Kapitel 45
Jimins Sicht:
Okay, Jimin. reiß dich zusammen!
Es ist Pause. Du hast 10 Minuten. Nicht mehr und nicht weniger. Die kurze Zeit wirst du es aushalten.
Noch einmal tief ein und ausatmend bog ich um die Ecke. Am anderen Ende des Ganges konnte ich es schon sehen: Mein Ziel. Ich hatte Glück. Sie stand ganz alleine da und ich konnte nur hoffen, dass das in den nächsten Sekunden auch so blieb.
"Wir müssen reden", begrüßte ich sie. Ich wusste eh, dass sie mich nicht leiden konnte. Da musste ich garnicht erst versuchen, sie mit Nettigkeit herumzubekommen. "Was zur Hölle willst du von mir?" Ich sag ja. Sie konnte mich nicht leiden.
"Wie wär's, wenn wir das woanders klären?!" Ich bemühte wirklich, einigermaßen ruhig zu bleiben. Alles andere würde mir sowieso nichts bringen. "Sicher nicht. Entweder sagst mir auf der Stelle, was für ein Problem du jetzt schon wieder hast oder du verschwindest."
Halleluja... sie machte es einem wirklich nicht einfach.
"Es geht um Yuna", versuchte ich sie umzustimmen. "Das ist mir scheiß egal. Alles, was dieses Mädchen angeht hat dich nichts aber auch wirklich garnichts zu interessieren."
Ach... wenn ich es mir gerade so überlegte... vielleicht sollte ich doch aufs ruhig bleiben scheißen. Führte ja sowieso zu nichts.
Ohne, dass ich auf das Gezappel des Mädchens hinter mir achtete, zog ich sie um die nächst beste Ecke, wo wir glücklicherweise unser Ruhe hatten. "Ich schwör' dir, Jimin, lass mich jetzt sofort los und verpiss dich oder ich-", zickte sie herum, sobald wir stehen geblieben waren. Aber darauf hatte ich jetzt wirklich keine Lust. "Oder du was? Haben dir Hoseok und Yoongi nicht schon gezeigt, dass es manchmal besser ist, einfach die Klappe zu halten?"
Sujis Mund verzog sich zu einem dünnen Strich. Sie zitterte förmlich vor Wut und ich wusste, wenn ich noch irgendetwas Brauchbares aus ihr herausbekommen wollte, dann sollte ich das Thema besser lieber sein lassen.
"Also. Weißt du, was mit Yuna los ist, ja oder nein?" "Glaub mir, selbst wenn ich es wüsste, dann wärst du der Letzte, mit dem ich darüber reden würde." Ich überhörte ihren abfälligen Unterton in der Stimme fürs erste un konzentrierte mich eher darauf, WAS sie gesagt hatte. "Du weißt also auch nichts?!" Meine Stimme war erstaunlich ruhig, was auch mein Gegenüber für einen Moment aus der Bahn zu werfen schien.
Schnell fing sich die Schwarzhaarige allerdings wieder und sah mir mit dem gleichen hasserfüllten Blick in die Augen. "Nein tu ich nicht. War's das dann. Ich hab ne Allergie gegen Arschlöcher und keine Lust wegen dir gleich noch n' Anfall zu bekommen."
Provoziert von ihrer Aussage, zog ich eine Augenbraue hoch, was die Koreanerin nicht zu interessieren schien. Stattdessen, wollte sie sich schon zum gehen wenden, als ich sie abermals aufhielt.
"Und was weißt du über dieses Angebot?"
Ehrlich irritiert blieb sie stehen und drehte sich um. "Von was für nem Mist redest du da bitte?" War das wirklich möglich? Wusste niemand, aber auch wirklich niemand davon??? Das konnte doch nicht wahr sein!!!
"Wirt's jetzt noch was mit meiner Antwort?" "Kannst du nicht für zwei Sekunden die Klappe halten?", fuhr ich sie an. Langsam riss mir wirklich der Geduldsfaden mit diesem Mädchen. Wie hielt Yuna das nur mit ihr aus?
"Dann sprich!" Puh... Alles gut Jimin. Nicht ausrasten. Einfach ruhig bleiben! "So zwei Mädchen aus ihrer Tanzgruppe haben gemeint, sie können verstehen, wenn sich Yuna verbessern will, weil sie ja so ein Angebot hätte." Skepsis war in Suji Gesicht zu erkennen, als sie mir wieder ihre gesamte Aufmerksamkeit schenkte und nicht die Hälfte ihres Gehörs auf Durchzug gestellt hatte.
"Erstens: Was hast du mit Yunas Tanzteam zu tun? Und zweitens: Was für ein Angebot?" Um meine sowieso schon überstrapazierten Nerven zu schonen, ignorierte ich die erste Frage gekonnt und bezog mich nur auf die Tatsache, dass anscheinend wirklich niemand etwas über dieses misteriöse Angebot wusste.
"Ja, keine Ahnung. Deshalb frag ich ja. Die haben irgendetwas von DAN geschwafelt. Was das bedeutet weiß ich allerdings auch nicht." Sujis Augen wurden größer. Wusste sie doch etwas? "Von der DAN? Bist du dir sicher?" Ich zuckte mit den Schultern. Zu hundert Prozent konnte ich es nicht versichern, aber angesichts dessen, dass mein Gegenüber etwas mit dem Begriff anzufangen schien, bestätigte mich schon in der Vermutung, dass ich mich nicht verhört hatte.
