Einunddreißig

Kane war seit Tagen abgetaucht.

Ich schrieb ihm, doch jede einzelne Nachricht blieb unbeantwortet - kam erst gar nicht durch.
Er ignorierte alles und jeden.

Morgen war die Beerdigung von Luna. Mein Herz blutete, wenn ich daran dachte - wenn ich an sie dachte.
Ich vermisste Luna, ohne sie richtig gekannt zu haben.

Ich trauerte und wusste nun dank des Internets, dass es fünf Phasen der Trauerbewältigung gab.

Es nicht wahr haben zu wollen, war Phase eins.
Danach folgte die Wut mit Phase zwei.
In der dritten Phase verhandelte die trauernde Person und suchte nach Lösungen.
Depressionen - Phase vier.
Und erst dann folgte Phase fünf: Akzeptanz.

Jede dieser Phase, die Kane durchlaufen könnte, machte mir Angst.
Vielleicht übersprang er eine davon, vielleicht blieb er in einer stecken. Vielleicht trauerte Kane ganz anders, wer wusste das schon.
Aber wenn das stimmte, was ich gelesen hatte, dann machte mir Phase vier besonders Angst.

Im Moment starrte ich auf mein Smartphone und wartete auf ein Lebenszeichen von Kane.
Von Simon wusste ich, dass sein Sohn wieder in dessen alten Zuhause lebte.
In einem verlassenen Haus voller Erinnerungen an seine Mutter.
Ich war mir unschlüssig, ob das sinnvoll war für Kanes Trauerverarbeitung oder kontraproduktiv, weil er immer tiefer in dieses Loch fiel, in dem er sich befand.

Simon bat mich vor vier Tagen dann, bei Kane vorbeizuschauen.
Kane ließ niemanden in sein Zimmer rein.
Nicht Noah, nicht Lea und Simon auch nicht.
Also lag die Hoffnung scheinbar bei mir, doch auch als ich vor seiner Zimmertür stand, klopfte und auf ihn wartete, kam so gut wie nichts.
Vier Tage lang folgte nur eine einzige Reaktion. Es war immer nur ein schwaches: »Geh weg.«

Dennoch hatte ich all meinen Mut zusammengenommen und stand auch heute Morgen wieder vor seiner verschlossenen Zimmertür und klopfte an.

Wie in den letzten Tagen, blieb es unangenehm still.

Die Tür zwischen uns ließ mein Herz kalt werden, obwohl es stark sein wollte. Ich lehnte meine Stirn gegen das Holz und schloss die Augen.

»Kane? Ich bin's. Ich wollte nach dir sehen. Und ich hab' was zu essen dabei«, murmelte ich.

Ich lauschte, ob Kane sich bewegte. Das tat er nicht, zumindest hörte ich nichts rascheln.
Das einzige, was mir verriet, dass er das Essen von gestern wahrscheinlich zu sich genommen hatte, war die leere Aufbewahrungsbox neben meinen Füßen.

Ich tauschte die Leere gegen eine volle mit leichter Kost, die ihm nicht allzu auf den Magen schlug, aus.

Dann hätte ich gehen sollen, weil es keinen Sinn hatte.
Wenn Kane etwas nicht wollte, dann wollte er es nicht.
Es brachte nichts, hier zu stehen und auf ihn zu warten.
Er war noch nicht so weit.

Aber was mein Kopf verstand, verdrängte mein Herz verzweifelt.
Es schlug schmerzhaft und wollte Kane.
Es brauchte ihn.
Hatte sich so sehr an ihn gewöhnt, dass es süchtig wurde.

»Bitte gib nicht auf, Kane. Kämpf weiter«, flüsterte ich deswegen und blinzelte, weil Tränen sich in meinen Augen sammelten.

Andauernd diese fiese Stille, von der ich genug hatte.
Auch jetzt erfüllte sie wieder das gesamte Haus.
Ich hielt das alles nicht mehr aus.
Was sollte ich denn verdammt nochmal tun?
Ihn weiter alleinlassen?
War das wirklich so gut?

Gab es einen Ratgeber für trauernde Menschen...nein, das war falsch formuliert.

