Kapitel 5 Band 6


Jake strich sanft über Emilias Haar, während sie in seinen Armen lag. Ihre Atmung war ruhig, und ihre Wärme erfüllte ihn mit Zufriedenheit. Er deckte sie behutsam mit der weichen Decke zu und flüsterte: „Ruh dich aus, Emilia. Du hast dir einen Moment verdient."

Zwei Stunden waren vergangen, als Jake sie sanft weckte. Seine Stimme war leise, tief und voller Zärtlichkeit. „Emilia," murmelte er, „du wirst dich erkälten. Zieh dich an, nimm eine heiße Dusche, und lass uns nach Hause gehen. Ich will nicht, dass die Jungs sich Sorgen machen, weil ich dich so lange entführt habe."

Emilia blinzelte verschlafen und kuschelte sich noch einmal an ihn. „Jake, ich kann nicht. Lass mich morgen früh baden." Sie gähnte und streckte sich leicht, bevor sie verschmitzt grinste. „Felix schläft bestimmt schon, und den Knutschfleck kann ich nicht verbergen. Chaid wird es merken, und dann bin ich wieder jedermanns Spott ausgeliefert."

Jake schmunzelte, beugte sich näher zu ihr und küsste sie auf die Stirn. „Ich werde sie schon zur Ruhe bringen. Mach dir keine Sorgen."

Mit einem müden Seufzen erhob sich Emilia langsam und streckte ihre Glieder, während sie träge nach ihrer Kleidung griff. „Du wirst aber trotzdem einiges zu erklären haben, Schatz," murmelte sie, während sie sich anzog. „Wo wir waren und warum du überhaupt ein Hotelzimmer gebucht hast."

Jake lachte leise, zog sein Hemd an und richtete seinen Kragen. „Dann lass sie fragen. Ich habe nichts zu verbergen." Sein Tonfall war so selbstsicher, dass Emilia nur mit den Augen rollte und ein kleines Lächeln nicht unterdrücken konnte.

Als sie das Hotel verließen, legte Jake seinen Arm um Emilias Taille. „Du bist müde," stellte er fest, ohne ihre Antwort abzuwarten. Ehe sie protestieren konnte, hob er sie mit einer fließenden Bewegung hoch und trug sie. „Jake!" rief Emilia leise, ihre Stimme klang überrascht, doch sie lehnte ihren Kopf gegen seine Schulter. „Ich bin doch keine Prinzessin."

Jake schmunzelte und sah kurz zu ihr hinunter. „Für mich bist du mehr als das."

Der Heimweg war ruhig, das sanfte Licht der Straßenlaternen beleuchtete den Weg. Emilia schloss für einen Moment die Augen, während Jake sie sicher durch die Straßen trug. Sein Griff war stark und sicher, und sie fühlte sich in seinen Armen so geborgen wie nirgendwo sonst.
Als sie ihr Zuhause erreichten, fiel Jake auf, dass im Wohnzimmer noch Licht brannte. Emilia öffnete träge die Augen und bemerkte es ebenfalls. „Oh nein," murmelte sie leise. „Jemand ist noch wach. Ich wette, es ist Chaid. Oder vielleicht Felix."

Jake grinste und drückte sie sanft, bevor er sie absetzte. „Keine Sorge. Ich werde mich darum kümmern, wenn jemand Fragen stellt."
Emilia schob sich näher an ihn und schlang ihre Arme um seine Taille. „Danke, Jake. Für heute. Für alles."

Jake beugte sich leicht zu ihr hinab und küsste sie zärtlich. „Immer, Emilia."
Gemeinsam traten sie ins Haus, bereit, sich dem zu stellen, was sie erwartete.

Geständnisse und Strategien

Als Jake und Emilia das Wohnzimmer betraten, wurden sie von einer ungewohnten Szenerie empfangen. Es war bereits spät in der Nacht, doch alle Jungs waren wach. Jeder von ihnen saß mit einer Decke oder einem Kaffee auf dem Sofa, ihre Blicke richteten sich auf die beiden, als sie hereinkamen. Doch es war nicht nur ihre Anwesenheit, die den Raum ungewöhnlich machte – es war die Gestalt, die in ihrer Mitte saß.

Die unbekannte Figur war ganz in Dunkelheit gehüllt, ihre Silhouette wirkte wie ein Schatten, der sich von den Umrissen der anderen abgrenzte. Eine kühle, aber dennoch erdrückende Präsenz schien den Raum zu erfüllen, und Emilia spürte, wie ihre Müdigkeit plötzlich von einer Welle aus Hitze und Kribbeln verdrängt wurde.

