Kapitel 64

Jimins Meinung hatte ich jetzt schon zu meinem geplanten Treffen. Und hinter Suji konnte ich glücklicherweise auch einen Haken setzten. Letztere hatte zum Ende der Stunde zwar lediglich gemeint, sie müsse mal drüber nachdenken, während mein Freund dem ganzen freudig zugestimmt hatte, besser als nichts war es allerdings alle male. 

Tae musste ich nicht fragen, der war sowieso bei allem dabei, da musste ich mir keine Gedanken drum machen. Bei Namjoon und Jin war ich einfach mal so dreist und verpackte ihre Zusage irgendwo bei der von Jimin. Und auch wenn dieser mir ebenfalls versichert hatte, dass auch die zwei vielleicht nicht ganz so idiotischen Idioten dabei seien würde, waren Yoongi und Hoseok eine Baustelle, bei der ich lieber anfragte, bevor ich sie betrat. Sicher war sicher. 

Kookie würde ich für den Fall der Fälle, dass Suji mich tatsächlich nicht im Stich lassen würde, getrost unserem Agenten überassen. Taehyung war zwar nicht der beste im wörtlichen überzeugen, im Zweifel würde er seinen Kumpel allerdings zu uns tragen, was den Aufwand für mich um einiges verkleinerte. 

Meine Überwindungskunst mir Hoseok nach dem Unterricht zu schnappen half das wiederum gar nicht. Bei der anderen Hälfte des noch vorhandenen Problems hatte ich die Hoffnung, durch ein erfolgreiches Gespräch mit Hälfte Nummer eins einen Ausweg zu erlangen. Mich mit dem Quatschkopf zu unterhalten war definitiv noch weniger unangenehm, wie mit Yoongi alleine irgendwo herumzustehen. 

"Hoseok, warte." 

Die Worte waren schneller aus meinem Mund gekommen, als ich diesen kontrollieren konnte, womit ich den Schwarzhaarigen bei seiner Flucht aus dem Klassenzimmer erheblich störte. Dann drehte er sich allerdings - als sei er nicht gerade beinahe sprichwörtlich um die Ecke geflogen - zu mir um, was mir einen Blick auf die Mischung seines fragenden und gleichzeitig freundlichen Lächelns ermöglichte. Wenn ich ihn so sah, konnte ich immer noch nicht glauben, dass er Jimin bei der Scheiße geholfen hatte. 

Schnell schüttelte ich den Kopf. Ich wollte die Sache vergessen. Ich hatte es ihm versprochen. Ich hatte mich auf einen Neustart geeinigt. Fertig. 

Um den Schwarzhaarigen nicht allzulang warten zu lassen, schmiss ich im Gehen noch meine letzten Stifte in meine Tasche, verabschiedete mich über die Schulter bei Suji und hechtete zur Tür. Den durchdringenden Blick, den ich dabei im Rücken spürte, versuchte ich zu ignorieren. Suji hatte gesagt, es wäre okay, wenn ich den Jungs noch eine Chance gab, ich hoffte, sie meinte es auch wirklich so. 

"Was ist los?", mein Opfer schien ehrlich überrascht darüber, dass ich ihn aufgehalten hatte. "Musst du schnell weg oder hast du noch kurz Zeit?" "Kein Stress, ich hab Zeit. Was gibt's denn?" Ich wünschte, ich könnte so tiefenetspannt sein, wie mein Gegenüber. "Ähhm- Ja, also. Ich müsste mit dir reden. Dauert nicht lange. Also geht nur kurz. Jetzt?" 

Noch während ich die Worte aussprach, merkte ich, was für einen Scheiß ich da eigentlich vor mich hin brabbelte. Helfen tat das allerdings wenig. Und das Hoseok-Lachen verhindern tat es schon zwei Mal nicht. "Alles okay bei dir?" Oh man, das wurde wirklich nicht besser. "Ja, klar", ich versuchte einen lockeren Eindruck zu machen, was bei meiner verspannten Haltung vermutlich komplett ins lächerliche gezogen wurde.

Bevor es dann jedoch noch schlimmer werde konnte, entschloss ich mich, einen Schlussstrich hinter das Gespräch zu setzten. "Komm einfach." Ohne noch groß zu zögern, packte ich den Lockenkopf am Oberarm und zog ihn in einen der naheliegnden Seitegänge, in der Hoffnung, dort wenigstens etwas ungestörter zu sein. 

"Bist du dir sicher, dass alles soweit okay ist?" Stirnrunzelnd begutachtete mich Hoseok, was ich mit einem einfachen "Jaja", quittierte. "Ähhm. Also, es geht um Suji-" 

"Ich wusste es." 

"Bitte was?!" Ich konnte nicht glauben, was ich da gerade gehört hatte. Dabei konnte ich weder das Gesagte, noch das selbstgefällige Grinsen des Schwarzhaarigen richtig einsortieren. 

