Schritt nach vorne, und ich einen zurück, gemacht hatte. Ich zog kritisch eine Augenbraue in die Höhe. Die Situation verwirrte, stresste und überforderte mich gleichermaßen. Was war das?
»Wenn du deine Hüften auch so abgehakt beim Ficken bewegst, dann solltest du lieber unten liegen«, gab ich von mir und sah dabei zu, wie sich seine Wangen immer heftiger rot färbten.
Der Ausdruck in seinen Augen nahm etwas gefährliches an und ich war mir sicher - absolut sicher - dass er was zurückschmettern wollte und fuck, ich wollte auch wissen, was...aber das alarmierende Klingeln meines Handys in meiner Hosentasche, ließ mich alles vergessen.
Und dieser Augenblick mit Heaven, der all meine Sinne und jeden Winkel meines Kopfes beherrscht hatte, endete, sobald ich um den Tresen herumstolperte und den Anruf entgegennahm.
»Mom?«, fragte ich und meine Stimme klang aufgewühlt. Ich rechnete mit allem - nur nichts Gutem.
Mein Magen - der voll mit dem Sandwich war - machte einen unangenehmen Satz nach unten, meine Lunge verweigerte ihre Arbeit und ich wusste, ich war wie erstarrt. Mir war auch klar, dass Heaven alles mitbekam.
Aber fuck, das spielte alles keine Rolle. Nicht jetzt. Also verdrängte ich es soweit, bis ich es tatsächlich in den hintersten Ecken meines Schädels vergaß.
»Hey, Schatz. Ist alles in Ordnung? Stör ich dich bei etwas?«
Sie lachte. Und dabei hörte sie sich gut an. Kraftvoll und wach. So gut, dass es fünf Sekunden dauerte, bis ich verstand, dass sie mich gefragt hatte, ob mit mir alles in Ordnung war. Ob sie mich störte.
»Kane? Ist es gerade ungünstig?«, hakte sie nach. Wieder laut und klar. Nicht dahin gemurmelt oder atemlos, so wie ich es war.
»Mom? Ist was passiert?«, krächzte ich verwirrt.
»Nein, Kane. Ich habe heute einen guten Tag, das wollte ich dir sagen. Du hast gesagt, ich soll dir Bescheid geben, wenn ich einen guten Tag habe. Tja – ich hab' einen. Einen guten Tag. Und ich wollte deine Stimme hören, bevor ich zu einer Kontrolluntersuchung und den letzten Vorbereitungen für die Therapiepause zu Dr. McKinley muss. Wie war dein Tag?«
Eine perplexe Atem- und Sprechpause meinerseits setzte ein und kurzzeitig herrschte gähnende Leere in meinem Hirn, bis ich es raffte.
Sie hatte einen dieser selten und sehr wertvollen, guten Tage. Und hatte drangedacht, es mich wissenzulassen. Und sie erkundigte sich nach meinem Tag.
Erleichterung durchflutete mich und ich musste mich an einem der Holzstühle um mich herum festhalten, um nicht umzufallen, so weich wurden meine Knie. Ihr ging es gut.
»Mom, das freut mich zuhören, dass es dir gut geht. Mein Tag war..spannend. Ereignisreicher als sonst«, gestand ich und sah im Augenwinkel, wie Heaven sich mit den Ellenbogen auf den Tresen lehnte.
Ungewollt drehte ich ihm mein Gesicht zu und hatte allen Ernstes vergessen, dass er auch noch da war. Er war so leise gewesen.
Hatte er sich überhaupt bewegt, außer der Regung gerade eben?
Unsere Blicke trafen sich unvermittelt.
Hielten einander fest und ich rechnete damit, dass er mir stille Fragen entgegen schmetterte.
Mich mit Neugierde durchbohrte, bis ich es nicht mehr aushielt und wegsehen musste.
Aber alles, was er tat, war mich anzusehen.
Ohne ein Urteil zu fällen.
Da war nur dieser Blick, der mich nicht bemitleidete, mich nicht analysierte oder mich mit Fragen durchlöcherte, die mich quälten.
Ich konnte gar nicht anders - ich sah weiter zu ihm.
Und während ich ihn ansah, da gab es nur ihn. Und irgendwo auch mich.
»Dann will ich dich nicht dabei stören«
Und meine Mutter, die der Meinung war, ich war mit wichtigen Dingen beschäftigt.
»Wobei stören?«
Es war ein Flüstern, aber es war laut genug, dass es am anderen Ende der Bar ankam.
