Kapitel 71
Taehyungs Sicht:
Meine Gedanken waren wie leer gefegt. Ein Teil von mir wollte wissen, was das alles bedeutete, wollte wissen, was noch alles dahintersteckte. Der andere wollte einfach nur verschwinden, wollte vergessen, was er da gehört hatte, wollte einfach nur weg.
Ich musste gar nicht überlegen, für welchen Teil ich mich entscheiden sollte. Meinen Füßen war es sowieso unmöglich, sich auch nur einen Millimeter zu bewegen.
"Und weißt du, wer an dem ganzen Scheiß mit Schuld ist, huh?" Ich achtete nur noch halbwegs auf das, was die beiden sagten. Zu sehr war mein Gehirn noch damit beschäftigt, dass gerade eben gesagte zu realisieren.
"Ich! Ich bin Schuld! Ich dachte, Hoseok und Yoongi würden Suji nur kurz festhalten, doch nicht, dass sie dabei eine Ohrfeige bekommen würde. Sonst hätte ich doch niemals dafür gesorgt, dass sie und Yuna sie kurz trennen. Ich dachte, du würdest nur die Bedingung stellen, dass Yuna einmal mit die Ausgeht. Irgendwas, wo ihr mal die Chance hättet, euch näher zu kommen. Doch nicht, dass du sie zwingen würdest, mit dir zusammen zu sein. Hätte ich das gewusst, ich... ich hätte dir doch niemals geholfen, verdammt!"
Selbst, wenn ich gewollt hätte, mein gesamter Körper war zu gelähmt, um vorsichtig um die Ecke zu schauen. Wobei ich mir auch nicht sicher war, ob ich mein Gehirn auch noch einmal daran erinnern wollte, dass das gerade wirklich zwei meiner Freunde waren, die da sprachen.
Ich konnte das nicht glauben. Ich WOLLTE das nicht glauben! Das konnte doch nicht wahr sein. Das DURFTE einfach nicht wahr sein.
"Ich hab wirklich versucht, mir einzureden, dass du es innerlich auch betreust, aber anscheinend bist du doch das Arschloch, das Yuna von Anfang an in dir gesehen hat. Will ich wissen, wieso es jetzt so aussieht, als ob ihr glücklich zusammen seid?" "Jungkook, wir SIND glücklich zusammen." "Tzz. Wie oft hast du ihr dafür weh tun müssen, huh?"
Ich war mir nicht sicher, ob ich es mir nur einbildete, aber ich glaubte, Jimins tiefes Atmen bis hier hin hören zu können. "Wir sind zusammen, weil Yuna mir eine zweite Chance gegeben hat, weil ich für sie da war, als es ihr beschissen ging. Im Gegensatz zu gewissen anderen Personen." "Wie darf ich mir das vorstellen? Ihr so lange weh tun, bis das Mädchen so zerstört ist, dass du sie trösten kannst und dann wird schon alles gut oder wie?"
"Denkst du das wirklich von mir?" Jegliche Provokation war aus Jimins Stimme verschwunden. Die Worte seines Gegenübers schienen ihn ehrlich getroffen zu haben. "Nenn mir einen anderen Grund, weshalb es ihr schlecht gehen könnte. Alles lief in ihrem Leben gut, bis DU kamst."
Ich hatte das Gefühl eines Dejavues, als mir abermals aufgrund des aufkommenden Lachens eine Gänsehaut den Rücken herunterlief. Nur, dass es sich dieses Mal um Jimins Lachen handelte, welches für die kranke Stimmung sorgte. "Nein, mein Lieber. Wirklich nicht. Ich hab bestimmt viel Mist gebaut und denk' nicht, es würde mir nicht Leid tun, aber in diesem Punkt habe ich mir nicht, aber auch rein gar nichts zu Schulden kommen lassen. Und wir wollen anmerken, dass ich derjenige, war der Yuna immer wieder gefragt hat, was los sein und mit ihr reden wollte und du nicht einmal mitbekommen hast, was in dem Mädchen alles vor sich geht." "Was willst du damit andeuten, huh?!" "Hast du bemerkt, das bei Yuna irgendetwas nicht stimmt? Ist dir überhaupt aufgefallen, wie sehr sie sich mit ihrem Training kaputt macht? Warst du für sie da, als ihr Vater sie geschlagen hat und sie nicht mehr weiter wusste? Hast du ihr geholfen, wieder alles gerade zu biegen? Warst du bei ihr, als sie es nicht geschafft hat, ihren Vater in der Entzugsklinik zu besuchen?"
Es war Totenstill. Niemand sagte einen Mucks. Nicht einen noch so kleinen Muskel bewegte ich.
"Was?"
