》4.《

Der Junge geht in Richtung einer Baracke. ,,Ich zeige dir als erstes, wo du schlafen wirst und gebe dir deine Klamotten.", erzählt er mir.

Zusammen betreten wir die Baracke, direkt neben dem Gebäude mit dem Wasserschlauch. Auf beiden Seiten befinden sich Feldbetten mit einem kleinen Nachtschrank. Wir gehen den Gang zwischen den Betten entlang, auf jeder Seite sind drei. Der Junge hält an einem Bett auf der linken Seite, dieses ist das Letze in der Reihe.

,,Das ist dein Bett, meins ist direkt daneben. Auf deinem Bett ist deine Hose und dein T-Shirt mit deiner Nummer, Schuhe stehen daneben. Eine zweite Garnitur ist in dem Nachtschrank hier und noch eine Jogginghose zum Schlafen. Deine alten Sachen werden verbrannt. Dann würde ich mal sagen du ziehst dich kurz um und dann zeige ich dir den Rest.", bekomme ich von Nummer 140 erklärt.

Dieser setzt sich gerade auf sein Bett, währenddessen ich mich schnell umziehe.

,,Sag mal...", probiere ich ein Gespräch anzufangen, ,,wie heißt du eigentlich wirklich?"

,,Ich bin Jake."

,,Und wie lange bist du schon hier?"

,,4 Monate."

,,Und warum bist du hier?", stelle ich weiter meine Fragen, während ich in den einzigen Spiegel in diesem Zimmer sehe, welcher sich an der Wand, parallel zur Tür befindet.

Meine Augen strahlen pure Müdigkeit und Kraftlosigkeit aus und meine sonst so kräftigen, braunen Haare hängen platt an meiner Stirn runter. Durch den vielen Schweiß sehen sie nass und fettig aus.

,,Um 19 Uhr kannst du duschen.", beantwortet Jake meine unausgesprochene Frage, so als könnte er meine Gedanken lesen, ,,Ich habe 'nen Jungen aus meiner Schule verprügelt. Er hat meine Freundin angemacht. Naja, er lag danach 3 Wochen im Koma. Ich konnte mich dann zwischen Jugendknast oder 9 Monate Bootcamp entscheiden."

,,9 Monate? So lange bleibt man also hier?", frage ich, während ich mir die schwarzen Boots anziehe.

,,Kommt drauf an... Ich habe vom Richter eine ungefähre Zeit bekommen, aber letzendlich entscheidet der Chief, wann man bereit ist, entlassen zu werden. Natürlich geht es erstmal darum, ob du dich geändert hast, aber der Chief hat auch so seine Lieblinge. Kommst du scheiße bei ihm an, bist du bei ihm unten durch und kannst hier noch ein bisschen länger versauern. Aber eigentlich bleibt hier nie jemand länger als ein Jahr."

Ich brumme nur zustimmend.

,,Und du..wie heißt du?"

,,Jaden"

,,Okay Jaden, bist du fertig?", fragt Jake mich.

,,Ja."

,,Okay komm, dann zeige ich dir jetzt den Rest."

Wir gehen raus aus der stickigen Baracke und steuern das Gebäude links daneben, mit dem Wasserschlauch an. Zwischen den beiden Bauten steht ein vertrockneter Baum, der uns ein wenig Schatten spendet.

Jake drückt die Schwingtüren auf und erklärt mir, dass das die Duschräume seien.

,,Hier gleich rechts sind die Toiletten, auf der linken Seite sind die Duschen und gerade durch siehst du ja die Waschbecken. Duschen kannst du jeden Tag um 19 Uhr und deine Klamotten kannst du am Waschbecken sauber machen. Seife steht hier immer bereit."

Ich nicke als Zeichen, dass ich verstanden habe.

,,Warum bist du denn hier?", fragt mich Jake.

,,Hab mich oft geprügelt, geklaut und halt Drogen und so'n Scheiß.", sage ich abwesend.

,,Dann wünschte ich mir für dich, dass du es hier nicht all zu lange aushalten musst."

