Fünf
»Glaubst du, jemand hat ihn verschleppt? Und zwingt ihn, mich zu ignorieren?«, murmelte ich und sah vom Küchenfester, zu meiner Mom, die mich kopfschüttelnd betrachtete. Dass ich bei diesem ›Jemand‹ an keinen geringeren als Kane dachte, verriet ich Mom nicht.
»Sicher, dass du mein Kind bist?«, fragte sie mich höhnisch und warf ihre blaue Schürze nach mir, die ich auffing.
»Noah schreibt seit zwei Stunden nicht zurück, das ist untypisch für ihn. Sonst hängt er andauernd an seinem Handy. Besonders während der Sommerferien«, stöhnte ich gelangweilt.
»Oh mein Gott, Skyler. Vielleicht ist Noah einfach nur beschäftigt. Oder schläft um diese Zeit noch. Du solltest dir wirklich einen Ferienjob besorgen, Kind. Geh rüber zu deinem heiß geliebten Noah und frag ihn persönlich, was er macht, bevor du anfängst, deine arme Mutter zu nerven«, sagte Mom und streckte die Hand nach der Schürze aus, die sie mir gerade eben noch in mein hübsches Gesicht werfen wollte.
Ich zog meine linke Augenbraue kritisch nach oben und schüttelte den Kopf.
»Gute Idee, aber ich verzichte. Also, auf den Ferienjob. Noah hingegen werde ich jetzt besuchen«, beschloss ich und spürte sofort, nachdem ich das ausgesprochen hatte, wie mir schlecht wurde.
»Skyler, manchmal bist du wirklich seltsam. Und denk dran, dir etwas anderes anzuziehen, wenn du zu den Sinclairs gehst«, erinnerte Mom mich, durchquerte die Küche mit flinken Schritten und war dabei mir die Schürze aus der Hand nehmen.
Ich zog meine Hand rechtzeitig zurück und hörte Mom leise schnauben.
»Sky, provozier mich nicht«, drohte sie, aber ich sah, dass ihre Mundwinkel verdächtig zu zucken begannen, weswegen ich sie breit angrinste.
Ihre Augen wanderten zwischen meinen hin und her und dann lachte Mom leise.
»Ach, Sky«, flüsterte sie liebevoll und strubbelte durch meine Haare.
Zufrieden hing ich ihr die Schürze um den Hals, drehte sie an den Schultern herum und band ihr am Rücken eine kleine Schleife.
»Keine Sorge, wenn ich zurück bin, nerve ich dich weiter«
Ich lief um Mom herum, die wenig später begann, ihre Muffins zu backen und warf unauffällig einen Blick auf die Sachen, die ich trug.
Eine schwarze, weite Boxershorts und ein altes, durchlöchertes Unterhemd war wohl nicht die beste Option, um bei den Sinclairs zu punkten - da hatte Mom vollkommen recht.
Ich stiefelte nach oben in mein Zimmer, zog die hellen Gardinen zu, um mich schnell umzuziehen.
Als ich fertig war und die Vorhänge beiseiteschob, erkannte ich, wie kein anderer als Kane Sinclair soeben aus seinem schwarzen, alten Lexus ausstieg und das Nachbarhaus wenig später seine verschwitzte Gestalt im inneren verschluckte.
Was hatte er getan, dass er so fertig aussah? Und das so früh am Morgen.
Ja, die Temperaturen heute Morgen waren schon heftig, aber er war ja vollständig durchnässt gewesen. Vielleicht war er schwimmen gewesen. Oder er hatte irgendwas getan, das ihn zum Schwitzen brachte.
Ich fragte mich, ob er womöglich auch surfte.
Und ich beschloss, ihn das zu fragen, sobald sich die Möglichkeit ergab.
Nach unserem besonderen Kennenlernen und seiner netten Geste von gestern, hatte ich Übernacht neue Energie geschöpft, ihm heute mit besonders viel Nettigkeit gegenüber zu treten.
Also marschierte ich ins Badezimmer, putzte mir meine Zähne und sprintete wenig später durch unseren Flur, als Mom um die Ecke schoss und mit mir zusammenkrachte.
»Und genau deshalb rennt man in Häusern nicht«, murrte Mom und rieb sich die Schulter, gegen die meine gedonnert war.
Entschuldigend sah ich sie von der Seite an.
»War nicht mit Absicht«, murmelte ich und hörte Mom seufzen, bevor sie mir mit der Hand auf den Rücken klopfte und weiterging, als wäre nichts gewesen.