Ein Lächeln bereitete sich auf Heavens Lippen aus und dann legte er den Kopf zur Seite, als wollte er mich herausfordern.
Sein Blick veränderte sich und es war, als würde er mir ohne den Mund zu öffnen zurufen: ›Na, traust du dich es ihr zu sagen, was du bis gerade eben getan hast?‹
Ich sah den Shaker an, der zwischen seinen Ellenbogen auf dem Tresen stand und mich spöttisch anfunkelte.
Dann sah ich in das grün-braun seiner Augen und schluckte. Ich schluckte, als wäre mehr passiert.
»Du hörst dich ein wenig abgelenkt an, Kane. So, als wärst du mit ereignisreichen Dingen beschäftigt. Ich muss jetzt zu Dr. McKinley. Ich rufe dich später nochmal an«
Sie lachte und wartete, bis ich mich räusperte.
Meine Augen auch jetzt noch auf seinen.
»Okay, Mom. Ist gut. Danke für deinen Anruf und viel Spaß«, murmelte ich und dann war sie weg. Mechanisch nahm ich mein Smartphone vom Ohr und schob es in die Hosentasche zurück.
Es waren meine Worte.
Zumindest war ›ereignisreich‹ mein Verdienst.
Mein Chaos im Kopf verknüpfte das Wort ›ereignisreich‹ mit dem Moment, den Heaven und ich vor dem Telefonat hatten.
Aber warum hörte es sich in meinen Gedanken so an, als ob meine Finger nicht seine Arme, sondern seine Hüften beim Schütteln umgriffen hatten?
»Du siehst blass aus«
Ich war mir sicher, dass er das gesagt hatte. Und es war okay, dass er das sagte.
Aber mit so viel Sanftheit und diesem ruhigen Blick...
...damit traf Heaven mich unvorbereitet.
Und da war ich schon gerannt, weil mein Magen wieder einen Satz in die falsche Richtung machte. Einen heftigen Satz in die falsche Richtung.
Der plötzliche Anruf, der plötzliche Stress, das plötzliche Anstarren mit ihm, Moms kraftvolle Stimme, die Erkenntnis, sie bald in meinen Armen halten zu können - Eindrücke die weder mein Kopf, noch mein Magen verarbeiten konnten. Zumindest nicht so schnell.
Als ich die Toilette im hinteren Teil der Bar erreicht hatte, ging ich unsanft auf die Knie und beugte mich darüber.
Hätte ich länger hierher gebraucht, wäre höchstwahrscheinlich alles danebengegangen.
Ich kotzte.
Scheiße und wie ich kotzte.
Laut würgend erbrach ich mich und der Schmerz, der mich dabei durchfuhr zeigte mir nur, wie ungünstig es war, alles an wichtigen Nährstoffen wieder aus der falschen Öffnung rauszulassen.
Ein Zittern durchfuhr meinen gesamten Körper und erst als ich fertig war, heruntergespült, meinen Mund mit spärlichen Bewegungen gewaschen und anschließend mich wieder vor die Toilette positioniert hatte, weil ich fälschlicherweise dachte, ich musste mich erneut übergeben...
Erst dann sah ich zögernd über meine Schulter.
Er lehnte am Türrahmen und beobachtete mich. Ich wartete darauf, dass er etwas sagte. Irgendwas, das mich wütend werden ließ.
Er tat nichts dergleichen.
Er wartete, bis ich Luft geholt hatte und dann murmelte ich: »Das war der verfickte Stress«
Dabei glitt mein Blick zu seinen Füßen, die nackt waren. Warum auch immer.
»Du musst dich nicht rechtfertigen«
Erstaunt runzelte ich die Stirn. Nein. Natürlich musste ich mich nicht rechtfertigen. Dennoch hatte ich es getan.
Als würde das nicht schon genügen, setzte ich hinterher: »Meine Mom kommt für ein paar Wochen nachhause und ich dachte, es würde was dazwischen kommen oder dass ihr was passiert wäre. Aber es ist alles okay«
Ich drehte mich mit dem Rücken zur Toilette und streckte die Beine nach links und rechts aus, weil sie noch immer bebten. Ich konnte noch nicht aufstehen, auch wenn ich es wollte. Das war weder cool, noch gesund. Es war schrecklich.
Es war so beschissen schrecklich, bis Heaven sich vor mich setzte und seine nackten Füße zwischen meinen Knien verweilte.
Meine Augen schossen in die Höhe und da lag eine Vertrautheit in seinem Blick, die mich erst irritierte, dann in Panik versetzte und dann war da nur diese tiefe und friedliche Stille in mir.