,,Ich hoffe es.", antwortete ich, denn ich werde es bestimmt kein Jahr hier aushalten.

Ich sehe mich weiter um. Die Toiletten sind durch einzelne kleine Kabinen voneinander abgetrennt, aber das ist auch schon die einzige Privatsphäre. Der restliche Raum ist komplett offen. Folgt man den Raum bis zum Ende, geht man auf die Waschbecken zu und auf der linken Seite sind die Gemeinschaftsduschen. Diese sind aber ganz am Anfang von einer Wand vor der Eingangstür abgeschirmt.

,,Hier hat man aber wenig Privatsphäre", bemerke ich.

Jake schmunzelt:,, Ja, daran muss sich hier jeder erstmal gewöhnen. Wir hocken hier jeden Tag und den ganzen Tag aufeinander, für manche ist das am Anfang echt hart aber das wird schon. Außerdem gibt es hier weit schlimmere Sachen, mit denen wir fertig werden müssen."

Wir verlassen die Duschräume und gehen wieder zu den den Baracken.

,,So, in die andere Baracke gehen wir nicht, die ist genauso wie unsere. Aber du hast ja schon gesehen, wir bauen hier noch eine dritte Baracke. Das ist zurzeit unsere Tagesaufgabe. Ich bin ja selbst erst 4 Monate hier, aber die Jungs, die vor mir hier waren mussten davor zum Beispiel die Hütte vom Boss erneuern. So denkt er sich immer irgendwelche neuen Aufgaben aus, um uns irgendwie zu beschäftigten. Irgendwann wird's langweilig, aber das schlimmste ist diese verdammte Hitze."

,,Mhh, glaube ich dir. Also ab morgen muss ich dann mithelfen?"

,,Ja, genau. Jetzt sind die Jungs übrigens joggen gegangen. Dafür darf man vom Gelände, aber die Aufseher fahren mit Autos hinterher, um zu kontrollieren, dass keiner abhaut. Dank dir muss ich da heute übrigens nicht mitlaufen.", erzählt mir Jake und schlägt mir dabei freundschaftlich auf den Arm.

,,Kein Ding.", antwortete ich grinsend.

,,Okay, dann zeige ich dir jetzt noch den Rest vom Platz. Hier, das ist die IZ, die Isolierzelle.", informiert er mich und zeigt dabei auf das eiserne Gebäude, ganz hinten auf der linken Seite.

,,Isolierzelle, so wie im Gefängnis?", will ich wissen.

,,Naja, bis jetzt war noch kaum einer drin, sodass man nicht wirklich weiß, was da mit einem passiert. Aber genau darum haben auch alle so große Angst da rein zu kommen und dadurch gibt es kaum Probleme hier, denn die IZ ist so eine Art Druckmittel. Natürliche widersetzt man sich hier mal den Anweisungen, aber das reicht noch nicht, um in die Zelle zu kommen."

,,Verstehe...die sieht irgendwie..."

,,...gruselig aus?", beendet Jake meinen Satz.

,,Ja, gruselig", stimme ich zu.
,,Weißt du eigentliche wo wir hier genau sind?", frage ich, ,,Ich will wissen was das hier alles ist, wo dieses Lager liegt. Die können mich doch nicht hier festhalten."

,,Nope, das wird hier niemandem gesagt, es soll das Risiko verringern, dass wir hier abhauen können und aus diesem Wald raus kommen oder es irgendwie schaffen sollten, Hilfe zu holen. Dein Aufenthalt wurde ganz legal mit dem Richter vereinbart. Du musst deine Zeit absitzen und so gut wie möglich hier durchhalten. Die Leute da draußen wissen nicht, was hier für ne Scheiße abgezogen wird. Halt einfach nur durch!"

,,Was!? Niemand weiß was hier abgeht... Aber der Richter schickt hier doch Jugendliche hin, der muss doch wissen, was das hier für ein Ort ist!"

