Kapitel 16
Eine Mischung aus Wut und Verzweiflung machte sich in mir breit, Mit jeder Stummen Sekunde, in der ich weiter in die braunen, durchdringenden Augen meines Gegenübers blickte.
Es machte mich einfach so wütend, wie er es nicht einfach mal bei etwas belassen konnte. Die letzten beiden Stunden hatte es doch auch funktioniert. Wieso musste er also jetzt wieder zu diesem Arschloch werden? Was hatte er denn davon? Was sollte der Mist? Konnte er ich nicht einfach loslassen?
Während der eine Teil meines Gehirnes versuchte, nicht von innen heraus zu explodieren, versuchte der ander verzweifelt eine Lösung für mein Problem zu finden. Irgendwie musste ich doch aus dieser Situation herauskommen. Irgendwie musste ich doch Suji helfen können. Suji...
Es half meiner Konzentration wirklich wenig, dass meine Gedanken die ganze Zeit auch noch zu meiner besten Freundin abschweiften. Selbst, wenn es eine andere, bessere Variante gegeben hätte, war in meinem Kopf zu viel los, als dass mir etwas anderes, besseres hätte einfallen können, als Jimin irgendwie zu überzeugen, mich loszulassen.
„Bitte, Jimin." Mit einem Seufzen wandte ich mich an den Silberhaarigen, welcher allerdings so unschuldig wie möglich dreinblickte, als wüsste er nicht, was ich meinte. „Was ist?" Die wütende Seite meines Kopfkampfes vergrößerte sich, als ich keine gescheite ANtwort bekam. Jedoch wusste ich, dass mich das nur noch mehr in die Scheiße reinreiten würde, würde ich meine Aggressivität auch nach außen zum Ausdruck bringen. „Bitte las mich los." Ich versuchte so ruhig, wie möglich zu sprechen und angesichts des fetten überlegenen Grinsen meines Gegenübers hatte das wohl auch funktioniert. „Nenn mir einen Grund, warum ich das einfach tun sollte." Egal, wie sehr ich versuchte, nicht der Wut die Oberhand zu überlassen, machte Jimin mir dies wirklich nicht einfacher. „Verdammt Jimin. Können wir den Mist nicht gleich besprechen. Bitte. Ich muss zu-" "Deiner kleinen Freundin um ihr zu helfen?", beendete der Silberhaarige meinen Satz, was mich noch mehr kochen ließ. Wenn er doch wusste, was nicht weit entfernt von uns abging, warum tat er das hier dann? „Ja, also lass mich ihr jetzt bitte helfen." Warum verstand er denn nicht, dass es mal ausnahmsweise nichts mit ihm zu tun hatte, dass ich von ihm weg wollte? „Hmmm... und was passiert, wenn ich das nicht zulasse, Kleines?" Ich schloss für einen Moment meine Augen und schüttelte beim Reden ganz langsam den Kopf hin und her. "Sag mir doch einfach, was du willst!" Ich öffnete meine Augen wieder. Nun blickte ich nicht mehr in die vor Provokation nur so funkelnden Augen. Sein Blick war weicher geworden. Aber das interessierte mich gerade nicht. Es war mir völlig egal, wie Jimin meinte, mich anschauen zu müssen. Ich wollte zu meiner Freundin. Jetzt.
„Jetzt sag schon!" Wut. Wut und Verzweiflung spiegelten sich in meiner Stimme wieder, als ich mein Kinn von seiner Hand losriss und ihm meine Worte entgegenschrie.Komischerweise blieb Jimin trotz meines Tons ziemlich entspannt. „Das hab ich dir doch schon gesagt, Süße." „Jimin. Ich meine es Ernst." „Ich auch."
Irritiert von seiner Aussage zog ich Augen und Augenbrauen zusammen. Ich hatte weder Lust, noch Zeit, noch nerven für ein Rätsel. „Kannst du nicht einfach Klartext reden?" Meine Stimme war wieder auf einem angenehmen Level der Lautstärke angekommen. Ein leises Kichern verließ die Lippen meines Gegenüber, während er kurz den Blick auf den Boden richtete, nur um kombiniert mit einem kräftigen Atemzug wieder nach oben zu kommen. „Ist die Aussage, dass ich dich will wirklich so schwer zu verstehen?"
Der Schalter des Verstehens legte sich in meinem Kopf um. Meine Augen wurden groß und aus Schock schaffte ich es nur schwach den Kopf zu schütteln. "Wie ich sehe, hat mein Baby verstanden, was ich meine." "Ich denk nicht einmal dran." Es war nicht mehr als ein Hauchen, was da von mir kam, weshalb sogar Jimin, welcher wenige Zentimeter entfernt von mir stand, Mühe hatte mein Gesagtes zu entziffern. "Was hast du gesagt, Süße?" "Ich denk nicht einmal daran, deine verdammte Freundin zu werden."
Schon zum gefühlt tausendsten Mal an diesem Tag überraschte mich die Reaktion des Silberhaarigen. Immer noch blieb er erstaunlich ruhig, so als hätte er genau damit gerechnet - wobei es wahrscheinlich verwunderlicher gewesen wäre, hätte er damit gerechnet, ich würde ihm fröhlich in die Arme fallen.
