Kapitel 47

Die Kapuze meiner Jacke hatte ich mir tief ins Gesichts gezogen, meine Beine hatte ich angewinkelt und mein Kopf in meinem Schoss vergraben. Ich wollte mich klein machen. Zu groß war die Angst, er könne mir gefolgt sein und mich finden. Noch immer zitterte und bebte mein gesamter Körper und ich hatte es mittlerweile aufgegeben, zu versuchen, diese Reaktionen zu unterdrücken.

Keinen Mucks gab ich von mir, wodurch mir auch das dumpfe Tapsen von Schritten nicht entging. Sie kamen näher. Und zwar schnell. Augenblicklich spannte ich mich noch mehr an.

Was, wenn das mein Vater war? Wenn er mich tatsächlich gefunden hatte? Und vor allem... was würde er jetzt machen?

Die Geräusche verstummten. Doch das war in keinem Fall positiv. Ein Schatten fiel über mich, doch ich wagte es nicht, aufzuschauen. Ich konnte den fremden Atme hören, als sich der Neuankömmling zu mir herunterbeugte. Eine Hand legte sich auf meine Schulter. Sanft. Vorsichtig. Das konnte nicht mein Vater sein.

Ganz langsam hob ich den Blick. Im Prinzip ahnte ich schon, wen ich gleich sehen würde und auch, als ich in seine braunen Augen sah, musste ich erste nocheinmal sicher gehen.

"Jimin?"

Das leichte Lächeln des Angesprochenen fiel in sich zusammen, als er meine verweinten Augen und die zitternde Stimme bemerkte und verwandelte sich in einen geschockten Gesichtsausdruck. "Was ist passiert, Baby?" Ohne dem Älteren zu antworten, schmiss ich mich einfach in seine Arme. Hauptsache, ich war nicht mehr alleine.

Sofort schlangen sich auch seine Arme um mich und gaben mir den Halt, den ich gerade brauchte. "Es ist alles gut, Kleines. Ich bin bei dir." Dies und vieles weitere flüsterte er mir immer wieder in meine Haare. Doch ich achtete nicht darauf, was er sagte. Alles, was für mich gerade zählte war, dass irgendjemand bei mir war. Es gab mir das Gefühl von Sicherheit und zum ersten mal kam der Gedanke in meinen Kopf, dass ich es geschafft hatte, dass er mir nicht hinterher gelaufen war, dass es vorbei war.

Nach ein paar Minuten spürte ich einen leichten Druck an meinen Schultern, doch anstatt mich vom Silberhaarigen zu lösen, drückte ich mich nur noch mehr an ihn. Ich wollte noch nicht loslassen. Ich wollte ihm noch nicht ins Gesicht schauen müssen. Ich wollte weiterhin diese Wärme um mich herum spüren.

Sobald Jimin merkte, dass ich mich noch nicht, wie er dachte, beruhigt hatte, strich er mir wieder durch die Haare und den Rücken herunter. Erst nach geschätzten fünfzehn Minuten, in denen mir der Ältere weiterhin beruhigend zugesprochen hatte, während alles, was ich getan hatte, weinen gewesen war, fing mein Körer an, herunterzufahren.

Langsam lies das Zittern nach, die Tränen hörten auf, in Strömen über meine Wange zu laufen und meinen Mund verließ, anstatt den heftigen Schluchzern, nurnoch einzelne Schniefer. Das sah Jimin als Zeichen, um DIE Frage der Fragen zu stellen, wobei ich ihm dankbar war, dass er es weiterhin zuließ, dass ich mich an seine Brust drückte. "Willst du mir sagen, was passiert ist?" Einen Moment sagte ich garnichts. Ich musste erst einmal selbst über die Frage nachdenken.

Wollte ich es denn...?

Ich konnte mir die Frage nicht beantworten, denn bevor ich zu einem erfolgreichen Schluss kam, sprengte mein Freund mit seiner darauffolgenden Frage alle meine Gedanken. "Oder soll ich dich erstmal nach Hause bringen?"

Mit einem Schlag kehrten alle Gedanken und Ängste, die ich eigentlich erfolgreich unter Kontrolle bekommen hatte, zurück. Panik stieg wieder in mir auf. Ich vergaß, wie mich Jimin vor wenigen Minuten noch getröstet hatte und wie sicher ich mich bei ihm gefühlt hatte. Auf einmal war alles, was ich in ihm sah, eine Gefahr, die mich zurück in die Hölle befördern würde.

Und mit diesem Gedanken im Hinterkopf, riss ich mich los und stieß den Jungen von mir weg. Dieser hatte mit so einer Reaktion nicht gerechnet und während er meine Handlung noch realisiseren musste, robbte ich bereits rückwärts von ihm weg. Aufstehen und wegrennen musste ich garnicht erst versuchen. Ich würde sowieso keine zwei Skeunden stehen bleiben können, da war ich mir sicher.