"Na, dass du mit mir über deine Freundin reden willst." Hoseok sagte das so, als sei es das normalste der Welt, dass ich ihn willkürlich in Gänge ziehen würde, um über meine beste Freundin zu quatschen. 

Kurz schüttelte ich den Kopf, um diesen von seinem Chaos zu befreien. "Ja... also... schön..." Geklappt hatte es wohl eher weniger. "Ähhm ja, also vielleicht hörst du dir vielleicht erst einmal alles bis zum Schluss an und sagst mir dann deine Meinung darüber?" Es hatte eigentlich eine Aussage seien sollen. Bei meiner pipsigen Stimme klang es jedoch mehr nach eine zögerlichen Frage, als irgendewas anderes. "Jap." 

Gerade, als ich anfangen wollte, meinen kleinen Vortarg zu beginnen, unterbrach mich mein eigentlicher ZUHÖHRER dann doch noch mal. "Yuna wart kurz", Hoseok wandte sch leicht zur Seite, "Yoongi! Komm mal schnell!" 

Zum zweiten Mal bei diesem Gespräch hielt ich für einen Moment den Atem an. Mit großen Augen richtete auch ich meinen Blick zur Seite, wo Hoseok offensichtlich seinen Kumpel erspechtet hatte. 

Ein Seufzen entfloh meinem Mund. Das hattte jetzt zwar den gewissen Vorteil der gleichzeitig geklatschten Fliegen, wirklich Lust hatte ich dennoch nicht auf die veränderte Situation. Da der Junge vor mir jetzt sowieso darauf wartete, dass Yoongi zu uns herübergeschlurft kam, ging ich dem Plan nach, meinem mittlerweile staubtrockenen Mund mit einem Schluck, Wasser zu helfen. 

"Was ist denn?" Genauso desinteressiert, wie der Neuankömmling klang, klingte ich mich zunächst gedanklich aus, um mich um den natürlich viel zu fest zugeschraubten Deckel meiner Flasche zu kümmern. "Ich hatte Recht, mit dem, was ich dir in der Mittagspause gesagt habe." Glücklich setzte ich meine Flasche endlich an die Lippen. "Aha und mit was?"

"Suji steht auf mich." 

Verzweifelt versuchte ich noch so viel Wasser, wie möglich herunterzuschlucken, was dazu führte, dass ich in eine Phase eines nicht endenden Hustenanfalles lief. Halleluja, dass wurde auch wirklich immer peinlicher hier. 

Während ich also wie eine Bescheuerte hustend versuchte erstens das Wasser aus meiner Luftröhe zu befördern und zweitens stattdessen Luft in diese zu bekommen, konnte ich aus dem Augenwinkel erkennen, wie mich die beiden Jungs mit erschrockenden Gesichtern fixiert hatten. 

Als sich der ruhigere und definitiv weniger schreckhaftere von eben diesem Schrecken erholt hatte und einen Schritt auf mich zukam - offensichtlich um mir zu helfen - war mir meine Mission dann auch efolgreich beendet, weshalb ich nur keuchend abwunk. Wir mussten nicht noch länger drauf eingehen, wie nötig. 

"Wie komms du denn auf den darauf?!", krächzte ich mit einer Stimme, die einem Rabe definitiv Konkurrenz machen könnte, an Hoseok gewannt. "Ich bitte dich. Ihr habt in Englisch die ganze Zeit getuschelt und gekichert. Und anschließend hat deine Freundin den gesammten restlichen Schultag immer wieder zu mir gestarrt. Liebe Yuna, ich bin weder blind noch blöd." 

Einen Moment war es still. Yoongis Augen, welche vorsichtig zwischen mir und seinem Kumpel hin und her wanderten waren das einzige, was sich bewegten. 

Dann war es mit mir vorbei. Diese Situation war sowieso schon peinlich genug, da machte mein plötzlicher Lachanfall die Sache auch nicht mehr schlimmer. "Das...", japste ich, "meinst du nicht ernst oder?!" 

Traurigerweise ehrlich verwundert über meine Aussage zog mein Gegenüber lediglich eine Augenbraue in die Höhe, während ich mich wieder einigeraßen beruhigte. "Tut mir Leid, Hoseok. Das mit dem nicht blind sein unterschreib ich ja noch ganz gerne, aber bei dem blöd..." wieder musste ich anfangen zu lachen. Und die Tatsache, dass auch der letzte Anwesende ein Kichern nicht unterdrücken konnte, machte die Sache auch nicht besser. 

"Jetzt pass mal auf." Ich ignorierte Hoseoks bedrohlichen Schritt nach vorne. Zum einen glaubte ich eh nicht daran, dass er es ernst meinte, zum anderen war ich viel zu sehr mit Lachen beschäftigt. 

So dauerte es auch ein, zwei, vielleicht auch drei oder vier Minuen, bis ich meinen Körper wieder unter Kontrolle hatte. "Um das erstmals klarzustellen", noch einmal holte ich meiner schnellen Atmung wegen, tief Luft, "Suji steht ganz sicher NICHT auf dich. Versprochen. Eher würde sie unseren Englischlehrer küssen." Ich konnte sehen, wie Yoongi das Geischt verzog, konzentriete mich jedoch eher darauf, bei Hoseoks zerfallenen Geischtsausdruck nicht wieder lachen zu müssen. 

