Gedanken zu Riley Spencer
Jeremys Sicht:
Ich wusste nicht, was ich von Riley Spencer halten sollte. Sie war leider sehr schwer zu durchschauen. Sie behauptete, dass sie keine ernsten Beziehungen eingehen würde.
Aber stimmte das wirklich?
War es vielleicht noch eher die Angst, dich einem anderen Menschen gegenüber öffnen zu müssen?
Sie packte all ihre Gefühle auf eine Leinwand, anstatt sie vor einer anderen Person auszusprechen.
Ich war mehr als beeindruckt von ihrem Talent, wie sie Bilder zum Leben erweckte. Normal ging ich bei Kunden von mir eher auf Abstand. Mir war es wichtig, professionell zu bleiben und in Ruhe meine Arbeit erledigen zu können. Doch leider machte mir da das Mädchen mit den langen blonden Haaren einen Strich. Wir kannten uns nicht lang und dennoch löste sie etwas ganz Bestimmtes in mir aus. Da war eine Anziehung zwischen uns in der Luft und ich war jedes Mal aus Neue erstaunt, wie ähnlich wir uns waren.
Ich hatte Riley nicht erzählt, was sich zwischen mir und Vanessa abgespielt hatte, weil es da nichts zu Erzählen gab. Wir hatten nur etwas miteinander gequatscht und ich hatte sie nach Hause gebracht, weil meine Mutter mir anerzogen hatte, dass sich so etwas gehörte. Noch nicht mal Handynummern hatten wir ausgetauscht und das war mir ganz recht so.
Eigentlich brauchte ich mich da gar nicht erst zu wundern. Jeremy Brown war nicht besonders gut, was Flirten mit Mädchen anging. Das war bis jetzt aber nie wirklich schlimm für mich gewesen. Ich hatte stets die Fotografie gehabt und hatte mich in ihr verloren.
Durch Riley war plötzlich alles anders. Ich fragte mich, ob da mehr sein könnte, als nur ein Bekannten oder Freundesverhältnis. Wenn ich an sie dachte, dann freute ich mich schon direkt auf den Tag, an den wir uns wiedersehen würden. Es gab mir so viel, in ihre Welt abzutauchen und sie dadurch besser kennenzulernen. Ich wollte wissen, wie sie war, wenn sie keine Furcht vor ihren eigenen Gefühlen hatte.
,,Und, wie läuft es so mit Riley und dir?", wurde ich von meinem Bruder Camden gefragt, als er mein Zimmer betrat, ohne anzuklopfen.
,,Da läuft nichts. Wir machen nur ihr Projekt zu Ende und dann war es das", meinte ich lässig und versuchte mir nicht anmerken zu lassen, dass mich das irgendwie traurig machte.
Ich wollte nicht, dass sich unsere Wege trennten, nachdem ich die Bilder für die Kunstausstellung gemacht hatte. Es fehlte nicht mehr viel, bis sie im Kasten waren und das war mehr als schade.
,,Bist du dir sicher? Du hast noch nie ein Mädchen mit nach Hause gebracht. Das muss doch etwas heißen ... "
,,Ich hab sie zu uns eingeladen, weil sie wissen wollte, wie man gute Fotos macht", erwiderte ich und hoffe, dass ich so falsche Gedanken aus dem Kopf meines Bruders vertreiben konnte.
,,Du bist also überhaupt nicht an Riley interessiert? Da hat dein verträumter Blick, mit dem du sie beim Abendessen angestarrt hast, etwas völlig anderes gesagt. Komm schon, du kannst mir da nichts vormachen."
Camden kam näher und setzte sich auf die freie Bettkante. Er war verdammt gut darin, mich zu durchschauen.
,,Ich bin professionell, wenn es um meine Kunden geht und das weißt du. Außerdem hat mir Riley sehr klar zu Verstehen gegeben, dass sie an keiner Beziehung interessiert sei."
Ich erwähnte nicht, dass wir uns in meinem Zimmer geküsst hatten. Manche Dinge behielt man lieber für sich selbst.
,,Das heißt nicht, dass sie ihre Meinung diesbezüglich nicht ändern kann. An deiner Stelle würde ich nicht so leicht aufgeben. Was hast du schon zu verlieren?"
Mein großer Bruder war wirklich gut darin, einem Hoffnung zu machen. Das schätzte ich besonders an ihm. Das, was er sagte, stimmte. Meinungen konnten sich ändern.
,,Ich hatte auch immer behauptet, dass ich niemals eine Beziehung wollen würde. Und jetzt bin ich schon ein ganzes Jahr mit Charly zusammen und mehr als glücklich mit ihr. Du siehst: Es ist nicht alles direkt in den Stein gemeißelt."
Das war ein guter Punkt. Ich war dazu auch noch derjenige gewesen, der zu Riley gesagt hatte, dass sie wahrscheinlich nur den Richtigen treffen musste, damit sie überzeugt davon werden konnte, dass Beziehungen schön waren.
,,Ich würde es mir für dich wünschen, dass fürs wenigstens versuchst. Sie scheint ein tolles Mädchen zu sein. Ein Versuch ist es doch auf jeden Fall wert."
Mit diesen Worten verschwand er erneut aus meinem Zimmer und ließ mich allein. Ich ging die Notizen durch, die ich mir bezüglich Rileys Vorstellungen zu den Bilder gemacht hatte und schaute mir die Testbilder an, die ich geschossen hatte. Das hier würde gut werden. Die Bilder würden Rileys Werke zum Strahlen bringen und sie konnte ihren Eltern endlich beweisen, was in ihr steckte. Ich würde alles dafür geben.
Ich machte mir neue Gedanken und schrieb mir alles auf, was mir einfiel. Ich stellte mir in meinem inneren Auge vor, wie die Bilder aussehen würden.
Selbst wenn Riley nicht auf diese Weise für mich empfand. Ich würde ihr klarmachen, dass ich nicht wollte, dass es nach der Kunstausstellung mit uns vorbei war. Ich mochte sie und ich war froh, dass sich unsere Wege gekreuzt hatten. Ich bewunderte sie und ich hoffte, dass alle anderen auch durch meine Bilder die großartige Künstlerin sehen würden, die sie war.
Es ging nicht darum, mir etwas Geld zu verdienen oder neue Bilder für meine Mappe zu bekommen. Ich machte das hier, weil ich Riley helfen wollte und fasziniert von ihr war. Ich hätte niemals gedacht, dass Kunst so komplex sein konnte und in einem einzigen Kunstwerk so viele unterschiedliche Botschaften stecken konnte.
Mich hatte es unglaublich berührt, wie sie über ihre Freundinnen gesprochen hatte und warum sie sich genau für ein Rosenmotiv entschieden hatte. Ich verstand, wieso genau dieses Werk ihr Herzstück war.
Riley war ein guter Mensch und mir tat es leid, dass sie eher verschlossen blieb und eigentlich nicht über ihre Gefühle reden wollte. Und irgendwie sagte mir eine Intuition, dass es daran lag, dass ihre Eltern kaum zuhause waren. Sie hatte keine liebevolle Familie wie ich, in der man einander alles erzählte. Sie war einsam und hatte Zuflucht in der Kunst gefunden, mit der sie sich so wundervoll ausdrückte.
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