"Das ist aber Schade." Gespielt traurig sah er erst zu mir und dann in Richtung Suji. "Naja... ich bin mir sicher, die beiden werden sich gut um dein Freundin kümmern." Meine eh schon bestehenden Wut mischte sich schlagartig mit Panik und vor allem Angst um Suji. Beinahe automatisch schüttelte ich meine Kopf. Erst langsam, dann immer hektischer. "Wag es nicht, ihr irgendetwas zu tun." Ich war mir nicht sicher, ob ich flüsterte oder schrie. Für mich klang sowieso alles gleich. Im Prinzip war es aber auch egal. Dem Silberhaarigen schien meine Antwort trotzdem nur bedingt zu gefallen. "Und was willst du dagegen tun, hm?" Entsetzt von der Tatsache, dass er Recht hatte, dass ich keine Ahnung hatte, wie ich meiner besten Freundin helfen sollte, hielt ich in meiner Bewegung inne. "Sieh es ein, Kleines. Alles was du tun kannst, ist mein kleines Babygirl zu werden, ansonsten kann ich für deine Freundin nicht garantieren. Und das willst du doch nicht oder?"
Alleine ein kurzer Blick hinüber zu Suji reichte, dass ich wusste, was ich zu tun hatte und wenn es mir doch so schwer fiel. Ganz sachte schüttelte ich wieder den Kopf. Sprechen konnte ich nicht. Doch anscheined reichte es Jimin völlig aus. "Also? Wirst du meine Freundin?"
Noch immer sah ich ihm nicht in die Augen. Ich konnte es einfach nicht. Alles was ich konnte war zu meiner, auf dem Boden knienden Freundin zu schielen und zu wissen, dass ich verloren hatte, dass Jimin gewonnen hatte.
Wie hatte es nur so weit kommen können? Warum hatte ich sie alleine gelassen? Warum hatte ich sie nicht mit zum Spind genommen? Warum?
Die Schuldgefühle nagten an mir. Ich wusste, egal was danach mit mir passieren würde, ich hatte keine andere Wahl, als nachzugeben.
Drei Finger legten sich unter mein Kinn. Er musste gar nicht viel Druck ausüben, da sich mein Kopf beinahe von ganz alleine drehen ließ. Wenig später sah ich auch schon in die braunen Augen meines bevorstehenden Alptraums. "Du musst mir schon antworten, Kleines." Ich seufzte. Alleine jetzt konnte er sich eigentlich schon denken, dass er gewonnen hatte. Aber ich kannte ihn. Er wollte es aus meinem Mund hören, wollte meine Zustimmung haben, dass er mich ab jetzt sprichwörtlich unter seiner Kontrolle hatte. Denn das war es, was er liebte: Macht. Macht über andere zu haben. Macht über mich zu haben.
"Okay." Es war nicht laut. Nicht mehr als ein Flüstern. "Ich kann dich nicht verstehen, Süße." Ich sah sein Grinsen. Ich wusste, dass er mich gut verstanden hatte. Aber hatte ich überhaupt eine andere Wahl, als das zu tun, was er sagte?
„Okay, ich werd deine Freundin", wiederholte ich mich ein bisschen lauter. Und obwohl ich immer noch relativ leise sprach, reichte es meinem ach so tollen Freund wohl aus.
"Dann küss mich." Eigentlich hatte ich mir schon denken können, dass der Silberhaarige es trotz allem nicht einfach dabei belassen würde und doch kam seine Forderung sogar für mich etwas überraschend. Erst blickte ich einfach nur nach vorne, blickte Jimin mit gemischten Gefühlen in die Augen. Erst der Gedanke an Suji brachte mich dazu, dass ich mich langsam, ganz langsam nach vorne beugte und somit meine Lippen auf seine legte.
Ich konnte deutlich sein Grinsen spüren. Langsam fing er an den Kuss zu vertiefen. Mit immer mehr Druck versuchten seine Lippen meine dazu zu bringen, ihm zu folgen. Nur sachte erwiderte ich diese fordernden Bewegungen. Wobei erwiderte vermutlich auch das falsche Wort war. Meine Lippen bewegten sich eben ungewollt unter seinen Bewegungen mit. Mehr hatte ich nicht vor zuzulassen. Meine Augen hatte ich geschlossen. Nicht weil es mir gefiel, aber dann musste ich wenigstens nicht in sein selbstzufriedenes Gesicht sehen. Die ganze Situation knabberte so schon genug an meinem Stolz.
Ich konnte vermutlich von Glück sprechen, dass Jimin es fürs erste dabei beließ und sich dagegen entschied, mir auch noch seine Zunge in den Hals zu stecken. Stattdessen lößten wir uns wieder von einander und während sein Gesicht wie ich vermutete hatte, sein eingebildetes Lächeln zierte, versuchte ich einfach nur, seinem Blick auszuweichen.
Der Ältere ließ meine Handgelenke los, was mir, angesichts der Tatsache, dass diese schon schmerzhaft angefangen hatten zu pochen, ziemlich zu gute kam. Nun nutze er seine freie Hand, um mir ein paar ins Gesicht gefallene Strähnen hinters Ohr zu streichen und mir anschließend seine Finger auf die linke Wange zu legen. Es war sein Daumen, der sachte began, über meine glühende Haut zu streichen. Und es war meinem verlangsamten Gehirn, welches noch immer dabei war zu realisieren, dass ich Jimin gerade geküsst hatte, zu verdanken, dass ich mich zunächst zurückhielt, seine Hand wegzuschlagen. Als diese jedoch erneut zu meinen Lippen wanderten, reagierten meine Reflexe von alleine und ich hob eine Hand, um sie an sein Handgelenk zu legen. Eigentlich war es die Idee gewesen, Jimin von mir wegzuziehen. Angesichts des mäusschenhaften Drucks, welchen ich auf seinen Arm ausführte, war es kein wunder, dass er meiner Finger mit seiner anderen Hand und einem leichten Lachen wieder löste, um sie mit seinen Fingern zu verschränken. „Ab jetzt gehörst du mir."
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