Ich rieb mir die Stelle an meinem Schultergelenk und stand einige Minuten später vor der Haustür der Sinclairs um zu klingeln.
Es dauerte eine Weile, bis die Tür sich öffnete und Noah vor mir auftauchte. Auf seinen Lippen breitete sich ein Lächeln aus, welches seine Augen nicht erreichte.
Mehr brauchte es nicht, um mir Sorgen um ihn zu machen.
»Komme ich ungelegen?«, fragte ich vorsichtig und beobachtete seine Reaktion auf meine Frage.
Noah sah so aus, als wäre er vor wenigen Minuten erst aufgestanden. Sein blondes Haar war das völlige Durcheinander, er trug ein graues Shirt (welches ich ihm vor Wochen geliehen hatte) und lockersitzende Boxershorts.
»Nein, alles gut. Ich bin nicht so der Morgenmensch, das weißt du doch«
»Gestern zu lange gewichst, oder was?«, versuchte ich die Situation aufzulockern und tatsächlich fing Noah an zu grinsen und diesmal war es echt.
Er griff nach meiner linken Hand und zog mich ins Haus, schloss die Tür hinter uns und gähnte, während ich mir die Schuhe auszog und mich im Flur umsah.
Zuletzt stand ich hier vor fast einem Monat.
Soweit keine Spur von Kane.
»Ich habe dir geschrieben, ob wir an den Strand wollen«, sagte ich und folgte Noah in die Küche, in der ebenfalls niemand war.
Das Haus der Sinclairs war schon immer ruhig gewesen.
Trotzdem kam es mir heute besonders still vor. Noahs Vater war wegen der Firma andauernd auf Achse und seine Mutter schlief womöglich noch.
»Ich weiß und es sieht schlecht aus«, hörte ich ihn sagen. Noah stand mit dem Rücken zu mir und holte sich aus einem der vielen weißen Hängeschränken zwei Müslischalen.
Eine hielt er mir hin, die ich schweigend ergriff.
»Kane hat mich vorhin gefragt, ob ich ihm heute beim Putzen helfen kann«
Ich runzelte die Stirn und sah mich in der Küche um, die mir nicht dreckig erschien. Auch der Flur war sauber gewesen.
»Was genau putzen? Seinen Wagen?«
»Die Strandbar seiner Mom«
Mir glitt die Schüssel irgendwie aus der Hand und sie wäre auf den Boden gedonnert, hätte Noah nicht einen Satz nach vorne gemacht und sie aufgefangen.
Erstaunt sah ich ihn an und nahm ihm die Schale dankbar wieder ab.
»Kann ich helfen?«, platzte es aus mir heraus und meine Überraschung sprang auf Noah über.
»Ich...das wäre sicherlich vom Vorteil. Fragen wir Kane einfach, komm mit«
»Ich warte lieber hier«, murmelte ich.
Der Vorsatz besonders nett zu Kane zu sein, schien sich in Luft aufzulösen.
»Jetzt komm schon, du meintest gestern noch, er könnte dich nicht sein Leben lang hassen«
Nun. Vielleicht lag ich falsch.
Dennoch ergab ich mich stöhnend, stellte meine Schüssel auf der Granitplatte ab, zu Noahs dazu und wir gingen gemeinsam nach oben, in den ersten Stock.
Und ich wäre am liebsten rückwärts wieder umgedreht, als Kane Sinclair nur in grauen Shorts an seiner schmale Hüfte an uns vorbeilief, um im Gästezimmer zu verschwinden, ohne uns zu bemerken. Wo genau er herkam, war mir ein Rätsel.
Doch das war gar nicht wichtig, woher er kam. Ich erstarrte, als ich realisierte, wie dünn er war.
Jeden einzelnen Rippenbogen hatte ich erkennen können und das trügerische Bild seines schönen Rückens und dem starken Körper verschwand.
Unter den weiten T-Shirts die Kane trug, hatte ich das alles nicht sehen können und auch gestern war ich viel mehr auf seine Reaktion fixiert gewesen, statt seinen ausgehungerten Körper zu begutachten.
»Hat er eine Essstörung?«, flüsterte ich leise und blinzelte, als Noah mir eine Hand fest um den Unterarm legte. Seine Finger schlossen sich wie ein Schraubstock um meine Haut.
»Kein Mitleid. Das ist das Letzte, das er will«, raunte Noah warnend.
Mir blieb keine Zeit, etwas zu erwidern, da ließ mein bester Freund von mir ab und trat zur geschlossenen Gästezimmertür.
