Kapitel 2

"Yuuunnaaa!!!" Kaum hatte ich die Stimme gehört - der quietschende Schrei war im Prinzip auch unmöglich zu überhören - schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen. Kurz darauf konnte ich auch ein Bild an die Stimme dranhängen. Und endlich wieder keines, was durch ihre Kamera und meinen Bildschirm hässlich verpixelt oder unscharf war. Stattdessen war es meine beste Freundin in ihrer vollen Naur, die dort mit ihrer Tasche auf dem Rücken hoppsend auf mich zu rannte.
„Ich hab dich so vermisst, nuschelte die Schwarzhaarige, als wir uns schließlich gegenseitig in den Armen hielten. Die wenigen Blicke der umstehenden Schüler in der Eingangshalle blendete ich völlig aus. Und schließlich waren wir auch nicht die einzigen, die sich nach einer längeren Zeit im neuen Schuljahr wieder sahen. „Ich dich auch, Suji." Besonders laut hatte ich nicht gesprochen. Eigentlich war ich sogar davon ausgegangen, dass niemand außer die angesprochene selber mich gehört hatte. Das dies jedoch nicht der Fall war, wurde mir mit einem Mal bewusst, als ich plötzlich noch eine andere Stimme viel zu nah an meinem Ohr hörte. „Yah! Und was ist mit uns?"
Erst schreckte ich von dem schwarzhaarigen Mädchen weg, dann drehte ich mich jedoch lachend zu der Stimme um. Wie ich es bereits vermutet hatte, wurden mir hier nun die anderen zwei Gesichter in völliger Realität präsentiert, die ich das letzte Jahr so vermisst hatte.  "Wie könnte ich euch nicht vermisst haben?" "Schon besser." Mit wahrscheinlich dem süßestem Lächeln, was ich kannte, schloss mich der Jüngere von beiden in seine Arme. "Hey, ich will auch eine Umarmung", schmollte nun allerdings der Blonde.

Warte... Blond???

"Tae, was hast du mit deinen Haaren gemacht?", wolle ich wissen, sobald ich auch seine Fängen kurz darauf wieder entkommen war. "Wie ‚was hast du mit deinen Haaren gemacht'?" Zwar versuchte ich ernst zu bleiben, doch die Art, wie der Junge vor mir versuchte mich nachzuäffen war einfach zu lustig, als das ich nicht nicht lachen konnte. „Also bitte. Geht's noch abwertender?!" "So war das doch nicht gemeint", versuchte ich mich immer noch kichernd herauszureden, doch dazu war es definitiv zu spät. Gespielt beleidigt stolzierte der Ältere davon und ließ mich mit dem Keks und der Verrückten alleine.
Erst blickte ich der Möchtegern-Diva hinterher, als ich jedoch einen Druck auf meiner Schulter spürte, richtete ich meinen Blick auf den Braunhaarigen. Dieser ließ seine Hand herunter zu meiner wandern, nur um mich an dieser näher zu ihm zu ziehen. "Der kriegt sich wieder ein. Aber wir sollten jetzt los. Ich habe keine Ludt in der ersten Stunde zu spät zu kommen." „Da bin ich ganz Kookies Meinung." Suji, die während der bisherigen Unterhaltung mehr daneben gestanden hatte, ergriff nun das Wort und zog uns beide schon beinahe wie eine Mutter hinter sich her, bis sie ihre Kinder im nächsten etwas weniger belebten Gang wieder in die Freiheit entließ.

