》36.《

Madison

Ich schrecke hoch. Was war das? Wo bin ich? Das waren die ersten Fragen, die sich mir stellen, bevor mir alles von gestern wieder einfällt.

Im Gegensatz zu gestern erkenne ich doch recht schnell wo ich bin. Die Sonne scheint durch die Fenster des Holzhauses. Es ist noch sehr ruhig, fast alle schlafen noch und es wird nur leise miteinander geflüstert, um den Schlafenden noch ein wenig Erholung vom gestrigen Tag zu gönnen. Doch dann höre ich einen Schlüssel im Schloss drehen. Mein Blick fliegt zur Tür, welche genau in diesem Moment aufgestoßen wird. Zwei Männer kommen reingestürmt und wecken die Letzten von uns, welche noch nicht ganz wach sind. Ohne auch nur ein Wort zu verlieren, werden wir rausgetrieben und auf die gegenüberliegende Seite geschickt. Wir sollen uns vor ein anderes Gebäude  auf die dort stehenden Sitzbänke, setzen.

,,Was ist hier los? Was wollen Sie von uns?", versucht mein Lehrer endlich Antworten zu bekommen.

,,Später!", ist die einzige Antwort, die wir von einem bewaffneten Mann erhalten. Dann verschwindet er mit einem weiteren Mann in ein anders Gebäude. Die Männer sind alle schwarz gekleidet und tragen Maschinengewehre und Pistolen mit sich, als würden hier die schwersten Verbrecher der Welt sitzen. Vielleicht ist die Theorie mit dem Gefängnis von Ava doch nicht so abwegig.

Das Gebäude was die beiden betreten ist das erste in der Hausreihe, in der wir geschlafen haben. Mit einer unbeschreiblichen Lautstärke und Brutalität stürmen sie in die Häuser und kommen wenige Sekunden später wieder heraus. Sie stellen sich nebeneinander auf den Vorplatz der Baracke, die Hände an ihren Waffen. Und dann passiert etwas, womit ich nicht gerechnet habe. Meine gesamte Klasse starrt gebannt auf die Häuser und den Vorplatz. Dann kommen auf einmal mehrere Jungs, oberkörperfrei, nur mit Jogginghosen und Boots bekleidet, wie der Junge mit der 147 auf dem TShirt, herausgelaufen. Sie starren ebenfalls zu uns, verwirrt und ängstlich. Es sind sieben Jungs rauskommen, aber der von gestern fehlt. Wo ist er? Ist er etwa tot?, schießt es mir durch den Kopf. Doch ich versuche positiv zu denken. Vielleicht ist er ja auch im Krankenhaus oder die haben hier selber einen Arzt.

Bis eben haben die Jungs uns noch voller Unglauben beobachtet. Aber dann öffnet sich die Tür eines Gebäudes mit einer Treppe rechts neben uns. Schnell stellen sich die Jungs auf. Sie wirken routiniert und als hätte jeder einen festen Platz. Mit steifer Haltung und Hände hinter dem Rücken stehen sie da, der Blick starr geradeaus. Die Muskeln sichtlich angespannt, als wären sie für alles bereit.

,,Guten Morgen!", hallt es über den Platz von dem Mann, der eben die Treppe runtergekommen ist. Er strahlt solch eine Autorität aus, das es mir kalt den Rücken runterläuft. Ich mache mich augenblicklich ein wenig kleiner und bin von dem ersten Moment an eingeschüchtert von ihm. Er ist vielleicht so alt wie mein Dad, hat aber nichts von seiner väterlichen Liebe.

Meine Eltern. Sie werden nach mir suchen, alle werden nach uns suchen.

,,Guten Morgen, Sir!", geben die Jungs laut zurück, als hätten sie das tagelang einstudiert.

,,190?", wird die erste Nummer gerufen und der Junge ganz vorne rechts geht einen Schritt nach vorne und antwortet mindestens genauso laut: ,,Anwesend, Sir!"

So geht es weiter, bis alle anwesenden Jungs einmal aufgerufen wurden.

Und dann kommt die Antwort, auf die ich gewartet und die Jungs anscheinend nicht gerechnet haben.
,,So, Nummer 147 ist seit heute Nacht auch wieder anwesend, falls ihr euch das fragt. Seine gerechte Strafe bekommt er gerade.", erklärt der Mann und blickt Richtung zweier Metallbauten. Ich kann mir nicht erklären, was das sein soll, doch die Blicke dieser Jungs verraten mir, dass es nichts gutes ist. Es sind zwei Quader, die hochkant aufgestellt sind und direkt nebeneinander stehen. In ein Metallkonstrukt passt maximal eine Person, andernfalls wäre es zu eng und man würde die Tür nicht zubekommen. Und dann fällt mir auf, dass es keine Fenster gibt. Nicht an den Seiten und nicht in der Tür. Ob sich eins auf der Rückseite befindet, weiß ich allerdings nicht.

