》29.《
Als ich wieder auf dem Hauptplatz vom Camp stehe, sehe ich wie Tom mit schmutziger Wäsche aus der Baracke kommt. Er schläft direkt neben meinem Feldbett. Tom macht sich wohl gerade auf den Weg seine Wäsche zu waschen und als ich mich unsehe fällt mir auf, dass das Camp ziemlich leer aussieht und auch die anderen Jungs wahrscheinlich gerade ihre Sachen waschen.
Mit schnellen Schritten gehe ich auf Tom zu und zerre ihn an seinem TShirt wieder zurück in die Baracke. Dort sind wir alleine, sodass ich die Karte unter meinem Shirt hervor ziehe. Ich wedele damit vor seinen Augen herum und sehe seinen fragenden Blick auf seinem Gesicht, sodass ich ihn aufkläre.
,,Ich habe die Karte. Ich war in dem Büro vom Chief und habe sie mitgehen lassen."
,,Echt!? Lass mal sehen.", Tom reißt mir die Karte aus der Hand, die immer noch vor seinem Gesicht baumelt und faltet sie auseinander.
Sein eben noch so beeindruckend aussehendes und glückliches Gesicht verschwindet, als er diese nun komplett entfaltet hat und stattdessen sieht er mich fragend und ungläubig an.
,,Ernsthaft? Das soll die Karte sein. Hast du dir die, bevor du sie mitgehen lassen hast, überhaupt mal angesehen?"
,,Ne, wieso?", ich stelle mich neben ihn, damit ich einen Blick auf die Karte sehen kann und auch mir wird klar, was er damit meint.
,,Verdammt!!", wütend raufe ich mir die Haare. Diese Karte würde uns kaum weiterhelfen. Sie zeigt gerade mal irgendeinen Ausschnitt einer Grünfläche. Wo wir uns befinden, oder wo das Camp ist lässt sich nicht erkennen. Vielleicht bildet die Karte auch einen völlig anderen Ort ab, denn eine Legende oder der Name des Ortes steht dort nicht.
,,Was soll das sein? Die hilft uns ja kein Stück!", ich klinge verzweifelt.
Tom atmet tief ein und aus und fährt mit seiner Hand über seine Haare.
,,Okay, jetzt bleib mal locker. Das ist vielleicht nicht die beste Karte, aber vielleicht können wir irgendwelche markanten Stellen finden. Einen Fluss oder irgendetwas anderes. Denk mal nach. Du bist schon lange hier, ist dir irgendetwas in der Umgebung aufgefallen, was uns weiterhelfen könnte?"
,,Ja, vielleicht...in der Nähe gibt es eine Art Wüstenfläche...aber die ist nicht auf der Karte abgebildet. Mann! Alles umsonst!"
Meine Gedanken sind sind schon wieder ganz wo anders. Ich male mir Szenarien aus, wie ich mit 20 Jahren immer noch hier feststecke. Ohne Perspektive, allein und so kaputt von dem immer gleichen, verdammten Tagesablauf. Wenn ich Glück habe, gibt der Chief vielleicht bald seinen Löffel ab, dann habe ich eine Chance auf ein richtiges Leben. Ja, so weit bin ich schon. Den Tod des Chiefs als einzigen Ausweg sehen.
Tom scheint meine Verzweiflung zu bemerken.
,,Jetzt komm mal runter. Das heißt doch nicht, dass wir die Flucht nicht schaffen. Wir gucken uns die Karte nachher mal in Ruhe an und dann machen wir einen Plan."
,,Es ist nur so das ich schon über zwei Jahre hier bin. Irgendwann verliert man einfach die Hoffnung hier rauszukommen. Dann gibt es eine kleine Hoffnung, alles könnte gut werden und alles ist doch wieder für'n Arsch. Ich will einfach nicht nochmal enttäuscht werden. Ich will mein Leben zurück. Ich habe keinen Abschluss, war noch nie verliebt, ich habe noch nie richtig gelebt. Verstehst du?"
Es tut einfach gut alles raus zu lassen was einem so durch den Kopf geht und ich habe das Gefühl, dass Tom nicht zu der Sorte Jungs gehört, die solche vertrauten Sachen weiter erzählen.