Gab es einen Ratgeber für Kanes gebrochene Seele?

Ich kannte Kane Sinclair, aber irgendwie kannte ich ihn auch nicht.
Wir waren dabei gewesen, einander besser kennenzulernen - einander besser zu verstehen.

Bis das Unvermeidbare passierte und Kane die Tür zu sich und seiner Welt wieder vor mir verschloss - wortwörtlich und im übertragenen Sinne.

»Heaven?«

Ich schnappte erstaunt nach Luft und richtete mich auf.
Er hörte sich so schwach an, dass ich Gänsehaut am gesamten Körper bekam und mit der Hand instinktiv nach dem Türknauf griff, obwohl ich genau wusste, dass diese dumme Tür zugesperrt war.

»Ich...Kane ich bin da. Ich kann mich zu dir legen und dich festhalten. Du musst nichts sagen. Aber du sollst wissen, dass du nicht allein bist«, stolperte ich verzweifelt über meine eigenen Worte und verfluchte mein Herz dafür, dass es seit es seine Stimme gehört hatte, so laut wie eine Trommel schepperte und ich mir schwer tat, ruhig zu atmen und auf eine Antwort zu warten.

Es kam keine.

Ich fuhr mir mit der Hand über mein Gesicht und starrte die Tür vor meinen Augen frustriert an.

»Kannst du bitte irgendwas sagen, dass ich weiß, dass du...dass es dir gut geht?«

Dass du nicht aufgegeben hast?
Dass du lebst und weiterkämpfst?

Ich wusste nicht, wie lange ich da stand und wartete.

Einfach wartete.

Es vergingen zehn Minuten .
Zwanzig.
Eine halbe Stunde.
Eine Stunde.
Und noch mehr Zeit, bis ich irgendwann leise seufzte.

»Geh.«

Meine Schultern sackten automatisch ab und mein Herz wurde ganz leise.

»Geh weg, Skyler.«

Ich will nicht, Kane.
Aber wenn es das ist, was du brauchst, dann gehe ich.
Auch wenn es mich immer näher ans Ufer schwemmt, weg von der Stelle, an der du ertrunken bist.

• • •

Ich öffnete die Haustür und wollte die leere Essensbox in die Küche bringen, danach in mein Zimmer gehen und irgendetwas tun, dass mich noch mehr leiden ließ.

Ich wollte dort ankommen, wo Kane war.
Am Boden. In der Hölle. Am Tiefpunkt meines Lebens.

Doch als ich Mom und Dad im Wohnzimmer diskutieren hörte, hielt ich im Flur inne, schlich zum Türrahmen und lauschte den beiden.

»In drei Tagen beginnt sein letztes Schuljahr, Nicole. Er macht den Abschluss und alles, woran unser Sohn gerade denkt, ist der Nachbarsjunge. Ich habe einfach Angst, dass er sich seine Zukunft verbaut, weil er sich auf den Jungen konzentriert und alles andere dabei vernachlässigt«, hörte ich Dad aufgewühlt sagen.

Ich hatte lange nicht mehr mit ihm richtig gesprochen.
Wir sahen uns immer nur flüchtig oder an den Wochenenden und das, obwohl er hier genauso lebte, wie Mom und ich.
Obwohl wir kein Problem miteinander hatten und ich ihn lieb hatte.

Seine Worte überraschten mich.
Es überraschte mich, dass er wahrnahm, wie sehr sich...mein Leben gerade veränderte.
Eigentlich schon seit dem Zeitpunkt veränderte, als Kane bei Noah einzog.
Ab diesem Tag war klar, dass diese Sommerferien ganz anders sein würden, als alle anderen.

»Dean. Kane ist ein toller junger Mann, der vor ein paar Tagen seine Mutter verloren hat. Sky ist verliebt, da ist es doch selbstverständlich, dass er durch den Wind ist und an nichts anderes denkt. So etwas geht niemals spurlos an einem vorbei«, erwiderte Mom, die so viel Verständnis für mich und den Jungen meines Herzens hatte, dass ich mich unbewusst kraftlos an die Mauer neben mir mit der Schulter stützte.

