𝔻𝕣𝕖𝕚𝕫𝕖𝕙𝕟

||21. August||

Ich stehe immer noch auf der Straße, das Bild vor mir mit offenem Mund anstarrend und ohne mich auch nur einen Zentimeter zu bewegen.

Louis Tomlinson.

Das konnte nur ein schlechter Scherz sein. Das musste ein Scherz sein.

Ich blinzele ein paar mal, um mich zu sammeln und krame schließlich mein Handy aus der Hosentasche. Die Leute, die um mich herum hasten, und mir vereinzelt pikierte Blicke zuwerfen, ignorierend. Sind für mich auf einmal alle nur noch nebensächlich.

Und das soll was heißen.

Lou braucht nicht lange, bis er ans Telefon geht. Es dutet genau vier mal, bis er sich mit einem erfreuten „Hallo Haz." meldet.

„Hallo" erwidere ich monoton und schlucke schwer, als ich hoch in Louis' strahlende Blaue Augen, auf dem Plakat mir gegenüber starre. Allein diese Augen sind Beweis genug, um mir zu zeigen, dass Lou, Louis ist.

Louis. Fucking. Tomlinson.

„Spinne ich, oder sitzt du mir gerade genau gegenüber?" falle ich schließlich, mit meiner Frage, direkt mit der Tür ins Haus und fahre mir einmal zerstreut, mit der Hand, durch, die mittlerweile ziemlich langen, Haare.

„Das wäre wirklich gruselig, weil ich gerade zuhause auf der Couch liege und ich dich nirgends sehen kann." erwidert Lou und kichert kurz. „Sag nicht da draußen läuft sein Doppelgänger von mir rum." fügt er noch hinzu und ich höre ein Rascheln im Hintergrund, als er, die Hand wechselt und das Handy an sein anders Ohr hält.

„Er sitzt auf einem Stuhl." antworte ich trocken und es ist mir unmöglich, den Blick von dem Riesen Plakat zu lösen. Und dieser Typ hat mir allen Ernstes einen Kuss auf die Wange gegeben?

„Na dann schmeiß ihn da runter und bring ihn zu mir, ich will wissen, wer mir Konkurrenz macht." Meint Lou mit gespielt ernster Stimme und meine Mundwinkel verziehen sich zu einem leichten, fast schon unmerklichem, Lächeln.

„Werd ich machen, ich bin schon auf dem Weg Louis." erwidere ich, mit Betonung auf dem letzten Wort, bevor ich, ohne noch etwas zusagen, einfach auflege.

Mal sehen wie lange er braucht, um es zu verstehen.

Ich lasse mein Handy langsam sinken und richte meine Aufmerksamkeit, wieder voll und ganz Louis' schönem Gesicht vor mir.

Ich hätte es wissen müssen. Oder wenigsten etwas ahnen können. Er hat mich ja sogar selber auf sich angesprochen. Er war nicht in Englisch. Er wollte kein Date mit mir in der Öffentlichkeit. Liam's und Zayn's Belustigung, über die Tatsache, ihn Lou zu nennen. Die Blicke der Leute auf dem Maskenball.

Und ich Idiot habe mir nichts dabei gedacht.

Das Klingeln meines Handy's reißt mich schließlich wieder aus meinen Gedanken und ich muss nicht mal auf den Bildschirm schauen, um zu wissen, wer mich anruft.

„Wann genau hattest du vorgehabt, es mit zu sagen?" begrüße ich ihn, für diesen Tag ein zweites Mal und höre, wie er am anderen Ende laut ausatmet.

„Bald." ist seine, Antwort, die mir nicht wirklich weiterhilft und ich schließe für ein paar Sekunden die Augen.

„Louis ich-" fange ich an, doch er lässt mich gar nicht ausreden, sondern fängt sofort in fast schon panisch lauter Stimme und ziemlich schnell, an zusprechen.

„Hör zu Harry." beginnt er und an seiner Tonlange höre ich, dass das jetzt eine längere Rede wird.

„Ich weiß, dass es dumm ist, solche Sachen hier am Telefon zu besprechen, aber ich wollte es dir so oft sagen. Wirklich, aber ich habe nie die richtige Möglichkeit dazu gefunden. Ich meine, was hätte ich den sagen sollen? ‚Hey Harry ich bin übrigens Louis Tomlinson... ja genau der Sänger, dessen Musik du nicht interessant findest.'...Versteh mich nicht falsch es... es hat sich so schön angefühlt, für eine Person nicht der berühmte Sänger zu sein, den sie alle in mir sehen. Einfach nur ein ganz normaler junger Mann zu sein. Und ja, ich kann vollkommen verstehen, dass du jetzt keinen Kontakt mehr zu mir haben möchtest, weil ich dich angelogen habe, obwohl ich das eigentlich nie getan... sondern eher die Wahrheit verschwiegen habe, und, wenn du mit dem Druck, in der Öffentlichkeit zu stehen, nicht klarkommst, den es mit sich bringen wird, wenn wir uns weiter... treffen wollen, ist das wirklich... Ehm in Ordnung und..."

„Lou-is..." unterbreche ich ihn sanft und mit stockender Stimme. Ich bin um ehrlich zusein, etwas überrascht, dass er nach meinen Worten, sofort verstummt. Irgendwie fühlt es sich komisch an ihn Louis und nicht Lou zu nennen.

„Also ich... stehe gerade wahrscheinlich ziemlich unter Schock." fange ich schließlich an zu sprechen und schüttele kurz den Kopf, um meine Gedanken etwas zu ordnen. „Weil, da gerade ein überdimensionales Gemälde von dir, vor meiner Nase hängt, das ich übrigens, gerne als Tapete für meine Wohnung hätte und ich nicht auf den Gedanken drauf klar komme, dass du... also du bist... und ich bin ich und du wolltest mit mir auf ein Date gehen und hast mich auf die Wange geküsst und... ich werde wahrscheinlich heute noch enterbt, aber, was ich eigentlich sagen will, ist, dass ich nicht mit dir den Kontakt abrechnen möchte, nur weil du berühmt bist. Ehrlich, ich versteh nicht, warum Leute in Filmen, damit immer ein Problem haben... solange ich da nicht allzu sehr mit reingezogen werde, ist mir das egal... und das klingt, als wären wir zusammen... ich... Ehm Vergesse einfach wieder was ich gesagt hab." Nuschele ich zum Ende hin immer leiser und stoße die Angestaute Luft, in meiner Lunge, mit einem lauten Seufzer aus.

So wie am Stück, haben Louis und ich noch nie geredet.

„Harry also ich... das... freue mich natürlich, wenn du nicht der Meinung bist, ich wäre ein Arschloch und eigentlich, gebe ich meine Nummer auch nicht an jeden x beliebigen, es war nur weil... ja weil ich wahrscheinlich neugierig war, ob du mich wirklich nicht kennst oder mich einfach nur damit verarscht. Und ich... das ist hier gerade das komischste Telefonat, was ich jemals mit einer Person geführt habe." meint Louis und bei seinen Worten stoße ich ein zittriges Lachen aus.

Er hat recht. Das Telefonat ist seltsam.

Wiedermal schießt mein Blick hoch, zu Louis' Plakat. Nicht nur, dass es hier in London so gut wie überall rumhängt und ich sie nie beachtet habe, lässt mich leise seufzen, sondern auch, dass er einfach nur unverschämt gut aussieht.

Tapete. Ganz eindeutige Tapete.

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(Wörter: 1042)

[23.04.21]

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