»Kane? Skyler ist da und würden uns beim Putzen aushelfen, wenn es dir recht ist«
Die Stille, die daraufhin herrschte, war unangenehm. Für mich, für Noah.
Wir standen da und sahen einander an.
Die Sekunden verstrichen und wurden zu drei sehr langen Minuten und gerade als ich dachte, Kane ignorierte uns, öffnete sich die Tür langsam und er stand in Shirt und kurzen Shorts vor uns.
Sah wieder vollkommen normal aus.
Kam er vom Joggen? Vom Surfen?
Wollte er noch mehr abnehmen und Kalorien verbrennen? Surfte er überhaupt?
Sein Gesicht sah so normal aus. Markant, aber nicht ausgehungert. Ich schluckte, als seine Augen auf mich fielen und ich damit rechnete, dass er zu seinem nächsten verbalen Schlag ausholte.
»Im Ernst?«, war alles, was Kanes Lippen verließ und ich nicht an mich halten konnte. Meine Gesichtszüge entglitten mir und ich starrte den älteren Sinclair überrascht an.
»Ich habe mit einer Beleidigung oder sowas gerechnet«, lachte ich unbeholfen und eine Sekunde später stieß mir Noah seinen spitzen Ellenbogen in die Seite.
Kane beobachtete uns mit einer Maske der Gleichgültigkeit.
Das einzige, was sich bewegte, waren seine Augen.
Sie wanderten mein Gesicht entlang, sahen sich meine Augen an, meine Nase, meine Lippen und anschließend den Rest meiner Gestalt.
Meine Wangen wurden unter dem Gewicht seines Blickes warm.
Als unsere Augen wieder einander ansahen, erkannte ich Misstrauen seinerseits.
Er glaubte mir nicht.
Noah - seinem jüngeren Halbbruder - vielleicht schon, mir nicht.
»Ich...also, wir meinen es ernst. Ich bräuchte tatsächlich einen Ferienjob über die Sommerferien«, murmelte ich zögerlich und wusste nicht, wohin ich sehen sollte. Ich entschied mich für Kanes Stirn.
»Echt?«, wollte Noah wissen und sah mich irritiert an. Ich zuckte mit den Schultern, während meine Wangen sich immer weiter verdächtig rot färbten.
Wie schnell man seine Meinung doch ändern konnte, wenn man den richtigen Ansporn hatte.
Nicht, dass Kane ein Ansporn für einen Ferienjob war.
»Mom sagt, ich soll mir einen besorgen, weil ich ihr auf den Keks gehe«
Nun.
Dass Kane mich ansah, als hätte ich etwas Dummes gesagt, war nichts Neues. Bei Noah auch nicht wirklich.
Und dennoch dauerte es, bis ich verstand.
»Einen Ferienjob besorgen«, sagte ich also nachdrücklich und Kane verdrehte, warum auch immer, seine dunklen Augen.
»Scheinbar bist du darin sehr gut«
Ich legte den Kopf zur Seite und unterdrückte den Drang, Kane noch weiter genauestens zu begutachten.
»Mir was zu besorgen?«
»Menschen auf den Keks zu gehen«, brummte Kane erklärend und schloss seine Tür hinter sich.
Meine Augen glitten zu seinen Armen, doch die sahen gesund aus. Es war der Oberkörper, der nicht zu seinem Erscheinungsbild passte.
Mit einem Mal wurde der Flur des ersten Stocks mir zu eng und das, obwohl er sehr groß war.
Noah ging es wohl genau so, denn auch er näherte sich so unauffällig wie möglich den Stufen.
»Na dann, wenn ihr Beiden so scharf darauf seid, einen alten Laden gründlich zu schrubben, eure Ferienzeit mit sowas zu verbringen und nichts besseres zu tun habt, werde ich nicht so dämlich sein und ablehnen«
Wow.
Gerade als ich dachte, das war ein Schritt in die richtige Richtung, da kam ein Seitenhieb von Kane.
Ich zog kritisch eine Augenbraue in die Höhe, sagte aber nichts.
»Aber Heaven muss sich erst bei mir entschuldigen«
Nun wanderte die andere Augenbraue ebenfalls hoch und mein Mund öffnete sich doch.
Da war wieder dieser dumme Spitzname.
Bitte?
Was?
»Huh?«
Ich verschränkte die Arme vor der Brust.
»Wofür genau soll ich mich denn deiner Meinung nach entschuldigen?«
Kane kniff die Augen zusammen und analysierte erst meine Reaktion und dann die von Noah. Noah, der mir in den Rücken fiel mit seinem dämlichen Grinsen.