"Aha. Ja... Gut... Dann, also... eh... was wolltest du noch gleich von mir?" Augenblicklich wurde auch ich wieder ernster. Das es nun auch dem Schwarzhaarigen offensichtlich unangenehm war, mit mir hier zu sprechen, lößte auch bei mir abermals ähnliche Emotionen aus. 

"Achso, ja, also... irgendwie ist gut, dass du auch da bist", langsam wendete ich mich an den dritten im Gang, "es geht nämlich an euch beide." Nun zog der Angesprochene eine Augenbraue hoch - seine stumme Aufforderung, ich solle weiterreden, welcher ich dann auch nachkam, um den ganzen Spaß schnellstmöglich über die Bühne zu bringen. "Ich weiß ja, dass ihr und Suji jetzt nicht das beste Verhältnis habt. Also... da ist ja so das ein oder andere passiert... ja, also die Frage wäre, ob ihr trotzdem vielleicht kein Problem damit hättet, wenn wir mal was alle zusammen machen. Ähhm, ich meine euch Jungs - alle - Suji und mich." 

Während man die Anpannung wahrscheinlich auch noch wie eine Hülle um meinen Körper herum erkennen konnte, viel diese augenblickich vom Lockenkopf ab. "Wenn's weiter nichts ist." Nun schien er wieder so gelassen und fröhlich, wie zu anfang. 

Danach viel mein Blick auf den Übriggebliebnenen und kaum hatte ich das verschmitze Grinsen auf seinen Lippen gesehen, wusste ich wieder, warum ich das ganze hatte mit Hoseok alleine machen wollen. "An mir soll's nicht liegen." 

Abermals seufzte ich. Wenn der Junge schon SO in die Sache hineinging, würde ich Suji ganz sicher NICHT mitnehmen. Da war es mir wirklich scheiß egal, wie nett der vorherige Abend mit den beiden gewesen war. 

"Geht das auch ohne diese", ich überlegte kurz, "Schadenfreude." Nicht gerade zu meiner Verwunderung wurde Yoongis Grinsen nur breiter. "Ich habe keinen blassen Schimmer, wovon du rederst." Während er sprach machte er einen langsamen Schritt auf mich zu, bevor er schlißlich kehrt machte, um sich offensichtlich zum gehen zu wenden. 

"Damit meine ich, ob es möglich wäre, dass ihr euch beide bei ihr entschuldigt, damit wir die Sache vielleicht abhaken können." Endlich war meine Stimme wieder fester geworden, was auch mit der in mir aufgekommenen Wut zusammenhängen könnte. 

Abrubt blieb der momentane Protagonist des Geschehens stehen und drehte sich zurück zu uns. "Also für mich ist die Sache schon längst abgeha-" "Yoongi!" Ein wütendes Funkeln machte sich in meinen AUgen breit. "Das ist wunderschön zu sehen, dass es dir so egal ist. Suji ist es das allerdings nicht und für sie ist die Sache noch nicht abgehakt. Ist es also zu viel verlangt dafür, dass du sie geschlagen hast, dich wenigstens zu entschuldigen." 

Nicht einen Muskel hatte mein Gegenüber bewegt, als ich ihn angfahren hatte. Schließlich zuckte er allerdings belanglos mit den SChultern. "Wenn's sie glücklich macht. Von mir aus." 

Ich beließ es einfach dabei. Schließlich hatte ich was ich wollte. Es wäre dumm jetzt noch weiter darauf herumzuhacken. 

Eine Hand legte sichauf meine Schulter, weshalb ich zunächst zusammenzuckte, dann allerdings meine Aufmerksmakeit nach rechts lenkte. "Mach dir nichts drauß. Er meint das nicht so." Erst nickte ich nur, dann wandte ich mich noch komplett an Hoseok. "Und du?" "Was ich?" "Entschludigst du dich auch?" "Kann ich machen." Wieder nickte ich. "Danke." Dann wandte ich mich zum gehen. 

"Aber Yuna?" Dieses Mal war ich diejenige, die sich im Gehen noch einmal udrehte. "Findet mich Suji wirklich so schlimm, dass sie lieber diesen Schlabbermaul von Lehrer küssen würde?" "Wer weiß... verübeln könnte ich es ihr jedenfalls nicht." 

Ehe mir Hoseok hinterherlaufen konnte, war ich um die Ecke gesprintet und hatte mir meinen Weg nach draußen gebahnt. Schon vom Ausgang aus konnte ich das kleine Grüppchen meiner Mädels erkennen. 

Doch heute ging es nicht um irgendein Training. Alles, was ich wollte, war, Zeit mit meinen Freundinnen zu verbringen. Ohne Sport, ohne Stress, ohne Sorgen.  

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