Kapitel 8
"Sieht so aus, als müsste ich dir wirklich mal beibringen, wie du dich vor mir zu verhalten hast." Mein ganz persönlicher Alptraum machte einen Schritt auf mich zu. Aber dieses Mal hatte ich nicht vor, es einfach über mich ergehen zu lassen. Aus dem Augenwinkel schätzte ich den Weg bis zur Ecke ab, hinter welcher sich der Eingang zur Sporthalle befand und damit auch meine Rettung. Keine zehn Meter. Ich war schnell. Lange würde ich nicht brauchen. Die Frage war nur, ob ich schnell genug war.
Lange Zeit, um mich zu entscheiden, hatte ich nicht. Ich setzte meinen Fokus wieder auf den Silberhaarigen, welcher glücklicherweise noch immer den Abstand hielt. Anscheinend hatte ihm der Schlag doch mehr zugesetzt, als er zugeben wollte. Desto schneller, desto besser lautete die Devise.
Bevor Jimin kapieren konnte, was ich tat, war ich zur Seite ausgewichen und sprintete den Gang entlang. Zwar hörte ich keine Schritte hinter mir, aber umdrehen wollte ich mich auch nicht. Zu Groß war das Risiko, ich könnte dabei stolpern und dem Älteren geradewegs in die Arme fallen.
Doch dazu kam es nicht. Ich wusste nicht warum, aber er lies mich tatsächlich gehen. Vielleicht konnte er wirklich nicht, vielleicht hatter er aber auch nur einfach genug.
Außer atmen stürmte ich in die Sporthalle. Die verwunderten Blick ignorierte ich gekonnt. Sollten sie doch denken, was sie wollten.
Jungkooks Sicht:
Samstag, 18 Uhr. Zwei Bekloppte waren soeben der Meinung gewesen, mich aus meinem gemütlichen Zimmer schmeißen zu müssen, nur, damit wir jetzt stumm nebeneinander her liefen. Zwar hatte niemand es ausgesprochen, dennoch war ich mir beinahe sicher, dass der Skaterpark unser Ziel seien würde. Abgesehen davon, dass es nicht selten vorkam, dass wir dort herumlungerten, hatte Hoseok mich auch schon per Chat versucht zum Rausgehen zu bewegen und hatte dabei den Treffpunkt genannt. Die Tatsache, dass ich ihm geschrieben hatte, ich hätte heute keine Lust mehr, rauszugehen, hatte meinen Kumpel dann offensichtlich dazu veranlasst, Jin und Yoongi vorbeizuschicken.
„Kommen alle", meldete sich auf einmal meine Stimme. „Nope. Tae kann nicht und Namjoon hatte keinen Bock." „Aber der wird nicht gezwungen?" Verstohlen blickte ich zu Jin herüber, worauf sich auf dessen Gesicht nur ein ertapptes Grinsen schlich. „Du lagst eben auf dem Weg", begründete nun der andere Räumungsmitarbeiter seine Arbeit.
Wie erwartet hatte ich Recht gehabt. Nicht viel später kletterte ich auch schon auf die Halfpipe und lies meine Beine herunterbaumeln. Jin tat es mir gleich, Yoongi setzte sich lieber im Schneidersitz nach unten. „Wenn jetzt niemand mehr kommt, dann-" „Wir sind doch auch viel zu früh, du dummer Keks." Während der Junge auf dem Boden mir kaum Beachtung schenkte, funkelte ich ihn mit einem wütenden Blick an. „Du willst mir sagen, ich hätte noch länger auf meinem weichen Bett liegen können?" „Japp", schallte es erneut von unter herauf. „Wie lange? Zwanzig Minuten?" „Mindestens." Beleidigt verschränkte ich die Arme vor der Brust und lies mich zusammengeknotet nach hinten fallen. Schließlich streckte ich mich so weit, dass ich den hinter mir liegenden Platz verkehrtherum sehen konnte. Ein paar Minuten behielt ich diese Stellung, bis mir auf einmal etwas ins Auge sprang. Zunächst kniff ich nur verwundert die Augen zusammen, dann setzte ich mich wieder auf und drehte mich um, was mir einen besseren Blick verschaffte.
