Kapitel 6- Heinrich von Nervenszwerg
Ding Dong call me on my phone "Ice tea and a game of ping pong." beende ich die Lyrics meines Weckers. Da das Lied mir immer soetwas wie Motivation gibt, schmeiße ich mich in mein Yoga-Dress und quäle meine Yogamatte ein bisschen. Aber für irgendwas muss das Teil ja gut sein, hat ja schließlich Geld gekostet.
Weil heute mein erster Arbeitstag ist, bin ich extra früh aufgestanden, um mich ganz in Ruhe fertigzumachen. In Gedanken stelle ich also meinem imaginären Pitbull eine Schale mit Hundefutter hin, während ich mich entspannt ein bisschen schminke.
Guter Erster Eindruck und so. Wenigstens von außen sollte das doch möglich sein.
Sobald ich aus der Tür trete, verlässt mich mein Glück wieder. "Einen wunderschönen guten Morgen! Hier hast du deine Milch, also musst du mich nicht umbringen. Hast du gut geschlafen? Wie geht's dir so?" Gleich ein bisschen schlechter, wenn ich dich sehe. Ich reiße die Flasche an mich, als würde der Inhalt durch seine Anwesenheit vergiftet werden. Aber man kann ja nie wissen, vielleicht stimmt es ja.
Der Keks-Typ wartet geduldig bis ich wieder draussen bin. Fällt ihm eigentlich nicht auf, dass der Hund nicht existiert? Anscheinend nicht. Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, gehe ich ganz ladylike an ihm vorbei.
Zumindest denke ich, es sieht ladylike aus. Heidi Klum würde mir sicherlich kein Foto dafür geben.
"Ich geh jetzt zur Arbeit, du doch auch oder? Wo musst du hin? Soll ich dich fahren?" Mit meinem wunderschönen ich-hau-dir-in-die-fresse-grinsen antworte ich:" Ja, ich geh zur Arbeit, aber ich kann laufen. Es ist ja nicht weit weg. Oder seh ich so unsportlich aus. HAST DU MICH GERADE ALS UNSPORTLICH UND FETT BEZEICHNET?!"
Während er zusammenzuckt und ganz automatisch den Kopf schüttelt, genieße ich den Triumph noch ein bisschen länger. Auch, wenn es ein Triumph über einen Typen ist, dessen Namen ich nicht kenne und bei dem das Wort" wehren" nicht im Wortschatz vorhanden ist.
Überraschenderweise stellt sich dann heraus, dass wir beim gleichen Sender arbeiten. Ja, ich arbeite ab heute bei einem Fernsehsender. Zwar erstmal als Assistentin, aber der Job wird halbwegs vernünftig bezahlt, ich kann zur Arbeit laufen und außerdem hatte ich eh keinen besseren Plan.
Während meiner Schulzeit war ich eigentlich in jedem Fach sehr gut. Mein Plan war es, meinen Eltern zu imponieren um endlich ihre Aufmerksamkeit zu erlangen. Trotz dass ich Jahrgangsbeste war, juckte es sie einen Scheißdreck.
Tja, und jetzt eben das hier. Gibt schlimmeres.
Pünktlich angekommen bleiben ich und Mav-Mav vor dem großen Gebäude stehen. Es ist ein moderner Glasbau, der, um ehrlich zu sein, ziemlich beeindruckend aussieht. "Dann lass uns mal reingehen. Ich arbeite in der gleichen Abteilung wie du, da können wir zusammen gehen."
Na super. Andererseits würde ich mich in dem Gebäude alleine wahrscheinlich erstmal nicht zurechtfinden, weshalb ein bisschen Dankbarkeit angebracht wäre. Pff, nicht mit mir.
Um das ganze in einem Satz zu beschreiben: ich hab es mir schlimmer vorgestellt. Die Kollegen sind nett, der Chef nicht so bossig wie in What's wrong with secretary Kim? und die Arbeit vollkommen in Ordnung. Trotzdem bin ich froh, als mein Arbeitstag vorbei ist. Schließlich muss ich noch ein paar Eier abholen, da sie leider nicht zu mir geflogen kommen.
Jetzt stehe ich vor Namjoons Tür und frage mich, ob ich einfach so klingeln soll. Auf jeden Fall ist klar, dass ich noch ein bisschen länger so tun werde, als kenne ich BTS nicht. Könnte schließlich ziemlich funny und fresh werden.
