Kapitel 53

Yunas Sicht:

Im Licht der untergehenden Sonne waren die Silluetten der drei Gestallten gut zu erkennen, die gemeinsam an ihrem Auto standen und die kühle Abendluft, sowie die grandiose Aussicht, die man von dem Bergparklpatz, auf dem sie standen, genossen. Den ganzen Tag waren sie gewandert, hatten zwischendurch bei einem Mittagspicknick eine Pause gemacht und wollten eigentlich nurnoch ins Bett. Bereuen taten sie ihren Trip nicht. im Gegenteil. Jede Sekunden hatten sie zusammen genossen... als Familie...

Eigentlich waren sie schon dabei, ihre müden Füße zum Auto zu bewegen, als ein junges Ehepaar vorbeikam, was den Vater auf eine Idee brachte. Während er seiner Frau und seiner Tochter zurief, sie sollen noch kurz warten, ging er zu den Neuankömmlingen, mit der Bitte, ein Foto der drei zu schießen.

Gesagt Getan.

Es war ein schönes Foto. Alle drei lächelten. Im Hintergrund waren die letzten Strahlen der untergehenden Sonne zu sehen, die die Berge in ein schönes Licht tauchte. Es war, als bliebe die Zeit stehen, in dem Moment, indem der Auslöser des Handys betätigt wurde.

Aus dem nichts bildete sich ein dünner, silberner Rahmen um das entstandene Foto und beides viel in zwei Hände. Für einen Augenblick passierte nichts. Doch dann verschwamm das Gesicht der Mutter durch einen einzelnen Tropfen, welcher auf die Glasscheibe viel. Dann noch einer und noch einer. Es waren Tränen, die die Sicht auf das Bild immer mehr verschleierten.

Ein Knall war zu hören. Der so schöne, filigrane Rahmen flog durch ein Zimmer und blieb in einer der Ecken liegen. Als er das nächste Mal aufgehoben wurde und die Sicht auf das Bild fiel, zierten hauchdünne Risse die Scheibe und zerstörten das so friedliche Bild.

Und wieder. Dieses Mal ein Klatschen.

Ein weiteres Mal viel der Rahemn aus den Händen der Person, doch dieses Mal war es das Mädchen selber, welches auf dem Boden aufkam. Geschockt hielt sie sich ihre Wange. Alles, was zu hören war, war ihre Atmung und ihr Herz, welches in einem unnormalen Tempo gegen ihre Brust schlug, als würde das Mädchen einen Marathon laufen.

Ein Schatten viel über die Schwarzhaarige. Das Mädchen hatte schützend ihre Hände über den Kopf gehalten, doch vor den Beleidigungen, die sprichwörtlich auf sie einprasselten, konnte sie sich nicht schützen. Sie bohrten sich in sie, wie Messerstiche.

Ein lautes, grauenhaftes Lachen flutete die Stille. Das Mädchen, von den Stichen blutend, sah nach oben, sah in den Schatten. Die Perspektive wechselte und alles, was man sehen konnte, war das fiese Grinsen eines Mannes, bevor mein Vater zu einem weiteren Schlag ausholte.


Panisch öffnete ich meine Augen.

Aufgesetzt hatte ich mich schon von ganz alleine. Dass durch die ruckartige Bewegung auch noch jemand anders wach geworden war, bemerkte ich nicht. Viel zu sehr konzentrierte ich mich drauf, meine unkontrollierte Schnappatmung zu beruhigen. Mein Blick war starr nach vorne gerichtet, während vor meinem inneren Auge die Bilder aus dem Traum vorbeizogen.

Irgendetwas schloss sich um meine Arme und hinderte diese daran, sich bewegen zu können. Panik stieg in mir auf. Unkontrolliert versuchte ich mich von diesem etwas zu befreien, während mir Tränen in Strömen über mein Gesicht liefen.

Nur schwach nahm ich eine Stimme an meinem Ohr wahr, doch mit der Zeit wurde sie immer deutlicher. Anfangs konnte ich nicht verstehen, was sie sgate, was meine Angst nur noch größer und meine Bewegungen hektischer werden lies. Als sich allerdings auch der Schleier um meine Ohren legte, began ich, die Wörter zu verstehen. "Shhht. Ich bin da. Alles ist gut. Beruhig dich. Es war nur ein Traum."

Jimin. Das war Jimin.

Ich wusste nicht, woher der Gedanke kam, aber irgendwie hatte ich der Stimme augenblicklich ein Gesicht zugeordnet. Aber wenn das Jimins Stimme war... dann bedeutete das doch, dass ich auch bei ihm seien musste...

Schlagartig hörte ich auf, mich zu bewegen. Zwar zitterte ich noch am ganzen Körper und Tränen liefen mir aus meine Augen, doch falls es einen Schalter gab, der alle meine Muskeln anspannen lies und sie in dieser Position einfror, dann hatte den jemand gerade umgeegt.

Auch wenn ich mich selber nicht mehr bewegte, spürte ich, wie sich um einen meiner Arme der Druck löste und ich stattdessen etwas an meinem Rücken spürte, was ich als eine Hand identifizieren konnte... Jimins Hand um genau zu sein.

Das Streichen über meinen Rücken bewirkte, dass sich meine Muskeln wieder entspannten, doch anstatt weder komplett auzuflippen, einfach ruhig blieben. Langsam fuhr mein gesammter Körper herunter, sodass nurnoch die vereinzelten Zitterattacken auf meinen Zustand vor wenigen Minuten hinwiesen. Und mit dieser Entspannung bekam ich auch die Kontrolle über mich selbst zurück. Trotzdem bewegte ich mich zunächst nicht sonderlich.

"Du hattest einen Alptraum, Baby. Es ist alles gut."

