Die rot/blaue Rose

Sieben Jahre nach dem Schüleraustausch - Selinas Sicht:

Es war immer ein ganz besonderer Moment, wenn man einen positiven Schwangerschaftstest in seinen Händen hielt. Da lag die Frage in der Luft, ob man das Kind behalten würde oder nicht.

Selbst wenn man sich absolut sicher war, dass man Eltern sein wollte, gab es diesen Augenblick der Unsicherheit. Ich hatte schon mal einen positiven Schwangerschaftstest gehabt und damals keine Mama sein wollen.

Doch heute war es anders. Ich war bereit und wollte dieses Mal ganz bewusst das Baby. Mir kamen regelrecht die Freudentränen, als ich die zwei Striche sah und ich wusste nicht, wie ich mit so viel Glück umgehen sollte. Ich konnte es kaum erwarten, meinem Mann davon zu erzählen.

,,Du scheinst ja heute besonders gute Laune zu haben'', meinte Josh, als ich strahlend die Küche betrat und es nach leckerem Essen roch.

Im Backofen war eine Lasagne, auf die ich mich schon wahnsinnig freute.

,,Das hat auch einen ganz bestimmten Grund. Komm mal kurz mit ins Bad. Ich muss dir etwas zeigen, das dich sicherlich auch sehr freuen wird.''

Vor einigen Jahren hatte mich der Weg ins Bad sehr viel Kraft gekostet, weil ich nicht gewusst hatte, wie mein Freund auf die ungewollte Schwangerschaft reagieren würde. Doch nun war es umso leichter.

Wir hatten vor einigen Wochen darüber gesprochen, dass wir demnächst gerne ein Kind in die Welt setzen könnten, und nun würde es tatsächlich wahr werden.

Ich musste gar nicht viel sagen. Josh entdeckte den Test direkt und hatte ein großes Lächeln im Gesicht, als er ihn genau begutachtet hatte.

,,Soso, wir werden also Eltern'', sprach er es laut aus und zog mich in eine liebevolle Umarmung.

,,Ja, das werden wir. Ich freue mich riesig und ich hoffe, du auch.''

,,Auf jeden Fall. Mir egal, ob es ein Mädchen oder ein Junge wird. Ich werde das kleine Kerlchen sehr lieben, das verspreche ich dir. Endlich kriegt Bella ein Geschwisterchen.''

Ich wusste jetzt schon, dass Josh ein guter Vater sein würde. Daran hatte ich nicht den geringsten Zweifel. Er würde seine Aufgabe gut machen und ich konnte mir all das mit niemanden sonst vorstellen.

,,Ja, es wurde mal Zeit. Wir sollten mehr Süßigkeiten auf Vorrat haben. Ich bekomme schon wieder diese Essattacken wie beim letzten Mal und diese überlebe ich keineswegs, wenn wir nichts mehr zuhause haben.''

,,Ich kümmere mich darum. Weiß du, ich finde es immer so surreal, dass die Natur es tatsächlich möglich gemacht hat, dass ein kleines Wesen einfach so in einem Bauch entstehen kann.''

Josh legte eine Hand auf meinen Bauch und ich schmiegte mich an seinen Körper.

,,Ich finde das auch mehr als sonderbar. Aber irgendwie ist es auch mehr als schön. Selbst wenn die neun Monate Schwangerschaft und die Geburt alles andere als leicht sein werden. Und damit ist das Ganze ja noch nicht vorbei. Dann geht der Spaß erst richtig los. Sich für ein Kind zu entscheiden und es großzuziehen, ist eine Lebensaufgabe, die definitiv nicht unterschätzt werden sollte. Jeder kann Eltern werden, aber nicht alle machen ihren Job wirklich gut. Ich freue mich, Mama sein zu dürfen und möchte zu diejenigen gehören, die ihre Aufgabe gut erfüllen.''

,,Du wirst eine gute Mutter sein, Selina'', war mein Mann davon überzeugt. ,,Ich kann dir jetzt schon sagen, dass das Kind von deinem Struktur und Ordnungsfimmel genervt sein wird.''