Sie hatte recht mit dem, was sie sagte.
Ich war verliebt. Und
ich konnte an nichts anderes, als Kane denken. Ich dachte daran, wie ich ihm helfen konnte. Ich dachte daran, wie sehr ich ihn vermisste.
Ich dachte an die Tage, an denen Luna gute Tage hatte.
Ich dachte an Kanes Vergangenheit und an das Leben, dass er eigentlich verdient hatte. Ein Leben mit seiner Mutter.

»Ich verstehe das ja auch, aber ich kenne meinen Jungen so nicht. Er ist deprimiert und sitzt nur noch in seinem Zimmer, wenn ich Nachhause komme. Er will nicht mal mehr mit zum Fischen, dabei haben wir das früher ständig gemacht. Ich will nicht, dass er sich selbst so kaputt macht und abkapselt«, seufzte Dad und ich hörte Kummer in seinen Worten.

Es entstand eine Pause, in der ich mich noch schlechter fühlte, als ohnehin.

Sollte ich mich dafür schämen, dass meine Priorität in den letzten Wochen ein junger Mann war, der nicht zu meiner Familie gehörte?
Nein, sicherlich nicht. Ich hatte mich verliebt, da war nichts verwerfliches daran.

»Unser Skyler geht raus in die Welt. Er ist voller Leben und er forscht, wo er nur kann. Er will immer Neues entdecken...«, führte Dad fort und ja, das war ich.
Das war ich - vor Kane.
Meine Sommerferien, nein, mein ganzes Leben bestand darin, Neues zu entdecken, im Wasser zu sein, zu Schnorcheln, mit Noah die Umgebung abzuklappern, auf Dads Boot zu sein und weit draußen auf dem Meer dem Horizont zu betrachten.
Das alles war ich und noch mehr.

Aber seit Kane im Haus neben an eingezogen war, hatte ich so viel mehr entdeckt. So viel mehr mich selbst gefunden. So viel mehr-
Diesmal war Mom diejenige, die leise seufzte. Ich konnte mir vorstellen, wie ihr Blick weicher wurde und unterbrach damit meine Gedanken.

»Unser kleiner Forscher hat die Liebe entdeckt. Und die erkundet er...Er ist so verliebt, Dean und gerade eben verlangt ihm die Liebe sehr viel ab. Wir sollten ihn unterstützen«

Ich schluckte schwer.

Mich unterstützen?
Ich musste Kane unterstützen.
Ich war gar nicht wichtig in dieser schweren Zeit. Alles was zählte, war Kane.

»Aber wie sollen wir ihn unterstützen, wenn er sich andauernd in seinem Zimmer verschanzt?«, fragte Dad verzweifelt.

Ich hielt es nicht mehr länger aus, also betrat ich das Wohnzimmer mit müden Schritten und holte tief Luft.
Die beiden hielten inne und sahen zu mir.

»Mir geht's gut. Kane nicht. Ich will für ihn da sein, bitte macht euch keine Sorgen«, sagte ich und wartete auf eine Predigt, statt einer Zustimmung. Ich wartete auf irgendwas, dass mich wieder klar sehen ließ. Was war das Richtige?

Mom erhob sich vom Sofa, auf dem sie bis gerade eben noch mit Dad gesessen hatte. Auch Dad stand auf und sah mich erstaunt an.
Doch sein Erstaunen verwandelte sich rasch in Traurigkeit und davon hatte ich wirklich genug.

Überall Trauer. Überall wo ich hinsah, traurige Menschen.
Sogar mein bester Freund, der sich mehr wie ein Fremder verhielt, statt meines nicht biologischen Bruders, strahlte so viel Trauer aus, dass wir seit Tagen kein Wort gesprochen hatten. Nur diese Blicke, die voller Sehnsucht lagen.
Was war mit unseren Sommerferien passiert?
Wir hatten beide einen Menschen gefunden, der uns sehr viel bedeutete.
Noah lernte seinen großen Bruder besser kennen und ich lernte einen Jungen kennen, der mehr als nur ein gebrochener Rebell mit stechendem Blick war.

