Why Did You Care
Jaebum ließ sich mit seiner Antwort genüsslich Zeit, als würde er es toll finden, dass ich die Muße besaß ihn kritisch anzusehen, ohne dass ich rot wurde oder den Blickkontakt wieder brach.
Aber aus seinem Mund kam nichts.
Er schenkte mir nur ein verschwörerisches Lächeln und trank eine Schluck von dem Wein in seinem Glas.
Mich machte das wahnsinnig.
Wirklich keiner brachte es mich fertig mal über ihn aufzuklären und wieso er angeblich so gefährlich sein sollte.
Ich sah hier nur einen arroganten jungen Mann vor mir, der die Geduldsgrenze einer Studentin austesten wollte und wie lange ich wohl noch brauchen würde, um am Zeiger zu drehen und hier einfach heraus marschieren würde.
Mittlerweile tauchte die Kellnerin wieder auf, und anstatt uns nach dem Essen zu fragen, was wir haben wollten, servierte sie einfach etwas.
Auf meinem Teller lag die wohl gelungenste Lasagne, die ich in meinem Leben gesehen hatte und das waren eine Menge, denn Lasagne war mein Lieblingsessen.
Als Getränk wurde mir Kirschwasser in ein Extraglas gekippt.
Lasagne? Kirschwasser? Woher zum Teufel wusste er, was ich gerne aß und trank?
Warnten mich alle etwa, weil er neben anderen überdrehten Gerüchten über Deale mit der Yakuza, auch noch Stalker war?
Oh Gott...
Wie viel wusste er von mir?
Hatte er irgendwie noch herausgefunden, dass ich Jungfrau war, bevor ich auf ihn traf?
Dass ich total langweilig war?
Dass ich eine Megaschwäche für Disneyzeichentrickfilme hatte?
Er hätte alles über mich wissen können, vielleicht sogar noch wo ich wohnte und dass ich mit Jin zu lange befreundet war, als dass ich sagen könnte wie lange genau.
Jaebum mir gegenüber lachte gelassen und legte den Kopf schief.
"Mit dem Essen ist doch alles okay oder?" fragte er nach und hatte meine Frage somit locker ausgeschwiegen, denn seine dunklen Augen und dieser durchdringende Blick ließen mich vergessen, was ich eigentlich von ihm erklärt bekommen haben wollte.
Ein wenig verdattert und überfordert nickte ich und blinzelte ein paar mal, bevor ich nach meinem Besteck griff und anfing die Lasagne auseinander zunehmen.
Mein gegenüber betrachtete mich noch einen Moment, bevor er sich an sein viel zu teuer aussehendes Steak machte, was auf mich noch halb roh wirkte.
Vielleicht war er auch ein kranker Kannibale und wollte, dass ich als nächste auf seinem Teller landete.
Innerlich schüttelte mich und ein wenig verging mir der Appetit, auch wenn ich nie eine bessere Lasagne gegessen hatte.
Obwohl ich lieber gern selber die Wahl über mein Essen gehabt hätte und immer noch wissen wollte, woher er wusste dass ich das mochte, was er mir ausgesucht haben musste, denn Zufall konnte das nicht sein und wenn, dann ein wirklich merkwürdiger.
"Deine Freundin, mit der ich dich letzte Woche gesehen habe, hat mir erzählt, du hast wegen mir Streit mit deinem besten Freund?"
Ich würde Jennie umbringen, wenn ich heute noch in unser Zimmer zurückfinden würde.
Jetzt wurde mir auch klar, wieso Jaebum wusste, warum ich Lasagne und Kirschwasser mochte.
Sie hatte mich die ganze Woche nach Sachen ausgefragt, die ich mochte.
Vermutlich hatte sie sie dann an Jaebum weitergetragen.
Für soetwas hatte er also Zeit, aber nicht um sich mit mir zu schreiben, ich war sonst nicht eifersüchtig, aber das machte mich eben rasend.
"Ich wüsste nicht was dich das angeht." grummelte ich und erstach mit meiner Gabel den Käse, den ich mir von der obersten Schicht meines Essens gezogen hatte.
"Kann ich denn nicht nachfragen? Ich will nicht Thema eines unbedeutenden Streites sein." lenkte er ab und zuckte nur locker mit den Schultern.
Oh wie würde ich ihm gerne mein Wasser ins Gesicht schütten und den Wein noch hinterher.
"Du weißt offensichtlich über alles bescheid, also muss ich dich ja nicht aufklären." warf ich ihm an den Kopf.
"Wegen was bist du denn aufeinmal so pissig auf mich? Ich hab dir eine normale Frage gestellt."
Ich versuchte mein inneres wütendes und aufgebrachtes Feuer zu löschen und Jaebum nicht mein Getränk ins Gesicht zu schütten.
"Offensichtlich, hattest du Zeit Jennie über mich auszufragen, aber nicht mit mir zu schreiben." formulierte ich meine Gedanken und legte mein Besteck ab.
Jaebum zog amüsiert eine Augenbraue hoch und hob die Mundwinkel.