"Was ist los, Kooks?" Ein leichter Schlag gegen den Oberarm holte mich zurück in die Realität. "Kennt ihr die?" Mit meinem Kopf nickte in Richtung der kleinen Gruppe, die ich erspechtet hatte. Damit lenkte ich auch die Aufmerksamkeit der anderen auf die Unbekannten. Jin drehte sich ebenfalls um, Yoongi stand sogar auf und lief so weit zur Seite, dass er die fünf Jugendlichen sehen konnte „Sind die nicht in unserer Stufe?", murmelte der Mintgrüne dann vor sich hin. Jin zuckte nur mit den Schultern. Entweder es interessierte ihn einfach nicht oder er hatte wirklich keine Ahnung. "Warum interessiert dich das?", wandte sich der Älteste an mich. "Weil Yuna bei ihnen steht."
Kaum hatte ich das gesagt, fing Yoongi an zu lachen. "Das lass mal nicht Jimin wissen." Jin viel erst zustimmend in sein Lachen ein, wurde dann aber unerwartet ernst. "Was läuft da jetzt eigentlich zwischen den beiden?" Ich zuckte nur mit den Schultern. Yunas Sicht kannte ich natürlich, aber was Jimin noch so vor hatte, war mir bislang unbekannt. "Ich hoffe er übertreibt es nicht." Ich nickte in Jins Richtung, kommentierte die Aussage aber nicht.
"Ist doch seine Sache." Entgeistert sah ich schräg nach unten. Yoongi blickte nur weiter geradeaus? Ich glaubte nicht, dass Jimin es grundsätzlich schlecht meinte oder er von Prinzip auf ein Arschloch war - ich war ja auch nicht erst seit gestern mit ihm befreundet - aber seit Taes Geschichte aus dem Schulflur traute ich der Sache nicht mehr. Außerdem war Yuna genau so meine Freundin und das machte die Sache sehr wohl zu mehr, als nur Jimins Sache.
„Ach hakt doch die Klappe, Yoongi." Verwundert über meinen Ton, zog der Angesprochenen eine Augenbraue hoch. "Ich will ja nichts sagen, aber euer Plan, hat nicht funktioniert, also wundere dich nicht, wenn er es jetzt auf seine eigene Weise macht." Bevor ich etwas erwidern konnte, ergriff Jin das Wort. "Da hast du zwar Recht, aber er kann sie ja schlecht dazu zwingen, mit ihm zusammen zu sein." "Da kennst du aber Jimin schlecht. Glaub mir, er kann es und er wird es", lachte der Mintgrüne. Und das große Problem dabei war, dass ich wusste, dass er Recht hatte, auch wenn ich mir einreden wollte, dass es nicht so war.
„Du willst ihm also helfen?" Der Unglauben war deutlich aus Jins Stimme herauszuhören und als Yoongi nur mit den Schultern zuckte, wurden auch meine Augen größer. "Das ist nicht dein Ernst?" Seine Aufmerksamkeit richtete sich auf mich. "Doch, ist es. Lieber weiß ich, was dieser Idiot vor hat und kann ihm im Zweifel vor einem dummen Fehler bewahren, als das ich komplett im Dunkeln tappe. Und nur das das klar ist, Hoseok ist da ganz meiner Meinung." Jetzt war es bei mir vorbei. Und anscheinend war ich nicht der einzige, der nicht glauben konnte, was unser Freund da gerade von sich gegeben hatte. Doch bevor Jin seinen heruntergeklappten Kiefer wieder unter Kontrolle kriegen und zu einem Konter ansetzten konnte, wurden wir in unserer Diskussion gestört. "Geht's euch gut oder warum schaut Jin so, als ob er einen Mord beobachtet hat?" Wenn man vom Teufel spricht...