Ihre Schritte stockten, ihre Augen fixierten die Gestalt, und etwas tief in ihrem Inneren regte sich. Eine Silhouette formte sich in ihrem Geist, ein Bild, das sie nicht vollständig greifen konnte, doch sie wusste es. Ohne einen Zweifel – es war eine neue Todsünde.

Jake spürte ihre Reaktion und trat mit Emilia näher an die Gruppe heran. Sein Blick wurde schärfer, und er musterte die unbekannte Gestalt aufmerksam. Als er die Person schließlich erkannte, entglitten ihm kurz die Worte, bevor er sich wieder fasste.

„Schade?" fragte Jake, seine Stimme klang überrascht, aber auch wachsam. „Was machst du hier?"

Die Dunkelheit um die Gestalt schien sich leicht zu bewegen, als hätte sie ein Eigenleben. Ein Paar gelber, raubtierhafter Augen öffnete sich, und ein schwaches, aber unheilvolles Lächeln erschien in der Dunkelheit.

„Ich bin hier, um meinen Platz einzunehmen," antwortete die Gestalt mit einer Stimme, die so tief und samtig wie die Nacht selbst klang.

Felix war der Erste, der aufsprang. Sein Knurren erfüllte das Wohnzimmer und ließ die Luft vor Anspannung vibrieren. „Wo wart ihr?" bellte er, seine goldenen Augen funkelten vor Unmut. „Wisst ihr eigentlich, wie spät es ist? Jake, du bist völlig verantwortungslos gewesen!"

Sein Blick wanderte zwischen Jake und Emilia hin und her, und er trat einen Schritt näher. Doch dann hielt er inne. Seine Nase zuckte, und er schnüffelte in der Luft. Sein Blick wurde schmal, sein Ausdruck wandelte sich von Verärgerung zu etwas, das zwischen Frustration und Ungläubigkeit lag.

Jake zog einen tiefen Atemzug und murmelte leise: „Ich hab dir doch gesagt, geh noch ein Bad nehmen..."

„Oh nein," stöhnte Emilia, die jetzt völlig wach wurde, ihr Schweif zuckte nervös. „Felix, verschon mich, bitte! Ich bin zu müde dafür."

Chaid, der es sich auf der Armlehne des Sofas bequem gemacht hatte, hob amüsiert eine Augenbraue. „Oh-oh-oh," begann er mit einem schiefen Grinsen, das keinen Zweifel ließ, dass er genau wusste, was passiert war. „Ich weiß es! Aber sagt mal... wo habt ihr das gemacht?"

„Chaid!" rief Emilia empört, ihr Gesicht lief rot an, während sie hinter Jake Schutz suchte.

Gray trat jetzt näher, seine blauen Augen musterten sie beide aufmerksam, bevor sein Blick an Emilias Hals hängen blieb. Sein Blick verfinsterte sich. „Der Knutschfleck," murmelte er, beinahe zu sich selbst. „Jake, wirklich?"

Felix knurrte erneut, dieses Mal lauter und tiefer. „Seid ihr... seid ihr etwa...?" Seine Worte blieben stecken, seine Hände ballten sich zu Fäusten, und er wandte sich schließlich frustriert ab. „Ach verdammt!" knurrte er schließlich, seine Stimme voller Ärger, aber auch etwas anderem – vielleicht Eifersucht?

Sei lehnte sich an die Wand, die Arme verschränkt, und sein apfelsinfarbener Blick wanderte zwischen Jake und Emilia hin und her. „Tja, das erklärt den Geruch," sagte er trocken. „Wenigstens weiß ich jetzt, warum wir alle hier rumsitzen, während ihr zwei... beschäftigt wart."
Ash, der sich bisher ruhig verhalten hatte, seufzte schwer und fuhr sich durch sein zerzaustes Haar. „Ich hab's dir gesagt, Jake," murmelte er. „Wenn du sie irgendwohin mitnimmst, mach es nicht so offensichtlich."
Alex, der mit verschränkten Armen auf dem Sofa saß, wirkte äußerlich ruhig, doch seine roten Augen funkelten vor Gereiztheit. „Offensichtlich ist gar kein Ausdruck," sagte er schneidend. „Emilia, wie oft soll ich dir noch sagen, dass du nach solchen Ausflügen baden sollst? Und Jake... wirklich ein Hotel? Was hast du dir dabei gedacht?"

