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Wir verließen das Haus über die Vordertür. Mit uns lief Lucifer an der Leine. Der Hund brauchte endlich Auslauf. Doch auch ihr gefiel die neue Stadt nicht sonderlich.
Wir liefen die Straße hinunter, doch weit und breit gab es keinen einzigen Laden, nur Wohnhäuser oder Wohnungen.
Kein Wunder, in so einer Wohngegend.
Als wir nach 10 Minuten in eine größere Straße abbogen, blinzelten uns vereinzelt Läden an.
Ein Fahrradladen, ein Electronicstore, ein winziger Buchladen und ein Schuhgeschäft. In den meisten der Läden war wohl schon lange keiner mehr gewesen. Vor dem Schuhgeschäft stapelte sich die Post. Im Schaufenster des Fahrradladens häuften sich die Spinnweben. Und ansonsten gab es in dieser Straße auch nur noch Wohnhäuser.
Ronja zeigte auf den Buchladen.
,,Lass dort hineingehen. Dort gibt es wahrscheinlich eher etwas zu Essen als im Electronicstore."
Sie ging voran. Und ich folgte ihr mit Lucifer an der Leine.
Als Ronja die Tür öffnete, erklang eine kleine Glocke und uns schlug der Geruch von alten Büchern entgegen.
Es roch fast wie in einer Bibliothek. Aber nur fast, denn irgendetwas herzliches war hier mit untergemischt.
Aus einer Tür hinter dem Tresen links von uns hörte man eine leise, alte Stimme.
,,Ich bin gleich da!"
Ronja sah sich beeindruckt um. So viele Bücher hatte selbst sie noch nicht gesehen. Sie waren in riesigen Regal an den Wänden aufgestellt und in der Mitte befand sich eine Auslage verschiedenster Exemplare. Von 'Wilhelm Tell' über 'Illias und Odyssee' bis hin zu 'Harry Potter' fand man hier alles. Und es gab eine kleine Menge zu essen in einer zweiten Auslage neben der Kasse.
Ronja starrte auf die Auslage.,,Oh mein Gott", sagte sie plötzlich und zog ein Buch hervor, auf dem 'Die Wahlverwandtschaften' stand.
,,Danach suche ich schon ewig!"
Da kam eine kleine alte Dame mit runder Lesebrille aus der Tür gelaufen.
,,Ach hallo Kinder. Was führt euch denn so früh hier her." Sie lächelte uns freundlich an, sodass sich an ihren Mundwinkeln kleine Grübchen bildeten.
,,Wir sind auf der Suche nach einem Bäcker oder so", sagte ich vorsichtig.,,Wir brauchen nämlich Brötchen und Kaffee für unsere Familie."
Die Frau schaute uns traurig an.,,Tja, ihr süßen, da seit ihr 3 Jahre zu spät. Der letzte Bäcker in dieser Gegend hat schon lange Zeit geschlossen. Aber ich kann euch mit ein paar Brötchen und meinem guten Kaffee etwas aushelfen. Wie viele seid ihr denn?", fragte sie und holte eine Tüte unter dem Tresen vor.
,,6", antwortete Ronja. Die Frau schaute uns genüsslich an.
,,Noch eine echte Großfamilie also!" Dann packte sie uns ein paar belegte Brötchen in die Tüte und füllte dann noch 6 Kaffeebecher auf.
,,So, das macht dann £6,29. Es sei denn, es darf noch etwas sein." Dabei schaute sie Ronja direkt in die Augen. Diese zögerte nicht und holte doch tatsächlich 'Die Wahlverwandtschaften' von der Ablage. Ich starrte sie verwundert an.,,Na was", fragte sie mich,,,Faust habe ich fast durch."

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