Kapitel 12 Band 6

Grundsteine der Einheit

Am nächsten Morgen wachte Emilia früh auf, noch bevor die ersten Sonnenstrahlen das Haus erhellten. Sie streckte sich und machte sich sofort daran, das Haus auf Vordermann zu bringen. Jeder Raum wurde von ihr begutachtet, jedes Möbelstück zurechtgerückt – heute sollte alles perfekt sein. Sie hoffte inständig, dass Annette die Einladung erhalten und mit der angegebenen Adresse ihren Weg finden würde.

Emilia ging direkt zu Gray, der sich in der Küche einen Tee machte. „Gray, ich brauche deine Hilfe. Kannst du ein paar dieser wunderbaren Kekse backen, die du so gut kannst? Und bitte, verzier sie in Gefährtenform – ich möchte Annette zeigen, wie kreativ wir sind."
Gray hob eine Braue, schmunzelte dann aber. „Gefährten-Kekse? Das klingt nach einem Plan. Ich mache mich gleich daran."

„Du bist ein Schatz!" sagte Emilia schnell, bevor sie in die Speisekammer huschte, um nach weiteren Dingen zu suchen, die sie Annette präsentieren könnte.
Beim Frühstück hielt sie sich nicht lange auf, schlang schnell ein paar Bissen herunter und blockte jeden Versuch der anderen, sie in Gespräche zu verwickeln. Ihr Fokus lag einzig darauf, dass alles rechtzeitig vorbereitet war. Sie eilte zu Alex, der gerade seinen Mantel überzog, um zur Klinik zu gehen.

„Alex, könntest du später ein bisschen Zeit freihalten? Annette kommt heute vorbei, und ich würde gern, dass du sie wieder triffst."

Alex nickte zustimmend. „Natürlich, Emilia. Ich werde da sein."
Unterdessen war Gray bereits dabei, Kekse zu formen, während er sich mit Felix besprach, der später das Fleisch grillen sollte. Gemeinsam entschieden sie sich, ein kleines Buffet vorzubereiten, das für Annette und alle anderen ein echter Hingucker werden würde.

„Felix, denk dran, das Fleisch saftig zu grillen," rief Gray ihm zu, während er konzentriert an den Keksen arbeitete.

„Keine Sorge," brummte Felix. „Ich lasse das Feuer für sich sprechen."

Emilia stürmte schließlich zu Chaylin, die noch gemütlich im Ankleidezimmer saß. Sie zog einen Stapel Kleider aus dem Schrank und hielt sie gegen Chaylins Körper. „Wir müssen uns hübsch machen, Luna. Das ist unser großer Tag!"
Chaylin verschränkte die Arme und sah sie skeptisch an. „Hübsch machen? Was ist mit meinem natürlichen Charme? Ich brauche kein Make-up."

„Ach, Luna, das wird toll aussehen. Ich will dich im besten Licht präsentieren!"
„Ich hoffe, du meinst das metaphorisch," murmelte Chaylin, als Emilia begann, ihre Haare zu richten. Sie ergab sich schließlich ihrem Schicksal und ließ Emilia machen, während sie heimlich lächelte. Es fühlte sich gut an, so viel Aufmerksamkeit von ihr zu bekommen.

Das Haus vibrierte vor Aktivität, während alle Hand in Hand arbeiteten, um Annette einen unvergesslichen Empfang zu bereiten.

Die Vorbereitungen zogen sich durch den Vormittag und in den frühen Nachmittag hinein. Jeder im Haus war beschäftigt, und die Luft war erfüllt von Vorfreude. Als es schließlich an der Tür klingelte, erklang die magische Glocke in einem sanften, melodischen Ton, das durch das ganze Haus hallte.

Emilia fuhr hoch, ihr Herz klopfte schneller. „Das muss sie sein!" rief sie aus und eilte zur Tür. Ihre Schritte waren leicht, fast tänzerisch, während sie die letzten Meter zurücklegte.

Sie öffnete die Tür mit einem strahlenden Lächeln – und da stand Annette. Ihre feuerroten Haare fielen in sanften Wellen über ihre Schultern, und ihre Saphir rote Augen leuchteten lebhaft. Ihre Erscheinung war wie immer dynamisch, mit einer entspannten, selbstbewussten Haltung. In ihrer Hand hielt sie eine Flasche Schattenwein, deren dunkler Glanz das Licht brach.

„Annette!" Emilia begrüßte sie mit großer Freude und trat vor, um sie in eine feste Umarmung zu schließen.

Annette lachte leise, ihre Stimme warm wie die Nachmittagssonne. „Ich hoffe, ich komme nicht ungelegen? Ich dachte, ein bisschen Schattenwein könnte die Stimmung heben."

„Ungelegen? Niemals!" antwortete Emilia und zog sie direkt ins Haus. „Du bist perfekt pünktlich, und das mit dem Wein... Perfekt! Du musst mir unbedingt sagen, wo du den her hast."

Annette grinste. „Ein Geheimtipp. Ich dachte, ein Geschenk wäre angebracht, da du mich so herzlich einlädst."

Chaylin tauchte im Flur auf, in einem schlichten, aber eleganten Kleid, und musterte Annette mit einem prüfenden Blick. „Du bist also Annette," sagte sie mit einem Lächeln, das gleichzeitig herzlich und ein wenig neckisch war. „Emilia hat nicht zu viel versprochen."

„Und du bist...?" Annette sah sie neugierig an.

„Chaylin," antwortete sie, bevor Emilia sie unterbrach.

„Meine Luna," sagte Emilia spielerisch, während sie Chaylins Arm drückte. „Jetzt komm, Annette. Wir haben so viel vorbereitet, und ich will, dass du dich wie zu Hause fühlst."

Annette ließ sich von Emilias Begeisterung mitreißen und trat mit ihr ins Haus. „Dann zeig mir, was ihr euch alles habt einfallen lassen."

Emilia führte Annette in die Küche, wo Gray gerade dabei war, ein Tablett mit frisch gebackenen Keksen zu verzieren. Der Duft von Zimt und Schokolade hing schwer in der Luft, und die kleinen Kekse in Form von Gefährten waren kunstvoll gestaltet.

