Kapitel 15
Zufrieden nahm ich die Blätter aus dem Drucker und legte die eine Kopie meinem Projektpartner hin. „Das sollte so passen." Während Jimin seine beiden Blätter einsteckte, heftete ich auch die Papiere ab und stecke daraufhin meinen gesamten Ordner zurück in die Tasche. „Na dann, man sieht sich", verabschiedete ich mich angsichts der Tatsache, dass wir beide zu meiner Überraschung ziemlich konzentriert an dem Thema gearbeitet hatten, vom Silberhaarigen. „Was, du willst schon gehen?" Immer noch im Laufen drehte ich mich noch einmal zur Seite. „Suji wartet auf mich." Das war weder gelogen und gleichzeitig auch noch ein gutes Agument, sich schnellstmöglich aus dem Staub zu machen. Erst, als ich draußen war, fiel mir auf, wie merkwürdig es war, dass ich es damit auch wirklich aus der Bibliothek geschafft hatte. Schließlich beließ ich es dann allerdings doch bei einem Schulterzucken. Jimin war die gesamte Zeit etwas zu gut gelaunt gewesen. Wahrscheinlich sollte ich mich einfach freuen, wie unversehrt ich durch das Abenteuer geschildert war.
Ich hatte mit Suji ausgemacht, dass ich sie am Eingang treffen würde. Und genau dahin trugen mich meine Füße auch. Komischerweise war sie nicht einmal alleine. Neben ihr erwartete mich ein altbekanntes Lächeln mit dem passenden Gesicht und Körper. Fröhlich winkten mir sowohl Jungkook, als auch Suji zu, sobald sie mich sahen.
„Du auch hier?", wendete ich mich an meinen Freund, sobald ich die Schwarzhaarige begrüßt hatte. "Ja, ich... also ich muss... musste noch et... etwas holen", stotterte der Braunhaarige mehr, als das er redete. "Hast du was genommen oder einfach nur einen Anfall." Anscheinend war sein komisches Verhalten nicht nur mir aufgefallen. Auf Susjis Frage schüttelte der Junge nur einmal kurz den Kopf, bevor er uns wieder anlächelte. „Sorry, war grad in Gedanken." „Das hat man gemerkt. Du klangst, als würden wir dich gleich umbringen wollen." Während ich einfach nur lachte, schenkte mir der Keks einen seiner Todesblicke, was ich nur mit einem Kichern kommentierte.
„Und wie schlimm war's?", lenkte die Schwarzhaarige die Aufmerksamkeit auf sich. Ich zuckte nur mit den Schultern. „Was soll ich sagen, ist halt Jimin." „Aber war es wenigstens einigermaßen auszuhalten?", hakte sie auf meine unspezifische Aussage noch einmal nach. „Ja, war recht okay. Wir haben getrennt die Sachen recherchiert und dann zusammen den Text verfasst. Kann mich in sofern nicht beschweren." „Ich sag doch, Jimin ist nicht so ein Idiot, wie du immer sagst." Ich tauschte einen verstohlenen Blick mit Suji aus, dessen Gedanken meinen anscheinend nicht ganz unähnlich waren. „Ansichtssache." Kaum hatten wir uns beide synchron an Jungkook gewendet, dauerte es nicht lange, bis wir auch beide anfangen mussten, zu lachen.
„Wollen wir dann los?" Immer noch grinsend wandte ich mich an meine Freundin, welche mit einem Nicken erwiederte, wehalb ich mich schon in Richtung Tür drehte. „Warte!" Ruckartig drehte ich mich wieder um. Kookies Stimme hatte ja schon beinahe einen panischen Unterton, doch in seinem Gesicht war diese noch viel mehr vertreten. „Du bist dir Sicher, dass alles in Ordnung ist?" Skeptisch zog ich eine Augenbraue hoch und fixierte den Braunhaarigen so mit meinem Blick. „Jaja, klar." „Und wieso klingst du dann, als würden wir dich zum Tode verurteilen, würden wir jetzt gehen?" Während ich mir abermals ein Kichern verkneifen musste, beließ es unser Gegenüber dieses Mal auch bei einem Augenrollen in Sujis Richtung. „Ich wollt nur fragen, ob du wirklich Bock hast, deine Schulsachen den ganzen Tag mit dir herumzuschleppen. Bring das Zeug doch lieber in den Spind ."
Mein Blick wanderte von Kookie, zu meinen Sachen, zu den Gängen und dann wieder zurück zu meinem Freund. Irgendwas stimmte hier doch ganz gewaltig nicht. Ich versuchte in Jungkook Gesicht irgendetwas lesen zu können, doch alles, was ich erkennen konnte, war sein unschuldiges Lächeln. "Und deshalb dieser panischer Schrei?", wollte ich trotzdem noch einmal sicher gehen, was der Angesprochene mit einem Kichern bestätigte. "Is' mir halt rausgerutscht. Es war ja auch nur nett gemeint." Am Ende zuckte er abwehrend mit den Schultern, weshalb ich beschloss es einfach dabei zu belassen. Außerdem hatte er ja Recht. Mit Suji in die Stadt zu gehen, bedeutete, spät zurückzukommen. Da hatte ich keine Lust die ganze Zeit meinen Kram mitzuschleppen.
„Wartest du eben auf mich? Ich beeil mich auch", richtete ich mich nach kurzem Nachdenken wieder an die Schülerin neben mir. „Jaja, geh nur. Wir haben ja Zeit."