„Jetzt erzähl", begann dann Jungkook neben mir, die Aufmerksamkeit wieder auf sich zu ziehen, „wie war's in den USA?" „Dir ist bewusst, dass wir mindestens einmal in der Woche mindestens telefoniert haben und du es eigentlich wissen müsstest?", lachte ich, während ein Teil meiner Gedanken zu den Stundenlangen Videoanrufen mit meinen beste Freunden abdrifteten. „Trotzdem", Suji verschnellerte ein wenig ihr Temp0 und lief nun rückwärts vor mir her, sodass sie mir ihre Hand wie ein Mikrofon hinhalten konnte, „wie ist Ihr abschließendes Fazit zur Gesamtsituation?" Ein Grinsen breitete sich auf meinem Gesicht aus. „Also, ich muss sagen, kulinarisch bin ich sehr von der texanischen Küche angetan. Und auch kulturell und familiär kann ich einen Schüleraustausch nach Texas nur an jeden weiterempfehlen. Jedoch muss ich gestehen, dass mir gewissen humorartige Gleichgesinnte ein wenig gefehlt habe, von denen ich in Korea gleich drei Stück auf einmal habe. Kurz gesagt", ich atmete einmal übertrieben ein, um die Luft in einem ungeplanten Lachen wieder herauszulassen, „Es war wirklich der Hammer, aber ich hab euch unglaublich vermisst." „Awww." Jungkook neben mir konnte es sich nicht nehmen lassen, mich im Laufen abermals kurz in seine Arme zu schließen, während die dritte im Bunde sich wieder neben uns gesellte
„Wisst ihr, wer noch so bei uns in der Klasse ist?" Kaum hatte ich die Frage ausgesprochen erhellte sich das Gesicht des Jüngsten. Dann sah er zu mir und sein erst so fröhlches, veränderte sich zu einem fiesen Grinsen. "Rate mal." Ich malte mir schon die Gesichter aller Leute aus, die ich nicht vermisst hatte. Doch gerade, als ich anfangen wollte, zu beten, dass es nicht auf Schlimmste hinauslief, schob mich Suji auf einmal durch die Tür zu unserem Klassenraum, was das Hoffen auch zu einer zeitverschwendenen Aktivität machte.
„Tut mir Leid." Nur schwach nahm ich Sujis ruhige Stimme hinter mir war. Trotzdem war ich ihr ein kurzes, sehr erfreutes Lächeln zu, bevor ich mich in Bewegung setzte.

Mein Plan, mich unbemerkt mit meiner besten Freundin auf einen der Plätze fallen zu lassen, scheiterte, bevor er überhaupt ausgeführt werden konnte. Der schwarzer Lockenkopf in der Mitte des Klassenraums hatte mich schon entdeckt und zwinkerte mir mit einem strahlenden Lächeln im Gesicht zu.
Wenn ich ehrlich mit mir selber war, hatte ich nicht einmal etwas gegen Hoseok. Weder etwas Wirksames, noch etwas, weshalb ich überhaupt ein Gegenmittel benötigt hätte. Das Problem lag viel mehr an seinen Freunden. Denn diese Kette zog sich in der Regel immer noch ein Stückchen weiter. War Löckchen da, konnte eigentlich auch der Junge mit den Pfefferminz-Kaugummifarbenen-Haaren nicht weit sein. Und von diesem war es dann auch meist nur ein Katzensprung, bis Sir Arschloch höchst persönlich vor einem stand.
Meine Vermutung bestätigte sich, als Hoseok sich wieder umdrehte und meinen Alptraum mit einem Handzeichen ebenfalls auf mich Aufmerksam machte. Spätestens jetzt war der Moment, in dem ich mich gedanklich bereits umgedreht und aus der Tür gelaufen war. Doch auch bevor ich diese Vorstellung in Realität umwandeln konnte, machte mir der viel zu glückliche Sonnenschein für den ersten Schultag, einen Strich durch die Rechnung. Fröhlich, wie gefühlt Non-stop jeden Tag im Jahr deutete er mir, zu ihnen zu kommen.
Kurz zögerte ich. Lust hatte ich definitiv nicht. Aber genauso wollte ich den Schwarzhaarigen nicht einfach ignorieren. Dafür hatte ich im Endeffekt auch zu wenige Argumente die gegen ihn sprachen.
Ich konnte erkennen, wie im Hintergrund einer gewissen Person mein Zögern auffiel und dies natürlich mit einem verschmitzten Lächeln kommentierte. Konnte ihm sein verdammtes Grinsen nicht einfach aus dem Gesicht fallen?

Meine Entscheidung, ob ich zu den Jungs herüber gehen sollte oder nicht, wurde mir wenig später von ganz alleine abgenommen. Und ob ich den Verrat einer meiner besten Freunde so schnell verkraften konnte, als mich Jungkook plötzlich kommentarlos zu sich und seinen Freunden zog, musste ich mir noch einmal sehr genau überlegen.