Erst war ich mir nicht sicher, ob da tatsächlich Kookie gesprochen hatte, so zart, wie seine Stimme bei mir ankam oder ob es sich lediglich um meine eigenen Gedanken handelte die ebenfalls nicht glauben konnten, was sie da herausgehört hatten. Jimin darauffolgender Antwort schlussfolgerte ich jedoch, dass ich wirklich nicht der einzige war, der nicht mehr wusste, was er sagen sollte. "Ich gehe mal davon aus, deine Antwort wäre "Nein", also erzähl mir nichts von wegen, ich wüsste nicht, was ich getan habe und ich hätte nicht versucht, meine Fehler wieder gut zu machen!"
"Was hat ihr Vater getan?"
Es war angenehm zu wissen, dass ich offensichtlich nicht der einzige war, der noch immer Zeit brauchte, um die Puzzleteile aneinanderzusetzten. An dem Bild, was dabei am Ende rauskam, änderte sich jedoch leider recht wenig.
"Er hat Yuna geschlagen?!"
Vielleicht nickte Jimin. Sehen konnte ich es nicht. Jedenfalls sprach er nicht, bejahte die Aussage anscheinend doch irgendwie. "Aber... Aber... wieso...?" "Das ist alles... etwas komplizierter." Das glaubte ich gerne...
Das erklärte jetzt auch das kleine Detail, weshalb Yuna WIRKLICH bei Jimin wohnte. Mir wurde nämlich die Geschichte aufgetischt, die beiden wollten es einfach mal richtig miteinander versuchen. Mir war bewusst, dass es eigentlich nun wirklich nicht der richtige Zeitpunkt war, doch langsam aber sicher stieg in mir die Wut empor. Die Tatsache, bei wie vielen Dingen sie uns angelogen hatten, wie viel Yuna mir verschwiegen hatte, was sie uns für eine Geschichte aufgetischt hatten. Und so etwas nannte man bester Freund...
Ob wohl Suji von alldem wusste...? Ob sie alles wusste? Oder nur einen Teil?
Immer wieder hatte ich sie gefragt, immer wieder hatte ich von Yuna wissen wollen, was los war und jedes, jedes verdammte Mal hatte sie abgeblockt, eine Ausrede gefunden, mich abgeschoben. Und das, obwohl so viel hinter allem gesteckt hatte, obwohl wir doch eigentlich beste Freunde waren, obwohl ich dachte, wir würden uns vertrauen...
Noch einen letzten Blick riskierte ich um die Ecke. Jungkook sah ungefähr so aus, wie das, was momentan in meinem Gehirn los war. Ich war mir sicher, die beiden würden noch weiter über das alles reden. Ich war mir sicher, würde ich noch hier bleiben, würden auch noch ein paar meiner Fragen geklärt werden. Die Frage war, ob ich das überhaupt noch wollte.
Und diese Frage war schnell beantwortet.
Es reichte. Ich wollte nicht noch mehr wissen. Ich hatte genug gehört. Ich war fertig.
So leise und gleichzeitig so schnell es ging, drehte ich mich von den beiden Jungs weg, ging den Weg zurück den ich vorhin gekommen war. Zur Mensa wollte ich jetzt sowieso nicht mehr. Was würde mich da auch erwarten?
Ich wollte den anderen jetzt nicht in die Augen schauen müssen. Ich wollte nicht mir Yuna, Suji, Yoongi und Hoseok sprechen. Und der Appetit war mir schon lange vergangen. Ich glaubte nicht daran, dass ich bis zum nächsten morgen irgendetwas herunterkriegen würde...
Planlos stolperte ich über den Pausenhof. Als ich jedoch wenig später wieder an dem Hauptplatz mit den restlichen Schüler ankam, wendete ich mich abermals ab, suchte mir einen ruhigen Ort ganz für mich.
Unter einem der alten Bäume am Rande des Hofes lies ich mich schließlich nieder. Kaum hatte ich mich gesetzt, löste sich eines der abgestorbenen Blätter und segelte still und langsam herunter, bis es mir direkt in den Schoss flog. Das rote Ding wirkte so unglaublich verloren. Es lag nicht bei seinen Genossen, ging nicht zwischen den anderen hundert Blättern unter, sonder lag hier, abseits der anderen. Warum erinnerte mich das scheiß Ding nur so an mich selber?
Jetzt gerade verfluchte ich mich für meine unglaubliche Neugier, wie noch nie. Warum hatte ich nicht einfach mit den anderen in die Mensa gehen können? Warum hatte ich mal wieder überall meine Nase mitreinstecken müssen? Warum hatte ich so unglaublich dumm seien und nach Jimin suchen müssen?
Hätte ich einfach den Dingen seinen Lauf gelassen, ich hätte niemals erfahren, was alles hinter dem Geschehenen steckte. Ich hätte niemals an meinen Freunden gezweifelt. Ich hätte niemals an unseren Freundschaften gezweifelt.