»Skyler, komm bitte mal her zu deiner Mutter und mir. Ich glaube, wir sollten miteinander sprechen«, holte Dad mich zurück in die Gegenwart, in der ich nicht sein wollte.

Nicht, wenn Luna tot war und Kane es vielleicht gerne wäre.

»Bitte sagt mir nicht, dass ich ihn loslassen sollte. Er braucht mich«, flüsterte ich, weil alles, woran ich denken konnte, er war.

Mom schüttelte irritiert den Kopf, als wäre sie schockiert über meine Aussage.

»Himmel, nein! Keiner will das sagen. Aber dein Vater und ich merken, dass auch dich der Tod von Kanes Mutter und Kanes Trauer sehr mitnimmt. Wir verstehen, dass du für Kane da sein möchtest und wir stehen da auch definitiv hinter dir. Also...komm zu uns. Keiner will dir was Böses, im Gegenteil«
Mom streckte ihre Hand nach mir aus, auf die mein Blick fiel.

Meine Panik ließ nach und ich ging zu ihnen.
Blieb vor meinen Eltern stehen und wusste nicht recht, was ich tun sollte.

Ich hätte ihre Hand ergreifen können.
Ich hätte mich setzen können.
Ich hätte ihnen danken können, dass sie das Offensichtliche aus- und ansprachen.

Ich tat nichts von alledem.

Stattdessen sah ich erst in die Augen von Mom, die mich aufmerksam betrachteten und dann in Dads Augen, die voller Sorgen waren.
Und als ich den beschissenen Druck in meiner Brust nicht mehr aushielt, waren sie beide für mich da.

Mom zog mich in ihre Arme und Dads Hand fand sanft Platz auf meinem verspannten Nacken, den er mit dem Daumen einige Male kurz streichelte.

Ich spürte Wärme in einer Zeit voller Kälte.

Ich spürte Liebe in einer Zeit voller Verlust.

Ich spürte Moms Herz an meinem schlagen, während Kane das Herz von Luna nie wieder klopfen hören konnte.

»Skyler, hier geht es genauso um dich. So funktioniert Liebe. Wenn der eine leidet, leidet der andere automatisch mit. Das ist Liebe. Und das ist das, was deine Mutter und ich dir sagen möchten. Vergiss dich in all dem Chaos nicht, so schwer es auch ist. So kannst du Kane nicht helfen, wenn du mit ihm in dieses Loch fällst, in dem er gerade steckt«, sagte Dad leise.

Scheiße, das ergab ja Sinn.
Und theoretisch sollte ich das tun.

Aber praktisch war ich hoffnungslos überfordert und verunsichert.

»Und was soll ich jetzt tun?«, fragte ich deswegen in Moms Haar hinein.
Gott, wie diese Verzweiflung mich fertig machte.

»Liebe ist eine Sache des Herzens, also hör' mal nicht auf deinen Kopf und frag dich stattdessen, was dein Herz will«, riet Dad mir und überraschte mich mit diesem Rat so sehr, dass ich mich zurücklehnte und darüber nachdachte.
Was wollte mein Herz?

»Es will ihn. Ich brauche ihn. Ich will ihn festhalten. Ganz fest...«

Ich will ein Stück Frieden in seiner Schlacht sein.

»...Aber er schickt mich fort«

Dad sah mich nachdenklich an und nickte voller Verständnis und ich fragte mich, ob er dasselbe empfand, als meine Oma - seine Mutter - vor fünf Jahren starb.
War der Tod einer Mutter einfacher zu ertragen, wenn man älter war?
War es einfacher, weil man selbst eine Familie hatte, die einen stützten?
War es das, was Kane jetzt brauchte? Eine Familie, die ihn stützte?

»Du musst jetzt stark sein«, mischte Mom sich mit ein, weshalb ich zu ihr blickte.

Stark sein.

»Wie lange?«, wisperte ich zögernd.

Gab es eine Zeitvorgabe dafür?
Wie lange sollte ich warten, bis ich mit allen Mitteln darum kämpfte, in seiner Nähe zu sein?