,,Hey!'', rief ich leicht erbost aus und wusste trotzdem, dass er es nicht so meinte.

Und zugegeben, wahrscheinlich hatte er schon etwas Recht. Vermutlich würde er derjenige von uns sein, der als ,,lässig'' und ,,cool'' gesehen wurde, wenn man bei der Mama nicht weiterkam.

Doch gerade, weil wir so unterschiedlich waren, schaffte genau das einen guten Ausgleich. Während ich eher streng sein würde, war er dafür umso entspannter.

,,Aber dafür wird dich das Kind mehr als lieben, weil du dich so toll um die Menschen kümmerst, die dir wichtig sind. Es wüsste, dass es immer zu dir kommen könnte, wenn etwas wäre und es sich stets auf dich verlassen kann. So jemanden kann man doch nur eine gute Mama nennen.''

Josh Harrison hatte es schon wieder einfach so geschafft, mit seinen Worten mein Herz zu erobern, obgleich es ihm schon längst gehörte.

,,Du wirst ein guter Papa sein, da bin ich mir jetzt schon sicher. Ich glaube ja sowieso, dass dir das Ganze leichter fallen wird als mir, weil du mit Ellie bereits jede Menge Übung hattest und Erfahrung sammeln konntest. Das Kind wird dich mindestens genauso so sehr lieben wie ich dich.'' Josh verwickelte mich in einen Kuss, in dem so viel Enthusiasmus für die bevorstehende gemeinsame Zukunft steckte. ,,Hast du irgendwelche Präferenzen, wenn es um Namen geht?''

Josh überlegte kurz.

,,Ich fände Liam oder Theo nicht schlecht. Bei Mädchennamen vielleicht Rosie oder Emma.''

Ich ließ mir seine Vorschläge durch den Kopf gehen. Um einen passenden Namen für sein Kind zu haben, brauchte es Zeit. Das konnte man nicht einfach so schnell klären, wenn es ein guter Name werden sollte.

Es war zumindest kein schlechter Anfang. Ich würde mir wahrscheinlich einige Namen im Internet ansehen und mir die Besten heraussuchen.

,,Das klingt gut. Darüber können wir ja noch in Ruhe nachdenken. Es gibt jetzt jedenfalls sehr viel zu tun. Wir brauchen ein Babybett, eine Wickelkommode, einen Kinderwagen, Strampler, Spielzeug und noch so viel mehr. All das sollten wir unbedingt rechtzeitig anschaffen.''

So war ich nun mal. Ich musste alles gut im Voraus planen, damit ich beruhigt war und mich gut fühlte. Und Josh verstand es und nahm Rücksicht darauf.

,,Okay, lass uns aber zuerst die Lasagne essen. Danach können wir gerne eine Liste machen, was wir alles zu machen haben. Dann geht es dir bestimmt sehr viel besser.''

Ich nickte zustimmend und wir gingen zurück in die Küche. Wir setzten uns an den Esstisch und diskutierten über all die Dinge, die man eben besprechen musste, wenn es um eine Schwangerschaft und der neuen Aufgabe, ein Elternteil zu sein, ging.

Ein Versprechen, dass wir uns sofort machten, war, dass wir einander immer respektieren und immer nach einem Kompromiss suchen würden, wenn wir uns mal uneinig sein sollten.

Wenn es dann in den Laden ging, um all die Babysachen zu kaufen, würden wir nicht wie damals, als wir Möbel für unsere erste gemeinsame Wohnung gekauft hatten, uns nur gegenseitig ankeifen.

Stattdessen würden wir ruhig miteinander reden und dann entscheiden, was genau wir kaufen würden.

Da war zum Beispiel auch die Frage, wer sich wann um das Kind kümmerte. Wir legten fest, dass ich vorübergehend zuhause blieb und Josh mich ablöste, wenn er erneut am Nachmittag nach Hause kam.

Und je mehr Zeit verging, desto besser greifbarer wurde das, was kommen würde.

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