Nicht so fresh wie Fresh Dumbledore, aber immerhin.
Jetzt reiß dich mal am Riemen, junge Dame! Du klingelst, holst die Eier und verschwindet wieder. Kein Drama!
Die Tür öffnet sich und Jimin steckt seinen Kopf heraus. "Namjoon! Besuch für dich! Komm rein, ich bin übrigens Jimin." Als ob ich das nicht wüsste. Ich ziehe mir die Schuhe aus und komm rein. "Winter Alecto. Wo sind die Eier?" "Die solltest du lieber selbst holen. Sonst kannst du davon ausgehen, dass sie nicht ganz bleiben."
Namjoon, der das anscheinend gehört hat, schaut erst empört und dann schuldig. "Sorry nochmal. Aber sag mal, wie heißt du überhaupt?" "Winter Alecto" ,ich überprüfe, ob die Eier auch wirklich M sind "Ich erspare dir einen schmerzhaften Tod." "Damit hättest du aber einigen Sonnenbrillen das Leben gerettet" Hoseok aka J-Hope kommt in die Küche, wie üblich breit grinsend.
Und da kann ich meinen üblichen ich-scheiß-auf-alles-und-besonders-auf-dich-blick nicht länger aufrecht halten und grinse auch. Aber hell, sein Lächeln ist strahlender als die Sonne.
Für diesen Gedanken verfüttere ich mich an meinen imaginären Pitbull. Hoseok holt sich Sprite. Und da wird mein Grinsen noch breiter, und der Pitbull noch aggressiver. Aber kennt ihr das, wenn ich einfach nicht aufhören könnt zu lächeln? Egal was ihr macht?
Um damit aufzuhören, versuche ich an etwas Trauriges zu denken: die Beerdigung meines Urgroßvater Günter. Damals hatte ich die Blumen vom Grab aufgehoben, sie in die Menge geworfen und geschrien:" Dich holt der Sensenmann als nächstes!"
Es war meine Urgroßmutter. Die 1 Woche später starb, ich hatte also recht.
Vor Lachen mittlerweile heulend lieg ich auf dem Boden und wälze mich hin und her wie ein Walross. Meine übliche Scheibenwischerlache, die ein bisschen nach Jin klingt, schallt dabei durch den Raum.
Die anderen schauen mich an, als wäre ich gestört. Bin ich ja auch, hat euch denn keiner vorgewarnt? Jungkook, Tae und Jin kommen auch hinzu und beobachten mich interessiert.
10 Minuten und ein großes Glas Wasser später sitzen wir zu 7. im Wohnzimmer, Yoongi pennt mal wieder. Ich schaue Hoseok an und muss mir auf die Lippe beißen, um nicht erneut laut loszulachen, während er entspannt seine Sprite trinkt. Verdammt, stob it!
"Und wie ist Deutschland so?", fragt Namjoon interessiert. "Im Vergleich zu Korea ziemlich langweilig, zumindest da, wo ich gewohnt hab. Und das Essen ist nicht so geil." Plötzlich vibriert mein Telefon.
Mav-Mav. Eigentlich ja Yoon Kyu, aber das ist ja im Prinzip das gleiche. "Ja?", das ich genervt bin, ist nicht zu überhören. "Ich glaube dein Pitbull ist ausgebückst!" Welcher Pitbull? "Bitte was?" "Ja! Deine Tür stand einen Spalt offen. Und jetzt ist er bestimmt weg!"
Ach. Du. Heilige. Macaroni. "Nein, nein. Dem geht's gut, der ist in meinem Schlafzimmer!", ich unterdrückte ächzend ein Lachen. "Bist du sicher? Soll ich mal nachschauen?" "NEIN! Also ne, lass gut sein. Mach einfach meine Tür zu. Aber danke, dass du bescheid gesagt hast." Damit lege ich auf und breche erneut in einem Lachflashs aus.
"Du hast einen Pitbull?"
Und dann erzähle ich BTS die Geschichte von den Abenteuern des imaginären Pitbulls Heinrich von Nervenszwerg.
Für sie ein absolut unaussprechlicher Name. Für mich weitere Lachflashs.
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