》1.《

Ich sitze hinten im Auto und sehe von hinten durch die Windschutzscheibe. Die Fahrt dauert schon ewig an und langsam wird es ungemütlich und ich langweile mich.

Wir fahren gerade eine kaum befahrenen, kurvige Straße entlang, wodurch mir ein wenig schlecht wird, da ich durch die Kurven immer nach rechts und links schaukele.

Als ich mich wieder auf die Straße konzentriere, erkenne ich links von uns einen tiefen Hang, der von einer rostigen Leitplanke gesichert wird.
Rechts von uns erstreckt sich eine hohe Felswand. Ich probiere mir die Zeit zu vertreiben, indem ich zähle, nach wie vielen Sekunden ein neues Schild kommt, das sagt:'' Achtung, Steinschlag!". Doch auch das wird mit der Zeit langweilig.

Ich drehe mich um und sehe mich hinten im Wagen um. Es ist dunkel, auch durch die Frontscheibe scheint kein Licht ins Wageninnere, was mir sagt, dass es schon ziemlich spät sein müsste.

Da ich nicht angeschnallt bin, kann ich mich gut bewegen. Immernoch mit dem Rücken zur Windschutzscheibe zugewandt, seufze ich auf. Lange halte ich es hier nicht mehr aus. Der Druck auf meiner Blase wird größer. Ich drehe mich nach vorne: ,, Ich muss mal aufs Klo.", beschwere ich mich. Mein Vater dreht sich um. ,,Wir sind hier mitten im Nirgendwo, hier können wir nicht anhalten!" , bekomme ich als Antwort zurück. Na toll, denke ich mir.

Mein Blick wandert wieder umher und bleibt an einem Rucksack neben mir, in der Ecke hängen. Ich probiere ihn mit meinen Fingern zu erreichen, als mich plötzlich ein grelles Licht blendet.

Ich sehe nach vorne, direkt in die Scheinewerfer, des entgegenkommendes Autos. Ein Hupen durchbricht die Stille der Nacht. Ich zucke zusammen und reiße meine Augen weit auf. Panisch sehe ich zum Fahrer und dann wieder auf die Straße.
Das Auto des anderen Fahrers kommt von seiner Fahrbahn ab und kommt mit rasender Geschwindigkeit auf uns zu. Wir haben kaum Zeit zu reagieren. Gerade als das Lenkrad unseres Wagens nach links gerissen wird kollidiert der andere Wagen mit unserem.

Vorne knallen wir gegen die Leitplanke, als das andere Auto seitlich in unseren Wagen reinfährt. Mein Kopf schnellt zur Seite, sodass ich hart gegen die Wagenseite knalle. Dann wird alles schwarz.

Ich blinzele, meine Augen flattern auf und ich merke sofort, wie mein Kopf brummt, sodass es sich anfühlt, als würde er gleich platzen.

Ich hebe meinen Kopf an und sehe mich langsam um. Noch ist alles unscharf. Ich schließe kurz meine Augen und atme tief durch. Jetzt kann ich fast ganz klar sehen.

Die Erinnerungen prasseln auf mich ein, als meinen Körper ein stechender Schmerz durchzuckt. Ich halte mir meine rechte Seite und zucke nochmals bei der Berührung zusammen.

Als ich mein Shirt hochhebe, ist meine komplette rechte Seite blau und geschwollen. Ich lasse das Shirt sinken. Mein Hand wandert langsam zu meinem Kopf. Als ich gegen die schmerzende Stelle komme, zische ich auf. Alles tut mir weh und mir wird kurz schlecht. Ist bestimmt eine Gehirnerschütterung, überlege ich.

Unter Schmerzen atme ich ein paar mal tief ein und aus, um mich zu beruhigen und nicht gleich zu hyperventillieren. Dann schießt mein Blick nach vorne. Ich halte mir sofort meine Schläfen. Die Bewegung war zu schnell und die Kopfschmerzen werden schlimmer.

,,Oh nein, nein, nein, nein..", wiederhole ich leise, als ich wieder klar denken kann und die Erinnerungen an den Unfall zurückkehren. Ich rappele mich auf und klettere nach vorne zur Fahrerseite.

Der Kopf meines Vaters hängt schlaff nach unten und sein Gesicht ist blutüberströmt. Als ich den Kopf anhebe schauen seine Augen starr und leer nach vorne. Meine Hand zuckt zurück, als hätte ich mich verbrannt. Tränen bilden sich in meinen Augen.

Mein Blick wandert nach rechts. Der Kopf meiner Mutter ist nach rechts geneigt, sodass ich nicht sehen kann, ob die Augen geöffnet sind oder nicht. Die rechte Seite unseres Wagens ist durch den harten Aufprall des anderen Autos komplett verbeult. Dann erkenne ich auch schon das Bein von meiner Mutter, was durch die Verbeulung im Fußraum eingequetscht ist. Das ganze Blut lässt mich würgen, sodass ich den Blick kurz abwenden muss, um mich zusammenzureißen und das Ekelgefühl loszuwerden.

Ich traue mich nicht nochmal in solch leere Augen zu sehen, deswegen versuche ich nach dem Puls am Hals zu tasten, wie ich es in einem Projekt in der Schule mal gelernt habe.

Keinen Puls.

Es kann ja auch sein, dass ich an der falschen Stelle gefühlt habe, probiere ich mich zu beruhigen, und versuche es am Handgelenk. Doch auch hier, wo ich bei meinen Klassenkameraden immer einen Puls gefühlt habe, fühle ich nichts.


Ein Rütteln lässt mich aufschrecken.

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