》7.《
Einigermaßen gestärkt geht es dann zu der angefangenen Baracke, welche ganz hinten, gegenüber von der Isolierzelle liegt. Bis jetzt ist der Aufbau schon zu erkennen, doch es fehlt noch das Dach.
Jeder der Jungs steuert auf ein Gerät, oder ein Teil des Gebäudes zu, doch ich bin mir unsicher, welche Aufgabe ich übernehmen könnte. Einer der Aufseher muss meine Unsicherheit bemerkt haben und kommt, mit seiner Waffe in der Hand, auf mich zu.
,,Na Frischling? Kennst du dich mit Handarbeiten aus?", fragt er mich, während er seine linke Hand, welche nicht an der Waffe liegt, als Sonnenschutz über seine Augen hält.
,,Ein bisschen, Sergeant. Welche Aufgabe kann ich denn übernehmen?", gebe ich zurück.
,,Das werden wir gleich sehen. 131 komm mal her!", winkt er einen Jungen rüber.
Dieser kommt mit einer Säge in der Hand angeschlendert. Ich merke wie der Wärter neben mir seine Hand noch etwas fester um seine Waffe klammert.
,,Lass sofort die Säge fallen!", brüllt er den Jungen fast schon an.
,,Ja Sergeant, tut mir leid!"
,,Zeig Nummer 147 woran er arbeiten soll."
,,Ja, Sergeant."
Der Junge dreht sich um, hebt seine Säge auf und geht in Richtung der Baracke, ich gehe ihm hinterher. Kurz blickt er zurück über seine Schulter, um sich zu vergewissern, ob ich hinter ihm bin.
,,Also, du kannst erstmal die Holzplanken, die ich säge, zu den Jungs dort drüben bringen. Die bauen dann damit weiter.", erklärt er mir. Zustimmend nicke ich.
,,Ich bin übrigens Lewis. Der Aufseher da heißt Clark. Er wurde mal von einem Jungen hier angegriffen, ich glaube es war Nummer 68 oder so. Seitdem soll er viel vorsichtiger mit dem Umgang mit uns sein, deswegen passt er immer auf, wer sich ihm nähert. Aber das habe ich alles nur so gehört.", erzählt er mir beiläufig während er ein Stück Holz zersägt.
,,Warum angegriffen?"
,,Na weil wir hier nicht freiwillig sind. 68 hatte keine Lust mehr hier zu sein, ist ausgerastet, hatte keinen Respekt. Deswegen wurden die Maßnahmen hier immer weiter verschärft und die Aufseher wurden immer aggressiver. Man soll sich nicht trauen, sich zu widersetzen."
,,Okay, verstehe."
Ich habe Respekt vor den Aufsehern, das liegt aber bei mir eher daran, dass jeder von denen ein Maschinegewehr und eine Pistole hat.
,,Naja, gegen die Waffen kommt man ja sowieso nicht an.", spricht er meine Gedanken aus, ,,Weißt du, deren Erziehungsmethoden sollen uns zu besseren Menschen machen, obwohl die Aufseher und der Chief kein verdammtes Stück besser sind als wir. Die wollen uns brechen und uns kaputt machen, damit wir uns nicht mehr wehren, sondern auf Befehle hören, uns vor den Aufsehern beugen und dadurch zu guten Bürgern werden. Aber warum wir uns wirklich dort draußen verbessern und uns besser verhalten liegt nicht daran, dass sie uns umerzogen haben, sondern dass keiner hierhin wieder zurück will, vor Angst.", erzählt er mir und lässt von seiner Arbeit ab.
,,Schläge und Tritte machen einen nicht zu besseren Menschen, nur die Angst hält uns davon ab, wieder in die alten Verhaltensmuster zurück zu fallen, aber wir sind da draußen immer noch die Gleichen wie am Anfang. Vielleicht sind wir ein bisschen reifer, erwachsener oder muskulöser, aber sonst.... Ich meine, wir sind keine schlechten Menschen, nur weil wir hier rein kommen, wir haben nur Fehler gemacht und hier haben wir viel Zeit darüber nachzudenken. Fehler, die jeder hätte machen können."
Nach seiner kurzen Rede bin ich ein wenig sprachlos.
Er scheint nur ein wenig älter als ich zu sein, aber wirkt so erwachsen und so, als hätte er zu viel für sein Alter erlebt. Es wirkt, als hätte er das alles hier akzeptiert und angenommen, aber ich glaube nicht, dass ich das kann.
,,Ey! 131, 147. Was soll das hier werden. Kaffeekränzchen oder was!? Du kennst doch die Regeln.", brüllt er über den Platz und sieht beim letzen Satz Lewis neben mir an.
,,Es tut mir leid, Sergeant. Ich wollte ihn nur was fragen.", gebe ich zu.
,,131, weitermachen, schnell du Nichtsnutz."
Dann sieht Clark mich an. Er ist groß, breit gebaut und hat eine Glatze. Ich glaube wenn er Haare hätte, wäre er blond, denn ich kann seine hellen Augenbrauen kaum erkennen. Er grinst mich hämisch an, wodurch ich einen goldenen Zahn erkennen kann.
,,Jetzt zu dir. Du bist neu hier und musst noch lernen Respekt zu haben und dass zu tun, was man dir sagt. Genau das werde ich dir jetzt beibringen."
Sobald er den Satz zu Ende gesprochen hatte, spürte ich seine Faust an meinem Kiefer. Mein Kopf flog zur Seite. Der Schmerz macht sich in mir breit und ich keuche erschrocken auf. Der Schlag kam so unerwartet, dass ich zur Seite taumelte.
