Kapitel 31
Yunas Sicht:
Ich mochte den Montag ja generell nicht sonderlich - wer tat das schon - aber seitdem dieses dämliche Fach eingeführt worden war, war mir der Tag noch unsympathischer geworden. Und das es sich um die letzten beiden Stunden des Tages handelten, die den Schultag so unerträglich machten, verbesserten wirklich gar nichts. Das hatte nämlich nur zur Folge, dass ich nach der Mittagspause nicht aus den Fängen des Silberhaarigen entkommen konnte, sondern noch weiter 90 Minuten neben ihm aushalten musste.
Eigentlich hatte ich, bei dem Glück, was mich in letzter eit so begleitete, nicht damit gerechnet, dass sich meine Laune heute durch irgendetwas hochziehen lassen würde, aber da hatte ich mich doch wohl tatsächlich getäuscht.
Mit der einen Hand hatte ich meinen Kopf auf den Tisch abgestützt, während die andere einen Stift hielt, der jetzt schon die letzten 80 Minuten irgendeinen Mist auf ein Blatt kritzelten.
Jimins Frage, was ich denn mache, hatte ich dabei auch nur mit einem Schulterzucken kommentiert. Er hatte es selbstverständlich nicht dabei gelassen, aber ich hatte mein Gehöhr , wenn ich ehrlich war sowieso schon seit den ersten zwei Minuten auf Durchzug gestellt.
Nur das als die Worte "neu" und "Projekt" fielen, gab es eine kleine Kurzschlussreakton in meinem Gehirn. Mein Seufzen wurde von dem leisen Klackern des Stiftes übertöhnt, als dieser auf den Tisch viel, während ich meine frei Hand dafür nutze, um mein Gesicht nun vollständig zu verstecken.
Vergeblich versuchte ich mich auf die Vorgaben zu konzentrieren, was auch daran liegen könnte, dass ich dadurch versuchte, den Arm um meine Hüfte zu ignorieren. "Ach Kleines, jetzt lach doch mal. Wir machen das wieder zusammen. Das wird lustig."
Ja... super lustig...
Mit einem Kuss auf die Wange entfernte sich Jimin wieder von meinem Ohr, was ich jetzt wirklich nicht schlimm fand.
Durch diese Ablenkung hätte ich beinahe die Information verpasst, die vermutlich meinen gesamten Tag rettete. "Anders als beim letzten Mal, geben ich euch heute die Chance, euren Partner selbst zu wählen. Ihr habt 20 Sekunden. Wenn bis dahin nicht jeder jemand hat, mit dem er oder sie Arbeiten möchte, werde ich die Gruppen allerdings einteilen."
Mein Gehirn brauchte einen Moment, um das Gesagte zu sortieren. Wobei ich von Glück reden konnte, dass mein Körper schneller reagierte, als ich denken konnte. Ehe Jimin - und vermutlich auch ich selber - sich versah, war ich auf den Beinen und weg.
Naja... nicht sprichwörtlich weg... der Silberhaarige konnte mich noch sehen, aber gansuo gut konnte er sehen, wer neben mir stand. Und als auch ich realisierte, das ich nicht mehr neben dem Kotzbrocken, sondern meiner besten Freundin stand, war Hoseok auch schon bei Jimin und die Zeit somit zu ende.
Prüfend lies unsere Lehrerin, die mir auf einmal viel sympathischer wirkte, den Blick über die Klasse schweifen und als sie festestellte, dass wirklich niemand alleine herumstand, nickte sie zufrieden. "Wunderbar. Dann nutzt die letzten paar Minuten, um einen Termin für euer Treffen zu finden und dann dürft ihr gehen."
"Was hast du heute vor", lenkte Suji meine Aufmerksamkeit auf sie. "Training", nuschelte ich, da ich genau wusste wie gerne die Schwarzhaarige das hörte. Ihr darauffolgenden Seufzen bestätigte meinen Gedanken. "Okay...morgen nach der Schule? Wir könnten zu mir und nachdem wir fertig sind noch Waffeln backen."
Ein Grinsen schlich sich auf mein Gesicht. "Ooooder wir mache erst die Waffeln und essen diese dann beim lernen." Nun musste auch Suji lachen. "In Ordnung. Waffeln gehen vor." Na da waren wir aber sowas von einer Meinung.
Ich konnte während unserer gesamten Unterhaltung Jimins durchdringenden Blick auf mir spüren, doch versuchte ich den Ärger des Älteren zu ignorieren. Dass das vermutlich nicht sonderlich gut für mich enden würde, konnte ich mir ja jetzt schon denken.
Als ich aus dem Augenwinkel bemerkte, wie die ersten verschwanden, versuchte ich, noch ein bisschen Ruhe vor dem Sturm zu bekommen, in dem ich extra ein bisschen lauter sprach, als ich mich von der Schwarzhaarigen verabschiedete. "Ich muss mich beeile, sonst komm ich zu spät zu training. Ich schreib dir später."
Und los.
Noch während ich aus dem Haupteingang der Schule trat und den Schulhof überquerte, war ich tatsächlich davon überzeugt, dass meine Taktik funktioniert hatte. Doch als ich wenig später um die nächste Ecke bog, wurde ich eines Besseren belehrt.
Zwei Arme schlangen sich um meine Hüfte und brachten mich damit zum stehen. Spätestens jetzt konnte ich mir ja denken, wer mich da aufhielt, zu meinem Team zu kommen.