»Dein Stalking vielleicht? Sag mal, Noah, warum genau gibst du dich mit so jemanden ab, der seine Nachbarn bis spät in die Nacht beobachtet?«
Kane sah Noah an und in den Augen des Dunkelhaarigen blitzte etwas Höhnisches auf.
»Entschuldigung?«, stieß empört aus und dann...dann grinste Kane und sah aus wie ein Fuchs, dessen Falle geglückt war.
Das war genau das, was er sich erhofft hatte, was ich sagen würde auf diese Aussage hinweg.
»So schwer war das doch gar nicht, Heaven. Und jetzt kommt mit, bevor ich es mir anders überlege«
Kane schob sich an uns beiden vorbei und als seine Schulter leicht gegen meine stieß, setzte mein Atem für eine Weile aus und alles, wozu ich in der Lage war, war den Kopf zu schütteln und mich stillschweigend zu fragen, warum es immer die Idioten waren, die mich reizten.
Und dennoch war ich so idiotisch und folgte Kane. Ich schob es auf meine Neugierde.
• • •
Kane war gerade dabei, den Laden aufzusperren, während er sich mit Noah über etwas unterhielt, was deren gemeinsamen Vater betraf.
Keine Ahnung, was genau sie über Simon besprechen wollten, denn Kane sagte gerade: »Lass uns das unter vier Augen klären« und damit war das Thema beendet.
Ich starrte das Luna, welches sich vor mir erstreckte an und war verliebt.
Ich kannte das Luna nur vom Hören her.
Aber die letzten Jahre war nicht mehr viel darüber gesprochen worden und ich verstand, warum.
Ein großes Schild, in leserlicher roter Schrift war an die Tür gehämmert, auf dem ›Wegen persönlicher Gründe bis auf weiteres geschlossen‹, stand.
Wir waren mit Kanes Auto ungefähr 10 Minuten ans andere Ende von Georgetown gefahren.
Mein Leben lang lebte ich nun schon in dieser Stadt und noch nie war ich in oder vor diesem Laden gestanden.
Denn wenn ich an den Strand ging, dann zu meiner typischen Stelle in der Nähe des Leuchtturmes.
Dort war weniger los, die Wellen größer und die Bucht dafür ein wenig gefährlicher.
Dafür war es dort friedlich und still. Keine Menschen, nur ich, meine Gedanken, mein Board und das Wasser.
Wenn ich jetzt einen Blick über meine Schulter warf, tummelten sich bereits zu solch früher Stunde einige Menschen am Strand.
Für die Strandbar sicherlich der perfekte Standort. Ich konnte mir gut vorstellen, dass es viele Leute besonders abends hier reinzog.
Sanfte Musik im Hintergrund, die türkisfarbene Tür weit für alle Gäste geöffnet und Cocktails, die den Abend noch besser machten. Das Rauschen der Wellen, die letzten Sonnenstrahlen des Tages...
Die Wände waren, wie die Tür auch, in einem hellen Türkis gestrichen. Der Treppenaufgang war weiß und die Farbe blätterte an einigen Stellen schon von Holz ab.
Der Laden schien ein wenig heruntergekommen, aber den Charme, den er versprühte...es war einzigartig.
Und wegen meiner tranceartigen Bewunderung für das Luna hatte ich nicht bemerkt, wie Noah schon reingegangen war und Kane am Türrahmen lehnte und beobachtete.
»Wie kann es sein, dass du hier noch nie warst?«
Ich zuckte mit den Schultern und meinte es völlig ernst.
»Hat sich wohl nie ergeben«, sagte ich und wünschte mir, dass Kane Sinclair nachhakte, weswegen. Denn dann könnte ich ihm ein wenig von mir erzählen und er würde mich langsam kennenlernen. Doch er hakte nicht nach.
Fragte stattdessen leiser: »Bereust du es schon, mir deine Hilfe angeboten zu haben, Heaven?«
Aufgrund des Wellengangs, der heute höher und dementsprechend lauter war, verstand ich ihn nur sehr schlecht.
»Noch nicht. Der Laden...«, ich machte eine Pause und sah von den obsidian-schwarzen Augen nochmal auf das Luna als Ganzes.
Das Namensschild ›Luna‹ über der Tür hatte früher einmal sicherlich in einer schönen Farbe geleuchtet. Jetzt rostete es an einigen Stellen.