„Hey, Yuna oder besser gesagt: Hello Ms. Choi!" Noch während er sprach zog er mich in eine feste Umarmung, die ich nur schwach erwiderte. Zwar kannten Hobi und ich uns schon einige Jahre - er gehörte irgendwie zu den Leuten an der Schule, die jeder kannte, egal ob befreundet oder nicht - so wirklich etwas miteinander zu tun hatten wir in der Regel aber auch nur über Ecken, die meisten Taehyung oder Jungkook hießen. Wir hatten nichts für, aber auch nichts gegeneinander. Deshalb war ich auch umso mehr über seine umschwängliche Begrüßung verwundert.
"Hey, Yuna." Auch der Junge mit den kaugummifarbenen Haaren nickte mir kurz zu, was ich mit der gleichen körperlichen Reaktion erwiderte. Während ich Empfangskomitee Part 1 ja noch etwas kannte, hatte ich ihm nun wirklich nichts zu sagen. Ich kannte ja noch nicht einmal seinen Namen.
Dann richtete sich mein Blick auf den letzten im Kreis. Nur wenige Sekunden hielt ich seinem durchdringendem Blick stand, bevor ich mich ein weiteres Mal an Suji wandte. Diese verstand meinen auffordernden Blick zum Glück und nickte sogleich in Richtung eines freien Doppeltisches in der Mitte des Raumes. Im Moment war mir alles recht, solange ich weg von Jimin kam, was vermutlich jeden freien Platz gerade zu einer rettenden Oase gemacht hätte.

"Wo willst du hin?" Je länger ich Hoseok heute aktiv wahrnahm, je mehr überlegte ich, nicht doch eine Abwehrstation gegen ihn einzurichten. Konnte er mich nicht einfach gehen lassen?!
Ausdruckslos zeigte ich auf die Uhr, die uns deuetete, dass in wenigen Minuten der Unterricht anfangen würde, in der Hoffnung, dass dies mehr als meine Worte sagen würde. Und das tat es. Nur, dass die Einsicht nicht von Löckchen kam. „Sie hat Recht. Wir müssen los." Ohne auf die Atwort seines Freundes zu warten, marschierte Mr. Kaumgummi aus der Klasse. Eigentlich hatte ich an dem Punkt abgeschalten, doch ein weitere Kommentar des Älteren ließ mich aufhorchen. "Was ist, Jimin. Beweg deinen Arsch hier her. Jetzt."

Jimin?

Ich war davon ausgegangen, er hätte Hobi gemeint. Schließlich war der Schwrazhaarige eine Stufe über uns und somit unmöglich in unserer Klasse. Das kleine Lächeln, was sich auf meinen Lippen gebildet hatte, als ich realisierte, dass ich das Arschloch nun doch nicht Rund um die Uhr aushalten musste, brach in sich zusammen, sobald ich einen Atem an meinem Ohr spürte. "Denk ja nicht, dass ich dich deshalb in Ruhe lasse. Ich lasse mein Eigetum schließlich nicht aus den Augen." Während ein kleines Männchen in meinem Kopf zwischen den Knöpfen „Kotzen" und „Noch einmal eine Reinhauen", spielte, hatte ich das Glück, den Job der tatsächlichen Verteidigung abgenommen zu bekommen. "Halt die Klappe, Park." Mit einem abfälligen Blick ging der Ältere an meiner besten Freundin vorbei und verschwand glücklicherweise mit seinem dämlichen Gesicht aus der Tür.

Jetzt gab es nur noch ein weiteres Rätsel zu ergründen: Was machte Löckchen noch hier?
Mit einer hochgezogenen Augenbraue und einem bereits zum Sprechen bereiten Mund, drehte ich mich um. "Er ist sitzen geblieben", beantwortete Jungkook meine unausgesprochene Frage und zeigte dabei auf seinen Nebenmann. Da er sich dabei herzlich wenig für den Todesblick seines Freundes interessierte, wendete dieser sich stattdessen an mich. "Aber dafür bin ich ja jetzt bei euch." Mit einem Zwinkern ließ er sich neben Kookie auf einen fallen, während ich mich, ein Lachen verkneifend, auf meinen eigenen Platz setzte.

"Und Tae?", flüsterete ich, darauf bedacht, dass unsere Lehrerin, die soeben den Raum betreten hatte, nichts bemerken würde, meiner Sitznachberin zu. "Mit Jimin in der Parallel." Mit einem kurzen Nicken gab ich ihr zu verstehen, dass ich sie verstanden hatte. Alles weitere würden wir wohl später in der Mensa besprechen müssen. Wobei ich nur beten konnte, dass Tae alleine kam.

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