Die Luft im Raum war zum Schneiden gespannt, die Blicke der Todsünden brannten auf Jake und Emilia, die sich sichtbar unwohl fühlte.

Doch in all der Spannung blieb Schade still. Er saß abseits in einem Sessel, ganz in Schatten gehüllt, und beobachtete die Szene mit einem leichten, kaum sichtbaren Lächeln. Seine gelben Augen blitzten amüsiert auf, und seine dunkle, tiefe Stimme durchbrach schließlich die Stille.

„Ihr seid wirklich eine faszinierende Familie," sagte er langsam, seine Worte triefend vor Ironie. „Ich bin nicht sicher, ob ich lachen oder euch bemitleiden soll."

Die Blicke der anderen wandten sich nun zu Schade, doch er rührte sich nicht. Er schien die Spannung fast zu genießen, als wäre sie eine Art Unterhaltung für ihn.

Emilias Blick wanderte nervös zu Schade. Sein Auftauchen hatte sie bereits aus der Fassung gebracht, doch ihre Gedanken rasten noch schneller, als sie seine gelben Augen sah. Ihr Innerstes sagte ihr, dass er echt war, dass dies die Essenz war, die sie erwartet hatte. Dennoch zögerte sie. „Schade?" murmelte sie, ihre Stimme schwach und zögerlich.

Ihr Schweif begann unkontrolliert hin und her zu wippen, ein Zeichen ihrer inneren Aufregung. Plötzlich hielt sie inne, ihre Miene erstarrte, und ein verwirrter Ausdruck breitete sich auf ihrem Gesicht aus.

Sie drehte sich abrupt um und sah an sich hinunter. Ihre Augen weiteten sich, und die Erkenntnis traf sie wie ein Blitzschlag. Ihre Ohren – ihre Schweif – waren sichtbar. Sie hatte sie nicht einmal getarnt!

Ein lautes „AH!" riss aus ihrer Kehle, ihr ganzer Körper begann unruhig zu zittern. Sie ließ ihre Jacke zu Boden fallen, griff mit beiden Händen nach ihren Ohren und dann nach ihrem Schweif, als könne sie es nicht glauben.

„Mein Schweif! Meine Ohren!" rief sie laut, ihre Stimme überschlug sich vor Panik.

Jake hob leicht eine Augenbraue, seine Stimme war ruhig und nüchtern. „Ja, alles noch dran."

Doch Emilia wirbelte herum, ihre Bewegungen hektisch, und sie begann im Kreis zu laufen, als würde sie verzweifelt versuchen, eine Lösung zu finden. „Nein, nein, nein!" rief sie, ihre Stimme voller Verzweiflung. „Ich bin – ich bin draußen gewesen! So! Ohne Tarnung!"

Die anderen sahen sie an, ihre Blicke zeigten eine Mischung aus Sorge und Verwunderung.

„Beruhig dich, Emilia," sagte Gray schließlich, seine Stimme war ruhig, doch in seinen Augen lag ein Anflug von Besorgnis.

„Beruhigen?" wiederholte Emilia laut, ihr Blick sprang zwischen den Jungs hin und her. „Ich war draußen, mit Schweif und Ohren! Wie konnte ich das übersehen? Wie konnte niemand von euch das bemerken? Was, wenn mich jemand gesehen hat?"

Jake trat näher zu ihr, seine Stimme blieb unerschütterlich. „Es war dunkel, Emilia. Niemand hat dich gesehen. Und wenn doch, ist das kein Grund zur Panik."

Doch Emilia schüttelte hektisch den Kopf. „Du verstehst nicht! Ich habe... ich habe mich noch nie außerhalb des Hauses oder eines Zimmers so gezeigt! Es war das erste Mal, und ich habe es nicht mal bemerkt!"

Chaid, der auf dem Sofa saß, grinste leicht. „Also ehrlich, Kleine Sonne, wer würde sich im Dunkeln so sehr für deine süßen Ohren interessieren? Ich wette, jeder dachte einfach, du bist eine besonders hübsche Dämonin."

„Das ist nicht witzig, Chaid!" rief Emilia, ihr Gesicht wurde rot vor Verlegenheit.

