Kapitel 49

Etwas verloren stand ich in Jimins Zimmer und wusste nicht so ganz, wohin mit mir. Aufgrund meines stürmischen Aufbruchs von Zuhause, hatte ich natürlich auch nichts weiteres, als mein Handy und Schlüssel mitgenommen, was bedeutete, dass ich mir Wohl oder Übel mal wieder ein T-Shirt für die Nacht leihen musste. Und auch wenn ich bezweifelte, dass sein Besitzer ein Problem damit haben würde, war ich mir da bei meiner eigenen Wenigkeit nicht ganz so sicher.

Auf der einen Seite war es ja nicht das erste Mal, das ich Sachen von ihm trug und vor allem nach unserem langen Gespräch auf dem Sofa, verabscheute ich meinen Super-Boyfriend nicht mehr ganz so dolle. Er hatte mir geholfen, als ich Hilfe brauchte und ich musste zugeben, dass es mir wirklich ein wenig besser ging.

Auf der anderen Seite war da allerdings die Tatsache, dass ich Aufgrund der vorherigen Ereignisse noch immer Schwierigkeiten hatte, Jimins Reaktionen Einzuschätzen. Und das letzte, was ich heute Abend wollte, war ein weiteres Mal mit ihm zu schlafen... aber würde er das akzeptieren - wenn er es überhaupt vorhatte - oder musste ich meine Meinung über den Koreaner ein weiteres Mal überdenken...

War er garnicht so ein Arsch, wie ich immer gedacht hatte? Liebte er mich wirklich so stark, wie er immer meinte? Und... vor allem... wenn ich ihm eine Chance geben würde... würde ich dann glücklich mit ihm werden...?

Es waren zu viele Fragen, die auf mein sowieso schon überanstrengtes Gehirn hereinprasselten. Und angesichts dessen, dass mir bewusste war, dass ich sie heute Abend - oder eher Nacht - definitiv nicht mehr beantwortet bekommen würde, versuchte ich sie fürs erste aus meinen Gedanken zu verbannen, was definitiv leichter gesagt war, als getan.

Zwei Arme schlangen sich um meine Taille und drückten mich an eine Brust. Mir war bis zu dem Zeitpunkt garnicht aufgefallen, dass der Silberhaarige ins Zimmer gekommen war, was dieser selbstverständlich ausgenutzt hatte, um sich an mich zu kuscheln. "Worüber denkst du nach, Baby?" "Nichts sonderlich wichtiges", wich ich der Frage aus. Ich wollte nicht mehr an mein Gehirnchaos vor wenigen Sekunden denken müssen und fertig. Ich konnte hören, wie Jimin bereits zu einer Antwort ansetzte, die mir bei diesem Vorhaben vermutlich nicht geholfen hätte, weshalb ich mich schnell umdrehte, wodurch seine Arme gezwungenermaßen von mir abfielen und ich ihm somit das Wort abschnitt.

Für einen Augenblick konnte ich seine hochgezogene Augenbraue sehen, doch sie ignorierend, sprach ich einfach das aus, was ich sowieso noch hinter mich bringen musste. "Kann ich nochmal ein T-Shirt von dir haben?" Ein Grinsen schlich sich auf das Gesicht meines Gegenübers - ganz schlechtes Zeichen - nachdem er den heruntergeratterten Satz verstanden hatte. "Klar kannst du." Immer noch mit dem Grinsen im Gesicht, ging er an mir vorbei zu seinem Kleiderschrank, um besagtes Shirt zu holen.

"Du hättest dir aber auch einfach eines nehmen können", lachte er, als er zu mir zurück kam. Erwiedern tat ich darauf einfach nichts. Dankend wollte ich meinem Freund den grauen Stoff abnehmen, doch so einfach sollte es nicht werden. Ehe ich mich versah, schwebte mein Ziel in für mich unerreichbaren Höhen.

Das war jetzt nicht sein Ernst...

Offensichtlich doch. Und Jimin machte auch keine Anstalten, seinen kleinen Spaß in den nächsten Sekunden abzubrechen, was bedeutete, dass ich mir etwas überlegen musste, um an das verdammte Shirt zu gelangen. Seufzend versuchte ich es mit der klassischen Hochsprung-Taktik, die natürlich unglaublich viel brachte - nicht. Und auch der Versuch, meinen Gegenüber in Grund und Boden zu starren, war wie zu erwarten unnötige Zeitverschwendung.