„Annette, erinnerst du dich an Gray?" sagte Emilia mit einem Lächeln, während sie Annette zu Gray hinüberführte.
Gray sah auf, seine blauen Augen erhellten sich, als er Annette erkannte. „Annette, wie könnte ich dich vergessen? Es ist schön, dich wiederzusehen."

Annette grinste und reichte ihm die Hand, die er leicht schüttelte. „Gray, immer noch so präzise und organisiert wie damals. Ich kann den Duft deiner Kekse bis hier riechen."

„Ich hoffe, du hast Appetit mitgebracht," erwiderte Gray mit einem leichten Schmunzeln. „Ich habe einiges vorbereitet."
Annette nickte. „Ich bin gespannt. Deine Backkünste waren schon damals beeindruckend."
Emilia beobachtete die beiden mit einem zufriedenen Lächeln. „Gut, dass ihr euch wiedergefunden habt. Annette, Gray hat ein kleines Buffet vorbereitet. Du wirst es lieben."

Chaylin blieb im Hintergrund und beobachtete die Szene still, ein sanftes Lächeln auf ihren Lippen, während sie sich gegen den Türrahmen lehnte.

Emilia sagte aufgeregt: „Gray ist mein Herzstück," und drückte ihm einen liebevollen Kuss auf die Wange. Gray sah sie kurz mit einem schiefen Lächeln an, bevor er wieder zu seiner Arbeit zurückkehrte.

„Mach die Kekse nicht zu perfekt," neckte Emilia, während sie Annette weiterführte.

Emilia zog Annette in den Garten, wo Felix gerade den Grill anheizte. „Hier, dieser Werwolf ist mein Herzbiss," sagte sie mit einem verschmitzten Lächeln und gab Felix einen Kuss auf die Wange.

Felix sah Annette kurz an, ließ seinen Blick dann aber entspannt zu Emilia gleiten. „Ein Werwolf und eine Valkyrie – unschlagbares Team, oder?"
Annette hob überrascht eine Augenbraue. „Ein Werwolf und eine Valkyrie? Das ist wirklich eine Premiere."

Felix grinste breit und deutete auf den Grill. „Bleib in meiner Nähe, und ich garantiere dir, dass du das beste Fleisch deines Lebens probierst."

„Hör nicht auf ihn," warf Emilia lachend ein. „Er übertreibt immer."
Felix legte die Hand auf die Brust und tat gespielt empört. „Ich? Übertreiben? Herzbiss, das verletzt mich."

Annette lachte leise. „Ich freue mich schon darauf, das herauszufinden."

Während Annette und Emilia sich weiter unterhielten, hörte Emilia Schritte auf der Treppe. Sei kam die Stufen hinunter, streckte sich kurz und blickte zu ihr. „Prinzessin, hast du noch eine Aufgabe für mich?"

Emilia strahlte und nahm seine Hand. „Oh, Sei, perfekt! Komm, ich stelle dich vor." Sie zog ihn näher zu Annette. „Annette, das hier ist Sei, mein Liebling. Er behandelt mich wie eine Prinzessin."

Annette musterte Sei mit offenem Interesse. „Ein Minotaurus, hm? Und du bist ihr Liebling? Das klingt... interessant."
Emilia nickte stolz. „Nicht nur das. Sei ist der diesjährige Champion des Kolosseums. Seine Stärke und Entschlossenheit sind unübertroffen."

Sei grinste breit und verbeugte sich leicht vor Annette. „Es freut mich, dich kennenzulernen. Wenn du willst, kann ich dir später ein paar Geschichten vom Kolosseum erzählen."
Annette schmunzelte. „Ich nehme dich beim Wort, Sei. Emilia scheint wirklich eine beeindruckende Familie um sich zu haben."

Sei sah zu Emilia, seine Augen voller Zuneigung. „Das liegt daran, dass sie unser Mittelpunkt ist."
Emilia drückte seine Hand, bevor sie Annette weiterschob. „Komm, es gibt noch mehr, die du kennenlernen musst!"

Annette hielt inne und warf Chaylin einen neugierigen Blick zu. Ihre Augen funkelten amüsiert, aber auch beeindruckt. „Sag mal, Emilia, deine Luna, die uns da folgt, hat so eine Ausstrahlung. Eine Freundin von dir?"

Emilia drehte sich mit einem verschmitzten Lächeln zu Chaylin um. „Ach, wo soll ich anfangen?" Sie nahm Chaylin an der Hand und zog sie näher heran. „Das hier ist Chaylin, aber ich habe dir doch von unserem Meister-Fährtenleser Chaid erzählt, oder? Der brillant ist, jede Spur findet und die Versuchung und Wollust in Person verkörpert?"

Annette hob überrascht eine Augenbraue. „Ja, das hast du. Aber... das hier ist Chaid?"

Emilia nickte grinsend. „Genau der. Chaid hat sich entschieden, mal etwas mehr Spaß zu haben. Ash, unser arkaner Alchemist, hat einen Trank gebraut, und voilà – jetzt stolziert er als Frau herum." Sie drückte Chaylin einen Kuss auf die Wange und fügte neckisch hinzu: „Und er liebt es! Ich meine, sie liebt es."

Chaylin schüttelte leicht den Kopf, ihre Augen blitzten amüsiert, aber sie ließ Emilias Gesten gewähren.
Annette starrte Chaylin mit großen Augen an, bevor sie schließlich schmunzelte. „Sie ist ursprünglich ein Mann? Das ist... bemerkenswert. Und dieser Ash – euer arkaner Alchemist? – er ist unglaublich, wenn er so eine perfekte Verwandlung hinbekommen hat. Chaylin, du bist wirklich beeindruckend."

Chaylin lächelte elegant, ihre Stimme weich und melodisch. „Nun, wenn ich schon in dieser Form bin, dachte ich, ich nutze das Beste daraus. Aber keine Sorge, Annette. Als Frau bin ich vielleicht unwiderstehlich, aber als Mann? Da war ich unaufhaltsam."
Annette lachte leise. „Ich kann es mir vorstellen. Ihr seid wirklich eine faszinierende Gruppe, Emilia."
Emilia strahlte. „Das sind wir. Und Chaylin ist eine der wertvollsten von uns – egal in welcher Form."

