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[Taehyung]

Drei Wochen zuvor

„Verdammt! Ich habe dir gesagt, du sollst dich nie und nimmer in mich verlieben, komme was wolle! Wieso hörst du denn nicht darauf? Warum bist du so eigensinnig und tust noch immer nur das, was du willst? Warum tust du nicht einfach das, was man dir sagt? Warum Jungkook? Warum bist du so? Warum verliebst du dich ausgerechnet in mich? Sag schon! Warum?", sagte ich und schaute Jungkook leise seufzend an.

Ohne mir eine Antwort zu geben, machte er langsame, zittrige Schritte rückwärts, um sich immer weiter von mir zu entfernen, während er mich mit tränenüberlaufendem Gesicht anschaute. Er hatte seine Hand an seine Brust gelegt und sich dort in den Stoff seiner Kleidung gekrallt, weshalb ich davon ausging, dass er sich gerade dachte, sein Herz sei gebrochen. Aber das war nicht so, es konnte nicht so sein. Das menschliche Herz konnte viel tun, aber da es aus keinem zerbrechlichem Material bestand, konnte es auch nicht in tausende Stücke zerfallen. Daher fand ich auch diesen Spruch völlig überdramatisiert, denn letztendlich konnte man über eine vermeintliche Liebe schneller hinwegkommen, als alles andere dieser verdammten Welt.

„Jungkook pass auf!", rief ich und streckte meine Hand aus, als ich sah, dass er über dich selbst stolperte. Leider war er zu weit weg und ich konnte ihn nicht mehr auffangen, sodass ich den lauten Knall seines Kopfes an der kannte einer Schublade hörte. Bevor ich meinen Blick überhaupt zu ihm richten konnte, zogen hunderte Szenarien wie ein Blitz an meinen Augen vorbei, welche allesamt in einem Desaster enden. Ein Desaster, bei dem Jungkook am Boden lag, in seinem eigenen Blut, sich nicht regend, nur schwach atmend und kaum ein Lebenszeichen von sich gebend.

Und genau das war auch der Fall, wie ich feststellen musste, als ich genug Mut zusammengefasst hatte, um zu ihm zu schauen. Seine Augen waren geschlossen, seine Hände zu Fäusten verkrampft, während er einfach dort lag und sich keinen Millimeter bewegte.

Wieder schrie ich seinen Namen und ging sofort zu ihm, mich dabei direkt neben ihn auf die Knie schmeißend, und zog seinen Körper in meine Arme und auf meine Beine. Augenblicklich verteilte sich sein Blut auch überall an meinen Händen und meiner Kleidung, aber das war das letzte, worüber ich gerade nachdenken konnte.

„Halt durch", murmelte ich und rüttelte leicht an Jungkook, wobei ich bemerkte, wie stark ich am zittern war. Nicht nur zittern, mein Körper bebte regelrecht wie ein Hochhaus in einem Erdbeben. So viel es mir neben dem ganzen Blut an meinen Händen umso schwerer mein Handy zu betätigen, dass komplett rot verschmiert war, jedoch schaffte ich es und konnte den Notruf wählen und Hilfe holen.

„Hilfe wird bald da sein", sagte ich leise und drückte meine Hand fest gegen die Stelle an Jungkooks Kopf, aus der das ganze Blut zu kommen schien. Zum Glück dauerte es von da aus auch nicht mehr lang, bis letztendlich der Krankenwagen kam, mit dem Jungkook schnell ins Krankenhaus gebracht wurde, wobei ich da leider nicht mitfahren durfte.

Nichts konnte mich aber davon aufhalten, ihnen hinterherzufahren, weshalb ich in eines meiner eigenen Autos einstieg und mit Vollgas dem Krankenwagen hinterherfuhr, welches mit Blaulicht und Sirenen durch die Straßen der Innenstadt raste. Ich nutzte dies, um mich nicht von anderen Verkehr behindern zu lassen und kam somit zeitgleich beim Krankenhaus rein, wo ich jedoch nicht weiter kam, da Patienten, die mit Krankenwagen eingeliefert wurden, durch einen hinteren Eingang kamen, der nicht öffentlich zugänglich war.