Lange war ich nicht mehr so sauer gewesen. Auf mich, auf Jimin, auf Jungkook, auf Yuna, arghhh einfach auf alle. Es war zum verrückt werden.
"Es ist nicht, dass ich dir nicht vertraue, aber ich will eure Freundschaft nicht zerstören..."
Das hatte Yuna zu mir gesagt, als ich sie das erste Mal auf alles angesprochen hatte. Vertrauen... tzz... das ich nicht lache...
Freundschaft nicht zerstören... super hinbekommen...
Auch wenn ich bislang relativ ohne Ziel durch die Gegend gestarrt hatte und mehr mit mir selber beschäftigt war, entging mir dennoch nicht, wie auf einmal Bewegung in die einzelnen Grüppchen kam. Verwundert zog ich mein Handy heraus, nur um festestellen zu müssen, das tatsächlich der Unterricht in weniger als zehn Minuten wieder losgehen würde.
Ach Fuck!
Das bedeutet nicht nur, mir jetzt noch 90 Minuten Imunbiologie antun zu müssen, sondern gleichzeitig - und das war noch viel schlimmer - das ich diese Zeit mit einem gewissen Jungen verbringen musste.
Wie von der Tarantel gestochen sprang ich auf. Wenn ich schnell genug war, konnte ich mir vielleicht noch einen Platz neben jemand anderem sichern. Egal, wer. Doch jetzt, nach all dem, was ich über ihn herausgefunden hatte, eine Doppelstunde neben Jimin auszuhalten... schier unmöglich.
So schnell es ging, flitzte ich über den Schulhof, an den Schülern am Eingang vorbei und durch die Gänge der Schule. Noch nie hatte ich mich so beeilt, zu meinem Unterricht zu kommen. Und noch nie würde ich so schnell versuchen, aus diesem wieder herauszukommen, wie heute.
Gerade hechtet ich um die Ecke, als ich in der Ferne ein mir nur all zu bekanntes Mädchen entdeckte. Und auch wenn sie ja anscheinend selbst auch mehr Opfer war, konnte ich keine Motivation dazu aufbringen, mich Yuna oder sonst wem zu stellen. Dann doch lieber ein Umweg und noch ein bisschen mehr Gas geben...
Alles, Hauptsache, ich konnte meinen "Freunden" aus dem Weg gehen!
Hey Ho!!!
Es freut mich riesig, jetzt endlich wieder etwas lesbares präsentieren zu können und wünsche euch in den nächsten Stunden natürlich unglaublich viel Spaß!!!
Wer schon bei meiner letzten Lesenacht dabei war (nicht dieses Buch) weiß, dass ich - wie so viele - hinter jedes Kapitel immer gerne zwei, drei Fragen schreibe, bei denen ich mich freuen würde, wenn sie ein paar mitverantworten würden. Ich liebe bei Wattpad, wie anonym alles ist und das es in erster Linie um die Geschichten geht und es keine Rolle spielt, wär jetzt vor dem Bildschirm hockt. Aber gleichzeitig finde ich, dass solche Lesenächte eine schöne Möglichkeiten sind, mal ein bisschen über einander zu erfahren. Damit meine ich jetzt nicht so Steckbrief-Like: Name, Alter, ... - vor allem, weil das ja Fakten sind, bei deine ich es gerade so toll finde, dass man sie nicht preisgeben muss. Ich finde es einfach interessant ein bisschen charakterlich darüber zu erfahren, wer hinter den Worten und wer hinter meiner Motivation, weiterzuschreiten, steckt. Naja, genug geplappert... let's go!
Wo wir bei Charakter sind, hab ich mir hier auch zwei Fragen zu diesem „Thema" herausgesucht.
Welche Jahreszeit entspricht deinem Typ am ehesten?
Ich bin ein Winterkind! Nicht nur, weil ich da geboren bin, es gibt einfach so vieles, was mich an der Jahreszeit begeistert. Ich liebe Schnee, Schnee+Sonne, hoch in die Berge, Ski fahren,... Abgesehen davon finde ich es so ein unglaublich entspannendes Gefühl, an einem kalten Wintertag einfach drinnen in seiner Decke zu sitzen, einen Tee zu trinken und die Ruhe zu genießen. Sommer hat sicher auch ne Menge Vorteile, ich bleib trotzdem beim Winter!
Welche Farbe dominiert in deinem Kleiderschrank?
Farbe ist jetzt so relativ zu sehen... Ich glaube über die Hälfte meiner Klamotten ist schwarz oder grau... vllt noch so n hellrosa. Aber ansonsten...? Knallige Farben sind einfach nicht so meins. Ich mag lieber so schlichte Sachen oder wenn, dann dunkle Farben: so n dunkelrot oder blau zum Beispiel. Ich hab nicht einmal mitbekommen, wie ich mit der Zeit die Farben aus meinem Kleiderschrank geschmissen hab, irgendwann war'n se einfach weg...
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