Vorsichtig nickte ich, wodurch meinen Körper ein weiterer Zitteranfall überfiel. "Shhht. Bruhig dich." Es brauchte noch einen Moment, bis seinen Worten Taten folgten und ich mich tatsächlich wieder voll und ganz bei Sinnen fühlte.

Langsam lies sich Jimin mit mir wieder nach hinten sinken, achtete allerdings darauf, dass er mich auch als wir lagen, in seine Armen behielt. "Geht's wieder", wollte er wissen, nachdem er mir die Tränen vom Gesicht geküsst hatte. Schwach nickt ich.

"Willst du darüber reden?" Kurz überlegte ich. Eigentlich hatte ich keine Lust, das Gesammte noch einmal mitzuerleben, aber nichts sagen kam mir auch falsch vor. "Ich... ich... hab e...es nochmal mit...miterelebt... also... Freitag..." Das entsprach zwar nicht ganz der Wahrheit, machte es gerade allerdings sehr viel einfacher für mich und erklärte zudem noch meine Panik.

Erst, als mich der Silberhaarige an sich drückte und einen Kuss auf meinen Kopf platzierte, bemerkte ich, dass mir von alleine doch wieder vereinzelt Tränen aus den Augen gelaufen waren.

Wie auch am vergangenen Abend spürte ich, wie mir Jimin über den Rücken streichelte, was dieses Mal gleich bewirkte, dass die restliche Anspannung aus meinem Körper verschwand. Dies schien auch der Junge, an den ich gedrückt wurde, zu merken. "Versuch wieder zu schlafen. Ich bin bei dir. Immer", flüsterte er an meinem Ohr, während meine Augen langsam aber sicher zufielen.


"Du kleine Schlampe." "Dich braucht niemand." "Solche Nutten wie du sind nur Verschwendung für die Welt." "Na, wem hast du's heute besorgt?" "Es ist eine Schande, dich meine Tochter nennen zu müssen." "Warum bis du nicht anstatt ihr gestorben?" "Du undankabres Stück." "Du verdienst nichts."

Er tauchte auf. Immer wieder. Für einen kurzen Augenblick. Und kaum hatte er mir eine neue Beleidigung an den Kopf geworfen, verschwand sein Gesicht, nur um an einer anderen Stelle wieder aufzutauchen.

Es war wie ein ewiger Kreislauf. Ohne Anfang und Ende. Genau, wie der Raum, in dem sich das Spektakel abspielte. Er war schwarz. Ob Rund, Vier- oder Vieleckig war nicht zu erkennen. Er war einfach schwarz.

Und ich... ich stand in der Mitte und hatte das Gefühl mit jedem Wort immer kleiner und kleiner zu werden. Für nichts war ich gut genug. Für alles zu schlecht. Und ich wusste nicht, wie lange mein Ich noch existiert hätte, bevor es so klein geschrumpft wäre, dass ich sogar von einer Mücke würde ausgelacht werden, wenn nicht-


"Baby wach auf. Sofort."

Etwas rüttelte an meiner Schulter und reflexartig griff ich in das erste, was ich zu fassen bekam, was in diesem Fall ein weicher Stoff war. Ohne zu zögern drückte ich mein Gesicht in Jimins T-Shirt und lies meine Tränen freien Lauf.

Anders, als beim letzen Mal, konnte ich seine Stimme von anfang an gut und deutlich hören. Helfen taten dennoch weder seine Worte, noch die Umarmung und Küsse, dass ich mich schneller beruhigte. Stattdessen dauerte es gefühlte Ewigkeiten, bis von mir, außer einzelnen Schluchzern nicht mehr viel zu hören war.

Das alles wäre so viel leichter auszuhalten, wenn ich nicht wüsste, dass das alles wirklich passiert war. Wenn auch nicht in dieser Form. Aber die Wörter waren trotzdem gefallen. Immer einzeln, sodass es nicht so weh getan hatte. Aber jetzt, wo ich alles auf einmal gehört hatte, war in mir einfach was gerissen.

"Ich... ich...", schniefte ich unkontrolliert. "Shhht. Beruhig dich erstmal, Kleines." Wie Jimin es gesagt hatte, gab ich meinen Gedanken und Körper noch einen Moment, um sich von dem Heulkrampf zu erholen, bevor ich ein weiteren Versuch startete. "Immer, wenn ich meine Augen zu mache, kommen wieder diese Bilder hoch." Meine Stimme zitterte zwar, ansonsten war sie allerdings einigermaßen gut zu verstehen.

Auch wenn ich versuchte, mich an dem Stoff an den man sich so schön kuscheln konnte, festzuhalten, sah ich wenig später in Jimins besorgtes Gesicht. Man konnte sehen, wie es in seinem Gehirn ratterte. Er schien wohl zu überlegen, ob er das Folgende wirklich aussprechen sollte.

"Soll ich dich die Bilder vergeessen lassen? Wenigstens für diese Nacht?" Der Silberhaarige kam mir näher und gab mir einen langen Kuss, während ich spürte, dass seine Hand langsam aber sicher nach unten wanderte. Und just in dem Augenbick verstand ich woaruf er hinaus wollte.

Kaum lößte er sich aus dem Kuss, stoppte er auch seine Hand, die sich schon gefährlich Nahe an meinem Oberschenkel befand. Er schien wirklich auf ein "Okay" von mir zu warten. Aber sollte ich ihm dieses auch geben...?

Auf der einen Seite gab es genügend Gründe, nicht darauf einzugehen und gleichzeitig... die letzte Nacht hatte es mir auch geholfen, als ich den Älteren einfach hatte machen lassen...

Sollte ich es riskieren...?

Na, was glaubt ihr... wie wird sich Yuna enscheiden...

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