Ein weiter Fausthieb trifft meine Bauchpartie. Immer und immer wieder. Ich krümme mich nach vorne, stöhne und zische schmerzerfüllt auf, doch Clark hält mich aufrecht, um mir noch ein paar weitere Schläge zu verpassen.
Irgendwann lässt er von mir ab und wischt sich mit dem Arm über seine von Schweiß bedeckte Stirn. Seine Knochen sind geschwollen und bluten ein wenig. Ich liege am Boden und versuche nicht ohnmächtig zu werden und probiere durch mehrmaliges blinzeln eine klarere Sicht zu bekommen.
,,Aufstehen!", brummt Clark.
Aber ich konnte nicht. Ich wollte abdriften, wollte einfach keinen Schmerz mehr spüren.
,,Aufstehen habe ich gesagt du Weichei!", brüllt er mich an und zieht mich am Shirt hoch.
,,Stell dich nicht so an und arbeite jetzt endlich. Lass dir das eine Lehre sein und wehe ich sehe dich noch einmal Pause machen.", weist er mich an und schubst mich dann von sich weg. Ich stolpere ein paar Schritte zurück, ehe ich sicher auf meinen Füßen stehe.
Ich halte mir meine linke Seite mit meinem Arm und gehe langsam, torkelnd zu der Baracke, die noch gebaut wird. Ich kämpfe gegen die Schwärze an, die sich langsam vor meinen Augen breit zu machen scheint. Ich kneife meine Augen kurz zusammen und atme tief ein und aus.
Die Jungs sehen mich kurz an, doch keiner scheint mir helfen zu wollen. Ich gehe zu meinem Platz und will die Holzplanken aufheben, die Lewis weiter sägt, aber beim Bücken ist der Schmerz nicht mehr auszuhalten.
Mein Gesicht ist schmerzverzerrt und ich muss einen gequälten Laut unterdrücken. Ich gehe in die Knie und hebe die Planken mühsam auf. Der Weg zu den anderen Jungs an der Baracke, die das Holz brauchen, kommt mir endlos vor.
Wie sehr ich gerade eine einfache Schmerztablette vermisse, die ich nehmen konnte, als ich in meinen früheren Pflegefamilien geschlagen wurde. Wie ich mich einfach kurz hinlegen konnte, bis der Schmerz ein wenig abebbte, einfach kurz meine Augen schließen...oder Drogen, nur einen Zug an einem Joint. Der würde mir sofort helfen die Schmerzen loszuwerden, kurz loszulassen und frei zu sein...
Doch die Gedanken musste ich ganz schnell wieder verwerfen. Ich will heute nicht nochmal erwischt werden, wenn ich nicht schnell genug arbeitete.
Also musste ich mich unter den starken Schmerzen bis zur Mittagspause durcharbeiten. Doch irgendwann konnte ich den Schmerz weitgehend ignorieren, weil ich mich einfach schon daran gewöhnt habe.
Als endlich der Erlös kam, jetzt Mittagsessen gehen zu dürfen, ließ ich einen Seufzer aus meinen Mund kommen. Jake und Lewis kamen gerade auf mich zu, als ich mich zum Essen hinsetzen wollte.
,,Ey man. Alles gut?"
,,Jaja, geht schon. ", wollte ich die beiden schnell abwimmeln.
,,Du hast mir die die Schläge erspart, aber das hättest du nicht tun müssen.", bedankt sich Lewis.
,,Kein Problem.", gebe ich zurück und nicke ihm zu.
,,Wir können leider nichts machen. An den Erste-Hilfe-Kasten kommen wir nicht ran, den gibt es nur, wenn jemand kurz vorm Verrecken ist.", gibt Jake zu.
,,Wirklich, es geht schon wieder.", ich wollte die Aufmerksamkeit nicht mehr. Ich wollte nur noch Essen und mich kurz erholen.
,,Wenn du meinst...", sagt Jake sieht mich dabei aber prüfend an.
,,Aber ich kann es mir nachher mal angucken. Ich kenne mich mit Verletzungen aus und bin hier so was wie ein Sanitäter ohne Ausrüstung.", scherzt Lewis.
,,Ich kenne mich auch aus mit sowas..", murmele ich mehr in Gedanken.
,,Was hast du gesagt?", fragt Lewis.
,,Alles klar, vielleicht komme ich auf das Angebot zurück.", meine ich schnell.
Nach dem Essen stellten wir uns in zweier Reihen hintereinander vor das Eingangstor. Vor uns und hinter uns stehen jeweils ein Geländewagen.
Die ganze Zeit wurde ich durch die Schmerzen und durch die Arbeit abgelenkt, aber jetzt wo ich hier stehe und warte, bis die Joggingrunde beginnt, merke ich wie meine Gedanken wieder zu den Drogen schweifen.
Ich merke, wie sofort kalter Schweiß bei mir ausbricht, obwohl ich schon den ganzen Tag wie verrückt schwitze. Ich werde zappelig und meine Hände fangen an zu zittern. Ich lecke mir über die Lippen und trete von einem Fuß auf den anderen, doch als ein Schmerz durch diese Bewegung von meiner linken Seite durch meinen Körper pulsiert, werde ich aus den Gedanken zurück geholt. Ich halte mir meine Seite und muss meine Lippen aufeinander pressen um nicht schreien.
Ich sehe wieder auf und genau in diesem Moment kommt der Chief auf uns zu.
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》Was haltet ihr von diesem Kapitel?
》Wenn ihr Fehler findet, sagt uns gerne Bescheid ;)
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