Mit hektischem Atem und einem rasenden Herz, rannte ich durch die Gänge des Gebäudes und dabei nach Anhalt und Rat suchend, aber keiner konnte mir helfen. Alle sagten, ich solle mich runterkommen und zur Ruhe kommen, jedoch war dies das Letzte, was mir gerade im Sinn schwebte. Ich musste zu Jungkook, es ging nicht anders. Ich wollte an seiner Seite sein, dass sagte mir mein inneres, es schrie förmlich danach. Wie eine Art Verantwortung, die ich für diesen Jungen trug. Eine Verantwortung, der ich nicht nachgehen konnte.

„Scheiße man, warum musste das passieren?", schrie ich förmlich und hörte meine Stimme durch die Flure schallen, mir somit ein Haufen an Aufmerksamkeit der anderen Patienten erntend.

[...]

Nachdem mir eine Krankenschwester verraten hatte, dass Jungkook am Kopf operiert werden musste, weil der Sturz ihn nicht nur äußerlich, sondern auch innerlich verletzt hatte, wodurch er innerer Blutungen am Gehirn erlitt, hatte ich mich sofort vor den Eingang zu den Operationssälen gesetzt und dort eher ungeduldig darauf gewartet, dass endlich jemand mit antworten kam, dies passierte jedoch erst nach einigen Stunden, die sich wie mehrere Wochen anfühlten und einfach schrecklich waren.

„Sind Sie Herr Kim Taehyung, der Vormund des Jungen Jeon Jungkook?", fragte eine Krankenschwester, welche ein Klemmbrett mit Zetteln in der Hand hielt und darauf irgendwas ablas. Ich hatte scheinbar so lang gewartet, dass es einen Schichtwechsel bei ihnen gab. Ihrer Vorgängerin hatte ich erzählt, dass ich Jungkooks Vormund sei, damit es keine Probleme bei den Papieren geben würde, weshalb ich für den Moment damit leben musste.

Hastig nickend schaute ich sie nur an und wartete auf Weiteres, aber anstatt mit mir zu reden, schrieb sie nur irgendwas auf.

„Und? Was ist nun? Wie geht es ihm?", fragte ich und sprang von dem Sitz auf, auf dem ich die ganze Zeit über gesessen hatte. Meine Beine fingen an zu schwächeln und dabei zu kribbeln, weil sie eingeschlafen waren, jedoch musste ich das für den Moment ignorieren.

„Die Operation hat etwas länger gedauert, jedoch ist alles gut verlaufen und es gab keine weiteren Komplikationen. Herr Jeon ist nun in einem Koma und wird im Zeitraum der nächsten zwei bis vier Wochen von alleine aufwachen. Ich rate ihnen jetzt vorerst aber erst einmal, dass sie Nachhause gehen, da sie ohnehin nicht zu ihm gehen sollten", erzählte die junge Frau, jedoch wollte ich nicht auf sie hören, sobald ich sah, dass zwei weitere ihrer Art ein Bett aus dem Operationssaal schoben, auf dem Jungkook lag.

„Wie siehst du nur aus", sagte ich leise, als ich mich direkt davor stellte und hatte meine Schwierigkeiten damit, zu schlucken. Es war, als hätte ich einen Kloß im Hals gehabt.

Meine Sorge für Jungkook beunruhigte mich etwas. Es war nicht normal, sich für einen Menschen so zu sorgen. Oder?

———
So... hier ein kleiner Einblick, was genau passiert ist, bevor Jungkook so lang im Koma lag, weil dann doch ziemlich viele etwas verwirrt schienen darüber (:

Ich hoffe ihr habt alle ein schönes Wochenende und ich möchte jetzt schon mal etwas ankündigen:
Nächste Woche Freitag, als den 31. Januar, werde ich hier eine Lesenacht machen! Sie wird um 20:00 Uhr beginnen. Jemand dabei?

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