Das Dach musste repariert werden, die Wände neu gestrichen und an einigen Stellen das Holz ausgetauscht werden und allgemein gründlich gereinigt werden, aber wenn das von außen dennoch schön in meinen Augen war...
»...ist was ganz besonderes«
Das waren genau die Worte, die ich gesagt hätte.
Allerdings war es Kane, der meine Worte nachdenklich aussprach.
Ich nickte und ging die Treppen hinauf, um einen Blick nach drinnen zu werfen. Kane trat schweigend beiseite und ließ mich rein.
Auf der linken Seite erstreckte sich eine Theke bis ans andere Ende, gute vier Meter.
Rechts gab es sieben Tische, auf denen Stühle gestapelt waren.
Der Boden war fleckig und als ich mit der Hand über die türkisfarbene Granitplatte fuhr, wirbelte ich viel Staub auf.
Ein Fischernetz über meinem Kopf hatte sich von einigen Nägeln an der Decke gelöst und hing in der Mitte des Raumes bis zum Boden.
Ich drehte mich wieder zu Theke, betrachtete die Regale. Eines hatte unter dem Gewicht der Gläser nachgegeben. Scherben lagen darunter verteilt und obwohl alles hier drin nach verdammt viel Arbeit schrie, musste ich lächeln.
Noah hingegen brummte am anderen Ende leise nicht gerade begeistert.
»Der Boden muss an etlichen Stellen erneuert werden. Hier sind Balken morsch geworden, Kane. Und die Stühle müssen wir uns alle durchsehen. Der hier zum Beispiel ist hinüber«, gab mein bester Freund zu bedenken und nahm einen der weißen Stühle in die Hand, stellte ihn auf den Boden und wackelte an der Lehne.
Der Stuhl quietschte daraufhin und es gab ein kleines Knacken, bevor ein Bein wegbrach und das Möbelstück sich beinahe in seine Einzelteile zerlegte.
Ich presste die Lippen aufeinander und hinter mir hörte ich Kane seufzen.
Langsam drehte ich mein Gesicht in seine Richtung und war erstaunt, wie nah er bei mir gestanden hatte.
»Ich bin mir sicher, das es sich am Ende lohnen wird. Der Laden braucht einfach ein wenig Pflege«, murmelte ich vor mich hin und bereute es, etwas gesagt zu haben, als Kane die Augen zusammenkniff und mich abschätzig musterte.
»Definitiv. Dann komm und hilf mir mit dem Putzeimern. Kane, funktionieren die Rohre?«, mischte sich Noah mit ein und ich war ihm dankbar darüber, denn es lenkte Kane von mir ab.
»Keine Ahnung. Ich checke das ab, während ihr das Zeug holt«, meinte der und kramte in der Hosentasche nach den Autoschlüsseln.
»Hier sind die Schlüssel«
Kane hielt inne und sah mich an, warf sie Noah dann zu, obwohl ich ihm zögernd meine Hand hingehalten hatte.
Ich biss die Zähne zusammen, zog meine Hand langsam zurück und ging ohne große Diskussion aus dem Laden.
Nun. Auf der einen Seite war ich wirklich froh, mich angeboten zu haben. Der Laden war wirklich einzigartig.
Aber auf der anderen Seite war ich genervt von Kane Sinclairs Art, mich zu behandeln, als hätte ich ihm irgendwas getan.
Ich stapfte durch den Sand, meine Schuhe füllten sich mit diesem und der leichte Wind durchwühlte mein Haar, strich es mir aus der Stirn.
»Sky, warte mal«, rief Noah mir nach und holte auf, bis wir nebeneinander zurück zur Straße gingen. Dafür mussten wir zuerst zwischen den Dünen hindurch.
»Das ist gut«, setzte Noah an und ich runzelte die Stirn, sah ihn von der Seite skeptisch an.
»Was genau meinst du?«, hakte ich nach und sah ihm dabei zu, wie er nochmal einen kurzen Blick auf das Luna warf.
»Dass du mit dabei bist. Der Ferienjob und dass du ihm hilfst«
Ich wünschte, er hätte etwas anderes gemeint.
»Der Laden ist schön und ich freue mich darauf, wenn er wiedereröffnet werden kann«, sagte ich nach einem Moment, in dem wir nur schweigend nebeneinander zurück gingen.
Als Kanes alter Lexus in mein Sichtfeld kam, drückte Noah den Knopf des Schlüssels und ich öffnete wenig später den Kofferraum.
Wir griffen nach den Eimern, den Lappen und den Putzmitteln und dann ging die Schaumparty auch schon los.
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