Einundzwanzig

»Denk nach, so schwer ist das nicht.«

Die Tür fiel ins Schloss und mit ihr machte es laut in meinem Kopf klick.

Weil es dir scheinbar wie mir geht, Kane.

Zittrig holte ich durch meine Nase tief Luft.

Ich mag dich.

Durch meinen Mund stieß ich die Luft kraftvoll wieder aus.

Und du magst mich.

Meine Wangen wurden warm, meine Knie weich und mein Herz schrie mich wie ein verfluchter Psychopath an.

Deswegen ist es dir egal, dass meine Mutter denken könnte, wir hätten was miteinander.
Weil du nicht abgeneigt davon bist, wenn es so wäre.

Weil du mich magst.

Ich sprang auf und ab. Was ein Fehler war, weil meine Beine so weich wie Pudding waren und ich wie ein Sack Mehl zu Boden ging. Dort blieb ich sitzen und obwohl der Sturz peinlich und schmerzhaft war, grinste ich wie blöd.

FUCK.

Kane Nicholas Sinclair mochte mich. So sehr, dass ich seine Mutter kennenlernen durfte. Die wahrscheinlich wichtigste Person in seinem Leben.

Und dabei hatte ich vor ein paar Tagen wirklich gedacht, das wär's gewesen.

Gerade als mein Grinsen noch breiter wurde, flog meine Zimmertür schwungvoll auf und Mom stand keine Sekunde später in meinem Raum. Sieh sah sich erst verwirrt um und fand mich schließlich. Noch immer am Boden sitzend und grinsend wie ein Verrückter. Die Verwirrung in ihrem Gesicht wurde größer.

»Läuft da was zwischen dir und Kane?«, fragte sie direkt und betrachtete mich dabei skeptisch.

Oh, Mom. Kane hat es mir förmlich ins Gesicht geschrien und dafür bin ich ihm so dankbar.

Seinetwegen fühlte ich mich gerade unbesiegbar und deswegen antwortete ich sehr selbstbewusst: »Noch nicht. Aber bald«

Moms Augenbrauen schossen in die Höhe. Kane hatte sie wohl nicht als potenziellen Lover ihres Sohnes auf dem Schirm gehabt. Mom kam näher und setzte sich vor mir in den Schneidersitz. Ihr grün-gelb gestreiftes Schlafshirt rutschte von ihrer Schulter und entblöste das Tattoo auf ihrem rechten Schlüsselbein mit meinem Geburtsjahr.
»Wann ist das denn passiert?«, fragte sie interessiert.

Ich schloss die Augen schmunzelnd und erinnerte mich an den Tag, als ich Kane Sinclair das erste Mal die Tür geöffnet hatte.

Viel früher, als ich dachte, Mom.

• • •

Während der Schicht im Luna kamen Kane und ich nicht häufig dazu, einfach eine Pause zu machen und miteinander zu sprechen. Es kamen regelmäßig Menschen durch die Tür, insbesondere Touristen, die Georgetown erkundeten und den traumhaften Strandabschnitt, an der das Luna stand, belagerten. Die Felsen, die Noah und ich vor einigen Wochen angesehen hatten waren für viele ebenfalls eine Attraktion.

Also konnten Kane und ich uns nur in ruhigen Momenten zusammensetzen und schrieben dann Bestelllisten, reflektieren, welche Cocktails am häufigsten bestellt wurden und für welche wir mehr Werbung machen könnten.

Während der gesamten Schicht trafen seine dunkelbraunen Augen immer wieder auf meine und dabei zuckte sein linker Mundwinkel häufiger als sonst. Und wenn sein Mundwinkel zuckte, schlug mein Herz synchron mit ihm mit.

Dabei sah ich ihn länger als nötig an und konnte nicht genug davon bekommen. Ich betrachtete seine dunklen Wimpern, die hübsch geschwungen waren und ich betrachtete seine dunklen, kurzen Bartstoppeln und wollte sie mit den Fingern erkunden. Kane rasierte sich scheinbar täglich, aber heute hatte er es vergessen. Ich mochte die Stoppeln.

Immer dann, wenn meine Hand zwischen uns auf der Arbeitsfläche ruhte und ich den Mut fasste, meine Wünsche in die Tat umzusetzen, öffnete sich die Ladentür wieder und unterbrach uns.