,,Schon gut. Aber wir versuche es trotzdem. Wir dürfen nicht aufgeben. Wenn du nicht alt und grau hier sterben willst, dann müssen wir uns zusammenreißen und weiter machen. Wir dürfen uns nicht einfach hier einsperren lassen. Okay!? Das sieht dir auch gar nicht ähnlich. Du bist niemand der sich erniedrigen lässt, oder jemand der sich demütigen und schlagen lässt. Jetzt sind wir dran. Wir wehren uns und geben nicht auf."
Ein kleines lächeln umspielt meine Lippen. Tom hat Recht. Ich bin ein Kämpfer, das war ich schon immer. Brüderlich klopfe ich Tom auf die Schulter.
,,Du hast Recht. Gut, ich sage dir Bescheid, wenn mir was einfällt, das uns weiterhelfen kann."
Hoffnung. Hoffnung. Hoffnung. Ich hoffe nur, dass sie mir diesmal nicht genommen wird.
__
Den ganzen restlichen Tag über denke ich darüber nach, was Tom und mir helfen könnte, sich mit der Karte zurechtzufinden, aber erst jetzt abends in den Duschräumen fällt mir etwas ein.
Natürlich.
Der Fluss, in den ich während meiner letzten Flucht gefallen bin. Ich will Tom sofort davon erzählen, damit die Planungen endlich vorangeht, aber erstmal muss ich warten, bis die restlichen Jungs die Duschräume verlassen haben, damit Tom und ich ungestört reden können.
Als auch Will und Brian endlich in ihre Baracken gegangen sind und Tom von dem Waschbecken ganz links zu mir kommt, fordere ich ihn auf die Karte nochmal herauszuholen.
,,Ich glaube ich habe da etwas, was uns weiterhelfen kann."
,,Okay, und was ist es?", neugierig sieht
,,Als ich das letzte mal von hier abgehauen bin, habe ich es zu einem Fluss geschafft und vielleicht ist er hier irgendwo zu finden.", während ich ihm von meinem Einfall erzähle, wandere ich mit meinem rechten Zeigefinger über die Karte, auf der Suche nach einer blauen Linie, die irgendwo durch den Wald verläuft.
,,Ah. Hier.", ich tippe auf eine Stelle auf der Karte. ,,Das müsste es sein."
,,Mhh. Der Fluss ist bestimmt nur ein oder zwei Kilometer vom Camp entfernt. Aber das hilft uns auch nur bedingt weiter. Wir brauchen eine viel befahrene Straße, damit du schneller von hier weg kommst."
,,Hier oben auf der Karte. Siehst du das? Das lönnte vielleicht ein Gleis sein oder so."
Tom hält sich die Karte näher ans Auge und verengt diese zu Schlitzen.
,,Das könnte sein. Also so wie es aussieht, musst du erstmal zu dem Fluss hier kommen, genau an diese Stelle hier, wo er sich gabelt und dann sind es noch ein paar Kilometer nordöstlich bis zu den Gleisen hier oben.", Tom zeigt mir mit seinem Finger genau, wo ich überall langlaufen muss.
,,Wenn das dort oben Gleise sind, dann ist dort vielleicht auch ein Bahnhof und das bedeutet, dass dort viele Menschen sind. Das ist perfekt!"
,,Ja, vorausgesetzt das sind Gleise. Vielleicht sind das auch einer nur..Pipelines oder..", gibt Tom zu Bedenken.
,,Das werde ich dann ja sehen. Aber in beiden Fällen sollten dort auf jeden Fall irgendwelche Leute sein, oder? Das ist die Hauptsache."
,,Ja, du hast Recht. Dann planen wir morgen weiter. Wir sollten langsam in die Baracke gehen."
Als Tom schonmal die Duschräume verlassen hat, packe ich schnell meine Sachen zusammen und mache mich auch auf den Weg, um endlich schlafen zu können. Als ich über den Platz gehe und meiner Baracke immer näher komme, höre ich von drinnen aufgebrachte Stimmen.
,,Was wird das mit dir und diesem Jaden, heh??"
,,Ja, wirklich. Seid ihr jetzt Kumpels oder was? Lässt du uns jetzt hängen?