,,Der Richter weiß, dass das hier ein Bootcamp für schwererziehbare Jugendliche ist, aber von den Methoden, die sie hier benutzen, hat er auch keine Ahnung. Der Chief hat einen guten Draht zu den Richtern, denn dieses Camp hier kommt echt gut bei denen an. Weniger Jugendliche im Knast, weniger Arbeit für den Staat und die Jugendlichen sollen als vorbildliche Bürger wiederkommen. Für die ist das eine win-win- Situation. Ich weiß nicht wie, aber er schafft es die Methoden und Absichten des Camps zu vertuschen... Boot Camps gibt es ja überall, aber das hier ist nicht so wie die anderen. Der Boss und die anderen sind knallhart und schrecken vor nichts zurück. Sie haben schon ein paar mal Jungs hier angeschossen, wenn ihnen etwas nicht gepasst hat, noch sind hier aber alle lebend rausgekommen. Aber du wirst den Chief schon früh genug richtig kennenlernen."

Ich bekomme Angst, was mich morgen wohl erwarten wird. Das habe ich nicht erwartet, darauf habe ich mich nicht eingestellt.

,,Hey, Jaden. Probier dich einfach anzupassen. Fall nicht auf und es wird nichts passieren."

,,Aber die, die jetzt draußen sind müssen doch die Polizei informiert haben?"

Jake zuckt die Schultern, ,,Bis jetzt gab es nie Probleme mit der Polizei. Die da draußen wissen ja auch nicht, wo das Boot Camp ist und die Eltern haben wahrscheinlich auch keinen Plan was hier ab geht. Außerdem glaube ich, dass der Chief schon dafür sorgt, dass keiner was verrät."

,,Aber das kann es doch nicht gewesen sein, man muss doch irgendetwas machen!?", protestiere ich.

Jake probiert mich zu beruhigen, ,,Du bist neugierig und mutig, aber du bist nicht der Einzige der so gedacht hast. Alles was du versuchen willst, um hier rauszukommen, hat schon jemand vor dir probiert und es nicht geschafft. Du lernst mit der Zeit hier klar zu kommen und ich kann dir dabei helfen, wenn du willst."                             

Ich atme zittrig ein und aus, ,,Ja danke, ich brauche einfach etwas Zeit denke ich, um mit all dem klar zu kommen."

,,Klar, verständlich. Zeit brauchten wir alle."

Gerade sehen wir noch wie die Jungs vom Joggen wiederkommen, als sich das große Eingangstor wieder schließt. Sie sehen alle müde und kaputt aus und als die Aufseher sich von der Gruppe entfernen und die Autos parken, legen sich sie Jungs auf den Boden, in den Schatten, der durch die Gebäude entsteht. Wir hören nur noch das laute Atmen der Jungs.

,,Achso Jaden, hier neben der IZ ist jetzt nur noch die Lagerhalle. Hier werden die Waffen gelagert und Werkzeuge, aber auch Essen und Trinken. Der Zutritt ist verboten, aber die Tür ist sowieso abgeschlossen. Daneben an den Bänken wird gegessen.
So, jetzt hast du alles gesehen. Die anderen gehen jetzt Wäsche waschen, das brauchst du aber eigentlich noch nicht. Wenn du willst kannst du dich ausruhen gehen."

,,Ja, keine schlechte Idee und danke für's herumgeführt."

,,Kein Problem. Ich gehe jetzt auch meine Sachen waschen."

Dann dreht sich Jake schon um und geht zu den anderen. Bevor ich kehrt mache, um in meine Baracke zu gehen, sehe ich noch, wie er mit ein paar der Jungs einschlägt, mit ihnen redet und dann alle zu mir sehen. Ich mag es nicht beobachtet zu werde und gehe in die Baracke.

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》 Wir haben uns Mühe gegeben, das Camp so gut wie möglich zu beschreiben, ich hoffe uns ist das gelungen.

》 Wenn ihr Verbesserungsvorschlöge habt, oder Fehler findet, dann sagt uns einfach Bescheid ;)

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