Ich brauchte dringend ein paar Minuten mit Kane Sinclair allein. Oder Stunden. Vielleicht auch Tage. Ich wollte einfach alles von ihm wissen. Alles sehen, alles spüren.

Als sich der Nachmittag dem Ende neigte, zählte Kane das Geld von heute mit mir durch. Die Ladentür war in der Zeit abgesperrt und Kane saß neben dem gesäuberten Spülbecken auf der gewischten Arbeitsfläche, während er die Stirn konzentriert runzelte und die Scheine zwischen seinen Fingern betrachtete. Immer wenn er hundert Dollar fertig abgezählt hatte, legte er sie auf der Platte neben sich zu den anderen Stapeln ab.

Ich versuchte dasselbe, nur stand ich währenddessen vor ihm. In direkter Nähe seiner gespreizten Beine, die wie eine Einladung aussahen. In den knielangen, grauen Shorts sahen seine Beine unwahrscheinlich gut aus. Selbst eine Kniescheiben, die mittlerweile vernarbt waren von seinem damaligen Unfall, als er in die Scherben gefallen war, sahen scharf aus.

Ich blieb bei Kanes rechten Knie stehen, was nicht sonderlich intelligent von mir war. Im Augenwinkel registrierte ich somit jede Bewegung von ihm. Besonders, wenn er seine Lippen ab und an aufeinanderpresste, oder mit der Zunge darüber glitt, wurde mir meine Standpunkt zum Verhängnis.
Leider verzählte ich mich immer dann und seufzte schlussendlich frustriert auf.

Kane, der seinen letzten Stapel Geld neben sich ablegte, griff automatisch nach meinem und unsere Blicke trafen sich, weil ich meine Scheine eisern festhielt.

»Ich schaffe das«, sagte ich trotzig und sah, wie der Schalk in dem dunklen Braun seiner Augen aufleuchtete. Das Zucken seines Mundwinkels wurde zu einem arroganten Grinsen. Seine linke Augenbraue hob sich dazu noch leicht an und vollendete das perfekte Bild der Arroganz. Irgendwie machte mich das total an, shit.

»Bitte, dann verzähl' dich ruhig nochmal, Heaven. Tu' dir keinen Zwang an«, meinte er bloß und ließ abrupt vom Geld ab.

Ich verengte die Augen und riss meinen Blick von ihm los, sah auf die amerikanischen Dollar in meinen Händen, die langsam feucht wegen meines Schweißausbruches, wurden.

Kanes gesamte Aufmerksamkeit lag nun auf mir und damit kam ich nicht klar. Es lähmte mich für eine Sekunde und ich starrte, starrte, starrte und starrte immer weiter auf das Papier.

Solange, bis Kane leise lachte. Er lachte und eine heftige Gänsehaut überzog meinen gesamten Körper.

»Du solltest langsam anfangen, wenn du heute noch fertig werden möchtest. Oder du lässt einfach mich zählen. Es ist kein Verbrechen, mal zu verlieren«, neckte er mich mit kühlem Tonfall und ich fing mich wieder. Er sah das also eine Art Spiel, in der er dachte, so gut wie gewonnen zu haben? Da lag er falsch. Ich würde nicht verlieren, also begann ich einen Schein nach dem anderen zu zählen.

Bis zur Hälfte schaffte ich es, denn dann rutschte Kane auf der Arbeitsfläche nach rechts, schob das Geld dort weiter zur Seite und ich fand mich zwischen seinen Beinen wieder. Die Innenseiten seiner Oberschenkel drückten von außen gegen meine Hüften und das Geld war in direkter Nähe zu seinem Schoß.

Sprachlos hob ich mein Kinn an und schaute ihn an. Die Sonne schien durch die großen Fenster des Lunas und traf seitlich auf sein Gesicht. Das dunkle Braun war viel heller als sonst und seine Haut schimmerte faszinierend. Seine rosafarbenen Lippen sahen voll und weich aus. Die Locken auf seinem Kopf bildeten einen interessanten Wirbel auf seiner Stirn. Und obwohl mir all das auffiel, war es, als wäre in meinem Kopf nur Watte drin und kein funktionierendes Gehirn.

»Konzentrier dich, Heaven. Oder gib' auf«, verlangte er von mir und sah mir dabei so intensiv in die Augen, dass ich schlucken musste. Er forderte mich heraus und wollte wissen, wie viel Macht er über mich hatte. Wie viel Macht er tatsächlich besaß.