Annette nickte anerkennend, und die Gruppe setzte ihren Weg fort, die Atmosphäre zwischen ihnen voller Wärme und Leichtigkeit.

Emilia führte Annette die Treppe hinunter in den Keller, wo sich Ashs Labor und die angrenzenden Büroräume von Alex befanden. Der Raum strahlte eine Mischung aus technologischem Fortschritt und arkaner Mystik aus, mit glühenden Fläschchen, schwebenden Schriftrollen und komplizierten Apparaturen, die leise surrten. Annette ließ ihren Blick staunend schweifen.

„Das hier," begann Emilia mit einem stolzen Lächeln, „ist unser Labor, und der Mann, der das alles möglich macht, ist Ash." Sie zog Ash, der über einem Alchemie-Set brütete, sanft näher. „Das ist mein Herz. Unser arkaner Alchemist. Und ich sage dir, er ist mit Abstand der Genialste."
Annette trat einen Schritt näher, ihre Augen leuchteten vor Interesse. „Ein arkaner Alchemist? Das ist eine Seltenheit. Ihr habt ja wirklich Glück, jemanden wie ihn in eurer Familie zu haben."

Ash seufzte tief, seine Stimme träge. „Glück? Hmpf. Wenn ihr alle weniger Probleme machen würdet, könnte ich endlich meine wohlverdiente Ruhe genießen."
Emilia kicherte und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn, dann auf die Wange. „Er sagt das ständig, aber glaub mir, er liefert immer. Egal, wie sehr er murrt."

Annette schmunzelte. „Das scheint mir ein interessanter Charakterzug zu sein."

Emilia zeigte auf den Armreif an ihrem Handgelenk. „Zum Beispiel dieser Verhütungs-Armreif – definitiv Ashs Werk. Praktisch, effizient, und ehrlich gesagt, ich könnte nicht mehr ohne ihn leben."
Annette nickte anerkennend und sah zu Ash. „Ich habe schon von solchen Konzepten gehört, aber euer Armreif scheint fortschrittlicher zu sein als alles, was ich kenne."
Ash lehnte sich an seinen Arbeitstisch und verschränkte die Arme. „Natürlich ist er das. Ich mache nichts Halbherziges. Aber glaubt mir, das Ding war eine Tortur zu entwickeln. Ständig Verbesserungen, Tests, Anforderungen von dieser Chaos-Truppe hier."

Emilia grinste. „Und trotzdem hast du es geschafft. Wie immer."

Annette trat näher an Ash heran. „Ich glaube, wir beide könnten viel voneinander lernen. Besonders bei der Sache mit der Ladestation. Ich bin sicher, wir könnten gemeinsam etwas entwickeln, das den Markt revolutioniert."

Ash blinzelte sie an, und für einen Moment schien seine übliche Trägheit zu weichen. „Hm, wenn du das sagst... ich bin neugierig. Aber keine Erwartungen, klar? Ich liefere, wenn ich will."

Emilia lachte und zwinkerte Annette zu. „Das ist sein Weg, Ja zu sagen. Ihr zwei werdet großartig zusammenarbeiten, das weiß ich."

Annette lächelte und nickte. „Darauf freue ich mich, Ash. Ich bin gespannt, was wir gemeinsam entwickeln können."

Die Atmosphäre im Raum war voller Potenzial, und die Verbindung zwischen Annette und Ash versprach eine interessante Zusammenarbeit – eine, die vielleicht mehr bewirken könnte, als sie sich jetzt vorstellen konnten.

Emilia zog Annette an die Hand und führte sie energisch die Treppe hinauf in den ersten Stock. „Komm, ich zeige dir Jakes Büro. Den kennst du ja schon von vor zwei Tagen, aber das hier ist sein Revier."

Vor einer massiven Holztür klopfte Emilia kurz – doch ohne auf eine Antwort zu warten, stieß sie die Tür auf. Jake, der an seinem Schreibtisch saß und mit einer Schriftrolle beschäftigt war, hob den Blick, seine roten Augen fixierten die beiden Frauen mit einem Ausdruck zwischen Überraschung und Belustigung.

„Emilia," begann er trocken, „du weißt schon, dass man normalerweise auf eine Einladung wartet, bevor man einfach so reinplatzt?"

Emilia grinste breit und zog Annette vor, als wäre sie ein wertvolles Präsent. „Jake, sei nicht so ernst. Du kennst Annette doch schon! Aber ich dachte, sie sollte dein Büro sehen – und dich natürlich auch."

Jake erhob sich langsam, seine eindrucksvolle Präsenz füllte den Raum. Er streckte Annette die Hand entgegen, seine Stimme freundlich, aber ruhig. „Annette. Schön, dich wiederzusehen. Ich hoffe, Emilia hat dir unsere verrückte Familie nicht allzu abschreckend dargestellt."

Annette schüttelte seine Hand und lächelte. „Ganz im Gegenteil. Ich finde es beeindruckend, wie gut ihr als Gruppe harmoniert. Und ich habe bisher nur Positives über dich gehört, Jake."

Jake warf Emilia einen Seitenblick, die unschuldig ihre Hände hinter dem Rücken verschränkte. „Positives, ja? Das überrascht mich, aber ich nehme es mal als Kompliment."

Emilia kicherte. „Jake ist unser Anker. Derjenige, der uns zusammenhält und sicherstellt, dass wir nicht komplett aus dem Ruder laufen."

Jake schüttelte leicht den Kopf und sah Annette an. „Sie übertreibt, wie immer. Aber wenn du schon hier bist – du musst später unbedingt eine von Grays Keksen probieren. Die sind wirklich das Beste an diesem Haus."

Annette nickte, ihre Augen glitzerten amüsiert. „Das werde ich. Danke, Jake. Es ist schön, dich wiederzusehen – und dein Büro macht Eindruck."
Jake setzte sich wieder und warf Emilia ein leichtes Lächeln zu. „Dann viel Spaß mit deiner Tour. Und, Emilia, lass mir ein paar Kekse übrig, ja?"

Emilia lachte. „Natürlich, Jake. Aber nur, wenn du sie dir verdienst."
Mit diesen Worten zog sie Annette aus dem Büro, bereit, ihr den nächsten Teil des Hauses zu zeigen.