"Komm schon." Verzweifelt legte ich meinen Kopf in den Nacken. "Was krieg ich dafür?" Alleine der provozierende Ton in seiner Stimme brachte mich dazu, dass ich meinen Kopf wieder in seine Ausgangsposition bewegte und Jimin mit einem Nicht-Dein-Ernst-Blick zu bewerfen. Diesen interessierte das herzlich wenig und machte einen weiteren Schritt auf mich zu. Mir war schon bewusst, was er von mir wollte, doch sonderlich Lust, schon wieder nachzugeben, hatte ich zugegebenermaßen nicht und während ich nach einem neuen Plan suchte, viel mir im Hintergund eine Tür auf... eine Tür... die immer noch geöffnet war...

Seufzend tat ich so, als würde ich auf den ganzen Spaß eingehen, legte meine Hände an Jimins Schultern und kam seinem Gesicht mit meinem näher. Das siegessichere Lächeln auf seinen Lippen könnte man vermutlich aus 100 Metern Entfernung erkennen, doch dieses würde ihm gleich vergehen. Kurz bevor sich unsere Lippen trafen, flüsterte ich ein "Hättste' wohl gerne", bevor ich den irritierten Jungen an den Schultern beiseite schob und zu der offenen Schranktür flitze.

Mit einem neuen Shirt in der Hand und einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen, drehte ich mich zum Silberhaarigen herum. Diesem war zu meiner Verwunderung ebenfalls das Grinsen nicht, wie ich es mir erhofft hatte, aus dem Gesicht gefallen. Es hatte sich lediglich zu einem Miesen verändert, was nun wirklich kein gutes Zeichen war. "Ach so sieht das jetzt also aus..."

"Du hast doch selbst gesagt, ich darf mir auch einfach selbst eins nehmen", erinnerte ich Jimin an seine soeben gesagten Worte. Anstatt darauf noch irgendetwas zu erwidern, kam der Angesprochene langsam auf mich zu. Und dank seinem einschüchterten Blick, dauerte es auch nicht lange, dass sich meine Beine selbstständig machten und ebenfalls zurückwichen.

Na super... jetzt war ich diejenige, der das Lachen vergangen war...

Natürlich dauerte es nicht lange, bis das ganze Spiel von einem gewissen Schrank hinter mir gestoppt wurde. Von oben sah Jimin auf mich herab und für einen kurzen Moment bezweifelte ich, dass es sonderlich gut gewesen war, diese Worte auszusprechen.

Doch ehe sich in mir erneut Angst bilden konnte, wurden meine Sorgen durch eine einzige Handlung zerstört. "Hätt ich das mal lieber für mich behalten..." Mit einem Zwinkern legte mein Gegenüber den grauen Stoff in seiner Hand dorthin zurück, wo er ihn her geholt hatte und entfernte sich wieder lachend von mir, als ihm mein leicht verdatterter Gesichtsausdruck auffiel.

Ich sagte doch... ich konnte ihn in keiner Weise einschätzen...

Leicht kopfschüttelnd wollte ich am Älteren vorbei gehen, um mich im Bad umzuziehen, als ich, ein weiteres Mal durch seine Arme um meiner Taille, daran gehindert wurde. "Wo willst du hin, Kleines?", flüsterte er in mein Ohr. "Ins Bad. Mich umziehen." War das so schwer zu erraten? "Aber wieso denn? Du kannst dich auf hier umziehen. Ich hab doch eh schon alles gesehen."

Ich verspürte den Drang in mir, mich umzudrehen und meinem Hintermann gehen den Oberarm zu Schalgen, doch dann würde der Betroffene auch meine feuerroten Wangen sehen, weshalb ich es lieber bleiben lies. "Ja... das KÖNNTE ich machen... Ich werde es allerdings nicht!"Mein Plan war es gewesen, mich einfach von Jimin loszureißen und aus dem Zimmer zu flüchten, doch dieser ging von vorne bis hinten schief. 

Jimin, welcher allem Anschein nach mit der Reaktion gerechnet hatte, schaffte es irgendwie, mir mein eigenes T-Shirt bei meinem Fluchtversuch über den Kopf zu ziehen und mich daraufhin um 180 Grad zu drehen. Das bedeutet, das ich nun nurnoch im BH vor ihm stand, nicht wissend, was gerade passiert war.

Und so neben der Spur, wie ich gerade drauf war, war alles, was ich tat, meinem Gegenüber ebenfalls sein Shirt zu klauen, womit dieser wenigstens auch nicht gerechnet hatte. "Gleichberechtigung", kommentierte ich trotzig und mit verschränkten Armen mein Handeln.

Einen Moment hielten wir beide unsere ernsten Mienen, bis Jimin schließlich lachend an mir vorbeiging und es dabei für nötig hielt, mir durch die Haare zu wuscheln. "Eyyyy", meckerte ich und versuchte vergeblich meine Haare wieder glatt zu streichen, wobei ich im Endeffekt selbst leicht lachen musste. Die Situation war einfach zu bescheuert...