Sei sprach mit seiner üblichen Ruhe, lehnte sich gegen die Wand und verschränkte die Arme. „Es ist passiert. Du kannst es nicht ändern. Aber Jake hat recht – es war dunkel. Es gibt keinen Grund, dich in etwas hineinzusteigern, was wahrscheinlich niemandem aufgefallen ist."

Felix jedoch knurrte leise, seine goldenen Augen schmal. „Ich hab's gewusst, dass ihr zwei heute Mist bauen werdet. Aber das? Jake, wie konntest du nicht merken, dass sie... na ja, so war?"

Jake zuckte nur leicht mit den Schultern. „Ich war beschäftigt."

Emilia schnaubte und sah ihn mit großen Augen an. „Beschäftigt? Jake, das ist nicht irgendeine Kleinigkeit!"

Schade, der das ganze Spektakel still beobachtet hatte, lehnte sich zurück, sein unheilvolles Lächeln wurde breiter. „Faszinierend," murmelte er leise. „So viel Drama wegen eines Schweifs und ein paar Ohren. Eure Dynamik ist wirklich... einzigartig."

Seine Worte ließen Emilia innehalten. Sie sah zu ihm, ihre Atmung immer noch schwer, doch etwas in seinem Tonfall brachte sie dazu, sich zu sammeln.

Jake trat schließlich näher, legte seine Hände auf ihre Schultern und hielt ihren Blick fest. „Emilia," sagte er leise, aber bestimmt. „Es ist vorbei. Niemand hat dich gesehen. Und wenn doch, dann beschützt dich niemand so wie wir. Vertraust du mir?"

Emilia blinzelte, ihr Blick suchte seinen, und schließlich nickte sie langsam. „Ich vertraue dir," flüsterte sie. „Aber... es ist trotzdem beängstigend."

Jake zog sie in eine feste Umarmung. „Ich weiß. Aber du bist sicher. Ich verspreche es dir."

Die anderen blieben still, doch ihre Blicke zeigten, dass sie bereit waren, alles zu tun, um Emilias Vertrauen zu stützen.

Emilia hob ihre Jacke auf, warf sie sich über die Schulter und sagte knapp: „Gute Nacht." Ohne den Jungs noch einen Blick zu schenken, machte sie sich auf den Weg zur Treppe.

„Warte mal," erklang Schades dunkle, ruhige Stimme hinter ihr, als er sich erhob. „Willst du mich einfach ignorieren?"

Emilia drehte sich langsam zu ihm um, ihr Gesicht voller müder Gereiztheit, doch in ihren Augen blitzte etwas Verärgertes auf. „Du hast es bereits verbockt, Schade," zischte sie scharf. „Denk mal drüber nach, warum. Gute Nacht."

Schade ließ sich nicht beeindrucken und ging langsam, aber mit sicherem Schritt auf sie zu. Seine gelben Augen fixierten sie, und ein leises Knurren vibrierte in seiner Stimme. „Ich werde dieses Wort nicht aussprechen, Emilia," sagte er bestimmt. „Ganz egal, wie sehr du es als Erkennungswort willst. Keine Chance. So ein Wort hörst du nicht von mir."

Emilia verschränkte die Arme vor der Brust, ihr Schweif zuckte ungeduldig hinter ihr. „Oh, wirklich?" zischte sie erneut, ihre Stimme voller Spott. „Dann, Gute Nacht, Schade. Ich nehme das sehr ernst. Wenn du das Passwort nicht hast, dann tschüss – bis zum nächsten Treffen vielleicht. Vielleicht fällt es dir dann ja ein."

Mit einem herausfordernden Schwung ließ sie ihren Schweif absichtlich über seine Beine streichen, bevor sie sich mit erhobenem Kopf abwandte und die Treppe hinaufstieg.

Schade stand wie angewurzelt da, sein Blick folgte ihr ungläubig. Für einen Moment wirkte er, als hätte ihn ein Blitz getroffen. „Was...?" murmelte er und starrte auf die Stelle, an der sie gerade noch gestanden hatte.

„Oh, Schade," sagte Chaid mit einem schiefen Grinsen von der Couch aus. „Ich wette, dein Passwort ist etwas richtig Schönes. So was wie ‚Honigschnute' oder ‚Schätzchen', hm?"

Schade drehte sich um und warf Chaid einen tödlichen Blick zu. „Schweig," knurrte er, doch seine Ohren färbten sich leicht rot, und seine kühle Fassade bekam einen winzigen Riss.