Emilia zog Annette energisch weiter, ihre Begeisterung ließ sie trotz der Unordnung in der nächsten Station nicht innehalten. „Und hier," sagte sie mit einem breiten Grinsen, „ist unsere Bibliothek! Na ja... sagen wir, unsere zukünftige Bibliothek." Sie machte eine ausladende Geste, die die hohen Regale und verstreuten Bücherstapel umfasste. „Momentan sieht es hier eher wie ein Schlachtfeld aus, aber das ist Ashs Baustelle."

Annette sah sich um, ihre Augen glitten über die Unmengen von Büchern und Pergamenten, die sich scheinbar ohne Ordnung türmten. „Er liebt also Geschichte?"

Emilia nickte. „Oh ja, er ist da total drin versunken. Er wollte die Bibliothek eigentlich in Ordnung bringen, aber weißt du, wie Ash ist – er ist unser fauler Pelz. Wir haben ihn in letzter Zeit so viel eingespannt, dass er kaum noch Luft zum Atmen hat."

Chaylin, die still hinter den beiden hergeschlendert war, trat nun vor und lehnte sich lässig gegen eines der Bücherregale. „Nimm ihn nicht in Schutz, Emilia. Ash hat sein eigenes Gefühl für Zeit. Er wird irgendwann mit der Hand winken, und auf einmal ist die Bibliothek wieder perfekt sortiert, wie durch Magie. Aber," sie hielt eine kurze Pause ein und hob bedeutungsvoll eine Augenbraue, „ich glaube, er will sie selber sortieren. Vielleicht will er die neuesten Entwicklungen in der Alchemie und Geschichte integrieren, bevor er hier anfängt."

Annette hob eine Augenbraue. „Das klingt... beeindruckend. Aber warum macht er es nicht gleich?"

Emilia seufzte und zuckte mit den Schultern. „Weil er im Moment keine Zeit hat. Die Alchemie-Gilde hat ihn überredet, Kurse anzubieten – und natürlich hat er zugestimmt. Jetzt ist er zwischen all seinen Projekten hin- und hergerissen. Aber wenn er einmal anfängt, kannst du sicher sein, dass die Bibliothek am Ende perfekt ist."
Chaylin nickte. „Das traue ich ihm absolut zu. Aber er will es auf seine Art machen, also sollten wir ihm die Zeit geben, die er braucht."

Annette lächelte leicht und betrachtete die Bücher. „Das klingt ganz nach jemandem, der seine Arbeit sehr ernst nimmt. Und ich bin sicher, wenn es soweit ist, wird die Bibliothek ein echtes Juwel sein."

Emilia grinste. „Oh, das wird sie! Aber bis dahin ist es halt... chaotisch. Na ja, weiter geht's!" Sie nahm Annette wieder an die Hand und führte sie zur nächsten Station.

Emilia führte Annette schließlich in den oberen Stock, wo sie die drei großen Schlafzimmer zeigte. Sie wirkte dabei etwas verlegen, was Annette sofort bemerkte. „Und hier... das sind unsere Schlafräume," begann Emilia vorsichtig, während sie die Türen der großzügigen Zimmer öffnete. „Wir haben drei große Schlafzimmer, jedes mit einem geräumigen Bett."

Annette sah sich um und lächelte. „Das klingt gemütlich. Also hat jeder sein eigenes Zimmer?"

Emilia errötete leicht und schüttelte den Kopf. „Nicht ganz. Eigentlich teilen wir uns den Platz. Jeder schläft da, wo er gerade will. Ich habe meine Sachen in einem der anderen Schlafzimmer untergebracht, aber eigentlich haben wir uns alle ein bisschen verteilt. Jeder hat irgendwo seinen kleinen Bereich eingerichtet, aber... am Ende ist es meistens ein gemeinsames Bett."

Annette hob überrascht eine Augenbraue, doch bevor sie etwas sagen konnte, warf Chaylin, die wie immer lässig an der Tür lehnte, grinsend ein: „Und falls du dich fragst, ja, es ist genauso chaotisch, wie es klingt. Aber hey, wenn du einmal in einem großen Bett mit den besten Kissen der Welt aufwachst, wirst du verstehen, warum wir uns nicht für ein einziges Zimmer entscheiden konnten."

Emilia sah sie genervt an. „Chaylin... du musst nicht gleich so forsch sein."
Chaylin hob unschuldig die Hände. „Ich sag doch nur die Wahrheit, kleine Sonne. Außerdem... es macht doch Spaß, wenn wir alle zusammen sind."

Annette lachte leise und nickte. „Das klingt... ziemlich unkonventionell, aber irgendwie auch gemütlich. So viele Leute unter einem Dach, da muss es wohl ein bisschen flexibel sein."

Emilia nickte und lächelte nervös. „Ja, genau. Flexibel."
Chaylin grinste breit und fügte mit einem Zwinkern hinzu: „Und jetzt sag ihr noch, dass es meistens Felix ist, der sich quer über die Betten legt und alle Kissen für sich beansprucht."
Annette lachte, während Emilia sich eine Hand vor das Gesicht hielt und seufzte. „Chaylin, bitte..."
„Was denn?" Chaylin zuckte unschuldig mit den Schultern. „Nur, falls sie jemals hier übernachtet, weiß sie, was sie erwartet."

Annette schmunzelte. „Das klingt auf jeden Fall... nach einer besonderen Dynamik."
„Das ist es," sagte Emilia, während sie sich wieder fasste. „Und genau deshalb lieben wir es so."

Annette ließ ihren Blick durch die Schlafzimmer schweifen und nickte anerkennend. „Das ist wirklich ein beeindruckendes Haus, Emilia. Ihr habt hier so viel Platz und trotzdem wirkt alles irgendwie lebendig und warm."
Emilia lächelte dankbar. „Ja, wir haben uns hier wirklich ein Zuhause geschaffen. Und wir haben sogar einen Dachboden – Sei und Gray sind gerade dabei, ihn in Schuss zu bringen. Schade hat wohl beschlossen, dass er dort einziehen will."

Annette hob interessiert eine Augenbraue. „Schade? Will er sich vom Rest abgrenzen, oder was hat er vor?"
Emilia lachte leise. „Ach, Schade ist... kompliziert. Er verkörpert auch eine Todsünde, aber das sprengt den Rahmen, um das jetzt zu erklären."