Mit einem schnellen Nicken verschwand ich in einem der Gänge. Denn auch wenn die Schwarzhaarige angedeutet hatte, ich solle langsam machen, hatte ich nicht vor, sie unnötig warten zu lassen. Stattdessen wollte ich viel lieber den Rest des Tages mit ihr, mehr oder weniger sinnvoll, nutzen.
Erleichtert schwang ich die Tasche von meiner Schulter und ließ sie mit einem ‚Rums' in den Spind fallen. Kurz darauf war ein erneutes Scheppern zu hören, als auch die Tür meines Spindes wieder ins Schloss einrastete. Jetzt, wo ich nicht mehr das Gewicht von Büchern und meinem Ordner auf den Schultern hatte, dankte ich Kookie in Gedanken für seinen Panikschrei.
Mit ebenso schnellen Schritten, wie auf dem Hinweg, lief ich die gleichen Gänge wieder zurück. Einen langen Weg hatte ich ja nicht vor mir. Die Spinde waren schließlich nicht weit entfernt vom Eingangsbereich. Alles was ich noch tun musste, war um die nächste Ecke zu biegen und schon würde ich auf den langen Gang gelangen, welcher mich direkt zu Suji führte.
Mit Vorfreude auf unseren gleich kommenden Stadttrip hüpfte ich schon beinahe um die Ecke. Dann blieb ich stehen. Für einen Moment gefroren alle Muskeln meines Innersten ein und ich starrte nur wie gebannt auf die sich mir bietende Situation.
"Suji!", brüllte ich so laut, dass man es wahrscheinlich auch noch am anderen Ende der Schule gehört hatte. Die Lautstärke hatte allerdings zur Folge, dass meine Beine wieder verstanden, wozu ich sie eigentlich hatte. So schnell ich konnte rannte ich auf meine beste Freundin zu, die immer noch von diesen zwei Typen festgehalten wurde. Die Idioten hatten die Schwarzhaarige auf die Knie gebracht, wobei der eine dafür sorgte, dass sie nicht abhauen konnte, während sich der zweite zu ihr herunter gekniet hatte. Meinen Schrei hatten die beiden komplett ignoriert, nur Suji gab mir, panisch mit dem Kopf schüttelnd zu verstehen, ich solle nicht näher kommen. Allerdings hinderten mich ihr schmerzverzerrtes Gesicht und ihre Tränen, die ich bis hier sehen konnte daran, dies auch wirklich zu tun.
Weit hatte ich es nicht mehr. Durch meine Geschwindigkeit war ich den dreien ziemlich schnell näher gekommen. Doch auch mein Sprint wurde ganz plötzlich beendet. Im Augenwinkel sah ich eine Person lächeln und just in dem Moment begriff ich, was hier abging.
Zwar war mir nicht möglich, die Gesichter der zwei Typen zu sehen, doch das von dem Neuankömmling war mir durchaus bekannt. Zu meinem Bedauern war ich noch viel zu fokussiert auf das, was sich vor meinen Augen abspielte, als das ich auf die Veränderung der Situation eingehen konnte. Selbst, als sich zwei Arme um meinen Bauch schlagen und mich mit einem Ruck zur Seite drehten, war alles, was ich sehen konnte, meine am Boden kniende Freundin. Nur langsam konnte ich meinen neuen Ausblick fokussieren und als ich es endlich schaffte, sein Gesicht scharf vor meinem zu erkennen, war es bereits zu spät.
Im Prinzip wusste ich, dass es nichts brachte. Und doch reagierte mein Körper automatisch, als er sich in dem festen Griff, welcher meine Schulter an die Wand drückte, hin und her wand. "Lass mich los, verdammt." Erst versuchte ich, mich einfach nach vorne zu drücken, dann zappelte ich einfach wild umher, in der Hoffnung, es würde irgendetwas bewirken.
Eine Weile sah mein Gegenüber dem Ganzen mit einem leichten Grinsen zu, doch irgendwann wurde es sogar ihm zu viel. Eine Hand schloss sich um mein Kinn und zwang meinen Kopf schlussendlich still zu halten, während seine andere dafür sorge, dass ich mit meinen Händen nichts ausrichten konnte. „Sieh's ein, Kleines, du bist nicht stärker als ich, also hör' auf, hier so ein Theater zu machen und beruhig dich", knurrte Jimin, während er mir so intensiv, wie noch nie regelrecht in die Augen starrte. Dieser durchdringende Blick und derGedanke daran, dass ich Suji so am wenigsten half, brachte mich tatsächlich dazu, ruhiger zu werden.
"Geht doch." Ein zufriedenes Grinsen bildete sich auf dem Gesicht des Größeren, als er keine Kraft mehr aufwenden musste, um mich dort zu behalten, wo er mich haben wollte.
"Jimin. Lass. Mich. Los!"
Provokant schüttelte er langsam mit dem Kopf, während er grinsend meine Hilflosigkeit begutachtete. Ich seufzte. So würde das nicht werden. "Was willst du?" Ich kannte Jimin mit der Zeit gut genug, dass ich wusste, er würde sich nur so anstellen, wenn er etwas wollte. Und obgleich ich mich die letzten Male wirklich davor gestreunt hatte, ihm das einfach zu geben, war mir in diesem Fall meine Freundin tausendmal wichtiger, als mein Stolz.
Das Grinsen des Silberhaarigen wurde noch breiter, als er realisierte, dass ich schon aufgegeben hatte. Dann beugte er sich langsam vor, bis ich seinen Atem an meinem Ohr spüren konnte. „Dich."
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top