Dieser Typ sah sogar bei einer so einfachen Geste zum sterben gut aus, was mich innerlich wieder anzündete.
Könnte er nicht einfach hässlich sein? Dann wäre ich noch Jungfrau und er hätte sich von mir eine Abfuhr geholt.
So einfach wäre es gewesen, aber nein, er musste ja diese unglaublichen Augen und dieses Lächeln haben, was sicherlich schon viele in den Abgrund ihres Willen gezogen hatte.
"Kirae, du brauchst nicht eifersüchtig sein. Ich wollte nur etwas über dich herausfinden. Wir hatten kaum Gelegenheit uns richtig zu unterhalten."
Ja, da es entweder mit Sex endete, oder er mir auf meine Nachrichten die Woche über nur wage und wenig geantwortet hatte.
Da gab es nichts um sich gut zu unterhalten.
Ich wurde rot, aber wusste nicht ob vor Scharm oder Wut, denn beides raste durch meine Adern wie eine durchgedrehte Wildsau.
"Du brauchst nicht besorgt zu sein. Mein Interesse liegt ganz bei dir."
Nur wusste ich nicht ob dies nun gut oder schlecht sein sollte, denn obwohl wir uns nicht oft gesehen hatten und kaum kannten, machte er Sachen in meinem Kopf, die er nicht machen sollte, wie zum Beispiel, dass er immer darin herumspukte, wenn meine Gedanken grade mal eine freie Minute hatten.
Eine Gänsehaut zog durch meinen Körper, als Jaebum sich mit den Ellenbogen auf dem Tisch abstützte und sein Gesicht zu mir lehnte.
"Wärst du mir egal, hätte ich dich nach der Nacht bei mir einfach aus meinen Wänden geschmissen. Genauso wenig hätte ich dich mit deiner Freundin in die Halle gelassen."
Er streckte eine Hand aus, um mit den Fingern eine der gelösten Strähnen aus meiner Frisur hinter mein Ohr zu stecken.
"Wärst du mir egal, hätte ich dich im Club nie angesehen, dich nie zu mir geholt und auch nicht in dem kleinen Büro unser Spielchen weitergespielt."
Ich sog die Luft ein, als er über meine Wange strich und seine Augen in meine krallte, so dass ich mich aus seinem festhaltendem Blick nicht mehr lösen konnte.
"Offensichtlich bin ich dir aber auch nicht egal."
Sein Gesicht näherte sich meinem weiter und ich zitterte und knisterte am ganzen Körper, als er mit seinem Daumen über meine Lippen strich.
"Sonst hättest du mich schon lange abgewiesen." flüsterte er und küsste mich hauchzart, bevor er sich zurücklehnte und ich ihn ansah wie ein Alien, was mich eben entführt hatte, doch er hatte recht.
Er war mir nicht egal, sondern interessierte mich vollkommen, jedoch nicht nur körperlich.
Ich wollte noch immer wissen, wieso ich vor ihm gewarnt wurde, wenn er sich selber wohl nicht als Gefahr ansah.
Aber alleine seine Anwesenheit schrie nach Gefahr, nach einer eleganten und arroganten Gefahr, die etwas mysteriöses und geheimnisvolles mit sich brachte.
Doch auch war mir bewusst, was passieren würde, würde ich wissen was es mit dieser Gefahr auf sich haben würde.
Ich wusste nicht was ihn gefährlich machte, neben seiner Ausstrahlung, aber mir war sicher, dass es nicht gut für mich enden würde, dass ich bestimmt daran kaputt gehen würde.
Er hatte mir freundlich die Hand gegeben, aber ich hatte nicht mitbekommen, dass wohl der Teufel persönlich mir die Hand gereicht und mich zum Tanz aufgefordert hatte.
Denn so stellte ich mir einen Teufel vor.
Nicht mit diesen Hörnern, wie er ein Klischeebild war, sondern als Mensch.
Unmenschlich schön, aber gefährlich und unglaublich gerissen, so wie Charmant und nie würde er sich in die Karten schauen lassen, so wie Jaebum.
Schweigend aßen wir weiter, so gut es ging versuchte ich mir nicht anmerken zu lassen, was für eine Wirkung er auf mich hatte, aber so wie ich ihn einschätzte, war er schon längst dahinter gekommen, wie er auf andere wirkte und was man über ihn dachte.
Was man von all den Gerüchten über ihn dachte, denen man im Internet begegnete.
"Da du bestimmt weißt, wer ich bin, lass mich wissen, wieso schaust du mich an, als wäre ich ein Mafioso und würde dich jeden Moment umbringen?" scherzte er und legte den Kopf wiedermal unwiderstehlich sexy schief.
"Mein Halbbruder bringt mehr mist mit sich, mich solltest du so nicht ansehen. Ich weiß was man über mich sagt und ich bin mir sicher du hast recherchiert. Was die sagen ist nicht mehr als Klatsch und Tratsch, den sie mir ins Gesicht drücken, weil ich mit der Presse nichts zu tun haben will.