Kaum hatte der Neuankömmling geendet, lagen alle Augen auf ihm. Hoseok, der ebenfalls im Hintergrund auftauchte, schien genauso wenig zu verstehen. "Was habt ihr?" Schnell wechselte ich einen Blick mit Jin und Yoongi und in einem waren wir uns einig: Es wäre dumm, unser Gespräch weiterzuführen, während Jimin neben uns stand und Yuna im Hintergrund mit irgendwelchen Typ-
Ohne auf Jimins Frage einzugehen, drehte ich mich einmal um die eigenen Achse und suchte die Umgebung mit meinen Augen nach meiner besten Freundin ab. Wo war das Mädchen? Ich konnte zwar die Gruppe von Jungs erkennen, aber Yuna war wie vom Erdboden verschluckt. "Was starrt der da so hin?", wollte nun auch Hobi wissen. "Der schaut wahrscheinlich nur, ob Jimins Prinzessin immer noch bei den Typen da vorne steht?" Anscheinend waren es doch nur Jin und ich, die sich bezüglich des Themas einig gewesen waren. Einmal mehr an diesem Tag würde ich Yoongi gerne den Hals umdrehen. „Wo und mit wem?" Jimin klang wirklich alles andere, als entspannt, aber darauf konnte ich gerade nicht achten. Ich hatte ein ganz anderes Problem, denn selbst ich hatte auf seine Frage ja keine Antwort... Oder doch? War sie das da vorne?
Etwas abseits der Gruppe glaubte ich die Schwarzhaarige telefonieren zu sehen. Oder besser gesagt auflegen. Denn gerade steckte das Mädchen, welches ich als Yuna zu identifizieren glaubte, ihr Handy weg und drehte sich wieder so, dass wir ihr Gesicht sehen konnten. Das leise knurrende Grummeln hinter mir reichte eigentlich schon als Bestätigung, dass es sich tatsächlich um Yuna handelte, die gerade wieder zurück zu den Jungs ging. Ich konnte nur hoffen, dass sich unser Freund zurückhalten würde. Das letzte, was jetzt irgendeiner gebrauchen konnte, war Stress mit der Gruppe anzufangen.
Doch soweit konnte es gar nicht kommen. Mit einem mal kam Bewegung in das Mädchen. Zwar Verabschiedete sie sich mit einem kurzen Handzeichen von den anderen, ansonsten machte sie allerdings keine großen Anstalten, noch wirklich etwas zu sagen. Die Vermutung, dass sie schnell weg wollte, bestätigte sich, als die Schwarzhaarige sich hektisch umdrehte und losrannte. Und zwar genau auf uns zu... Erst dacht ich, sie würde tatsächlich zu uns kommen, aber sie schien uns nicht einmal mehr gesehen zu haben. Ohne mir, Jimin oder sonst wem einen Blick zu schenken, rannte sie an uns vorbei. Auch umdrehen tat sie sich nicht. Stattdessen hielt sie ihren Blick starr geradeaus gerichtet.
Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie Yoongi gerade versuchte seinen besten Freund bei sich zu halten. „Nicht mehr heute Abend, bitte", kommentierte er dabei sein Handeln. „Ich will nur wissen, was los ist." Jimin versuchte, sich loszureißen, hatte jedoch nicht mit Hoseok gerechnet, der ebenfalls keine Lust auf eine Verfolgungsjagd hatte. „Erstens sagt sie es dir eh nicht und zweitens kann es ja sein, dass sie einfach schnell nach Hause musste." „Und deshalb weint sie." Ich stockte. Hatte Yuna geweint? Nicht nur mir schien dieses Detail nicht aufgefallen zu sein, auch die anderen blickten verwirrt zum unsterblich verliebtem Romeo. „Als ob das niemand von euch gesehen hat?" Fassungslos blickte der Silberhaarige zurück. „Jetzt schieb kein Drama du alte Diva und komm mal auf andere Gedanken." Ich war mir nicht sicher, ob Jimin noch protestieren wollte. Wenn dem so war, lies ihn Yoongi jedenfalls nicht zu Wort kommen.
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