»Solange, bis er gehalten werden möchte. Solange, bis er bereit ist«

Wieder schluckte ich, doch ich hatte keine Spucke mehr im Mund.
Da war dieser Kloß in meinem Hals, der sich dafür sorgte, dass meine Augen brannten.
Ich hasste es.
Alles - diese gesamte Situation.
Ich hasste es.
Ich hasste es zu warten und Zeit verstreichen zulassen, während ich zusehen musste, wie Kane litt.
Ich wollte nicht, dass er litt.

»Und was mache ich in der Zwischenzeit? Es tut weh, ihn so zu sehen. Und ihn nicht zu sehen...«

Weil er mich fortschickt.
Weil er nicht gerettet werden möchte.
Weil er aufgeben will oder es schon lange hat.

»Du musst kämpfen, Skyler. Das müsst ihr beide.«

Ich schloss die Augen und wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen.
Oder Krankheiten heilen.

Aber ich konnte weder das eine, noch das andere.
Und gerade eben konnte ich auch nicht in mein Zimmer und weiter vor mich hin starren, an Luna denken und an ihren Sohn, den sie der Welt geschenkt hatte, während die Welt sie verlor.

»Können wir raus auf's Meer?«, fragte ich.

Ich wollte Ablenkung - ein Stück meiner heilen Welt zurück.

»Selbstverständlich«, sagte Dad und mir entging der hoffnungsvolle Blick von ihm an Mom nicht.

Auch wenn die Liebe laut meines Vaters eine Sache des Herzens war, ich musste die Gedanken in meinem Kopf sortieren.
Und ich brauchte die salzige Brise auf meiner Haut und in meinen Lungen, um annähernd klar denken zu können.

Doch Dad traf mich erneut unerwartet, als er dicht vor mich trat, mich mit beiden Händen an den Schultern nahm und fürsorglich betrachtete.

»Deine Mom und ich werden uns nach guten Psychologen und Trauergruppen umhören. Nur zur Sicherheit. Vielleicht hat Kane irgendwann Interesse daran, wer weiß. Ich geb' dir dann die Kontaktdaten durch.«

Das Brennen in meinen Augen kam so schnell, dass ich verzweifelt blinzelte, als Dad leicht lächelte.
Die Sonne hatte seine gebräunte Haut schneller altern lassen, er sah so weise aus und mittlerweile war ich mir sicher: er war es.

»Danke, Dad. Ehrlich«

Moms Hände legten sich von hinten auf die von Dad, während sie den Kopf auf meine Schulter legte.

»Nicht dafür, Skyler. Kane muss seinen eigenen Schmerz alleine durchleben, da können wir ihm nicht helfen.
Aber wir alle können ihm helfen, indem wir in dieser Zeit da sind, zuhören, warten und ihm zeigen, dass er nicht alleine ist. Und glaub mir, Sky, all das tust du bereits. Kane braucht gerade nur Zeit«, murmelte Mom an meinem Ohr.

Noch mehr Zeit, um zu ertrinken?
Was, wenn er schon lange innerlich gestorben war?

Glaubte Mom an den Spruch, dass Zeit alle Wunden heilte? Wollte sie mir das irgendwie unterschwellig mitteilen?
Heilten auch Wunden, die lebensbedrohlich waren und Kanes gesamte Seele in Fetzen gerissen hatten? Heilte die Zeit das? Und von wie viel Zeit sprachen wir? Wie viel Kraft brauchte er währenddessen?
So viele Fragen auf die das Internet keine richtige Antwort hatte. Kein Ratgeber der Welt, der mir helfen könnte.

Nur meine Liebe für ihn, die die Verunsicherung immer wieder verdrängte. Und mein Herz, dass auf Kane angewiesen war.

Trotzdem beschlich mich ein weiteres von sehr vielen unguten Gefühlen, weswegen ich leise seufzte und die Augen schloss, während Mom und Dad mich nochmals gemeinsam in ihre Arme zogen.

Ich wünschte mir, Kane hätte das auch.
Ich wünschte, er könnte mich ihm das geben lassen.
Ein bisschen Licht in all der Dunkelheit, in der er sich aktuell befand.

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