,,Wie ihr sicherlich wisst, hat er versucht gestern Nacht zu flüchten und hat es wieder einmal nicht geschafft. Was war auch anderes zu erwarten?" ", lacht er triumphierend ,,Über das von gestern Nacht werden wir nachher noch sprechen. Unsere Gäste habt ihr bestimmt schon bemerkt, aber sie werden uns nicht allzu lange Gesellschaft leisten." Die Köpfe der Jungs drehen sich zu uns um, doch als der Chief fortfährt, schenken sie ihm wieder die gesamte Aufmerksamkeit. ,,So, davon lassen wir uns aber nicht ablenken. Runter 100 Liegestütz!", brüllt der Mann, der anscheinend das Sagen hat.

Auf Kommando gehen alle Jungs sofort runter auf den Boden. Es scheint auf den ersten Blick für keinen wirklich anstrengend zu sein, bis ich sehe, dass einer von ihnen, er ist der letzte der aufgerufen wurde, hinterherhängt und schließlich aufgibt. Sofort läuft einer der anderen Männer auf ihn zu und tritt ihn mit einer Kraft in die Seite, sodass der Junge schmerzerfüllt aufstöhnt. Ich muss meinen Blick abwenden und sehe, dass meinen Mitschülern und Lehrern das Entsetzen ins Gesicht geschrieben ist. Aber wir alle können nichts dagegen tun, außer hier sitzen und auf eine Erklärung hoffen.

Nach den Liegestützen folgen noch weitere Übungen. Dann kommen sie in unsere Richtung, völlig verschwitzt und außer Atem. Noch sagt keiner ein Wort. Sie setzen sich an die Tische, welche sich zwei Meter links von uns befinden, nachdem sich jeder etzwas zu essen von einem der Wärter geholt hat. Sobald der Chief in seinem Haus ist fangen die Gespräche an. 

,,Ich habe auch Hunger.", beschwert sich ...

,,Ja, ich weiß. Wir haben bestimmt alle Hunger und sind verwirrt. Ich verusche gleich nochmal mit irgendjemanden hier zu reden. Ich will verdammt noch Mal wissen, was jetzt mit uns passiert und was hier alles ist.", Mr. Keller kommt langsam an seine Grenzen. Verständlich. Wir werden mitten in der Nacht von Unbekannten zu einem Camp gebracht, in dem Jugendlichen, in unserem Alter, geschlagen und gedrillt werden.

An dem Tisch neben uns fangen die Jungs des Camps an, mit einer zu reden.

,,Er hat es nicht geschafft?"

,,Was machen die denn jetzt mit ihm?"

,,Wo ist er denn überhaupt?"

,,Verdammt!"

Anscheinend wussten sie von der Flucht des Jungen aus dem Wald.

,,Hey! Wo sind wir hier?", versucht mein Lehrer ein Gespräch mit einem der Jungen anzufangen, der am Nächsten bei uns sitzt. Die Gesrpäche verstummen und uns wird die volle Aufmerksamkeit geschenkt.

,,Das ist das Camp ...", gibt dieser vorerst skeptisch zurück und blickt sich dabei immer wieder um.

,,Wir sind ein Bio-Kurs und haben eigentlich nur einen Ausflug in den Wald gemacht, um dort zu campen. Dann kommt aufeinmal dieser Junge aus dem Gebüsch, mit einr Schusswunde. Als dann diese Männer aufgetaucht sind haben die ihn und uns mitgenommen. Warum hat man und hierher verschleppt und wo ist der Junge, der gestern verletzt wurde?", fasst Mr. Keller das Geschehene kurz zusammen.

,,Ich kann euch nicht sagen, was der Chief mit euch vor hat. Aber gestern ist Jaden hier abgehauen, um uns hier raus zu helfen. Wir sind hier weil...."

,,190! Halt deine Klappe. Keiner von euch redet mit denen!", schreit einer der bewaffneten Männer, wodurch der Junge sofort verstummt und sich seinem Essen zu wendet.

,,Und ihr seid auch leise. Es wird sich alles klären!", ruft er jetzt an uns gerichtet.

Den ganzen weiteren Vormittag hatte Mr. Keller und auch der Rest von uns keine Möglichkeit mit irgendjemandem zu reden. Uns wurde Essen gebracht, eine mickrige Portion mit ekliger Pampe und wenn wir auf die Toilette mussten, worden wir einzeln zu dem vordersten Haus gebracht, indem auch Duschröumen sind.