Eine Stille, die mich bat, ehrlich zu sein. Er drängte mich nicht. Er wartete und er wartete solange, bis ich es war, der erneut sprach.
»Ich habe gerade gekotzt, wegen eines Anrufes, der nur aus positiven Nachrichten bestand«
Heaven legte seine Hände auf seine Oberschenkel.
»Ich...hab's mitbekommen«, sagte er unsicher. Es war das kleine Beben in seiner Stimme, das ihn verriet.
Bemitleidete er mich jetzt?
Würde er gleich irgendwas sagen, wie: ›Du musst unbedingt zu einem Arzt, Alter. Mit dir stimmt definitiv was nicht. Das ist total erbärmlich, Kane.‹
Wieder überraschte er mich, denn es kam nichts dergleichen. Stattdessen sah er seine Füße zwischen meinen Beinen an und runzelte die Stirn.
»Meine Hüften bewegen sich im Übrigen sehr geschmeidig beim Ficken, Kane«
Fuck. Keine Ahnung, was ich mir dachte...Nein, ich dachte gar nichts. Ich lachte. Ich lachte einfach nur.
Und er lachte mit und machte damit alles viel weniger schrecklich.
Heaven hatte die Atmosphäre so schnell aufgelockert und all das Chaos in meinem Kopf beiseite gefegt, dass ich, nachdem ich mich beruhigt hatte, leise seufzte.
»Danke.«
Danke, dass du mich nicht bemitleidest und mich behandelst, als hätte ich mein Leben nicht mehr unter Kontrolle.
Danke, dass du nicht fragst, sondern einfach da bist.
Heaven nickte, als ob er meinen Gedankengang mitbekommen hätte und dann stand er auf und hielt mir seine Hand hin.
»Lass mich die besten Cocktails der Stadt schmecken«
Ich sah seine Hand an und dann ihn.
Wie er dastand und darauf wartete, mir auf die Beine zu helfen.
Meine Zähne schlugen leise aufeinander, als ich sie widerwillig ergriff und mit einem Schwung neben ihm stand. Erst schwankte ich, dann, als meine Hand Halt an seiner Schulter fand, stand ich gerade, wartete das knappe Beben ab und löste mich von ihm.
Wieder setzte sich da dieser Geruch nach Limetten tief in meiner Nase fest.
»Was hat dich vorhin abgelenkt?«
Seine Augenbrauen schossen in die Höhe und meine zogen sich zusammen.
Wir waren beide überrascht.
Er, aufgrund meiner Frage.
Ich, aufgrund meiner Frage.
»Die Leidenschaft, mit der du das gemacht hast. Man hat einfach gemerkt, dass der Laden hier das ist, wofür du brennst. Das hat mich abgelenkt«
Ich antwortete nicht. Stattdessen ging ich zurück hinter den Tresen und deutete mit einem Nicken auf einen der Barhocker.
Heaven folgte mir und verstand meine Aufforderung, ließ sich mir gegenüber nieder, während ich alle Utensilien und Flüssigkeiten zusammensuchte und den Shaker dabei gänzlich ignorierte. Das alles dauerte länger als sonst, weil mir die notwendige Kraft bei der Kotzerei, schneller zu arbeiten, verloren ging.
Was ihm auffiel, definitiv, aber Heaven kommentierte es nicht.
Stattdessen sah er mir fokussiert zu, wie ich ein Glas vor ihn stellte, es mit Eis füllte und die Zutaten nach Moms Rezept vermischte und zum Schluss die wichtigste Zutat für den Mojito mit einem Messer säuberlich in Scheiben schnitt.
Die schönste Scheibe der grünen Limetten steckte ich ihm an den Glasrand und einen schwarzen Strohhalm ins die Mitte des Glases.
Erst dann sah ich auf und begegnete seinem Lächeln.
»Ein Mojito«, kam es leise von ihm. Es lag ein unausgesprochenes Warum darin, da war ich mir sicher. Dennoch wollte ich ihm die Antwort noch eine Weile vorenthalten.
»Es überrascht mich, dass du das Getränk richtig benennen kannst«, spottete ich und sah, wie er die Augen verdrehte, während das Lächeln auf seinen Lippen blieb.
»Warum ein Mojito?«, stellte er schließlich die Frage, auf die ich keine richtige Antwort wusste. Zumindest keine, die nicht beschissen klang.
