Die violette Rose

Als Jeremy mich vier Wochen nach der Kunstausstellung fragte, ob er von mir Bilder machen könnte, willigte ich ein. Ich war ihm diesen Gefallen schuldig, nachdem er so gute Fotos für mich von meinen Kunstwerken gemacht hatte.

Wir trafen uns bei ihm zuhause und legten sofort los. Jeremy gab mir einen Hut und ich sollte damit posieren. Ich lächelte in die Kamera und hatte sogar richtig Spaß, weil es mit ihm war. Jeremy leitete mich und mir war ziemlich schnell klar, was er von mir wollte.

Nachdem wir ein paar Bilder gemacht hatten, gingen wir zu seinem Coumputer und er steckte den Stick ein, damit wir uns die Fotos auf dem Bildschirm ansehen konnten.

,,Wir haben richtig gute Bilder für meine Mappe im Kasten'', meinte der Fotograf zufrieden. Lächelnd legte ich meine Arme um ihn und atmete tief durch. ,,Du hast echt Potenzial für so etwas. Riley, ich weiß was gar nicht, was ich sagen soll. Ich hatte noch nie so ein gutes Model wie dich. Du warst so unglaublich.'' Als er das sagte, wurde ich beinahe rot. Doch Jeremy Brown war längst nicht fertig mit reden. ,,Du warst unglaublich ehrlich und authentisch, hast dazu auch noch alle meine Anweisung perfekt befolgt und umgesetzt. Bei den meisten sieht das Ganze viel zu gespielt aus. Sie kriegen es einfach nicht hin, vor einer Kamera den Schalter im Kopf umzulegen und sich vollkommen fallen zu lassen. Du hingegen bleibst ganz du selbst und lässt dich von nichts aus der Bahn bringen oder dich verunsichern. Und es wird mir immer eine Freude sein, mehr Potenzial aus dir herauszukitzeln.''

,,Hör schon auf. Ich weiß gar nicht, was ich zu so vielen Komplimenten sagen soll'', erwiderte ich und Jeremy grinste mich verschmitzt an.

,,Ich bin mit dir mehr als zufrieden und das darfst du ruhig wissen, Riley Spencer. Und soll ich dir noch etwas verraten? Ich habe mich in dich verliebt und ich würde gerne mit dir eine Beziehung führen. Was meinst du dazu?''

Vor einiger Zeit wäre genau das der Moment, an dem ich geflüchtet wäre. Niemand sollte mir jemals so nahe kommen, dass mehr entstehen könnte. Doch nun war es anders. Jeremy Brown hatte mir gezeigt, dass ich es wert war, von einem anderen Menschen geliebt zu werden. Und ich hatte schon längst Gefühle für ihn entwickelt. Es gab also keinen Grund, warum wir kein Paar sein konnte. Ich wollte es und war gespannt, wie das hier weitergehen würde.

,,Ich möchte auch eine Beziehung mit dir, Jeremy. Ich liebe dich'', sprach ich es mutig aus und trat einen Schritt näher auf Jeremy zu.

Dieser drückte mich an sich und gab mir einen Kuss, der mich fast überwältigte. Ich war diesem wunderbaren Jungen hoffnungslos verfallen. Und es sah auch nicht danach aus, dass sich dies in nächster Zeit irgendwie ändern würde. Das Wort Liebe wurde meistens einfach so vor sich hin gesagt, ohne, dass man es wirklich ernst meinte. Viele waren sich dessen eigentlich starke Bedeutung nicht wirklich bewusst.

Ich war mir dessen sehr wohl bewusst und gerade deswegen benutzte ich es nur in den seltensten Fällen, wenn ich mir wirklich sicher war, dass ich es genauso meinte. Ich benutzte das Wort in Verbindung mit ihm, weil etwas tief in meinem inneren mir versicherte, dass ich diesen Jungen tatsächlich liebte. Dass es keine temporäre kurze Schwärmerei war, die ich für ihn hatte.

Ich lebte für Jeremys Worte. Sein Lachen. Seine grenzenlose Kreativität und seine großartigen Ideen. Seinem Duft. Seinem Atem. Für seine Nähe. Für seine Berührungen und seine Küsse. Ein Leben ohne ihn, war für mich mittlerweile unvollstellbar.