Wir stiegen hier in der prallen Sonne. Getrunken habe ich das letzte Mal, als wir auch etwas zu essen bekommen haben und mir läuft der Speichel im Mund zusammen, als ich an eine kalte Cola denke. Zum wiederholten Mal wische ich mir mit keinem TShirt den Schweiß von der Stirn und auch Ava ist, wie all die anderen am schwitzen. Neben wir bindet sich Ava gerade ihre Haare in einen hohen Zopf zusammen und die meisten aus meiner Klasse dösen, da überqueren zwei Männer den Platz, in Richtung der Metallquader.

Die Jugendlichen aus dem Camp haben wir kaum zu Gericht bekommen. Zum Mittagessen haben sie sich wieder am Tisch neben uns versammelt, redeten aber kein Wort mit uns und danach sind sie in das Haus mit der Treppe verschwunden.

Doch jetzt wo die Männer auf die Mettalquader zugehen, kommt wieder Leben ins Camp. Die Jungendlichen verlassen das Haus, in dem sie die letzte Stunde waren. Sie stellen sich einige Meter vor das Tor. Die TShirts, die sie im Laufe des Tages angezogen haben, hatten sie aufgrund der Hitze längst nicht mehr an. Sie alle waren ziemlich braun, was nicht verwunderlich bei dieser prallenden Sonne ist. Ein paar von den Jungs tragen deutlich Blessuren am Körper, doch auch das lässt sich durch die brutale Vorgehensweise der Männer erklären die, wie heute Morgen, auf einen Jungen eingetreten haben.

Es fahren genau die gleichen Geländewagen vor, die uns Nachts hierher verschleppt haben.

,,Was passiert jetzt? Was machen die?", fragt ein Mädchen namens Elli aus meinem Kurs aufgeregt in die Runde.

Keiner antwortet, wir beobachten alle das rege Treiben hier im Camp.

Ein quitschen lässt mich aufschreiben und mein Kopf wandert in die Richtung des Metallgehäuses. Ava umfasst meinen Oberarm und blickt angespannt in die selbe Richtung.

Zwei Wärter gehen zu den Metallquadern und öffnen die Tür. Uns wird ein schrecklicher Anblick geboten. Sie holen den Jungen heraus und halten ihn links und rechts fest. Sein Kopf hängt schlaff nach unten und er ist kaum in der Lage alleine zu gehen. Er wird eher mitgeschliffen, als dass er seine Beine selber bewegt. Im Gegensatz zu gestern trägt er kein TShirt mehr und aus seiner Schusswunde blutet er immernoch stark. Sein Oberkörper ist vollkommen blutverschmiert und im Tageslicht erkennt man auch weitere Verletzungen an den Armen und Bauch, die gestern nicht zu erkennen waren. Mir wird klar, ich habe mir zu Recht Sorgen gemacht. Er hat keine medizinische Hilfe bekommen. Stattdessen lassen diese Männer ihn in einer Zelle verbluten. Ich kann jetzt verstehen, warum er so hoffnungslos aussah, als et abtransportiert wurde. Er wusste was ihn erwartet.

Unachtsam wird er neben den anderen Jungs fallen gelassen, sodass er unsanft auf dem Boden landet. Doch die Jungs reagieren schnell und wenige Sekunden später steht er mithilfe von zwei von ihnen wieder mehr oder weniger auf seinen Beinen. Er wankt nur noch leicht hin und her, der Kopf immer noch hängend. Er steht mit dem Rücken zu uns und ich erkenne viele weiße Striche auf dem Rücken,trotz des Blutes, es sind Narben. Überall verteilt findet man welche. Genau wie die vielen blauen Flecken und Schürfwunden, die überall auf seinem Körper verteilt sind. Seine Hand presst er auf seine Wunde, mit der Kraft die er noch hat.

,,Los, bereit machen für's Laufen!", brüllt der Chief plötzlich, den ich zuerst gar nicht bemerkt habe. Steht er da schon die ganze Zeit oder ist er erst aus seinem Haus gekommen? Ich weiß es nicht.

,,Der kann doch unmöglich in seiner Verfassung laufen!", spricht Mrs. Welton meime Gedanken laut aus, doch die Chief reagiert nicht.

Bevor wir irgendeiner noch etwas verhindern kann, öffnen sich die Tore und die Männer starten die Motoren der Geländewagen.

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》Ein extra langes Kapitel für euch!

》Habt ihr Verbesserungssvorschläge?

》Lasst uns gerne ein Vote da, um uns   zu unterstützen.

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