3.Do Me A Favor

»And do me a favor, and ask, if you need some help
She said, do me a favor, and stop flattering yourself
And to tear apart the ties that bind
Perhaps "fuck off" might be too kind«

- Do Me A Favour, Arctic Monkeys


Das Essen sah aus wie ausgespuckt. Sebastian muste hart an sich halten um nicht angeekelt das Gesicht zu verziehen. Ohne einen Kommentar folgte er Jim, welcher nach drei Schritten aber bemerkte das Sebastian ihm folgte und sich umdrehte. „Was tust du ?" „Ich ähm folge dir ?" „Nein tust du nicht" Sebastian schaute sich um. „Naja doch ich -" „Geh' und such dir Freunde", wiegelte Jim ab und ging schnellen Schrittes auf einen leeren Tisch zu.

Wütend schaute der Blonde sich um und entdeckte einen nur halb besetzten Tisch in der Mitte. Zögernd ging er darauf zu und setzte sich dann an das äußere Ende. Niemand beachtete ihn. Er begann zu essen, oder besser das Essen herunter zu würgen. Er hatte gerade den letzten, halbgaren Chicken Nugget aufgespießt als sich jemand ihm gegenüber hinsetzte. Der Junge war etwas jünger als er, hatte kurze rote Haare die sich mit dem Overall bissen und auffallend grüne Augen. Die Ärmel besagten Overalls hatte er hochgekrempelt sodass man die verschlungenen Tattowierungen sehen konnte.

„Ich bin Riley", sagte der Junge freundlich und schob sich eine Pommes in den Mund. „Sebastian", sagte Sebastian und nahm einen Bissen von den Chicken Nuggets. „Bist neu hier oder ?" Sebastian nickte und fragte sich gleich darauf ob das schlau war, aber Riley ging darauf nicht lange ein. „Wieso sitzt du ?" „Einbruch" Riley grinste. „Hah ich auch. Sehn' wir uns in der Schule ?" Sebastian schaute verwirrt drein. „Was ?" „Ob du 'nen Abschluss hast" „Ja hab ich" Riley lachte. „Tja scheiße für mich hätte echt noch wen da gebrauchen können der ein bisschen mehr in der Birne hat als 1+1 ist 2" Sebastian lachte nun auch und fragte sich was wohl Rileys Geschichte war. Er war jünger als er selbst, hatte keinen Abschluss aber Tattoos und saß jetzt wegen Einbruch in dieser Jugendstrafanstalt. Aber Sebastian wusste das es zu früh war um solche Fragen zu stellen also wandte er sich einem anderen Thema zu: „Sag mal woher kriegt ihr die Bücher ?" „Musst einen Wärter damit nerven oder dir Williams schnappen, der ist der Chef hier und für sowas zuständig"

„Warum ?" Sebastian nickte zu Jim hinüber. „Das Arschloch da drüben hat einen ganzen Stapel aber das ist alles nicht so meins" Riley hob die Brauen. „Du bist mit Moriarty in einer Zelle ?" Sebastian runzelte die Stirn. „Ja ?" Riley lächelte halbherzig. „Tja ich sollte mich wohl nicht zu sehr mit dir anfreunden" Sebastian erinnerte sich an die Worte des Wärters: „Mach ihn nicht kaputt"

„Wie meinst du das ?", fragte er nun wissbegierig an Riley gwandt. „Naja er hat so den Hang alle seine Zellengenossen nach und nach los zuwerden" „Wie nach und nach? Die verschwinden doch nicht einfach!" Riley hob die Schultern und grinste, beinahe entschuldigend. „Naja irgendwie schon. Einer hatte eines Nachts einen Allergieanfall und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden, hab ihn nie wieder gesehen. Das war Ruben, der letzte. Dann gab's noch Chris, der wurde nach drei Tagen von Paul abgestochen" Er deutete über Sebastians Schulter auf einen breiten Typen mit Gesichtstattoos. „Und dann noch Max. Der hat sich die Pulsadern aufgeschlitzt und sitzt jetzt angeblich in einer Psycho-Anstalt"

Sebastian lief es einen kalten Schauer den Rücken hinab. Vorsichtig schaute er zu Jim hinüber der wenig begeistert seinen Kartoffelbrei löffelte. „Gott, wie lange ist er denn schon hier ?!" „Oh", machte Riley überrascht, „Das waren nur die vom letzten Monat" Sebastian schaute zurück zu Riley der jetzt mit den Achseln zuckte. „Ist so. Vor denen gabs noch Carlos, Pete, Hans, irgend so einen Typen mit schottischem Akzent, dann noch einen mit Rasterzöpfen, der hieß glaub ich Felipe und dann noch Clay, Dave, Can, Till, Luke und Jayden. Weiß aber auch nicht so genau ob das jetzt alle sind" Unbekümmert nahm er sich jetzt einen Nugget und biss vorsichtig hinein. Angewidert legte er ihn wieder zurück.