***

,,Ich wusste doch, dass ihr eines Tages ein Paar sein werdet. Ich hatte das irgendwie im Gefühl, als du damals Riley mit nach Hause gebracht hast'', sagt Jeremys Bruder Camden, als Jeremy mich dieses Mal vor seiner Familie als seine Freundin vorstellte.

Seine Mutter Nora schloss mich sofort in ihre Arme und hatte sich riesig über die Blumen gefreut, die ich für sie gekauft hatte. Sie behandelte mich schon so, als würde wir uns bereits lange kennen und ich fand das wirklich sehr lieb und süß von ihr.

Der kleine Adam war zwar etwas traurig, als er erfuhr, dass ich vergeben war, doch freute sich ebenso sehr für seinen großen Bruder.

Es war jedes Mal schön, in der Gegenwart der Brown Familie zu sein. Ich fühlte mich unter ihnen absolut wohl, weil es bei ihnen so viel anders war als bei mir zuhause. Hier herrschte Lachen und so viel Liebe, das ich manchmal gar nicht so richtig wusste, wie ich damit umgehen sollte.

Meine Eltern waren alles andere als begeistert gewesen, als sie erfuhren, dass ihre Tochter mit einem Fotografen zusammen war. Doch das war okay. Es ging ja nicht darum, dass sie Jeremy gut fanden. Ich selbst konnte bestimmen, mit wem ich eine Beziehung haben wollte. Und ich wollte diese eben mit einem Menschen, der mindestens genauso kreativ war wie ich.

Ich dachte noch lange daran zurück, als ich verzweifelt gewesen war und es aufgeben wollte, eine Künstlerin zu sein. Ich war froh, dass ich es nicht getan hatte und an der Kunstausstellung teilgenommen hatte. Ansonsten hätte ich niemals Jeremy Brown kennengelernt. Und ich hätte meine Eltern nicht davon überzeugen können, dass ich mit Kunst durchaus Erfolg haben konnte.

Riley Spencer hatte ihren Platz im Leben gefunden und war glücklich wie noch nie. Am meisten freute ich mich darauf, nachdem ich die Schule beendet hatte, nach New York zu ziehen und einen neuen Lebensabschnitt zu beginnen.

Als ich die neue Stadt, in der ich von jetzt an leben würde, zum ersten Mal mit meinen eigenen Augen sah, jagte sie mir einen großen Schrecken ein. Ich hatte gerechnet, dass sie riesig und laut war, aber dennoch war ich nicht darauf vorbereitet gewesen, so viele Wolkenkratzer und Menschen zu erblicken.

Zum Glück war ich nicht allein hergezogen und Jeremy war mit mir gekommen. Er würde nicht Fotografie studieren, doch erledigte nach wie vor Aufträge, bei denen er wirklich beeindruckende Bilder machte. Er zeigte sie mir hin und wieder und bat mich um meine Meinung. Und ich ließ ihn wissen, wenn ich ein neues Gemälde gemalt hatte, damit er mir sagen konnte, wie er dieses fand.

Und obwohl mein Freund da war, waren die ersten Wochen sehr schwer für mich, weil meine besten Freundinnen nicht bei mir waren. Ashley war nach Kanada gegangen, um dort für eine Weile zu sich selbst zu finden und nebenbei an einem neuen Roman zu schreiben.

Selina zog zu Josh nach England und pflegte eine enge Freundschaft zu unseren ehemaligen Austauschpartnern.

Bianca war in Kalifornien geblieben und wie sie uns etwas später erzählte, mehr als erleichtert, dass sie nicht mehr zuhause wohnte.

Wir hatten also alle nun ein eigenes Leben uns sahen uns nicht mehr so oft wie früher. Dafür wurde es umso schöner, wenn wir uns alle trafen und Zeit miteinander verbachten. Wir hatten uns immer sehr viel zu erzählen und es war einfach toll, zu wissen, dass wir alle unser Glück gefunden hatten. Genau das hatte ich mir damals für uns gewünscht, als ich das Rosengemälde gemalt hatte.

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