》15.《
Es sind ein paar Wochen vergangen seit Michael, Dean und Kyle das Camp verlassen haben. Es sind Wochen vergangen, in denen ich auf Hilfe gehofft habe, um nicht fliehen zu müssen. Ich will eine einfachere Lösung, mit der ich nicht nur mich, sondern auch alle anderen retten kann.
Aber ich wurde enttäuscht. Enttäuscht von Michael, von dem ich geglaubt habe, dass wenigstens er die Polizei alarmieren wird. Wenn nicht er, dann wird es kein anderer tun, denn die Kontrolle und die Gewalt des Chiefs sind zu groß, dass sich wer anders trauen würde. Ich habe mich in ihm getäuscht und ich wurde von ihm enttäuscht. Schon wieder wurde ich von jemanden enttäuscht. Aber ich hätte es besser wissen müssen. Vergeblich habe ich gewartet, aber jetzt ist meine Geduld am Ende.
Ich werde fliehen. Heute Nacht.
In den letzen Wochen bin oft genug joggen gewesen, um mich hier halbwegs orientieren zu können. Doch wenn ich fliehe, wird es dunkel sein. Ich habe so gut es geht die Gegend erkundet, aber das war nur begrenzt möglich. Ich habe ein paar Schläge kassieren müssen, als ich beim Joggen zu weit vom Pfad abgekommen bin.
Danach habe ich es nicht mehr versucht. Ich musste mich um jeden Preis unauffällig verhalten, durfte keinen Ärger mehr machen und musste einfach nur gehorchen, egal wie scheiße und minderwertig ich behandelt wurde, egal wie oft ich geschlagen und getreten wurde, egal wie oft ich gedemütigt wurde. Ich habe alles ausgehalten, obwohl es so gegen meine Natur ist.
Dazu habe ich mich noch komplett distanziert. Ich bin hier als der Einzelgänger bekannt, aber doch kennt mich hier niemand wirklich. Ich spreche niemanden an, niemand spricht mich an. Ich lasse die Jungs in Ruhe, sie lassen mich in Ruhe. Durch mein Verhalten haben sie wohl nicht das Bedürfnis mich kennenzulernen, aber das erleichtert mir die Umsetzung meines Plans ungemein.
Außer Jake.
Er gibt mich nicht auf. Ich habe ihm nicht davon erzählt, dass ich heute fliehen will. Er könnte es weitererzählen. Jeder von den Jungs könnte es dem Chief erzählten, um sich dadurch einen Vorteil zu verschaffen.
Nein...das kann ich nicht riskieren.
Ich bin seit 5 Monaten hier, das macht Jake nicht zu meinem Vertrauten. Ich will nicht mehr vertrauen, ich werde sowieso nur wieder enttäuscht.
Ich brauche ihn nicht.
Ich brauche niemanden.
Als es früher für mich besonders schwierig war, da war ich auch alleine und ich habe mich durchgekämpft. Die Misshandlungen meiner Pflegefamilien habe ich durchgestanden, alleine.
Einer der Aufseher, ich glaube es ist Clark, kommt in unsere Baracke. Es ist morgens und ich habe mal wieder viel zu wenig Schlaf bekommen.
Ich rappele mich auf und ziehe meine Schuhe an. Das TShirt lasse ich so gut wie jeden Tag weg. Wir stellen uns für die Durchzählung auf. Die morgendliche Zählung ist mein einziger Schwachpunkt für die Flucht. Ich musste es schaffen bis zu der Durchzählung so weit weg wie nur möglich zu kommen, bevor mein Fehlen bemerkt wird.
,,145!?"
,,Ja, Sir!"
,,146"
,,Ja, Sir!"
,,147!?"
,,Ja, Sir!", antworte ich laut.
,,148!?"
,,Ja, Sir!", ruft auch Aiden.
,,Lauter du Schwuchtel!", entgegnet ihm Clark.
,,Ja, Sir!", man merkt wie Aiden anfängt zu zittern und Wut in ihm aufbrodelte.
Wir haben erfahren, dass Aiden schwul ist. Er wurde von seinen Eltern hier her geschickt, damit er seine Meinung über seine Sexualität ändert. Als wäre das einfach eine Entscheidung, die er über Nacht gefällt hätte.