Jake verschränkte die Arme und lehnte sich gegen die Wand. „Emilia hat dich genau da, wo sie dich haben will," stellte er ruhig fest.

„Das ist lächerlich," murmelte Schade, doch sein Blick wanderte unwillkürlich wieder zur Treppe, wo Emilia längst verschwunden war.

Gray zog die Augenbrauen hoch und ließ ein amüsiertes „Hm" hören. „Ich hätte nicht gedacht, dass ausgerechnet du dich so leicht aus der Ruhe bringen lässt, Schade."

„Leicht?" wiederholte Schade und warf ihm einen genervten Blick zu. „Ich lasse mich nicht aus der Ruhe bringen."

„Oh, sicher," meinte Ash, ohne die Augen von seinem Buch zu heben. „Deswegen stehst du auch immer noch da und starrst zur Treppe, als hättest du gerade verloren."

Schade knurrte tief und setzte sich wieder, verschränkte die Arme und sah in die Runde. „Ihr seid alle anstrengend," sagte er schließlich, doch die Röte in seinem Gesicht verriet, dass Emilias Taktik ihn getroffen hatte.
——

Jake ließ sich schwer auf das Sofa fallen, sein Blick müde, und stützte seinen Kopf auf die Hand. „Was machst du hier, Schade?" fragte er, seine Stimme klang flach und erschöpft. „Halt dich kurz, ich bin zu müde."

Chaid lehnte sich mit einem amüsierten Grinsen vor. „Oh, war der Sex so wild, dass du jetzt völlig erschöpft bist?"

Jake drehte seinen Kopf träge zu ihm und sagte kurz und knapp: „Ja."

Für einen Moment herrschte Stille im Raum, und Chaid blinzelte überrascht. „Das war... ehrlich. Unerwartet ehrlich."

Schade verschränkte die Arme und sah zu Jake hinüber. „Sei hat heute Post vom Forum bekommen. Es geht um die Einladung zu seinem Gewinn. Ich bin jetzt gekommen, weil es dunkel ist und mir die Situation hier gelegen kam. Die Jungs waren eh wach vor Sorge – ein guter Zeitpunkt, um den Plan auszuarbeiten."

Jake hob kaum eine Augenbraue, seine Müdigkeit war offensichtlich. „Du bist also gekommen, weil es dir gerade recht war?" fragte er mit einem Hauch von Ironie.

Sei schaltete sich ein, seine Stimme wie immer ruhig. „Der Brief kam heute Nachmittag. Ich wollte es morgen mit euch besprechen."

Jake seufzte schwer, seine Augen schlossen sich für einen Moment. „Leute, ich bin zu müde für alles. Lasst uns morgen drüber reden."

Felix beugte sich vor, seine goldenen Augen waren von einer ungewohnten Besorgnis erfüllt. „Jake, was ist los? Du bist nie zu müde. Was hat Emilia mit dir gemacht? Schade ist hier. Hattest du nicht tausend Fragen an ihn?"

Jake schüttelte langsam den Kopf, als würde er versuchen, einen Gedanken zu fassen, der ihm entglitt. „Keine Ahnung," murmelte er. „Mein Kopf will gerade nicht anspringen. Das hab ich schon lange nicht mehr gehabt."

Chaid stand auf und trat hinter das Sofa. Er legte seine Arme um Jakes Schultern und drückte ihn spielerisch, aber fest. „Ich fühle, wie jegliche Spannung aus deinen Schultern gewichen ist," stellte er fest, fast fasziniert. „Jake, du hast so viel Anspannung in dich gefressen, so lange. Und heute hast du sie mit einem Mal entladen. Du hast deinen ganzen Zorn losgelassen, Flamme. Ich glaube, du bist gerade maximal entspannt. Dein Kopf arbeitet deshalb nicht richtig, weil du nicht gewohnt bist, in diesem Zustand zu sein."

Ash hob eine Augenbraue und lehnte sich zurück. „Du meinst, Jake ist so entspannt, dass sein Gehirn streikt?" fragte er trocken.

Jake hob die Hand abwehrend. „Blödsinn. Mein Gehirn arbeitet. Ich brauch nur Schlaf, und morgen bin ich wieder fit."

Alex beobachtete Jake aufmerksam, seine roten Augen blitzten. „Interessant. In deinen Worten schwingt keine Bosheit mit. Gar keine. Leute, das müssen wir ausnutzen."