Mein Vater ist ein Arschloch und ich arbeite nur für ihn, weil mir an der Musik in der Welt viel liegt und ich will, dass sie an die Jugend andere Nachrichten übermittelt, als Mütter zu ficken und Drogen zu schnorcheln." machte er mir klar.
"Ich habe auf deine Frage vorhin nicht geantwortet, weil keine meiner Antworten wahr gewesen wäre und ich will dich nicht anlügen." redete er konsequent weiter und sah mich aufeinmal unfassbar ernst an.
Ich verstand ihn.
Es war bestimmt unbeschreiblich beschissen, wenn man jeden Tag ein neues und absurderes Gerücht über sich fand, weil man nicht an die Öffentlichkeit möchte. Und dennoch kannte man ihn, dennoch wusste man wer er war und so wie ich ihn sah, schien ihm das ganze nicht zu passen.
Was er mich hatte wissen lassen, schien ihm nicht einfach über die Lippen gekommen zu sein, aber es hatte aufgeklärt, wieso er meine Frage ausgeschwiegen hatte, jedoch nicht wieso sein bester Freund mich auch gewarnt hatte.
Oder Youngjae war der Typ, der hinterrücks belanglosen Gerüchten glauben schenkte.
Aber so wirkte er in der kurzen Zeit, die ich mit ihm verbracht hatte nicht.
"Möchtest du noch mit zu mir, oder soll ich dich zur Uni zurückbringen?" fragte er mich, als er gezahlt hatte, und das so geschickt, dass ich den Preis weder gesehen, noch gehört hatte.
Ich überlegte.
Es war Wochenende.
Klar waren meine Eltern da, aber die wären jetzt wohl in ihrem Hotel, und nicht mehr mit Jins Eltern bei ihm.
Jennie würde mich über den ganzen Abend ausfragen und bestimmt noch wissen wollen, wieso ich nicht wieder bei Jaebum blieb.
"Falls du denkst, dass ich dich ins Bett kriegen will, kann ich dich beruhigen, ich hab im Moment keine nerven für Sex oder ähnliches.
Wir können einfach nur reden.
Du erfährst etwas über mich und ich über dich. Nebenbei können wir irgendwas im Fernseher schauen oder uns auf die Terrasse setzen und in die Nacht schauen.
Ich verspreche dir, ich habe keine Hintergedanken." erklärte er mir und sah mich völlig müde und ausgelaugt aus, was ihn wesentlich älter wirken ließ, als er tatsächlich war.
Ich nickte.
"Ich komm noch mit zu dir."
Was er mir angeboten hatte klang wesentlich vielversprechender, als mich wieder in die Realität zu stürzen und die bestand aus dem Streit mit Jin, dass Lisa hinter dem Wissen her war, dass ich mit Jaebum geschlafen hatte und dass Jennie mich morgen wohl ernsthaft verhören würde.
Vielleicht könnte ich mich auch noch bis Montagmorgen bei Jaebum herumdrücken, so dass ich dem noch ein wenig länger aus dem Weg ging, aber dann würden mir meine Eltern im Nacken sitzen, die mich über Telefon die Woche gefragt hatten, ob ich mit ihnen, Jin und Jins Eltern in ein Cafe gehen wollte, von dem sie im Radio gehört hatten, dass es gut sein solle.
Und ich hatte zugestimmt.
Jin wusste davon, ich hatte es ihm selber erzählt, aber ihn schien es kalt gelassen zu haben.
Er trieb sich lieber mit seinem chaotischen Mitbewohner herum.
Wenn der nun sein neuer bester Freund war, dann bitte ich hatte Jennie und Lisa und ihren Bruder, so wie Jaebum, obwohl ich ihn nicht zu meinen Freunden zählen konnte.
Ich wusste nicht mal was für eine Rolle er nun spielen sollte, aber eine der Hauptrollen im Film meines Lebens hatte er definitiv gewonnen.
Gemeinsam verließen wir das Restaurant und er führte mich zu dem gleichen Audi, den er hatte, als wir vom Club aus zu ihm gefahren sind.
Jaebum hielt mir die Beifahrerseite offen und stumm stieg ich ein.
Als er den Wagen startete, dudelte leise Musik von einer CD, die er eingelegt hatte und die mich nicht sonderlich störte, die sogar beruhigend war.
Seoul bei Nacht war, als wäre man in einer völlig anderen Welt.
Es war dunkel und noch immer trieben sich unzählige Menschen auf den Straßen herum, auch hatten noch viele Läden offen.
Da wo ich herkam, hatte es dies nie gegeben.
Punkt sieben hatte alles zugemacht, sogar das kleine Kino was das Kuhkaff besaß, aus dem ich hergezogen war.
Obwohl ich nun ein paar Wochen hier war und auch öfters mit Jennie abends in irgendeinem Fast-Food-Laden saß, hatte ich mich nicht an das moderne und grelle Farbenspiel der Werbe- und Leuchttafeln gewöhnt, was sich durch die Straßen des Kern Seouls zog.
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