Aiden wurde von den Aufsehern und vom Chief erniedrigt und er leidet sehr darunter. Manchmal höre ich ihn nachts weinen, wenn ich mal wieder nicht schlafen kann.
Anfangs, als er hier ankam, da wirkte er so gefasst und so locker, als wäre es ihm gleichgültig, dass er hier war, aber das war nur eine Fassade. Dahinter steckte ein Junge, der nicht wusste, wer er wirklich war. Er war alleine und schämte sich für sich selbst.
Aiden erinnert mich ein bisschen an mich selbst, als ich jünger war. Seit kurzem bin ich 17 Jahre alt und ich habe mich verändert. Ich bin stärker und reifer.
Ich habe noch meinen Stolz.
,,Gut, alle sind da. Wir werden heute zwei Neue bekommen. 131, du zeigst ihnen alles. Alle anderen werden Sport machen!"
Auf Lewis Gesicht erscheint ein Grinsen. Er wurde vom Morgensport erlöst und darf Fremdenführer spielen.
Ich bin müde und habe keine Energie mehr. Die Kraftübungen machen mir heute schneller zu schaffen als gewöhnlich. Dieser Schlafentzug holt mich ein. Ich zwinge mich eine Übung nach der anderen auszuführen und lenke mich ab, um das unangenehme Brennen in meinen Muskeln zu verdrängen.
Ich höre auf einmal einen Motor und dann sich quitschend öffnende Tore. Aus den Augenwinkel erkenne ich das schwarze Auto, das auf den Platz fährt.
Dann müssen wir Liegestütze machen und ich kann die Ankömmlinge nicht mehr sehen.
Nach Luft ringend lasse ich mich auf den Boden fallen und versuche mich für einen Moment auszuruhen. Das Japsen der anderen Jungs verdränge ich und schließe kurz meine Augen.
,,Jaden, aufstehen.", ich werde an der Schulter geschüttelt.
,,Was?", ich schrecke hoch.
,,Aufstehen bevor der Chief kommt."
,,Achso, ja. Ich wollte mich nur ganz kurz ausruhen."
,,Jaja, ich weiß. Sag mal, was ist eigentlich mit dir los? Du verhältst dich so merkwürdig. Irgendwas ist mir dir los...", Jake guckt mich prüfend an.
Doch es lässt mich kalt, er lässt mich kalt.
,,Nein, ich brauche hier nur keine... Freunde.", das letzte Wort spreche ich nach leichtem zögern angewidert aus.
Dann drehe ich mich um und will gehen. Dabei sehe ich Lewis mit zwei anderen Jungs im Schlepptau um die Ecke biegen. Er betritt die Duschräume. Gespannt beobachten die Neuen uns und verschwinden dann im Gebäude.
Einer der neuen Jungs, namens Luke, machte noch am selben Tag Ärger. Er verliert sehr leicht seine Kontrolle und tickt einfach aus. Ich denke ihm wurde alles zu viel und als dann noch Isaak anfing ihn zu provozieren, da drehte er druch. Er ging auf Isaak los und schubste ihn gegen die Wand der Baracke, sodass er mit dem Kopf dagegen knallte. Dafür bekam er gleich ein paar Schläge zurück.
Der andere Junge heißt Tristan. Er ist so ein Typ, der sofort mit jedem klar kommt. Er hat sich auf Anhieb gut mit Taylor verstanden.
Beide schlafen in der Baracke ganz hinten am Ende des Camps.
Ich liege in meinem Feldbett, habe das Werkzeug in meiner Hand griffbereit und warte bis es spät genug ist, um abzubauen. Wir hatten hier keine Uhr, deswegen muss ich abschätzen, wann ein günstiger Zeitpunkt ist.
Dieses Warten bringt mich um den Verstand. Ich bin so aufgeregt, dass ich meinen eigenen Herzschlag hören kann und ich habe Angst. Ich habe Bauchschmerzen und Schweiß rinnt mir die Schläfe runter. Mein Atem geht flach und schnell.
Ich nehme einen tiefen Atemzug, ich weiß nicht ob es zur Beruhigung ist oder einfach ein: komm schon, du schaffst das! Ich setze mich auf und ziehe leise meine Schuhe an. Das TShirt nehme ich mit und lege es um die Zange.
Dann verlasse ich auf leisen Füßen die Baracke.
__________
》 Gebt uns gerne ein Feedback zu dem Kapitel und lasst einen Vote da!
Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top