Ich versuchte ruhig zu sprechen, als ich den Mund aufmachte und eigentlich war ich auch davon überzeugt gewesen, dies geschafft zu haben. "Lass mich Los, Jimin. Ich hab jetzt grade wirklich keine Zeit." Anstatt das der Größere auf mein Forderung einging, gab er mir einen kleinen seitlichen Schubs, sodass ich mich gezwungenermaßen um 180 Grad drehte.
Nun konnte ich zwar meine Vermutung bestätigen, dass mein Freund alles andere als begeistert war, dass ich auf diese Erfahrung aber auch hätte verzichte können, ignorierten wir jetzt mal. Einen Moment sah mir Jimin einfach nur stumm in die Augen, wobei sein Funkeln im Prinzip schon ausreichten, um mich einzuschüchtern.
"Was sollte das, Kleines?" Da ich mir zum einen nicht sicher war, ob der Ältere überhaupt eine Antwort erwartet, ich allerdings auch nicht wusste, was ich antworten sollte, richtete ich meinen Blick nach unten.
Diese Position hielt allerdings nicht sonderlich lange, da sich eine Hand um mein Kinn schloss, die dieses grob umfasste und somit zwang, wieder nach oben zu schauen. "Schau mich an, wenn ich mit dir rede." Wieder antwortet ich nicht. "Verstanden?!" Ich zuckte bei Jimins Lautstärke leicht zusammen, was dieser nicht zu bemerken schien - oder es interessierte ihn schlichtweg nicht.
Erst als ich es irgendwie geschafft hatte, meinen Kopf zu einem Nicken zu zwingen, verschwand die Hand, die meinen Kopf in seiner Position gehalten hatte. Trotzdem wagte ich es nicht, auch nur einen Muskel zu bewegen.
"Beantwortest du mir jetzt auch meine Frage oder wird das eine längere Diskussion?" Leicht panisch durchforstete ich mein Gehirn nach dem, was er meinen könnte, bis mir glücklicherweise einfiel, warum wir überhaupt hier standen.
Aber was sollte ich darauf antworten?
Offensichtlich war die Hand meines Gegenübers an meinen Rücken gewandert, was ich dadurch bemerkte, dass sie von dort aus einen leichten Druck ausübte, der mich näher an den Silberhaarigen heranrückte.
"Hat es dir etwa jetzt schon die Sprache verschlagen? Wie soll das denn nach einer weitern Nacht bei mir aussehen?"
Wenn das, was ich vorher gespürt hatte, Panik gewesen war, dann war es nichts im Vergleich zu dem, was nun meinen Körper durchfloss. Und auch wenn mir ja schon bewusst gewesen war, dass Jimin auch noch einmal mit mir schlafen würde, hatte ich nicht damit gerechnet, dass er es so gezielt gegen mich verwenden würde.
"Ich wollt doch nur etwas mit Suji machen. Wo ist das Problem?", versuchte ich mich zu verteidigen. Und auch wenn ich nicht besonders laut gesprochen hatte, war es gut verständlich gewesen. Es war eben nur nicht das gewesen, was Jimin hatte hören wollen. "Was hast du gesagt, Süße?"
Ich hatte jetzt zwei Möglichkeiten: entweder ich gab nach - wie sonst immer - oder ich musste verschwinden. Und zwar schnell.
Mein Gehring arbeitete auf Hochtouren. Naja... vielleicht auch nicht. Denn wenn es so wäre, hätte ich definitiv schlauer gehandelt,
So aber riss ich mich aus dem Griff des Silberhaarigen Losung brachte ein paar Schritte abstand zwischen uns. "Suji ist meine beste Freundin. Was ist also daran so schlimm, dass ich auch etwas mit ihr machen will. Und ich werde mir sicher nicht von dir vorschreiben lassen, mit wem ich befreundet bin und wann ich was mit wem mache. Das ist immer noch mein Leben. Warum kannst du dich nicht einfach da raus halten?!"
Ich atmete in paar Mal tief ein und aus, während ich gedanklich wiederholte, was ich Jimin alles an den Kopf geworfen hatte. Dieser war in diesem Prozess anscheinend etwas schneller und als er einen Schritt auf mich zumache, wich ich augenblicklich einen nach hinten.
"Ich glaube, dass wird heute nichts mehr aus deinem Training, Süße." Jimin wollte nach meinem Arm greifen, aber mein Gehirn hatte sich eingeschaltet und reagierte rechtzeitig, indem es diesen wegzog.
Und jetzt gab es nurnoch einen Weg: Weg hier!
Um mir einen kleinen Vorsprung zu verschaffen, gab ich dem Koreaner einen kleinen Schubs nach hinten, als er mich wieder an der Hüfte packen wollte, drehte mich auf dem Absatz um und flitzte um die nächste Ecke.
Ich kam mir ein bisschen wie ein Haken schlagender Hase vor, als ich wie verrückt versuchte, so viele Ecken wie möglich zu erhaschen. Doch wie es aussah, hatten die kleinen Salatfresser da eine ganz gute Taktik. Denn nach nicht all zu langen Abbiegungen, hatte ich genug Zeit und konnte mich hinter einen kleinen Mauer verstecken. Dadurch beobachtete ich, wie mein Verfolger erst an mir vorbeilief, bevor er mitten auf der Straße stehen blieb, um nach mir Ausschau zu halten.
Als ich vorsichtig hinter meinem Versteck hervorsähet sah ich, wie er sein Handy herausgeholt hatte und wenig später konnte ich die Vibration meines eigenes in meiner Jackentasche spüren.
In Sekundenschnelle hielt ich das Gerät in den Händen und noch schneller hatte ich es in den Flugmodus befördert.
Und Gute Nacht.
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