Frühstück

Am nächsten Morgen wurde John von einem Atem an seinem Ohr geweckt. Er seufzte wohlig und drehte sich vorsichtig um, in Erwartung, eine Frau an sich gekuschelt zu sehen. Da erblickte er schwarze Locken und einen schlafenden Sherlock, der sich an Johns Schulter geschmiegt hatte. Der Doktor war kurz verwirrt, dann erinnerte er sich an die Nacht und lächelte.

Sherlocks andere Seite, die so selten zum Vorschein kam, seine verletzliche, ja schon fast menschliche Seite, sie rührte den Doktor. Auch Sherlock brauchte Zuneigung, solche, die er als Kind wohl nur selten erfahren hatte. Also hatte er sich entschlossen, einfach niemanden an sich heran zu lassen. Johns Augen glitzerten verdächtig, als er darüber nachdachte.

Der Detektiv murmelte im Schlaf.

„John....geh nicht weg John...", er bewegte leicht den Kopf.

John strich Sherlock über die Locken. Langsam wachte auch Sherlock auf.

„Morgen", nuschelte er verschlafen. Dann merkte er, was er da eigentlich machte. Peinlich berührt ließ er John los und setzte sich auf. Der Doktor grinste, als er einen Anflug von Röte im Gesicht des Detektivs sah. Die schwarzen Locken waren zerzaust und standen in alle Richtungen ab. Sherlock stand auf.

„Ich geh duschen."

Schnell ging er aus dem Zimmer und bald hörte John das Prasseln der Dusche. Er gähnte und setzte sich ebenfalls auf. Guckte in den Spiegel. Er sah vergleichsweise erholt aus, für seinen Albtraum. Seine Augenringe waren nicht allzu groß. Er zog seinen Bademantel über und bereitete das Frühstück vor, während er darauf wartete, dass die Dusche frei wurde.

Als er gerade dabei war, etwas Essbares im Kühlschrank zu suchen, was nicht abgelaufen, chemisch verseucht oder mit anderen Dingen wie Blut versetzt war, kam Mrs. Hudson rein.

„Morgen!", sie brachte wie immer Tee. „Geht es Ihnen besser, John?"

„Ja, danke.", antwortete er zerstreut.

„Setzen Sie sich hin, ich mach das!", die Vermieterin schob den Doktor auf seinen Stuhl und deckte den Rest.

„Du meine Güte, sind das Hautstücke?", sie hielt eine Tüte mit undefinierbarem Inhalt hoch. John schlürfte seinen Tee und nickte. „Ich glaube sie sind vom Rücken."

Mrs. Hudson schüttelte nur den Kopf. In dem Moment kam Sherlock aus der Dusche, nur mit einem Handtuch um die Hüften. Die Vermieterin errötete leicht und stemmte empört die Hände in die Hüften.

„Nein also wirklich, Sherlock! Sie können doch nicht so herumlaufen!"

Sherlock gähnte nur und warf sich seinen roten Morgenmantel über.

„Mag sein, aber ich hab heute bei John geschlafen und keine Zeit oder Lust gehabt, noch in mein Zimmer zu gehen und Kleidung zu suchen."

Er setzte sich an den Tisch und trank einen Schluck Tee.

Mrs. Hudson guckte etwas verstört, dann räusperte sie sich. „Na dann lass ich sie beide mal frühstücken."

Sie ging wieder in ihre Wohnung und John schmunzelte.

„Jetzt denkt sie wer weiß was.."

Sherlock blätterte durch die Zeitung ohne aufzusehen. „Ist doch egal".

Er schob sich ein Brötchen in den Mund.

Der Doktor schüttelte nur den Kopf. Dann fiel sein Blick auf die Titelseite. Dort war ein alter Bekannter abgebildet.

„Sh...Sherlock?!"

Mit weit aufgerissenen Augen deutete John auf das Bild.

„Was.", grunzte der Angesprochene genervt.

„Die Titelstory. Vorne. Das Bild. Der Mann."

Sherlock drehte die Zeitung um. Seine Augenbraue hob sich. „Was zum..?!"

Dort war Moriarty abgebildet. Er stand, mit Anzug und Sonnenbrille, vor einem schwarzen Bentley.

„AN SHERLOCK HOLMES", stand in Großbuchstaben als Schlagzeile.

„Was bedeutet das?", fragte John.

„Nun, Moriarty hat anscheinend die Zeitungen bestochen. Weitergehend will er erreichen, dass jeder weiß, dass ich diese Nachricht erhalten habe. Der kurze Artikel darunter ist an mich gerichtet."

Lieber Sherlock,

da Sie ja so erfolgreich John befreit haben, habe ich Ihnen eine Nacht als Verschnaufpause gegönnt. Dieses Spiel war wirklich amüsant, aber ich muss mich um ein paar Angelegenheiten im Ausland kümmern. Daher pausiere ich hiermit unser „kleines Spiel". Nach getaner Arbeit komme ich wieder und wir werden es selbstverständlich fortsetzen.

PS: Passen Sie auf, dass John nicht seinen Tee verschüttet.

Sherlock blickte auf und hielt schnell Johns Hand fest, denn seine Tasse drohte hinzufallen. Der Doktor stellte die Tasse schnell hin.

„Und? Was steht in dem Artikel?"

„Moriarty hat einige Geschäfte auswärts zu erledigen. Das bedeutet, wir könnten uns einen Vorsprung verschaffen."

„Einen Vorsprung?"

„Offenkundig." Der Detektiv stand auf. „Das Spiel, John, hat begonnen!" 

Das ist übrigens das Auto, was ich für Moriarty vorgesehen habe: 

http://www.autosalon-singen.de/Bentley/bentley_continental_gt_speed_08874_0019_02_02_01.jpg

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