Konzentration, Skyler. Ich bekomme das hin.

Also senkte ich den Kopf und fing nochmals an. Doch Kane Sinclair war kein Mann, der gerne nach Regeln spielte. Nicht, dass es für dieses Spiel Regeln gab. Seine Beine kamen mir noch ein Stück näher. Ich war gefangen in einem Käfig, aus dem ich freiwillig nicht ausbrechen wollte.

Seine Wärme umschloss mich und brachte mich noch mehr zum Schwitzen.

»55...60...65...«, zählte ich nun leise mit, weil ich mich nicht mehr in vollem Maße konzentrieren konnte. Doch dann wurde Kane richtig unfair.

Seine Hände, die bis dato noch nicht Teil des Spiels waren, legten sich um meine Taille. Finger für Finger berührte er mich. Zu erst beide Daumen, dann kamen die Zeigefinger dazu, bis er den Druck von allen Fingern verstärkte und ich laut brummte, weil ein Schauder über meinen Nacken abwärts fuhr.

»Kane«, sagte ich, ohne aufzusehen. Denn täte ich das, dann hätte ich verloren. Ich müsste nochmal von vorne anfangen, oder ich würde erst gar nicht nochmal damit beginnen.

»70...75...80...«, flüsterte Kane und half mir stattdessen beim Zählen, während er seine Hände ganz still hielt. Okay, damit konnte ich was anfangen.

Auch wenn ich nicht fassen konnte, was da gerade passierte. Kane Sinclair hielt mich fest. Mit den Händen, mit den Beinen. Er hielt mich und ließ mich nicht mehr los. Und irgendwann zählte Kane das Geld doch alleine und ich sah ihm dabei beeindruckt zu.

Er war wunderschön, aber das wusste ich schon längst.

Was ich nicht wusste, war, wie sehr ich diesen Kane, der er gerade war, verehrte. Der Kane ohne all den Schmerz, die Sorgen und die Wut. Der, der sich selbst akzeptierte und keine Angst haben musste.

»350«, beendete er seine Rechnung und ich versuchte den Kloß in meinem Hals herunterzuwürgen.

Kane blickte hoch und stellte fest, dass ich das tat, was ich in seiner Umgebung immer tat.

Ich starrte ihn an. Konnte mit geschlossenen Augen wahrscheinlich noch ein Bild von ihm malen, so oft hatte ich es mir in Gedanken vorgestellt. Und da gab es nichts, was ich dagegen tun konnte. Absolut nichts. Alles was er tat, löste etwas in mir aus. Er könnte meine Welt in Brand setzen und ich würde nichts tun. Nur da stehen und ihn ansehen. Ob das nun gut war, oder absolut naiv und dämlich...es spielte keine Rolle. Nicht, wenn er mich so ansah, wie er es im Moment tat.

»Ich hab' doch gesagt, du sollst dich konzentrieren«, murmelte Kane, wobei er zwischen meinen Augen hin und her sah und schließlich bei meinen Lippen eine Pause einlegte.

Ich schenkte ihm ein sanftes, leicht spöttisches Lächeln.

»Ich hab' mich konzentriert«

Daraufhin verdrehte Kane die Augen. Er schmunzelte. Seine Finger waren noch immer an meiner Taille, die unter seinem Griff glühte. Seine Beine waren noch immer fest an meine Hüften gedrängt. Zum Glück, dann würde er sie lockern, würde ich wahrscheinlich umfallen. Er war umwerfend – buchstäblich.

»Du hast dich auf die falsche Sache konzentriert, Heaven«, widersprach er mir und senkte dabei das Kinn noch ein Stück. Ich nahm seinen warmen Atem auf meinem Gesicht wahr, der nach dem Cola roch, welches er vorhin getrunken hatte. Und ich registrierte ein männliches Parfum, welches sich mit Kanes Eigenduft vermischte. Ich wünschte, mein Bett würde so riechen. Dafür müsste er erst hineinsteigen.

»Es ist die richtige Sache, auf die ich mich konzentriere...Vertrau' mir«, sagte ich und legte das Geld beiseite, zum anderen.

Kane hielt still, wartete auf meinen nächsten Schritt.