Und sie wurde auch nicht dadurch besser, dass ich plötzlich von hinten an der Taille gepackt wurde und mich wenig später eine Kitzelattacke traf. Vergeblich versuchte ich den Fängen des Älteren zu entwischen, doch das hatte ich mir definitiv einfacher vorgestellt, als das es dann wurde.

Erst, als mir vor Lachen die Beine wegknickten und ich mich auf den Boden sinken lies, hielt Jimin es für genug und hörte auf, mich zu ärgern. Trotzdem brauchte ich noch ein, zwei Minuten, bis ich mich von meinem Lachkrampf komplett erholt hatte.

Als ich mich dann schließlich dazu aufrappeln konnte, mich aufzusetzen, musste ich feststellen, dass mein Angreifer bereits umgezogen auf seinem Bett saß und mich von da aus schmunzelnd beobachtete. Erst jetzt viel mir wieder ein, dass ich ja immer noch im BH hier herum saß... Schneller als ich gucken konnte, hatte mein Körper von alleine reagiert und sich das T-Shirt, welches ich bis jetzt immer noch in meinen Händen gehalten hatte, übergezogen. Das leichte Kopfschütteln des Größeren ignorierte ich, als ich mir danach, möglichst schnell, noch die Hose und den BH unter dem Shirt auszog.

Beides über den Schreibtischstuhl im Zimmer gelegt, drehte ich mich wieder zum Silberhaarigen, welcher daraufhin seine Arme ausbreitete, als Zeichen, ich solle zu ihm kommen. Etwas zögerlich kam ich der Aufforderung dann auch nach, wobei ich, sobald ich mein Ziel erreicht hatte, an den Armen heruntergezogen und mit dem Rücken aufs Bett geschmissen wurde.

Lächelnd krabbelte Jimin über mich, wodurch in mir wieder leichte Panik hochstieg. Würde er wieder-

Ich konnte meinen Gedanken nicht zuende denken, da meine Aufmerksamkeit auf die Stimme an meinem Ohr gelenkt wurde, die mir meine Angst nahm. "Keine Sorge, ich mach nichts, Kleine." Kurz darauf spürte ich seine Lippen, die sich langsam von meinem Ohr, herunter zu meinem Mund arbeiteten, bevor Jimin mich in einen langen Kuss verwickelte.

Seine Lippen bewegten sich gefühlvoll gegen meine, doch es war keineswegs ein fordernder Kuss. Ich spürte nicht die Lust,  die er hätte, würde Jimin auf mehr abziehlen. Und auch, als sich unsere Zungen berührten, behielt der Kuss seine ruhige, entspannte Art.

Immer noch lächelnd löste sich der Silberhaarige von mir, legte sich neben mich und deutete mir, in seine Arme zu kommen. Und egal, was ich von dem Jungen neben mir momentan hielt oder halten wollte, ich musste zugeben, dass es dort ziemlich gemütlich seien konnte.

Müde von den Ereignissen des Tages kuschelte ich mich an Jimins Brust, während dieser seine Arme um mich legte, sodass wir uns, würde mein Gesicht nicht in sein T-Shirt gedrückt werden, anschauen würden.

"Gute Nacht", flüsterte ich, während mir langsam aber sicher die Augen zufielen. Schwach nahm ich noch Jimins Stimme war, die ebenfalls ein "Schlaf gut, Baby", grummelte, bevor ich meine Augen endgültig schloss.

Und kaum hatte mich die Schwärze komplett eingehüllt, kamen sie wieder hoch... die Bilder... die Szenen... alles, was an diesem Abend passiert war... In der Hoffnung, sie nicht mehr sehen zu müssen, kniff ich meine Augen noch stärker zusammen, was natürlich garnichts brachte. Im Gegenteil. Ich hatte das Gefühl, alles würde noch deutlicher werden. Ich sah meinen Vater. Wie er ausholte, wie seine Hand auf meine Wange traf, wie er mich anschrie, einfach alles... Meine Atmung verschnellerte sich, ebenso wie mein Herzschlag. Es war als wäre ich ein weiteres Mal in der Situation, so, als ob ich alles noch einmal durchleben musste, so, als ob-

"Hey, Baby. Alles ist gut. Du bist nicht zuhause, du bist bei mir."

Panisch schlug ich die Augen auf. Noch immer konnte ich meine schnelle Atmung hören, meinen Herzschlag fühlen und meine Angst spüren. "Ich-", mein eigenes Schluchzen unterbrach mich, als ich mich wieder an die Bilder erinnerte, "Ich... ich hab es wieder gesehen..."

Zitternd fanden meine Hände ihren Weg zu Jimins Shirt und krallten sich in den weichen Stoff. "Shhht. Beruhig dich. Ich bin da, Süße." Eine Hand strich mir leicht durch die Haare, während ich vereinzelt Küsse auf meinem Kopf spürte. Ich glaube, der Ältere wollte mir durch seine Berührungen versichern, dass ich nicht alleine war, was zugegebenermaßen auch einigermaßen gut funktionierte.