Sebastian währenddessen verfluchte jede seiner Entscheidung die dazugeführt hatte das er jetzt mit Jim Moriarty in einer Zelle war. Riley merkte sein verändertes Verhalten. „Ey Mann ich wollte dich jetzt nicht verstören oder so", versuchte er ihn wenig erfolgreich aufzumuntern, „Vielleicht versteht ihr euch ja ganz gut"

Lustlos und seinen Grabstein schon vor den Augen biss Sebastian in eine Pommes. „Ja", grummelte er, „Vielleicht"

- † -

Die ganze erste Nacht tat Sebastian kein Auge zu. Er hörte wie die anderen Insassen schnarchten und stöhnten. Er versuchte sich nicht vorzustellen wie sie es sich entweder selbst besorgten oder ihren Zellengenossen fickten. Er versuchte seine Gedanken auf ein anderes Thema zu konzentrieren doch das einzig andere was ihn beschäftigte war sein baldiger Tod. Er fragte sich ob er das irgendwie umgehen könnte doch ihm fiel keine machbare Methode ein, jedenfalls keine bei der er nicht noch länger einsitzen musste. Trotzdem fragte er Riley am nächsten Tag ob er wüsste wo man ein Messer herbekäme.

„Was willst du mit einem Messer ?" „Naja" Sebastian schaute zu Jim hinüber der wieder alleine an seinem Platz saß, „Ihn abstechen bevor er mich absticht" Riley lachte. „Der hat noch nie einen abgestochen. Eben nur verschwinden lassen" Sebastian seufzte. „Egal Hauptsache ich kann mich verteidigen" Riley ließ seinen Blick kurz über die Wärter schweifen und beugte sich dann vor. „Mein Cousin kann eins besorgen. Wird aber sehr klein sein" „Egal Hauptsache irgendetwas"

Riley lehnte sich zurück. „Okay. Dauert aber ein bisschen. Besuchszeiten sind nur Dienstags und Donnerstags, weiß nicht ob er das bis dann schafft. Vorallem nicht für lau" Sebastian befeuchtete sich die Lippen. „Wie viel will er ?" Riley zuckte mit den Achseln. „Hundert..." „Hundert ?!" Riley hob eine rote Braue. „Hängst du an deinem Leben oder nicht ?" Sebastian seufzte. „Ja schön. Das Geld ist Dienstag auf seinem Konto" Riley grinste. „Du bist ja süß Frischling, willst du das wir auffliegen ? Nur Bargeld" Sebastian seufzte. „In Ordnung. Wohin ?" „Es gibt da einen toten Briefkasten in der King Edwards Street" „Okay, ist Dienstag da" Riley nickte zufrieden. „Gut. Ich sag ihm Bescheid"

„Ich muss telefonieren", ließ Sebastian den Wärter wissen welcher ihn zurück in seine Zelle führen sollte. „Jetzt ? Mit wem ?", grunzte der Mann und zog Sebastian am Kragen in eine andere Richtung. „Mit meiner Schwester. Ist wichtig" Der Wachmann brachte ihn in einen Gang mit Telefonen, jeweils ein wenig abgeschirmt durch Plastikwände. Er brachte Sebastian in eine dieser halboffenen Zellen und trat dann einige Meter zurück um ihm ein wenig Privatsphäre zu geben. Unbeholfen nahm Sebastian den Hörer von der Wand und begann die Handynummer Selenias einzugeben.

„Hallo ?" „Hey" „Sebastian! Was -" „Du musst mir einen Gefallen tun" „Um was geht es ?" „Geld. Ich muss-", er schaute sich um und überlegte fieberhaft wie er es ihr erkären konnte ohne verdächtig zu werden. Er wusste das die Telefonate aller aufgezeichnet und überprüft wurden das hatten sie ihm gnädigerweise erklärt als er seine neuen Sachen bekommen hatte. Er hörte sie seufzen. „Du musst was ?" „Du musst", murmelte er, „Du musst mich besuchen, Morgen, möglichst früh" „Warum ?" „Ich kann dir nicht mehr sagen. Kriegst du das hin ?" „Bitte sag mir das du keinen Ärger am Hals hast. Ich kann Sam mitbringen er ist zwar noch kein fertiger Anwalt aber -"

„Ich hab keinen Ärger"

„Okay"

Einige Sekunden schwiegen sie, dann sah Sebastian wie der Wachmann, sein Namensschild wies ihn als Righetti aus, auf seine Uhr tippte. „Kannst du morgen früh hier sein ?", hakte Sebastian deswegen nach. Er hörte beinahe wie sie dachte, die verschiedenen Szenarien durchspielte. „Ja ich – okay. Ich schaffe das" „Gut. Ich muss Schluss machen. Bestell Mum Grüße" Schnell legte er auf bevor Righetti in Hörweite war.

„Und was war jetzt so wichtig ?", fragte der Wärter grummelnd während sie in den Zellengang einbogen. Sebastian zögerte keine Sekunde. „Sie hatte Geburtstag"

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