Den Schritt in seine Richtung, den ich auch machte. Meine Nasenspitze berührte seine Oberlippe und ich wollte am liebsten laut aufseufzen vor Freude. Sie war wirklich so weich, wie ich sie mir vorgestellt hatte.

Besonders glücklich war ich, als Kanes Mund sich an meiner warmen Nase bewegte und er: »Ich vertraue dir, Heaven«, raunte.

Ich wusste nicht, dass ich diese vier Worte von ihm brauchte, aber das tat ich. Als ich sie hörte, kribbelte es in meinem Magen aufgeregt.

Und gerade als Kanes linke Hand sich aus ihrer Starre löste und begann, zu der Mitte meines Rückens zu wandern, um mich noch dichter an sich heranzuziehen, hörte ich, wie das Schloss der Tür aufgesperrt wurde.

Das konnte doch nicht wahr sein. Das war ein Scherz. Ein beschissener, dummer, lächerlicher Scherz. Einer, der mich aggressiv werden ließ.

Genervt beugte ich mich mit dem Oberkörper nach rechts, um an Kane vorbeisehen zu können und erkannte Noah, dessen Kinnlade offenstand.

Und ich erkannte Marie, die Noahs Reaktion spiegelte und wollte die beiden am liebsten anbrüllen.

Doch alles, was über meine Lippen kam, die noch immer wartend pulsierten, war: »Ist das euer Ernst?«

Kane blieb regungslos, hielt mich weiter fest und drehte sich nicht um. Ich erkannte im Augenwinkel, wie er mich einfach nur ansah und meinen Wutausbruch beobachtete. Noah war der Erste, der reagierte und die Hände in die Luft hob.

»Es ist Schichtwechsel, Skyler! Ich mach das doch nicht absichtlich!«, wehrte er sich.

Na, da bin ich mir nicht so sicher, dachte ich sarkastisch und wollte zu Kane sehen, der seine Beine inzwischen doch von mir löste, seine Hände von mir entfernte und ich enttäuscht zurücktrat.

Dabei schwor ich mir eines: Das nächste Mal würde ich das nicht tun.

Beim nächsten Mal, wenn sich mir diese Gelegenheit bot, nahm ich mir, was ich wollte. Und als hätte Kane meinen Gedankengang gehört, fing er süffisant zu Grinsen an, schnappte sich das Geld, packte es in einen braunen Umschlag, rutschte von der Fläche und meinte an keinen bestimmten gerichtet: »Ich bin auf der Bank und danach bei Mom. Wir sehen uns heute Abend«

Doch als Kane mit den Fingern meinen Bauch beim vorbeilaufen absichtlich berührte, wusste ich, dass er mich gemeint hatte. Er wollte mich heute Abend sehen.

Noah trat beiseite, wie auch Marie, als Kane an ihnen vorbeiging. Doch gerade als er sie hinter sich ließ und beide sich zu ihm umdrehten, hielt er vor der offenstehenden Ladentüre inne und sah mich mit einem so echten und ehrlich Lächeln an, dass ich vergaß, wie ich hieß.

Sein Blick sprach Bände und da wusste ich, was er vorhatte. Er würde mir seine Mutter vorstellen.

Die Erde hörte auf sich zu drehen - nur für diesen einen, kleinen Moment.

Bis Kane sich wieder umdrehte und rausging, als wäre nichts ungewöhnliches geschehen, dann drehte die Erde sich wieder.

Nur meine kleine, eigene Welt bewegte sich nicht mehr im Kreis. Stattdessen umrundete sie Kane Sinclair.

»Er...hat mein Bruder gerade...gelächelt?«, fragte Noah und starrte die Stelle, an der Kane angehalten hatte, verstört an. Mary hingegen hatte sich gefangen und grinste mich bis über beide Ohren an. Ihr blaugefärbtes Haar war zu zwei Zöpfen geflochten, die ihr links und rechts über die Schultern fielen. Sie trug wieder eines ihrer hübschen, knallbunten Sommerkleider. Wäre ich nicht durch und durch schwul, dann würde ich Marie wahrscheinlich auch daten wollen. Aber ich war nun mal durch und durch schwul. Also gefiel mir der Bruder meines besten Freundes wesentlich besser, als das schöne Mädchen, in das Noah Sinclair seit Jahren verliebt war.