Mein Gegenüber hatte sich mittlerweile wieder einen Gesamtüberblick über die veränderte Situation verschafft und sah mich mit hochgezogener Augenbraue an. Und auch wenn ich meinen ängstlichen Blick durchgehend auf ihn gerichtet hatte, bemerkte ich erst, dass er aufgestanden war, als er bereits mit schnellen Schritten auf mich zu kam. Augenblicklich versuchte ich, mein Tempo zu verschnellern, was natürlich nicht viel brachte.

Mit wenigen Schritten war er bei mir, kniete sich wieder herunter und hielt mich am Oberarm fest. "Was hab ich getan, dass du auf einmal wieder Angst vor mir hast?" Er klang nicht wütend. Auch nicht vorwurfsvoll. Dennoch war seine Stimme ernst. Es intressierte ihn wirklich.

"Br...Brings...s..st... d...du... m...m...mich... wirklich... nach... nach... hau... hause?", stotterte ich mehr, als das ich sprach und es grenzte an ein Wunder, dass ich nicht wieder in Tränen ausbrach. Wobei das auch daran liegen konnte, dass ich gefühlt schon meine gesammte Flüssigkeit aus dem Körper geweint hatte.

"Natürlich, Baby. Wenn du das willst, dann mach-" "Nein. Nein. Nein. Bitte nicht!" Ein weiteres Mal wollte ich mich aus dem Griff des Älteren reißen, was dieses Mal allerdings noch kläglicher endete, als zuvor. Alles, was mein Fluchtversuch bewirkte war, dass durch den Ruck meine Kapuze nach hinten rutschte und nun die bereits untergehende Sonne ihre letzten Straheln auf mein vorher eher verdecktes und vor allem abgedunkeltem Gesicht fallen lies.

"Was zur...?" Sprachlos von dem, was er nun sah, strich Jimin vorsichtig über meine, von ihm aus gesehen linke, Wange, bevor seine Hand zu meinem Kinn wanderte, an welchem er mich näher zu sich zog. Erst dachte ich, er wolle mich küssen, doch Jimins Aufmerksamkeit galt alleine meiner rot angelaufenen Wange. "Wer...?", finge er wieder an zu reden, unterbrach sich dann alerdings selber.

Man konnte förmlich sehen, wie Jimins Gehirn die einzelnen Teile zusammensetzte, bis ihm schließlich eingies klar wurde. Ein geschockter Ausdruck machte sich auf dem Gesicht des Silberhaarigen breit, als er seine Hand von meinem Kinn zurückzog und sich auch ansonsten ein Stückchen von mir entfernte.

Ich hasste diese Blicke. Dieses Mitleid in seinen Augen. Ich wollte nicht, dass er mich so sah, dass irgendwer mich so sah, weshalb ich aus Reflex meinen Kopf nach unten senkte, wodurch mir einzelne Haarsträhen ins Gesicht und somit auch über meine Wange vielen.

Kurz darauf spürte ich, wie sich abermals zwei Arme um mich schlossen und ich von Dunkelheit umgeben wurde. "Keine Sorge, du musst nicht zurück nach Hause. Versprochen." Nur schwach nahm ich seine Worte war und doch bewirkten sie, dass augenblicklich die Anspannung aus meinen Musken fallen gelassen wurde und ich ein Stückchen mehr in die Umarmung rutschte, welche daraufhin nur noch stärker wurde.

Als wir uns wieder voneinander lößten, lies ich meinen Blick abermals gesenkt. Mir war der Gedanke, dass mein Gegenüber freie Sicht auf meine immer noch brennende Wange hatte, einfach unagenehm. Das schien dieser auch zu merken. Ohne noch groß darauf einzugehen, griff Jimin nach meiner Kapuze und zog sie mir wieder über den Kopf, bevor er meine Kopf leicht anhob und mir einen gefühlsvollen Kuss auf die Lippen drückte.

Und auch, nachdem er sich von mir lößte, achtete er darauf, mir nur in die Augen zu schauen und seinen Blick nicht auf die rote Haut zu lenken. "Was hällst du davon , wenn wir jetzt zu mir gehen und du mir dann in aller Ruhe erzählst, was passiert ist?" Mein Gehrin war noch immer zu überfordert, um dieses Vorschlag groß in Frage zu stellen, weshalb ich einfach zustimmt. "O...okay." Ich konnte ein kleines Lächeln auf Jimins Lippen erkennen, bevor er sich schließlich aufrichtet und mir beide Hände hinhielt, um mir aufzuhelfen.

Dankend nahm ich die Hilfe an und wenig später stand auch ich etwas wackelig auf meinen Beinen. Um zu verhindern, dass ich doch wieder wegknicken könnte, schlang der Größere einen Arm um meine Taille und drückte mich somit feste an sich, bevor wir langsam losliefen.


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