Kapitel 20

"Wo willst du hin?" Alles, was ich wollte, war, wie jeden Tag eine entspannte Mittagspause mit meiner besten Freundin und auch NUR mit seiner besten Freundin zu genießen. Ich konnte nicht einmal zwei Meter in Richtung Freiheit machen und schon wurde ich zurückgehalten. Augenrollend drehte ich mich um. "Mit Suji zum Bäcker." Für mich war die Diskussion mit dieser Aussage auch schon wieder beendet, doch anscheined waren Jimin und ich, was derartige Entscheidungen anging, oft getrennter Meinung. „Du isst mit uns."
Ich hatte weder Lust, mit Jimin an einem Tisch zu sitzen, nich mit Jimin plus dem Rest seiner Rasselbande. Egal, wie man es drehte oder wendete, würde ich dadurch im Leben nicht zu ein bisschen Entspannung kommen und das es eine spaßige Stunde ohne Unterricht werden würde, würde ich auch vergessen.
„Ich es mit meiner Freundin." Ich wendete mich dem gehen zu, drehte mich allerdings für eine Ergänzung noch einmal kurz zum Silberhaarigen um. „Wie immer." Ohne meinem Diskussionspartner noch weitere Beachtung zu schenken, wirbelte ich herum und wollte verschwinden. Jedoch war Jimin schneller und hielt mich erneut auf. Dieses Mal nicht nur mit Worten, sonder einer physischen Bewegung, die mein Handgelenkt daran hinderte, mit dem restlichen Körper mitzugehen. Erneut änderte ich meine Richtung um 180 Grad und musste erschreckenderweise feststellen, dass mir der Koreaner näher gekommen war, als ich vermutet hatte. Von meinen unangenehmen Gefühlen geleitet, wollte ich zurückweichen, mein Ego hielt mich jedoch im letzten Moment auf. Die Genugtuung würd ich ihm nicht auch noch geben.
„Suji wartet auf mich", nannte ich dem Silberhaarigen einen Grund, um zu verschwinden, weshalb ich mich wenge Sekunden später von ihm losriss. Und genauso schnell, wie ich etwas Abstand zwischen und gebracht hatte, klebte ich auch schon wieder förmlich an ihm.

Ohne auch nur ein Wort zu sagen, zog mich Jimin mit sich. Da ich nicht mit so einer plötzlich Wendung gerechnet hatte, stolperte ich dem Größeren mehr hinterher, bis wir auf einmal in einem Klassenzimmer landeten und die Tür hinter mir ins Schloss fiel.Gerade wollte ich mich wieder aus dem Staub machen, da hatte mich der Junge wieder gepackt, leicht an die Wand geschubst und mit seiner linken Hand den Weg versperrt. 
"Ich weiß nicht, ob du es verstanden hast, Kleines, aber alles, was ich gestern gesagt habe, war mein voller Ernst! Und wenn ich jetzt sage, dass du die Pause mit mir und den Jungs verbringst, dann mein ich das genau so ernst. Verstanden, Süße?" Einen Moment sah ich ihn einfach nur fasslungslos an und wiederholte in meinem Kopf, was er da gerade aus seinem Mund gekommen war. Und je mehr ich realisierte, was der Silberhaarige da von sich gab, desto wütender wurde ich. „Ich bin doch nicht deine Puppe, die du herumkommandieren kannst, wie es dir passt", sprach ich schließlich meinen Gedanken aus. Es war mir gerade völlig egal, ob es jetzt dem entsprach, was er hören wollte oder nicht.
„Und wie du das tun wirst, was ich dir sage." In meinem Gehirn wurden erneute Wahlen eröffnet, als sich die Möglichkeiten ‚Lachen' und ‚Meinung sagen' aufstellen ließen. Doch gerade, als letzteres gewonnen hatte, hatte mein Gegenüber meine fehlende Begeisterung mitbekommen und mein Kinn grob zwischen seine Hände genommen. Aus Reflex bearbeitet ich meine Zunge mit den Zähnen, um keinen schmerzhaften Laut von mir zu geben.

"Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich dich dazu bringen kann, dass zu tun, was ich dir sage? Die Wahl liegt ganz bei dir, Süße. Etweder du akzeptierst einfach, dass du meine Freundin bist oder ich werde es dir Wohl oder Übel beibringen müssen. Und ich glaube, dass würde weder dir, noch deiner Freundin gefallen."
Kaum hatte er Suji erwähnt, wurde meine Wut durch aufkommende Angst und Panik vertrieben. Ich wollte infach nicht, dass meine beste Freundin unter etwas litt, was ich zu verantworten hatte. Dazu war sie mir viel zu wichtig. Und zu meinem Bedauern wusste Jimin das auch. Oder seine wenigen Gehirnzellen konnten es sich immerhin denken.
Anscheined war es wirklich einfach, an meinem Gesicht abzulesen. Denn kaum hatte ich bemerkt, dass die Enden meiner Möglichkeiten alle im Nachteil für mich oder jemanden, der mir wichtig war aussehen würde, wurde der Griff um mein Kinn lockerer und Jimin trat einen Schritt ach hinten. Mit seinen Augen begutachtete er dennoch jede meiner Bewegungen.

„Also", brach er schließlich die Stille, „kommst du jetzt mit mir?" Hatte ich eine Wahl? Ich meine, sonst war ich ja auch immer davon gekommen. Zwar knapp und gerne Mal mit Folgeschäden, aber ich hatte mir ja nie etwas von Jimin vorschreiben lassen. Wieso sollte ich es also jetzt tun? Was hatte sich verändert? Immer hatte er mir mit irgendetwas gedroht, nichts davon war eingetreten. Allerdings hatte ich ihm da auch noch nicht zugetraut, dass er sein irgendetwas seines Gesagtes wahr werden lassen würde. Jetzt war ich mir da nicht mehr ganz so sicher. Und meine Motivation, es auszuprobieren hielt sich auch in Grenzen.
Mit einem zögerlichen Nicken machte ich einen Schritt auf den Silberhaarigen zu. Dadurch verschwand das Funkeln aus seinen Augen und ein schmales Lächeln bildete sich auf seinen Lippen, während ich nicht glauben konnte, dass ich schon wieder aufgegeben hatte.

„Wenn du unbedingt willst, können wir deine Freundin auch schnell suchen, dann kommt sich auch mit." Ich stockte. War das gerade sein verdammter ernst? Ich reagierte schneller, als ich denken konnte und tippte mir drei Mal gegen die Stirn. „Sicherlich nicht. Ich schreib ihr lieber, dass wir uns später sehen." Nur weil ich mich in die Hölle Bergen würde, musste das ja nicht heißen, dass ich Suji mit in den Tod zog. Und auch wenn ich mir sogar vorstellen könnte, dass sie es mir zu liebe machen würde, wollte ich nicht, dass meine beste Freundin es mit Kaugummi und Löckchen an einem Tisch aushalten musste. Im Leben nicht.

"Um deinen Ton kümmern wir uns morgen." Ich war mir nicht sicher, ob er das zu mir gesagt hatte oder mehr mit sich selber sprach. Es war aber im Prinzip auch egal, denn weder die Aussage, noch das dazu passende Grinsen gefielen mir so sonderlich. „Komm, Kleines." Mit einem Nicken hinter sich gab Jimin mir zu verstehen, dass ich zu ihm kommen sollte, was ich nach kurzem Zögern und einem langen Seufzer auch tat.
Als wäre nichts gewesen, kamen wir beide aus dem Klassenzimmer. „Morgen Mittag ess ich mit Suji", nuschelte ich vor mich hin, während wir die mittlerweile großteils geleerten Gänge der Schule entlangliefen. „Tust du das?" Es war nicht mein Plan gewesen, dass mich mein Nebenmann hörte. Wirklich stören tat es mich allerdings auch nicht mehr. Jetzt war fürs erste sowieso alles zu spät. „Das versprech' ich dir", zischte ich immer noch mehr leise als laut. Der lebendige Albtraum neben mir war zu meinem Glück der Meinung, meine Ansage mit einem Kichern zu belächeln. „Na gut. Ich hab dich ja schließlich den ganzen Abend und die Nacht für mich."
Ich hätte mich jetzt wieder aufregen können, angesichts der Tatsache, dass ich mir soeben die morgige Mittagspause gesichert hatte und keine Lust auf eine weitere Diskussion, beließ ich es bei der Aussage.

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