Annette lachte herzlich. „Da habt ihr ja wirklich eine bunte Truppe zusammen!"
Emilia wurde aufrichtig und drückte Annette sanft die Hand. „Annette, wenn wir ein Gästezimmer hätten – und es hier weniger turbulent wäre – hätte ich dich sofort bei uns einquartiert. Dann müsstest du die Tage in Eversum nicht im Gasthaus verbringen. Aber wie du siehst, ist es bei uns... chaotisch. Ich will dich nicht belasten."

Annette schüttelte mit einem warmen Lächeln den Kopf und drückte Emilias Hand zurück. „Ach, Emilia, das ist wirklich kein Problem. Ich halte im Gasthaus regelmäßig meine Treffen mit meinen Kunden ab, das passt mir schon ganz gut. Ich bin ohnehin immer auf Geschäftsreisen. Und ehrlich gesagt, bin ich dort inzwischen Stammkunde. Das Gasthaus ist wie mein zweites Zuhause."
Emilia sah sie mit einem Hauch von Erleichterung an. „Das ist gut zu hören. Aber solltest du jemals etwas brauchen oder doch eine ruhigere Ecke suchen, bist du hier immer willkommen."

Annette nickte dankbar. „Das weiß ich zu schätzen. Aber keine Sorge, ich komme gut zurecht – und jetzt, da ich euch alle besser kenne, fühlt sich Eversum gleich ein bisschen heimischer an."

Als Emilia und Annette die Treppe hinuntergingen, öffnete sich gerade die Eingangstür, und Alex trat ein. Er schob die Tür hinter sich zu, warf seinen Mantel über den Arm und lächelte, als er die beiden bemerkte.

„Ich konnte früher gehen," erklärte er, während er sich näherte. „Der Chef hatte kein Problem damit. Er meinte, ich solle zu meiner Familie gehen. Es war ein ruhiger Tag in der Klinik."

Annette trat vor und lächelte warm. „Schön, dich wiederzusehen, Alex. Es tut gut zu wissen, dass Emilia so jemanden wie dich hat."
Alex erwiderte den Gruß herzlich, reichte Annette die Hand und zog sie dann in eine freundliche Umarmung. „Annette, wie schön, dich hier zu sehen. Emilia hat dir also endlich unser Chaos gezeigt?"

Annette lachte leise. „Ja, und ich muss sagen, es ist ein ziemlich beeindruckendes Chaos. Es ist schön, wie du dich um sie kümmerst, Alex. Man merkt, wie sehr sie dir wichtig ist."
Alex warf Emilia einen kurzen, warmen Blick zu. „Sie ist für uns alle wichtig. Und ich habe das Gefühl, dass du genauso einen positiven Einfluss auf sie hast."

Emilia nickte zustimmend. „Annette ist großartig, Alex. Ich hoffe, sie wird auch dir noch mehr zeigen können, wie klug und inspirierend sie ist."
Annette errötete leicht, winkte aber ab. „Ach, ihr zwei. Ihr macht mich ja ganz verlegen."

Die drei blieben noch einen Moment stehen und lachten leise, bevor Alex sie ins Wohnzimmer führte, wo der Rest der Gruppe sich befand.

Die Stimmung am Esstisch war entspannt. Der Duft von saftig gegrilltem Fleisch und frisch gebackenen Beilagen erfüllte den Raum. Annette lobte das Essen begeistert.

„Das ist wirklich hervorragend. Wer ist der Koch?" fragte sie, während sie sich ein weiteres Stück Fleisch nahm.
Felix und Gray nickten ihr synchron zu. Felix grinste selbstbewusst. „Das Grillen war mein Part."

Gray fügte trocken hinzu: „Und ich habe die Zutaten vorbereitet. Sonst hättest du nur verbrannte Klumpen."

„Ein unschlagbares Team," bemerkte Annette mit einem Lächeln und nahm einen weiteren Bissen. „Wirklich, das ist besser als in so manchem Gasthaus."
Die Jungs, gut gelaunt, richteten ihre Aufmerksamkeit auf Annette. „Also, Annette," begann Jake. „Erzähl uns doch ein bisschen mehr über dein Händler-Dasein. Emilia hat uns schon ein wenig berichtet, aber wir wollen mehr wissen."

„Ja, wie bist du überhaupt in diesen Beruf gekommen?" fügte Ash hinzu, während er lässig seinen Teller zur Seite schob.
Annette lächelte, sichtlich erfreut über das Interesse. „Oh, das ist eine lange Geschichte. Aber kurz gesagt: Ich liebe es, Dinge zu bewegen – nicht nur Waren, sondern auch Ideen. Es macht mir Freude, Dämonen miteinander zu verbinden und Geschäfte aufzubauen, die wirklich etwas bewirken können. Emilia hat bislang nur einen kleinen Teil meines Teams kennengelernt: Maura, Krit und Roy. Sie sind großartig, aber da gibt es noch viel mehr Halunken, die meinen Handelszweig vertreten. Wir haben eine Werkstatt hier in Eversum, und ich würde euch alle gerne irgendwann dorthin einladen."

„Ein ganzes Team? Klingt beeindruckend," meinte Alex. „Was genau machen sie?" „Alles Mögliche," erklärte Annette. „Von der Planung bis zur Logistik – mein Team deckt fast jeden Aspekt ab. Maura ist meine rechte Hand, Krit kümmert sich um die Technik, und Roy ist der Mann fürs Grobe. Aber ich habe auch Schreiber, Verwalter und ein paar ganz geschickte Handwerker, die sich mit Renovierungen auskennen."
Chaylin lehnte sich zurück und warf mit einem frechen Grinsen ein: „Ach, jetzt hat Emilia ja auch mich. Braucht sie überhaupt noch jemanden?"

Gray klatschte ihr ohne Vorwarnung leicht auf den Hinterkopf. „Dich hat keiner gefragt. Klappe, Chaylin."
Chaylin zog eine Schmollmund. „Ich bin jetzt eine wunderschöne Frau und werde trotzdem geschlagen. Wie fies."