,,Jetzt bleibt doch mal geschmeidig! Wie alt seid ihr? 10?"
Die Stimme gehört eindeutig zu Tom.
,,Du hängst nur noch mit dem ab und ihr verheimlicht irgendwas, habe ich Recht? Los sag schon!"
Ich öffne leise die Tür und sehe gerade noch, wie Tom Brian von sich weg schubst. Die Jungs bemerken mich gar nicht, so sehr abgelenkt sind sie gerade damit, sich zu beschimpfen.
,,Was ist eigentlich euer Scheißproblem? Benehmt euch mal euer Alter entsprechend und rastet nicht gleich aus, weil ich auch mal mit Jaden abhänge.
,,Ich bin nicht angepisst darüber, dass du mit Jaden abhängst. Der Typ ist okay. Aber ich will verdammt noch mal wissen was hier läuft."
,,Warum sollte ich dir das sagen, Brian? Du hast hier nichts zu sagen, rein gar nichts."
Ich lasse dir Tür laut ins Schloss fallen. Alle Köpfe drehen sich zu mir.
,,Gibt es ein Problem?"
,,Nein, nichts was dich angeht.", erwidert Brian.
,,Ach wirklich? Ich habe meinen Namen gerade nämlich gehört.", provokant grinse ich Brian an. Dabei gehe ich langsam und ruhig auf ihn zu.
,,Ihr plant doch irgendwas. Du und Tom. Man sieht euch die ganze Zeit miteinander reden und geheimnisvoll flüstern.", bei Letzterem hebt her seine Hände und macht Gesten, die ironisch verdeutlichen sollen, wie geheimnisvoll wir doch sind.
,,Denkst du nicht auch, dass du da ein bisschen zu viel hineininterpretierst?"
,,Nein, das denke ich nicht. Also los. Sagt schon!"
Ich werfe meinen Kopf lachend in den Nacken. Das was sich mir hier bietet ist einfach lächerlich. Natürlich planen Tom und ich etwas, aber was will Brian dagegen tun?
Doch nicht nur Brian, sondern auch Will, Adam und Tobias sehen wütend aus.
,,Los, Tom.", Tobias schubst ihn von hinten. ,,Auf ein Mal willst du uns nichts mehr erzählen!?"
Tom stolpert nach vorne, kann sich aber noch auf den Beinen halten. Er richtet sich auf und schaut Tobias böse an. Dann geht er mit schnellen Schritten auf ihn zu und schlägt ihm mit einem rechten Haken ins Gesicht.
Verdammt. Eine Prügelei ist echt das Letzte, was wir gebrauchen können. Tobias und Tom entwickeln immer mehr Wut auf den anderen und gerade liegt Tobias am Boden und Tom hält ihn am Boden fest, als Tobias an Toms Shirt zieht.
Fuck!
Ein weißes, zusammengefaltes Papier segelt zu Boden. Tom muss es sich unter das TShirt geklemmt haben und bei dem Streit hat es sich gelöst.
Ich gehe schnell zu der Karte und wollte sie gerade aufheben, doch Brian, der viel Näher an der Karte stand, hebt diese nun auf.
,,Gib es mir!", fordere ich ihn auf, aber Brian hört nicht auf mich.
In der Zwischenzeit haben Tom und Tobias auch endlich aufgehört sich zu prügeln. Beide tragen deutliche Blessuren im Gesicht, doch sie scheinen sich beruhigt zu haben.
Ich hingegen bin alles andere als ruhig.
Brian ruiniert noch den ganzen Plan. Hektisch werfe ich Tom einen Blick zu, doch dieser schaut gebannt auch Brian, welcher seelenruhig das Papier auffaltet. Wir können nichts dagegen tun.
Nein, nein, nein!
Brians Augenbrauen zucken in die Höhe und er sieht überrascht aus, als er nun das Papier aufgefaltet in seinen Händen hält.
,,Aha. Eine Karte. Wo wollt ihr denn hin?", Brian sieht mich und Tom nacheinander schelmisch grinsend an.
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》Lasst uns doch einen Vote da und geht auch gerne mal die älteren Kapitel durch und votet auch dort, wenn ihr es noch nicht gemacht habt. Dankeschön!
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