Chaid grinste breit. „Hat jemand was zu beichten? Wenn ja, ist jetzt der Moment. Jake ist gerade absolut ungefährlich. Einmalig, sag ich euch."

Felix schnaubte und verschränkte die Arme. „Jake, was hast du mit Emilia gemacht, dass du jetzt so entspannt bist?"

Jake hob den Kopf leicht und sah Felix direkt an. Sein Tonfall war trocken und nüchtern. „Ich habe spontan ein Hotelzimmer gebucht. Romantisch, mit Zimmerservice. Wir haben ein Bad genommen, uns ausgesprochen, dann hab ich sie gefesselt ans Bett, sie hart rangenommen, ihr den Hintern versohlt, bis er rot wurde. Wir hatten wilden Sex, und sie konnte sich nicht verteidigen, anschließend hab ich sie hergetragen. "

Stille. Absolute Stille.

Alle starrten Jake fassungslos an. Selbst Schade, der bisher jede Situation mit unerschütterlicher Ruhe betrachtet hatte, blinzelte überrascht. Felix öffnete den Mund, schloss ihn wieder und knurrte leise. Ash verschluckte sich fast an seinem Kaffee, während Gray seine blauen Augen weit aufriss.

„Was zum Abyss?" murmelte Alex, seine Fassungslosigkeit durchbrach seine sonstige Kühle.

Chaid war der Erste, der sich fing. Er schüttelte den Kopf und legte eine Hand an Jakes Schulter. „Ich sags ja," sagte er mit einem amüsierten Unterton. „Sein Kopf arbeitet nicht richtig. Wenn er wieder funktioniert, wird er uns anknurren und sagen, wir sollen vergessen, was wir gerade gehört haben."

Sei hob eine Augenbraue und betrachtete Jake. „Das war... eine unerwartet detaillierte Zusammenfassung."

Felix knurrte laut, seine goldenen Augen blitzten vor Frustration. „Jake, was zum Teufel? Das ist nichts, was du uns einfach so erzählst!"

Jake zuckte mit den Schultern. „Warum nicht? Ihr habt gefragt."

Schade lehnte sich zurück, ein schiefes Lächeln auf seinen Lippen. „Ich muss sagen, ich bin beeindruckt. Ich wusste nicht, dass du so... ehrlich sein kannst, Jake."

Ash schüttelte nur den Kopf und murmelte leise: „Ich wette, morgen bereut er jedes einzelne Wort."

Jake hob die Hand, als wollte er die unausgesprochene Spannung im Raum stoppen. Seine Stimme war ruhig, aber bestimmt. „Bleibt mal locker," begann er, sein Blick glitt über die Runde. „Ich finde, wir alle sollten mal ganz ehrlich miteinander sein und nicht immer so verkrampft."

Die Jungs schwiegen, ihre Blicke ruhten auf Jake, dessen sonst so kühles Auftreten von einer seltenen Offenheit durchbrochen wurde.

„Emilia hat sich heute mit einer Freundin wiedergetroffen – Annette," fuhr Jake fort. „Eine wirklich großartige Bereicherung für unser neues Geschäft, mal so nebenbei. Aber wisst ihr, was mich wirklich beeindruckt hat? Wie sie von jedem Einzelnen von uns geschwärmt hat."

Seine Stimme wurde weicher, fast zärtlich, als er weitersprach. „Sogar über die Essenzen, die sie noch nicht einmal kennt, hat sie offen gesagt, dass sie sich darauf freut, sie kennenzulernen. Und sie glaubt fest daran, dass sie sich auch in sie verlieben wird, wenn sie genauso großartig sind wie wir."

Jake hielt kurz inne und sah in die Runde, sein Blick blieb an Felix hängen, dessen anfängliches Knurren längst verstummt war. „Sie ist heute den ganzen Tag so liebevoll mit mir umgegangen, dass mir zum ersten Mal im Hotelzimmer Tränen kamen," gestand Jake mit einer ungewohnten Offenheit.

Die Jungs starrten ihn an, ihre Reaktionen waren gemischt. Chaid sah überrascht aus, Gray rührte sich unruhig, und selbst Ash und Alex hoben erstaunt die Augenbrauen. Es war nicht nur selten, dass Jake über seine Gefühle sprach – es war schlichtweg noch nie vorgekommen.