Annette lachte herzlich. „Das ist wirklich eine einmalige Gruppe, die ihr hier habt," sagte sie und schüttelte amüsiert den Kopf. „Aber ernsthaft, sobald ihr ein Gebäude für euer Geschäft gefunden habt, sagt Bescheid. Mein Team hilft euch gerne beim Aufbau und bei den Renovierungen. Wir haben schon unzählige Projekte auf die Beine gestellt."
Die Jungs sahen sich an, sichtlich beeindruckt. Jake nickte leicht und meinte: „Das klingt, als ob du uns eine Menge Zeit und Arbeit ersparen könntest."

„Ganz sicher," bestätigte Annette. „Ich liebe Herausforderungen – und ich habe das Gefühl, dass euer Geschäft eine spannende wird." „Das klingt nach einem Plan," sagte Emilia begeistert. Sie strahlte Annette an. „Ich bin so froh, dass du hier bist. Ich wusste, dass du dich hier einfügen würdest."

Der Abend ging weiter, und die Jungs hörten Annette aufmerksam zu, während sie weitere Anekdoten aus ihrem Händlerleben erzählte. Es war klar, dass Emilia nicht nur eine Freundin, sondern auch eine wertvolle Partnerin gefunden hatte.

Annette lehnte sich leicht vor, ihre Augen funkelten voller Begeisterung. „Also, habt ihr schon einen Namen für eure Geschäfts-Idee? Wie wollt ihr euer Geschäft nennen?"

Emilia winkte ab und schüttelte den Kopf. „Nein, dafür ist es noch viel zu früh. Wir sind noch dabei, die Rollen zu verteilen, da können wir uns doch noch nicht auf einen Namen festlegen."

Annette hob eine Augenbraue und lächelte wissend. „Emilia, es ist nicht zu früh. Ganz im Gegenteil. Ihr habt eine Vision, und um sie greifbarer zu machen, solltet ihr ihr einen Namen geben – etwas, das eure Rollen und eure Familie vereint. Ihr bezeichnet euch selbst als Familie, also nehmt euren Nachnamen und macht daraus etwas Zentrales. Vielleicht etwas wie ‚Kammer' oder ‚Name -Company Punkt'."

Emilia sah Annette fragend an. „‚Name Punkt'? Was meinst du damit?"

„Ich gebe dir ein Beispiel," begann Annette. „Mein Handelsunternehmen trägt den Namen ‚Vael Handelskammer' – nach meinem Nachnamen, Vael. Es ist ein einfacher, aber kraftvoller Name, der sofort erkennbar ist. Oder ein anderes Beispiel: ‚Vael & Partner' – das zeigt, dass es ein kooperatives Unternehmen ist. Es gibt viele Möglichkeiten. Ein Name ist wie ein Fundament, auf dem ihr alles aufbauen könnt."

Emilia seufzte leise, ihre Hände spielten nervös mit ihrer Gabel. „Das ist eine wirklich tolle Idee, Annette, aber... ich habe keinen Nachnamen. Ich bin ein Waisenkind. Ich weiß nicht einmal, ob ich jemals einen Nachnamen hatte."

Annette hielt kurz inne, dann legte sie sanft ihre Hand auf Emilias. „Das ist kein Hindernis, Emilia. Wenn du keinen Nachnamen hast, dann erschaffst du einen. Nimm etwas, das für euch alle eine Bedeutung hat. Es muss kein Nachname im traditionellen Sinne sein – es kann ein Symbol eurer Familie und eurer Vision sein. Denkt daran, was euch alle verbindet."

Chaylin warf ein: „Oder du nimmst einfach meinen Nachnamen. Chaylins Verführungs -Kammer klingt doch super." Sie grinste schelmisch, was die Runde zum Lachen brachte.

Annette lächelte ebenfalls. „Siehst du? Es gibt keine festen Regeln, Emilia. Der Name ist etwas, das euch repräsentiert – wählt ihn mit Bedacht, aber scheut euch nicht, kreativ zu sein."

Während alle gemütlich den Dessert genossen, wandte sich Emilia neugierig an die Jungs. „Sagt mal, habt ihr eigentlich Nachnamen?"

Die Jungs nickten fast synchron, doch die Reaktionen waren alles andere als einheitlich.

Jake war der Erste, der sprach, und zuckte dabei mit den Schultern. „Ja, klar habe ich einen, aber ich verwende ihn nicht. Wenn ich mir jeden Nachnamen merken müsste, den ich in meinen vielen Leben hatte, würde mein Kopf platzen."

Alex, der gerade noch einen Löffel des Desserts hielt, verstummte und seine Stimmung wurde schlagartig grimmig. „Nachnamen sind Gift," sagte er mit einer Schärfe in der Stimme, die keine Widerworte duldete. „Vergiss das einfach." Er senkte den Blick und schwieg wieder.

Chaylin grinste breit, als die Aufmerksamkeit auf sie fiel. „Ich habe tatsächlich keinen Nachnamen von Geburt an, aber ich habe mir mal einen gegeben. Den verwende ich fast immer in jedem Leben. Damals, als ich in eine Großfamilie geboren wurde, gefiel mir ihr Nachname so gut, dass ich ihn übernommen habe: ‚Arden'." Sie zwinkerte Emilia zu. „Klingt schick, oder?"

Ash schnaufte leicht und lehnte sich zurück. „Ich heiße Veyron mit Nachnamen." Er machte eine kurze Pause und verzog das Gesicht. „Klingt so dumm, dass ich ihn sowieso nie verwende. Wer will schon Veyron heißen?"

Sei überlegte kurz und zuckte dann mit den Schultern. „Ich habe einen Nachnamen. Aber... brauche ich den? Wofür?" Er schien das Thema nicht besonders wichtig zu finden und schob seinen Teller ein Stück beiseite.

Gray, der bisher still geblieben war, sah Emilia an und nickte leicht. „Ich habe einen. ‚Draven' ist mein Nachname." Er ließ die Worte kurz wirken, bevor er hinzufügte: „Aber ich benutze ihn auch nicht oft."

Zuletzt war Felix an der Reihe, und er knurrte leicht, als das Thema zu ihm kam. „Ich hatte einen Rudelnamen. ‚Heulschlund'. Aber ich habe mein Rudel verlassen, also spielt er für mich keine Rolle mehr." Seine goldenen Augen schimmerten kurz auf. „Das ist Vergangenheit."