Eigentlich hatte ich jetzt auf eine Erklärung gehofft, doch Yunas Freundin schien es nicht für nötig zu halten, mich aufzuklären. "Soviel zu 'wir haben keine Geheimnisse voreinander'. Tzz." Die Schwarzhaarige schnappte noch einmal eingeschnappt nach Luft, bevor sie sich umdrehte und in den Gängen verschwand.
Wow. Jetzt war ich genau so schlau, wie vorher.
Yunas Sicht:
Mit halbem Ohr hörte ich meinem Mathelehrer zu, während der Großteil meiner Aufmerksamkeit allerdings meiner Sitznachbarin galt, die mich wiederum keines Blickes würdigte. Ich hatte es aufgegeben, sie während des Unterrichts anzusprechen. Von ihr würde sowieso nichts weiter, als Ignoration zurückkommen.
Ich wusste nicht, WIE sie es herausgefunden hatte, aber seitdem Suji mich am Montag mit der Tatsache, dass ich ihr mein Angebot für die DAN verschwiegnen hatte, konfrontiert hatte, sprach sie kein Wort mehr mit mir. Auch mein Versuch, mit ihr zu reden, indem ich sie anrief oder ihr eine Nachricht schrieb, war kläglich gescheitert, da mich meine eigentlich beste Freundin blockiert hatte.
In meinem Frust, hatte ich es dann noch geschafft, dass mich sogar Tony auf meine lange Trainingszeiten angesprochen hatte. Er ging zwar davon aus, dass ich das nur tat, um nach New York zu können, meinte dann allerdings, dass ich ein bisschen herunterfahren sollte. Mein Trainer konnte ja schlecht wissen, dass mir der Sport auch half, einfach mal abzuschalten und meine Probleme zu vergessen, indem ich mich auf die Schritte und Bewegungen konzentrierte.
Für Tony war zudem die einzig logische Schlussfolgerung meines Trainings, dass ich meine Eltern immer noch von der Academy überzeugen müsse, woraufhin er mir ein weiteres Mal angeboten hatte, mal mit ihnen zu sprechen. Und trotz dessen, dass ich dieses Angebot abgelehnt hatte, wollte sich der Braunhaarige nicht mehr von seinem Vorhaben abbringen, es sei denn, sie würden bis zum Ende der Woche zustimmen.
Das bedeutete für mich, dass ich noch genau drei Tage Zeit hatte, um meinem Vater alles zu erzählen. Bis Freitag, also heute, hatte ich diese Aufgabe noch vor mich hergeschoben, aber langsam musste ich es wirklich angehen, weshalb ich mich dazu entschlossen hatte, es heute durchzuziehen. Egal, was passieren würde. Eine andere Wahl hatte ich sowieso nicht.
"Willst du hier Wurzeln schlagen oder was?"
Verwundert blickte ich auf, als eine Hand vor meinem Gesicht herum wedelte. Zunächst war alles, was ich dadurch erkannte, Hoseoks Lachen, bis ich mich schließlich umblickte und bemerkte, dass wir die einzigen Verbliebenen im Klassenraum waren.
Noch immer konnte man hören, wie der Lockenkopf vor sich hin kicherte, während ich nicht verstand, wo denn alle hin waren. Wir hatten doch erst die dritte Stunde gehabt...
Der Schwarzhaarige schien meine Verwirrung zu bemerken und beugte sich herunter zu meinem Tisch, von welchem er dann meinen Collegeblock nahm und mir deutet, dass ich ihn einpacken sollte. "Wir haben Sport, du Dummerchen. Also komm jetzt. Es sei denn, du willst zu spät kommen." Scheiße, nein. Das wollte ich natürlich nicht.
Normalerweise erinnerte mich Suji immer an so etwas, aber die war natürlich auch schon verschwunden. In Rekordzeit schmiss ich meine Sachen in meine Tasche. Dabei konnte ich hören, wie Hoseok "Mich würde echt mal interessieren, was ihr alle auf einmal habt", vor sich hin nuschelte, was ich gekonnt ignorierte. Der sollte hier mal nicht auf Unschluldslamm machen.
Doch anscheinend war seine Aussage konkret an mich gerichtet, weshalb der Ältere noch einmal nachhakte. "Ich weiß, dass du mich verstanden hast, Yuna." Ich seufzte und setzte einen neutralen Blick auf. "Und wenn schon. Ich weiß nicht, wovon du redest." Ich wollte aus dem Klassenzimmer verschwinden, um mich alleine auf den Weg zur Sporthalle zu machen.
Der erste Punkt dieses Planes funktionierte sogar, allerdings hatte ich nicht bedacht, dass Hoseok ja den gleichen Weg hatte, was bedeutet, dass der Sitzengeblieben schon nach wenigen Schritten wieder neben mir lief. "Du weißt nicht, wovon ich rede. Wer's glaubt wird selig", er lachte einmal ungläubig auf, "Erst Jungkook, dann du und jetzt auch noch Suji. Erzähl mir nicht, dass da etwas ganz und garnicht stimmt."
Abrupt blieb ich stehen. Ich hatte momentan auf ziemlich wenig Lust, aber mit Hoseok über meine Probleme und Gefühle reden, stand nun wirklich ganz weit unten auf meiner Motivationsliste. "Ich wüsste nicht, was dich das angeht", zischte ich, bevor ich in einen der Gänge abbog. Dadurch musste ich zwar einen kleinen Umweg laufen, hatte den Idioten aber nicht mehr an der Backe kleben.
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