Lange dauerte es nicht, dass ich meinen Körper wieder unter Kontrolle bekam. Trotzdem blieb die Angst, die Augen wieder zu schließen. An Einschlafen war gar nicht erst zu denken. "Jimin?" Man konnte die Unsicherheit aus meiner Stimme gut raushören, als ich es schaffte, den Mund zu öffnen. "Hm?" "Ich hab Angst." Ich hasste es, diese Tatsache vor dem Silberhaarigen zuzugeben, doch ich hatte ihm an diesem Abend so viel erzählt, dass es mir gerade ziemlich egal war. "Ich weiß", flüsterte der Angesprochene in meine Haare, "Brauchst du aber nicht. Ich bin bei dir und ich pass auf dich auf." "Danke." Noch immer war meine Stimme leise, doch ich war mir sicher, dass ich laut genug gesprochen hatte, dass mich der Silberhaarige hatte verstehen können.

"Genieß es einfach, Baby." Gerade wollte ich nachfragen, was Jimin meinte, als ich seine Hand spürte, die ruhig, aber bestimmt über meine Rücken wanderte. Immer wieder strich mein Freund über meine Hüfte, Taille und Rücken auf und ab.

Anfangs wusste ich nicht genau, wie ich reagieren sollte, doch schlussendlich wurde ich wirklich ruhiger und fing an, mich an die zärtlichen Berührngen zu gewöhnen. Ich wollte es nicht so richtig zugeben, doch vielleicht... aber auch wirklich nur ganz vielleicht... gefielen sie mir auch...

Meine Gelassenheit wurde zerstört, als ich spürte, wo Jimins Hand hinwanderte. Langsam, aber zielsicher rutschten sie immer weiter herunter, bis er unterhalb meiner Hüfte war. Und an dem Punkt, an dem uns nicht mehr das T-Shirt trennte, sondern ich seine Finger direkt auf meiner Haut spüren konnte, reagierte ich reflexartig, indem ich mich wieder anspannte und meine Hand sich um seinen Arm legte, um ihn zu stoppen. "Bitte nicht", flüsterte ich.

Doch anstatt auf meine Bitte einzugehen und seine Finger zurückzuziehen, verweilten diese an genau der Stelle, an der ich sie hielt. "Vertrau mir", hörte ich Jimins sagen, als ich keine Anstalten macht, ihn wieder loszulassen.

Ich zögerte. Zum einen wollte ich nicht, dass er wieder unter das Shirt ging und zum anderen... er hatte mir versprochen, er würde nichts tun... Aber würde er sich auch daran halten...?

Andernfalls...

...wenn es wirklich sein Ziel war, mich zu beruhigen - wovon ich jetzt mal ausging - welchen Sinn hätte er dann, mich komisch anzufassen...?

Noch einen Moment hielt ich inne, bevor ich meine Finger vorsichtig von Jimins Haut löste und ihm wieder den Freiraum gab, seinen Arm zu bewegen, was dann auch passierte. Für einen Moment spannte ich mich weiter an, als ich spürte, wie seine Hand über meinen Po strich. Ich bekam Angst, er würde mich doch an Stellen anfassen, an deine ich es überhaupt nicht wollte. Diese legte sich dann allerdings relativ schnell wieder, als mir der Ältere wenig später die Taille hinauf, wieder über den Rücken strich.

Das ich trotzdem angespannt blieb, merkte ich dabei erst, als ich ein "Entspann dich, Süße", an meinem Ohr hörte. Und sobald ich das getan hatte, rutschte Jimin ein bisschen zu mir herunter und setzte Jimin seine Lippen an meinem Hals an, um diesen mit Küssen zu bedecken.

Ein paar Minuten noch, zwang ich meine Augen, offen zu bleiben, doch langsam, aber sicher, überfiel mich die Müdigkeit ein weiteres Mal. Nach ein paar Blinzlern, gab ich schließlich nach und erlaubte meinen Lidern, sich zu schließen.

Kaum hatte ich das getan, wartete ich ein weiteres Mal auf die Bilder...

...doch ich wartete vergebens. Stattdessen blieb das Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, die Jimins Berührungen ausstrahlten, während ich langsam aber sicher ins Land der Träume abdriftete.

Und da sind wir wieder bei 2500 Wörtern. Naja... länger als normalerweise bei dieser Geschichte, aber gut. 😂 😅 Gewöhnt euch nur nicht allzu sehr daran, des wird jetzt keine Standartlänge... hehe 😇 💗 🙈 😝

Euch einen schönen Abend noch 😘

Eure Nelxy ❤️ ❤️

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