Emilia sah die Jungs nacheinander an, nachdenklich und doch mit einem warmen Lächeln. „Interessant... Ihr seid alle so unterschiedlich, und doch scheint ihr euch einig zu sein, dass Nachnamen euch nicht definieren."

Emilia blickte verlegen in die Runde, ein sanftes Lächeln auf den Lippen. „Ich habe nachgedacht... Wenn wir wirklich dieses Geschäft aufbauen und als Familie auftreten wollen, sollten wir vielleicht einen gemeinsamen Nachnamen haben. Einen, der uns alle vereint und zeigt, dass wir eine Einheit sind."

Die Jungs sahen sie neugierig an.

Jake lehnte sich zurück und legte die Arme vor der Brust. „Einen Nachnamen für uns alle? Warum nicht. Aber willst du das wirklich?"

Emilia nickte entschlossen. „Ja! Es wäre nicht nur symbolisch, sondern auch praktisch. Wenn wir uns als Familie präsentieren, als Einheit, dann sollte das auch in unserem Namen sichtbar sein."

Felix grinste verschmitzt. „Und was schwebt dir vor, Prinzessin? Soll es etwas Dramatisches sein wie ‚Dämmerherz' oder eher etwas Bescheidenes wie ‚Familie Flammenherz'?"

Emilia lachte leicht. „Ich weiß es noch nicht. Aber ich denke, es sollte etwas sein, das uns alle widerspiegelt – unsere Stärke, unsere Verbindung und unsere Einzigartigkeit. Vielleicht habt ihr ja Ideen?"

Chaylin neigte den Kopf und sah sie nachdenklich an. „Du hast recht, kleine Sonne. Ein gemeinsamer Name würde uns auch im Alltag als Familie noch mehr zusammenschweißen. Aber wir müssen darauf achten, dass er nicht zu lang oder zu aufwendig klingt."

Gray nickte zustimmend. „Ich finde die Idee gut. Aber sollten wir dann nicht auch über eine offizielle Registrierung nachdenken? Es wäre sinnvoll, das beim Bürgerkonsortium der Einheit eintragen zu lassen."

Emilia runzelte die Stirn. „Bürgerkonsortium der Einheit? Was ist das?"

Alex übernahm die Erklärung. „Es ist eine Abteilung des Rates, die sich um alle offiziellen Registrierungen kümmert – Namen, Familienbündnisse, Ehen, Verträge. Jede größere Stadt hat eine Zweigstelle. Wenn wir einen gemeinsamen Nachnamen wählen, müssen wir ihn dort eintragen lassen. Sobald das passiert, gilt es als offiziell."

Emilia sah begeistert aus. „Das klingt perfekt! Und könnten wir dann wirklich alle denselben Nachnamen tragen?"

Alex nickte, blieb aber ernst. „Ja. Es gibt keine Begrenzung für die Anzahl der Familienmitglieder, die denselben Nachnamen tragen können. Aber wenn es um Ehen geht, gibt es ein paar Besonderheiten."

Jake lachte leise. „Besonderheiten ist eine nette Umschreibung. Du darfst zwar einen Ehepartner haben, egal welchen Geschlechts, aber alle anderen gelten offiziell als Mätressen oder Konkubinen. Das ist der rechtliche Begriff."

Emilia wirkte verwirrt. „Mätressen? Konkubinen? Wirklich? Und wie viele sind erlaubt?"

Die Jungs antworteten synchron. „Höchstens 50."

Emilia riss die Augen auf. „50?! Wer würde sich so etwas antun?"

Felix grinste. „Glaub mir, es gibt ein paar Verrückte, die das durchziehen. Aber normalerweise bleiben die meisten unter 10, weil es ab der elften Person teuer wird. Pro zusätzlicher Registrierung zahlst du zwei silberne Kronen."

Emilia schüttelte den Kopf ungläubig. „Das ist einfach nur absurd."

Chaylin lachte leise. „Weißt du, kleine Sonne, im letzten Leben hatten wir auch so eine Situation. Wir wollten uns als Familie registrieren, aber wir konnten uns nicht darauf einigen, wer Ehepartner Nummer eins sein sollte. Es war ein einziges Chaos."

Emilia hob eine Augenbraue. „Und was habt ihr gemacht?"

Chaylin grinste breit. „Jake hat den Beamten im Bürgerkonsortium so die Hölle heiß gemacht, dass sie schließlich für fünf Goldkronen einwilligten, uns alle als Ehepartner Nummer eins einzutragen."

Jake schnaubte. „Die hatten keine Wahl. Felix und ich traten damals als Einheit auf, wir nahmen die Sünde der List mit, auch bekannt als die Sünde der Bekehrung. Wir haben ihnen ziemlich klar gemacht, dass sie besser einlenken sollten."

Felix nickte zustimmend. „Ich glaube, der Schreiber hat bis heute Albträume von diesem Tag."

Emilia schüttelte den Kopf, konnte sich ein Lächeln aber nicht verkneifen. „Ihr seid einfach unglaublich. Aber diesmal wird es kein Chaos geben. Wir werden uns einen Namen überlegen, der uns alle vereint – als Familie."

Annette lachte herzlich. „Emilia, deine Männer sind wirklich unglaublich. Ich werde glatt eifersüchtig, wenn ich sehe, wie sehr sie dich lieben. Ich hätte auch gerne so eine Verbindung – zu jemandem, in den ich mich verliebe."

Emilia strahlte aufgeregt. „Annette, hast du wirklich keine aktuelle Flamme? Das können wir ändern! Lass mich nur machen. Ich habe ein Händchen für Verkupplungen, wirklich. Ich sehe es schon ganz klar: In naher Zukunft wirst du heiraten!"

Annette schmunzelte herzlich und lehnte sich entspannt zurück. „Ach, ist das so, Emilia? Und deine Vision? Wie sieht mein zukünftiger Gatte aus?"

Emilia, zuerst verlegen, fing an, nachzudenken. Sie musterte Annette intensiv, und plötzlich überkam sie eine Ahnung. Sie schloss kurz die Augen, ihre Stirn legte sich in Falten, bevor sie die Antwort fand. „Nein... du wirst keinen Gatten haben. Irgendwie fühle ich das nicht. Annette, kann es sein, dass du dich mehr zu Frauen hingezogen fühlst?"