Jake holte tief Luft und fuhr fort, seine Stimme wurde fester. „Wir haben mittlerweile so viel zusammen erlebt, und wir sind eine Einheit geworden. Aber trotzdem murren wir uns immer wieder an, wenn wir eifersüchtig sind oder es darum geht, wie wir mit Emilia umgehen sollen. Und warum?"

Sein Blick wanderte von Felix zu Ash, dann zu Chaid. „Emilia liebt jeden von uns bedingungslos. Sie vereint uns alle. Aber wir sollten mal ernsthaft darüber nachdenken, ihr weniger aufzubürden. Sie gibt so viel von sich selbst, um uns alle zusammenzuhalten, und was tun wir? Wir erwarten, dass sie den Ball spielt, dass sie uns vereint, dass sie die Verantwortung für unsere Beziehung übernimmt."

Jake lehnte sich zurück, seine Augen glühten vor Entschlossenheit. „Das kann so nicht weitergehen. Wir alle lieben sie – das wissen wir. Aber wir lieben auch einander, oder? Also warum fällt es uns so schwer, das offen zuzugeben? Warum müssen wir immer Ausflüchte finden? Warum können wir nicht selbst den ersten Schritt machen und uns gegenseitig unsere Liebe und unser Vertrauen zeigen?"

Eine Stille breitete sich aus, die von Jakes Worten erfüllt war. Die Jungs sahen ihn an, keiner wagte es, sofort etwas zu sagen.

Felix, der sich bisher mit verschränkten Armen zurückgelehnt hatte, räusperte sich schließlich. „Ich gebe zu... du hast nicht ganz unrecht," murmelte er leise, fast widerwillig.

Chaid grinste schief, seine grünen Augen funkelten. „Das ist wahrscheinlich das Sinnvollste, was du je gesagt hast, Flamme. Ich bin beeindruckt."

Gray senkte den Blick, seine Finger spielten nervös mit der Kante seines Ärmels. „Es stimmt... wir erwarten immer, dass Emilia die Brücke zwischen uns ist. Vielleicht sollten wir mehr tun, um diese Brücke selbst zu bauen."

Ash seufzte schwer, seine Stimme war müde, aber ehrlich. „Ich bin nicht gut darin, sowas zuzugeben, aber... Jake hat recht. Emilia gibt so viel, und wir... nehmen oft einfach nur."

Alex nickte langsam, seine roten Augen wirkten nachdenklich. „Vielleicht sollten wir darüber reden, wie wir uns gegenseitig mehr unterstützen können. Emilia verdient es, dass wir als Einheit agieren, nicht nur, wenn es bequem ist."

Schade, der das ganze Gespräch aufmerksam verfolgt hatte, lehnte sich zurück und schnaubte leise. „Interessant," sagte er trocken. „Ich hätte nicht erwartet, dass du, Jake, derjenige bist, der diese Worte spricht. Aber sie machen Sinn. Vielleicht seid ihr alle doch mehr als nur... ein Haufen Eigenbrötler."

Jake lächelte schwach, seine Müdigkeit war ihm anzusehen. „Ich will, dass wir alle glücklich sind. Und Emilia will das auch. Aber sie sollte nicht die Einzige sein, die dafür kämpft. Wir sind stärker zusammen, und das dürfen wir nie vergessen."

Die Stimmung im Raum veränderte sich – die Jungs sahen einander mit einer neuen Ernsthaftigkeit an, während Jakes Worte nachhallten. Es war ein seltener Moment der Offenheit, der vielleicht etwas verändern konnte.

Die Spannung im Raum war greifbar, als Schade sich räusperte. Seine sonst so stolze, kühle Aura schien für einen Moment zu flackern, und ein Hauch von Unsicherheit schlich sich in seinen Blick.

„Also gut," begann er schließlich, seine Stimme tief und mit einer ungewöhnlichen Schwere. „Ich werde etwas beichten. Aber..." Sein Blick wanderte langsam durch die Runde, bevor er bei Felix hängen blieb. „Wenn auch nur einer von euch mich deswegen schlägt oder anknurrt," warnte er mit fester Stimme, „ziehe ich mich zurück. Für immer."

Ein Stirnrunzeln ging durch die Runde. Selbst Felix, der sonst für sein hitziges Temperament bekannt war, blieb still, auch wenn sein Knurren leise in seiner Kehle vibrierte.

Schade holte tief Luft, seine gelben Augen funkelten vor Schuld und Unruhe. „Ich... ich habe Emilia im Stich gelassen," sagte er schließlich, seine Stimme schwer wie ein Stein.