»Natürlich. Hast du dir deinen besten Freund schon mal angesehen, Noah?«, stellte Marie eine Gegenfrage auf Noahs Frage, die mir die Röte ins Gesicht trieb. Ich stand hinter dem Tresen wie ein verlorenes Schaf und kratzte mich verlegen mit den Fingern am Hals, als Noah mit großen Schritten in meine Richtung lief und mich fassungslos anstarrte. Seine Hände platzierte er flach auf der Bartheke.

»Ihr seid also zusammen?!«

Ich war kurz davor zu platzen. Zu heulen, zu lachen, zu schreien, zu jammern...alles auf einmal.

»Gott, Noah, wir sind Meilen davon entfernt. Aber wenn du nicht so ein beschissenes Timing hättest, hätte ich ihn wenigstens schon einmal geküsst«, stöhnte ich aufgebracht und schlug mir danach die Hand auf meinen Mund.

Fuck, hatte ich das jetzt wirklich gesagt?

Noahs blaue Augen sahen noch ungläubiger drein und da hatte ich meine Antwort. Ich hatte es gesagt.

Mary, die wahrscheinlich nicht ganz alles verstand, grinste trotzdem und klatschte in die Hände. Ich sah sie fragend an und nahm die Hand von meinen Lippen.

»Besser als Gavin sieht er definitiv aus, Skyler. Warum hast du mir nicht geschrieben? Du hast dir doch auch mein Gejammer wegen Noah angehört«, rief Marie aus, trat wie selbstverständlich hinter die Bar und klopfte mir auf die Schulter.

Okay, scheiße. Das war zu viel. Ich war geistig noch genau an der Stelle, an der es beinahe zu einem Kuss gekommen wäre zwischen Kane Sinclair und mir. Das musste ich verarbeiten.

»Weil's dank Noah noch nicht viel zu erzählen gibt. Ich verschwinde jetzt übrigens«, murrte ich und schloss die Kasse, in der nur noch Wechselgeld drin war, als Noahs linke Hand nach vorne schnellte und meine rechte ergriff.

Verwirrt hielt ich inne und verstand nicht, warum er so grob zupackte, bis ich die Enttäuschung in seinen Augen sah.

»Keine Geheimnisse zwischen uns, weißt du noch? Wenigstens habe ich dir von Marie erzählt, aber du? Du datest meinen Bruder und sagst kein Sterbenswörtchen«, warf er mir vor und ich fühlte mich schuldig.

»Noah, zwischen Kane und mir ist bisher nichts passiert«, antwortete ich ehrlich, doch Noah schien nicht überzeugt zu sein. Mein Herz, das erst vor einer Minute angefangen hatte, wieder einen gesunden Rhythmus zu klopfen, stolperte irritiert.

Hatte ich mir das Vertrauen seines großen Bruders erkämpft, aber dadurch das Vertrauen meines besten Freundes in mich verloren?

Marie, die neben mir stand und das Blickduell zwischen Noah und mir scheinbar verfolgte, sagte in ruhigem, aber bestimmenden Ton: »Ich würde gerne sagen, dass ihr beiden lieber rausgehen, und das sofort klären solltet. Aber, Noah, du hast diese riesige Touristengruppe am Strand selbst gesehen. Also...vielleicht sprecht ihr euch später aus und irgendeiner von euch zeigt mir, wie man Cocktails mixt, bevor der Laden hier gleich brechend voll ist«

Noahs Blick verdunkelte sich, doch er ließ von mir ab. Fuck, was sollte das? Ich hatte doch keine Ahnung, dass ihn das so mitnahm, wenn Kane und ich uns gut verstanden. Ich dachte, für meinen besten Freund wäre es okay. Ehrlich gesagt hatte ich mir nicht viele Gedanken darüber gemacht, was Noah davon halten könnte. Bis vor ein paar Stunden wusste ich ja nicht einmal, dass Kane Sinclair mich offensichtlich doch nicht hasste. Zumindest nicht andauernd.

»Soll ich bleiben und euch helfen?«, bot ich mich an. Ich hoffte darauf, dass Noah meine Frage beantwortete, doch es war Marie.

»Das wäre cool, ich hab' sowas noch nie gemacht, aber ich würde sehr gerne helfen.«

Ich seufzte leise, aber ich blieb. Und ich fragte mich, warum es nicht einmal einfach sein konnte und immer alles so kompliziert sein musste mit den Sinclairs.

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