Aber nachdem er mich kotzen sah und von mir ohnehin schon dachte, ich wäre ein arschiger Freak mit Essstörung, konnte ich ruhig eins drauf setzen. Vielleicht würde er dann wieder nervig sein.
»Die Limetten...Du riechst danach.«
Daraufhin verschwand das Lächeln und er sah nachdenklich aus, was mich hellhörig werden ließ.
Shit, nein. Das kam total-
»Ich habe nicht an dir geschnüffelt, falls du das jetzt denkst.«
Wortlos griff er nach dem Glas und hielt nochmal inne.
»Ich bin nur froh, dass ich nicht stinke«
Und dann nahm er einen großen Schluck und ich verschränkte die Arme vor der Brust, wartete schweigend auf sein Lob.
Obwohl ich das nicht abwarten musste.
Die Art, wie er den Inhalt des Glases fasziniert begutachtete, war Bestätigung genug.
Er leckte sich über seine Lippen. Langsam und genüsslich und diesmal war es nicht mein Magen, der einen Satz nach unten machte. Ich wünschte, es wäre mein Magen gewesen.
»Ich muss gestehen, ich hab' bisher nur Bier oder mal Wein mit meinen Eltern getrunken, aber Halleluja, ich bin auf den Rest der Getränkekarte gespannt. Darf ich auch einen machen?«
Ich nickte unüberlegt und schluckte. Mein Hals war ganz trocken.
»Welchen willst du?«, fragte er, nachdem wir die Plätze getauscht hatten und er nun vor mir stand, während ich mit den Fingern an seinem Glas herumspielte.
»Den gleichen«, meinte ich nicht gerade kreativ und sah von dem Mojito zu Heaven, der den Kopf schüttelte.
»Nein, lass mich einen anderen ausprobieren«
»Aber wenn ich auch einen Mojito will?«
Daraufhin deutete er auf sein Glas, das ich ohnehin schon in meinen Händen hielt.
»Dann trink was von meinen. Aber nicht zu viel. Ich glaube Alkohol auf leeren Magen wäre nicht so schlau. Immerhin musst du uns noch sicher heimfahren«, gab er sehr vernünftig von sich und schob hinterher: »Sag' mir irgendein alkoholfreies Getränk und ich schau' ob ich es ungefähr hinbekomme, okay?«
Womöglich war es die Anstrengung des Tages, vielleicht aber auch der Gedanke, dass es bestimmt lustig werden würde, ihm zuzusehen, weswegen ich schlussendlich nickte und ihm einen alkoholfreien Piña Colada anordnete.
Heaven nickte und begann die Sachen zusammenzusuchen.
Keine Ahnung, was in meinem Kopf währenddessen vorging, als ich meine Lippen an den Strohhalm setzte, den wenige Sekunden er noch mit seinen berührt hatte und minimal an dem Getränk nippte.
Es schmeckte gut. Nach einer ausgelassenen Vergangenheit, die ich vermisste. Und als sich der Geschmack auf meiner Zunge bereitmachte, wollte ich noch einen Schluck trinken. Ich war so durstig.
»Trink lieber Wasser«
Stöhnend sah ich zu ihm. Fuck, er hatte recht. Würde ich jetzt auf nüchternen und gereizten Magen was trinken ... kommentarlos schob ich den Mojito in seine Richtung.
»Ein bisschen mehr Ananassaft«, kommentierte ich, während ich über die Platte griff, mir ein kleines Wasser schnappte, den Deckel abdrehte und eine Minute später die zweite Flasche öffnete und leerte.
Heaven nickte schweigend und tat, was ich ihm sagte. Er war wirklich gründlich, wenn auch ein wenig langsam, aber das würde schon werden.
Irgendwann stellte er mir das Glas vor die Nase. Ich griff nach einem frischen Strohhalm und probierte.
Und als die süße Flüssigkeit sich in meinem Mund verbreitete, dachte ich an den Grund dieser Wahl.
Kein Wunder, das Mom dieses Getränk so liebte. Sobald sie hier war, würde ich sie mir schnappen, ins Luna bringen und ihr einen von denen machen.
»Ich glaube, der ist mir gelungen, oder?«, wollte mein Barkeeper von mir wissen und ich hielt ihm den Piña Colada hin.
Er blinzelte kurz, bevor er das Glas ergriff und unsere Finger sich flüchtig berührten.
Als er auch einen Schluck nahm, folgte ein zweiter. Ein dritter und irgendwann war das Glas leer und Heaven sah zufrieden aus. Ich lächelte höhnisch.
»Jetzt musst du nur noch mit dem Shaker umgehen können.«
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