Die Worte ließen den Raum in eine totenstille Starre fallen. Niemand sprach, niemand bewegte sich.

„Wie meinst du das?" fragte Felix schließlich, seine Stimme war ruhig, doch die Wut brodelte darunter. „Erklär dich."

Schade senkte leicht den Kopf, etwas, das er selten tat. „Ich habe zugesehen, als Sedrick Emilia belästigt hat. Es war vor dem Kolosseum, in Sei's Nähe... ich habe es gesehen. Und ich habe nichts unternommen."

Die Worte hingen wie ein Messer in der Luft. Jakes Augen verengten sich, und seine Körperhaltung wurde steif. Felix' goldene Augen blitzten gefährlich, doch er blieb sitzen, seine Fäuste fest geballt. Selbst Sei, der direkt betroffen war, hielt sich zurück, auch wenn seine apfelsinfarbenen Augen vor unterdrücktem Zorn glühten.

„Du hast was?" fragte Felix, seine Stimme tief und drohend.

„Ich habe nicht eingegriffen," wiederholte Schade, seine Stimme war fester, als seine Haltung verriet. „Ich habe meine Mission vor Emilia gestellt. Ich dachte, es wäre wichtiger, meine Deckung zu wahren. Ich habe sie nicht beschützt."

Die Jungs brodelten vor Wut, doch keiner von ihnen handelte. Stattdessen sahen sie instinktiv zu Jake. Der hatte gerade noch seine Worte von Einheit und Zusammenhalt gesprochen, und alle warteten darauf, wie er reagieren würde.
Jake stand langsam auf. Seine Bewegungen waren ruhig, doch seine rote Aura flackerte wie Glut unter der Oberfläche. Er ging auf Schade zu, der unwillkürlich die Schultern straffte, als würde er einen Schlag erwarten. Doch Jake blieb vor ihm stehen, sein Blick fest auf Schades Augen gerichtet.

„Du machst dir Vorwürfe," stellte Jake schließlich fest, seine Stimme war tief, aber nicht zornig. „Ich sehe es. Du leidest darunter."
Schade wandte den Blick ab, ein Ausdruck von Reue auf seinem Gesicht. „Natürlich tue ich das," murmelte er. „Ich hätte sie beschützen sollen. Aber ich habe versagt."

Statt zu schimpfen oder zu schreien, hob Jake die Hände und zog Schade in eine Umarmung. Die anderen starrten überrascht, und selbst Schade blieb für einen Moment wie erstarrt.

„Wir alle machen Fehler," sagte Jake leise, seine Stimme voller Stärke und Mitgefühl. „Aber es ist wichtig, dass du das erkennst. Und noch wichtiger, dass du es wiedergutmachen willst."

Schade stand reglos da, seine Schultern zitterten leicht. „Jake, ich... ich weiß nicht, ob ich es wiedergutmachen kann."

Jake trat einen Schritt zurück, legte ihm eine Hand auf die Schulter und sah ihn mit ernsten Augen an. „Dann fang bei dir selbst an. Hör auf, dich zu bestrafen, und steh zu deinem Fehler. Wenn Emilia dir verzeiht, dann sollten wir das auch tun. Aber du musst den ersten Schritt machen."
Die Worte ließen den Raum erneut verstummen. Felix schnaubte laut und wandte den Blick ab, doch er sagte nichts. Chaid lehnte sich zurück und beobachtete still.

„Gut," sagte Sei schließlich, seine Stimme war kühl, aber kontrolliert. „Wenn Jake es so sieht, dann werde ich mich zurückhalten. Aber... Schade, das war das Letzte, was du dir leisten konntest. Nächstes Mal greifst du ein. Egal, was deine Mission ist."

Schade nickte langsam, seine Augen verrieten, dass er Jakes Worte ernst nahm. „Ich werde es nicht noch einmal geschehen lassen," sagte er schließlich.
Jake ließ die Hand von seiner Schulter sinken und wandte sich wieder zu den anderen um. „Und das ist jetzt vorbei," sagte er ruhig. „Wir sprechen morgen weiter. Ich bin zu müde für noch mehr Dramen."

Die Jungs nickten langsam, die Spannung im Raum löste sich allmählich, auch wenn jeder von ihnen wusste, dass dieses Gespräch noch nicht vollständig abgeschlossen war. Doch für heute war es genug.

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top