Annette lachte erneut, dieses Mal herzlicher und überraschter. „Emilia, das ist unglaublich. Deine Schamanenseite ist wirklich erstaunlich entwickelt. Du hast vollkommen recht. Ich will keinen männlichen Gatten."

Die Jungs verstummten für einen Moment, bevor alle fast gleichzeitig reagierten.

Felix grinste breit und verschränkte die Arme. „Annette, das macht dich ja noch interessanter. Vielleicht solltest du Chaylin mal näher kennenlernen – sie ist ja gerade erst dabei, sich in ihrer neuen Rolle als Frau zurechtzufinden."
Chaylin zog eine Augenbraue hoch, funkelte Felix an und konterte trocken: „Felix, nicht jede Frau springt sofort auf mich an, nur weil ich jetzt Brüste habe. Reiß dich mal zusammen."

Gray nickte zustimmend. „Ich muss Chaylin zustimmen. Nicht jeder hat deinen fragwürdigen Charme, Felix."
Ash beobachtete Annette mit einem nachdenklichen Ausdruck. „Interessant. Annette, du wirkst wie jemand, der genau weiß, was sie will. Vielleicht sollten wir auf Emilias Schamaneninstinkt vertrauen. Sie liegt erstaunlich oft richtig."

Jake, der das Gespräch bisher schweigend verfolgt hatte, hob eine Augenbraue. „Das erklärt zumindest, warum du so ruhig und entspannt bist. Du weißt, was du willst, und das ist ziemlich beeindruckend."
Emilia nickte begeistert. „Ich wusste es! Annette, du bist so stark und unabhängig, dass du jemanden brauchst, der wirklich zu dir passt. Ich werde jemanden finden, der perfekt zu dir passt, glaub mir."

Annette lachte und hob ihre Hände. „Emilia, ich überlasse das ganz dir. Aber ich muss sagen, du bist wirklich gut."
Die Runde lachte gemeinsam, und Annette fühlte sich trotz der neckenden Bemerkungen der Jungs sichtlich wohl.

Annette hob eine Augenbraue und blickte in die Runde. „Nun, was habt ihr vor? Wie soll es weitergehen? Fangt ihr schon mit eurem geschäftlichen Vorhaben an oder laufen parallel andere Pläne?"

Emilia nickte und lächelte entschuldigend. „Ich glaube, die Jungs wollen zuerst in den Schattenschacht. Wenn wir alle gemeinsam gehen, erkunden wir ihn und versuchen, Antworten zu finden. Wir haben noch einige Dinge am Laufen, aber danach wollen wir unser Geschäft verwirklichen."
Annette wirkte erstaunt. „Der Schattenschacht? Das ist gefährlich. Ich hoffe, ihr habt eine aktuelle Karte dieses Labyrinths."

Jake sah sie überrascht an. „Annette, du weißt, was der Schattenschacht ist?"

Annette grinste leicht und verschränkte die Arme. „Oh, natürlich. Ich bin kompetent und versiert, Jake. Kontakte sind das A und O im Handel. Als Händlerin höre ich so einiges, und der Schattenschacht ist kein Geheimnis für mich."
Chaylin warf ein. „Wir haben keine Karte. Ich habe schon lange gesucht, aber alles, was ich gefunden habe, ist veraltet. Nichts, was wirklich nützlich wäre."

Annette ließ ihren Blick durch die Gruppe schweifen und lächelte. „Nun, das trifft sich gut. Ich habe eine aktuelle Karte des Schattenschachts. Die kann ich euch verkaufen – nicht verschenken."
Emilia sah sie verblüfft an. „Du hast eine aktuelle Karte? Wenn du sie uns nur leihen könntest..."

Jake schaltete sich ein, bereits im Verhandlungsmodus. „Wie viel willst du dafür? Was kostet der Kauf?"
Annette hob eine Hand. „Die Karte macht normalerweise 5 Goldkronen. Aber weil Emilia eine Freundin ist, gibt es den Freundschaftspreis: 3 Goldkronen. Ich hoffe, das legt den Grundstein für eine geschäftliche Beziehung zwischen meinem Unternehmen und eurem."

Emilia blickte kurz zu Jake und ließ ihn das Verhandeln übernehmen.

Jake nickte und erwiderte kühl. „3 Goldkronen sind kein Problem, wenn wir dafür eine aktuelle Karte von jemandem so zuverlässigen wie dir bekommen. Aber sag mir, Annette, hast du die Karte überprüfen lassen? Ist sie tatsächlich aktuell?"
Annette lächelte souverän. „Jake, ich verkaufe nur Ware, die ich überprüft habe. Keine Sorge. Die Karte ist authentisch und auf dem neuesten Stand. Allerdings habe ich sie gerade nicht bei mir. Ich kann sie euch morgen bringen, wenn es euch recht ist."

Die Gruppe entspannte sich merklich. Chaylin lehnte sich zurück und nickte anerkennend. „Annette, du bist wirklich unglaublich. Ich habe so lange gesucht, und du bringst sie einfach so her. Freundschaftspreis und alles." Emilia ergriff Annettes Hand und drückte sie. „Vielen Dank, Annette. Das bedeutet uns wirklich viel." Annette winkte ab. „Kein Problem. Ich freue mich, euch zu helfen – und natürlich auch auf eine zukünftige Zusammenarbeit."

Als die Stunde später wurde, verabschiedete sich Annette schließlich von der Gruppe. Emilia begleitete sie zur Tür, während die Jungs in der Küche weiterredeten.

Annette sah Emilia mit einem herzlichen Lächeln an. „Du hast wirklich eine tolle Familie, Emilia. Ich bin froh, dass du mich eingeladen hast."
Emilia erwiderte das Lächeln und umarmte sie. „Ich auch, Annette. Ich hoffe, das war nicht das letzte Mal."

Annette nickte. „Bestimmt nicht. Ich bringe euch morgen die Karte und melde mich vorher, wann ich vorbeikomme."

Mit diesen Worten verschwand Annette in die Dunkelheit der Nacht, während Emilia ihr nachsah, bevor sie zurück ins Haus ging. Die Atmosphäre war ruhig und zufrieden – zumindest für den Moment.

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